Die Stadt der weißen Musiker - Bachtyar Ali

  • Die Stadt der weißen Musiker

    Bachtyar Ali

    Erschienen im Unionsverlag 2017

    Übersetzt aus dem Kurdischen (Sorani)

    von Peschawa Fatah

    Hardcover, 426 Seiten

    ISBN 978-3-293-00520-4


    Der Autor (Verlagsangabe)

    Bachtyar Ali wurde 1966 in Sulaimaniya (Nordirak) geboren. 1983 geriet er durch sein Engagement in den Studentenprotesten in Konflikt mit der Diktatur Saddam Husseins. Er brach sein Geologiestudium ab, um sich der Poesie zu widmen. Sein erster Gedichtband Gunah w Karnaval (Sünde und Karneval) erschien 1992. Sein Werk umfasst Romane, Gedichte und Essays. Er lebt seit Mitte der Neunzigerjahre in Deutschland. 2017 wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet.


    Inhalt (Verlagsangabe)

    Als man dem kleinen Dschaladat die Flöte zum ersten Mal in die Hand drückt, entlockt er ihr sofort Klänge, die alle verzaubern. Der alte Sufi Ishaki Lewzerin nimmt ihn und seinen Freund in die Berge mit, um sein geheimes Wissen weiterzugeben.

    Als der Krieg und die Bombardements beginnen, wandern die drei Flötisten von Dorf zu Dorf. In einer riesigen, namenlosen Stadt der Bordelle muss Dschaladat in einer Tanzkapelle seine ganze Kunst des Flötenspiels wieder verlernen, um nicht aufzufallen. Das rätselhafte Mädchen Dalia beschützt ihn, weiht ihn ein in ihre Geheimnisse und führt ihn auf einen Weg in die Tiefen seines Landes, der unsere Vorstellungskraft übersteigt.


    Meine Meinung

    Tatsächlich wird die Geschichte von zwei Menschen erzählt. Dem Schriftsteller Ali Sharafiar und dem Helden des Buches Dschaladat. Und mit den beiden Erzählern beginnt schon eine der zentralen Fragen des Buches. Was ist wichtiger: Die Wahrheit oder die schöne und phantasievolle Darstellung? Welche Bedeutung haben die Kunst und die Schönheit in einer von Schrecken erfüllten Welt? Wozu überhaupt weiterleben, wenn Krieg, Folter und Grausamkeit die Herrschaft übernommen haben und Menschlichkeit, Freundschaft und Liebe nur im Verborgenen leben können? Ist Verzeihung oder Versöhnung überhaupt möglich?

    All diese Fragen behandelt dieses Buch auf poetische, bildhafte, manchmal fast träumerische Weise. Gleichzeitig bricht die brutale Realität in aller Grausamkeit ins Leben Dschaladats und seiner Weggenossen ein.

    Wer sich Zeit nimmt, findet Bezüge zu Mythen und Märchen, nicht nur des Orients.

    Allerdings – es ist ein hartes Buch, bei aller Schönheit. Mich hat es – zusammen mit den aktuellen Nachrichten über neue Kriegshandlungen in den Kurdengebieten - sehr ins Zweifeln gebracht, ob ein wirklich menschliches Zusammenleben in diesen Regionen überhaupt noch möglich sein kann. Vielleicht nicht nur in dieser krisengeschüttelten Region.

    Dennoch lohnt es sich, dieses Buch zu lesen und sich in eine ganz besondere Welt entführen zu lassen.

    9 Punkte