Elena Ferrante - Die Geschichte des verlorenen Kindes

  • Gebundene Ausgabe: 614 Seiten

    Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 1 (2. Februar 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3518425765

    ISBN-13: 978-3518425763

    Originaltitel: Storia della bambina perduta



    Kurzbeschreibung


    Elena ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt, aus Liebe. Die beste Entscheidung ihres ganzen Lebens, glaubt sie, doch als sich ihr nach und nach die ganze Wahrheit über den geliebten Mann offenbart, fällt sie ins Bodenlose. Lila, die ihren Schicksalsort nie verlassen hat, ist eine erfolgreiche Unternehmerin geworden, aber dieser Erfolg kommt sie teuer zu stehen. Denn sie gerät zusehends in die grausame, chauvinistische Welt des verbrecherischen Neapels, eine Welt, die sie Zeit ihres Lebens verabscheut und bekämpft hat.

    Bei allen Verwerfungen und Rivalitäten, die ihre lange gemeinsamen Geschichte prägen – Lila und Elena halten einander die Treue, und fast scheint das Glück eine späte Möglichkeit. Aber beide haben sie übersehen, dass ihre hartnäckigsten Verehrer im Lauf der Jahre zu erbitterten Feinden geworden sind.



    Autorin


    Elena Ferrante ist die große Unbekannte der Gegenwartsliteratur. In Neapel geboren, hat sie sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden.

    Ihre Neapolitanische Saga trägt, wie der erste Band daraus, den Titel »Meine geniale Freundin« und ist ein weltweiter Bestseller. Die vier Bände – »Meine geniale Freundin«, »Die Geschichte eines neuen Namens«, »Die Geschichte der getrennten Wege« und »Die Geschichte des verlorenen Kindes« – werden bis zum Frühjahr 2018 im Suhrkamp Verlag veröffentlicht.



    Meine Meinung


    Da ich eben erst den 3. Band beendet habe, sind mir alle Figuren noch präsent. Für die anderen Leser werden zu Beginn des Buches alle kurz beschrieben und außerdem ist ein Buchzeichen mit Personenregister eingelegt. Nach meinem Dafürhalten ist es auf jeden Fall sinnvoll, in der richtigen Reihenfolge zu lesen, ich denke Quereinsteiger wird es sehr schwer fallen, die Handlung mit viel Spaß zu verfolgen. Das Cover ist wieder sehr geschmackvoll und passt hervorragend zu den Vorgängerbänden.


    Mittlerweile sind Lila und Elena im reiferen Alter. Elena will mit ihren beiden Töchtern den Absprung aus der Ehe mit Pietro zugunsten ihres Jugendschwarms Nino schaffen. Nino hingegen wird mir in diesem letzten Band nicht sympathischer. Er besticht durch Flirts und Affären mit anderen Frauen, die ihm in irgendeiner Form nützlich sein könnten, trotzdem bleibt seine Favoritin nach wie vor Lila. Er erinnert mich sehr an seinen Vater Donato. Auf ihn zu bauen, das kann für Elena nur mit einer großen Enttäuschung bzw. einem Disaster enden, aber es drängte sich mir das Gefühl auf, daß sie ihm hörig ist. Als Autorin ist sie erfolgreich, obwohl sie gerade in ihrer Heimat viele Kritiker hat. Der Spagat zwischen Schreiben, Verlagsreisen und Kindern bleibt schwierig.


    Lila hingegen interessiert nur Rione und ihre heimischen Umgebung, sie wollte nie weg. Mittlerweile ist sie eine angesehene Geschäftsfrau, Wohltäterin, gibt vielen arbeitssuchenden Freunden/Nachbarn eine Job in ihrer Firma, gilt als absolute Respektsperson. Aber auch die Themen Mafia, Gewalt und Korruption werden nicht vergessen und ausgeblendet.


    Zur gleichen Zeit werden Elena und Lila wieder Mutter. Hier setzt sich die Rivalität, Eifersucht, das Buhlen um die Gunst der Kinder fort und erst im letzten Drittel erfährt der Leser wie es zum Titel des Buches kommen konnte und man taucht tief in die Psyche der beiden ein. Die Erinnerungen bastelt sich aber jeder so, wie es ihm am besten passt. Auch im Alter und am Ende besticht diese Freundschaft durch ein ständiges Auf und Ab.


    Die politische Situation in Italien wird immer wieder kurz gestreift und verleiht der Geschichte Authentizität. Das Ende (mehr sage ich dazu nicht) dieser vierbändigen Geschichte um eine Freundschaft mit all ihren Facetten schlägt eine Brücke zum Beginn des ersten Bandes und hat mir persönlich gut gefallen.


    Beim Start dieser Tetralogie hatte ich nicht erwartet, daß die Autorin mich mit ihrer Geschichte so in ihren Bann zieht und fesselt. Für mich war dieser 4. Band der Stärkste, denn er hatte keinerlei Längen, sondern er war prall gefüllt mit der Beschreibung des Zeitgeistes und dieser lebenslangen Freundschaft. Ich werde diese Bücher sehr gerne weiter empfehlen!

  • Elena Greco, genannt Lenù, ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt - und zwar aus Liebe. Sie ist davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Doch als sich ihr allmählich die ganze Wahrheit über den geliebten Mann offenbart, fällt sie ins Bodenlose. Raffaela Cerullo, genannt Lila, die Neapel nie verlassen hat, ist eine erfolgreiche Unternehmerin geworden. Aber dieser Erfolg kommt sie teuer zu stehen.


    „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der vierte Band der Bestsellerreihe von Elena Ferrante und bildet den Abschluss der neapolitanischen Saga.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus zwei Teilen ("Reife" und "Alter), die wiederum in mehrere kurze Kapitel untergliedert sind. Zudem gibt es einen Epilog. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Elena.

    Der Schreibstil gefällt mir unglaublich gut. Er ist flüssig und angenehm zu lesen, allerdings nicht anspruchslos.


    Auch inhaltlich konnte mich der vierte Teil überzeugen. Die Hauptprotagonisten sind aus den Vorgängerbänden bekannt. Sie werden authentisch dargestellt.


    Nach wie vor steht die Freundschaft von Lenù und Lila im Vordergrund. Aber auch Liebe, Tod und einige andere Themen mehr machen den vierten Teil der Saga zu einer interessanten Lektüre. Wie schon bei den vorangegangenen Bänden finde ich es super, dass man ganz nebenbei einiges über die Stadt Neapel und die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe dieser Zeit lernt.


    Die Handlung ist erneut stimmig und kann mit einigen unerwarteten Ereignissen und Wendungen überraschen. So wurde der Roman trotz der eher hohen Seitenzahl nicht langatmig, sondern blieb unterhaltsam.


    Ein Pluspunkt ist die Übersicht über die Namen und Personen zu Beginn des Romans. Die kurze Zusammenfassung hilft dabei, die Zusammenhänge besser zu verstehen.


    Das Cover lehnt sich an den Look der Vorgängerbände an und gefällt mir wieder sehr gut. Positiv finde ich auch, dass man sich beim deutschen Titel wieder am italienischen Original orientiert hat.


    Mein Fazit:

    „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der gelungene Abschluss der neapolitanischen Saga von Elena Ferrante. Ich kann nicht nur den finalen Band der Tetralogie, sondern sogar die gesamte Reihe wärmstens empfehlen.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.