Oroszlany, Tibor: Take The Cross!

  • Diese „Kleinigkeit“ soll zeigen wie unterbewusst unfair wir eigentlich unsere Mitmenschen leider oftmals behandeln, und wie schnell die gedankliche Schublade auf und zugeht:

    Wir werfen die beiden Jungs einfach in einen Topf und stellen ehrbare wie hinterlistige Absichten auf die gleiche Stufe. Aus Informationsmangel oder Bequemlichkeit heraus und auch deshalb, weil wir in einer schlechten Welt einfach nicht mehr mit guten Seelen rechnen. (Seite 67)


    230 Seiten, etliche farb. Illustrationen, gebunden

    Verlag: St. Stefani Verlags GmbH, Metten 2017

    ISBN-13: 978-3-9819326-0-7

    Weder im VlB noch bei Amazon gelistet



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Sophie hat gerade eine Enttäuschung erlebt und stößt in Gedanken versunken auf dem Gehsteig mit einem jungen Mann zusammen, den sie aus Verärgerung auch noch anschreit. Kaum ist dieser seines Weges gegangen, bemerkt sie, daß er einen Kreuzanhänger verloren hat und nimmt diesen an sich. Später will sie ihm diesen Talismann, wie sie es nennt, zurückbringen. Dabei ergibt sich ein Gespräch, und sie freunden sich an.

    Aber hat ihre Beziehung überhaupt eine Chance? Er gläubiger Katholik, sie aus einer atheistischen Umgebung kommend, von einer männerhassenden Mutter erzogen. Die Umwelt macht es ihnen jedenfalls alles andere als leicht. Ausgang ungewiß.



    Über den Autor ...


    ... habe ich leider absolut nichts gefunden.


    Informationen im Internet:

    - Die Webseite des Verlages
    - Hier ist eine Leseprobe zu finden


    Vorbemerkung


    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein katholisch geprägter Roman; demgemäß gehören die Themen Religion und Glaube mit zum Buch. Da die Thematik nicht nur eine einfache Liebesgeschichte von Peter und Sophie beinhaltet, habe ich in Belletristik einsortiert.


    Meine Meinung


    Viele Bücher beziehen ihre Spannung aus Gegenpolen, so auch hier: christlich-katholisch gegen Atheismus. Das ist, wie recht bald deutlich wird, das Thema des Buches. Durch einen Zufall bin ich auf den Roman aufmerksam geworden und er blieb, da ich diese Konstellation sehr interessant finde, nur wenige Tage ungelesen im Regal. Nun habe ich die Schwierigkeit, eine Rezension schreiben zu wollen.


    Eigentlich, ja eigentlich würde ich das Buch gerne über den grünen Klee hinaus loben, denn es bringt mehrere Sympathiepunkte mit sich: angefangen vom Thema, dem Setting (nur sehr wenige Romane des Genres sind in einem katholischen Milieu angesiedelt, meist ist es evangelisch bis evangelikal) über die Ausstattung (gebunden!) bis hin zum katholischen Kleinverlag (ein solcher hat es heute ja nun nicht gerade leicht). Und im Prinzip hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Wäre da nur nicht die Liste von Kritikpunkten die ich mir während des Lesens gemacht habe, und die in eine Rezension mit einfließen müssen.


    Das fängt damit an, daß ich nicht so recht weiß, für welche Zielgruppe das Buch geschrieben wurde. Wer es lesen, und was damit erreicht werden soll. Vom Schreibstil und dem Alter der Protagonisten her vermutlich eher für ein jüngeres Publikum gedacht, ist es jedoch im Großdruck erschienen - also eher für ältere. Vom Satzspiegel, der es praktisch unmöglich macht, das Buch beim Lesen so zu halten, daß die Finger nicht auf dem Text ruhen, ganz zu schweigen.


    Das meiner Meinung nach größte Problem ist jedoch, daß der Autor zu viel in das Buch hineingepackt hat: nämlich schlichtweg alles, was ihm zum Thema eingefallen ist. Hier wäre weniger wirklich deutlich mehr gewesen. Dadurch hatte ich an manchen Stellen, selbst wenn sie durchaus nicht so geschrieben waren, den Eindruck, als wolle der Autor missionieren. Etwas, was ich in einem Roman, der (vermutlich) möglichst viele Menschen ansprechen soll, nicht so passend finde. Information an passenden Stellen hineinpacken, ja gewiß, aber so in die Handlung integriert, daß sie nicht sonderlich auffallen bzw. man das Gefühl hat, das muß jetzt da stehen, weil es zum Verständnis notwendig ist. Dann wiederum tauchen Ausdrücke auf, die heute möglicherweise sogar manche Katholiken nicht gleich verstehen, „Ambo“ zum Beispiel (= „Lesepult“ für Lesung, Evangelium und Fürbitten im katholischen Gottesdienst, vgl. S. 43). Auf der anderen Seite jedoch empfand ich es über weite Strecken sehr erholsam, einen mir vertrauten katholischen und nicht, wie das in den meisten christlich geprägten Romanen der Fall ist, einen evangelischen Gottesdienst beschrieben zu finden.


    Inwieweit heute ein Pfarrer noch mit „Hochwürden“ angesprochen wird, weiß ich nicht. In ländlichen katholischen Gebieten möglicherweise, ich kenne das jedenfalls noch aus meiner Jugend (wobei zu erwähnen wäre, daß ich in einer mittleren Stadt aufgewachsen bin). Etwas schmunzeln mußte ich bei den Szenen mit Pfarrer Richard, der erinnerte mich in manchem an einen Pater, den ich in meiner Jugend gut kannte und mit dem viel Kontakt hatte, dadurch wurden diese doch sehr lebendig für mich.


    Etwas schwer tue ich mich mit der Beurteilung des Stils. Möglicherweise weil ich direkt vorher einen Roman gelesen hatte, von dessen ganz anderem Stil ich mich mental nicht so rasch verabschieden konnte, erschien es mir hier zu Beginn etwas holzschnittartig. Nachdem ich mich eingelesen hatte, gab sich das jedoch. Auch wenn manche Szenen etwas knapp beschrieben waren, manche Entwicklung recht schnell ging, hatte ich sehr bald das oft erwähnte Kopfkino am Laufen und das Gefühl, mitten drin dabei zu sein.


    Immer wieder gibt es Anspielungen, die mich teilweise zum Schmunzeln brachten (etwa wenn ich an Stellen aus dem „Brandner Kaspar“ denken mußte), zum Nachdenken, wenn eine Schlüsselszene an eine ebensolche in dem Film „In-Lawfully Yours“ erinnerte (den der Autor mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht kennt), oder wenn offensichtlich Parallelen und aktuelle Bezüge zum Neuen Testament hergestellt wurden. Schon der Name des Protagonisten, Peter Felsner, spricht Bände.


    Vermutlich klingt das jetzt alles negativer, als ich es meine. Denn insgesamt konnte mich der Roman nach einem etwas holprigen Start doch so weit fesseln und überzeugen, daß ich ihn in knapp drei Tagen ausgelesen habe. Die Geschichte entwickelte ihren ganz eigenen Sog, so daß ich sie kaum aus der Hand zu legen vermochte, und ließ mich am Ende nachdenklich, aber ruhig und zufrieden zurück. Als nächstes habe ich zu einem Buch von Wilhelm Imkamp gegriffen - also muß der Autor mit seiner Erzählung eigentlich doch recht viel richtig gemacht haben. Da nun noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, werde ich mit Sicherheit auch seinem nächsten Buch, so eines erscheinen sollte, eine Chance geben.



    Mein Fazit


    Ein Debutroman, der zwar einige Mängel aufweist, dessen Geschichte mich insgesamt jedoch durchaus überzeugen konnte, und den ich gerne gelesen habe. Peter und Sophie werden mich gedanklich wohl noch eine ganze Weile begleiten. Und das ist mehr, als ich über so manches andere Buch sagen kann.