Anna Carls - Die Stunde des Opfers

  • Bevor ihr klar wurde, dass Schreiben ihre wahre Leidenschaft ist, war Anna Carls im sozialen Bereich tätig. Sie hat den Sprung ins kalte Wasser gewagt und ihren krisenfesten Job gekündigt, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen – eine Entscheidung, die sie noch keine Minute bereut hat. Anna Carls ist ein Pseudonym der deutschen Autorin Barbara Wendelken.


    • Taschenbuch: 336 Seiten
    • Verlag: Piper Taschenbuch (1. Juni 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3492311342
    • ISBN-13: 978-3492311342


    Hass entstanden aus einer verletzten Seele


    "Der Hass hat seine Kristallisation; sobald man hoffen kann, sich zu rächen, fängt man wieder an zu hassen." (Henri Stendhal)
    Rebekka Windmöller, alleinerziehende Mutter der 2-jährigen Amelie könnte glücklicher nicht sein. Vor kurzem hat sie den Biologen Dr. Jamal Aziz kennen und lieben gelernt. Gegen die Ratschläge ihrer Schwester Hedda lässt sie ihn bei sich einziehen. Doch dann hat sie eine Art Tagtraum bei der Arbeit, wie sie es schon damals bei ihrer Mutter hatte als danach was passiert war. Schnell eilt sie nach Hause, Jamal der eigentlich auf Amelie aufpassen sollte und von Amelie selbst fehlt jede Spur. Als sie kurz darauf einen Anruf ihrer Schwester erhält, das Amelie bei ihr ist, ist sie sichtlich erleichtert. Aber was ist mit Jamal, der eigentlich Amelie abholen hätte sollen? Immer suspekter wird es, als ihre Tochter am nächsten Tag eine Obdachlose tot auf ihrer Terrasse findet. Diese wurde über längere Zeit brutal misshandelt, gefoltert und mit einem Genickschuss getötet. Danach wurden Augen, Mund und Ohren mit Klebstoff verschlossen wie bei den drei weisen Affen. Ist dies ein Hinweis das sie was mitbekommen hat und was soll nicht gesehen, gesagt und gehört werden? Kommissar Adrian Sandersberg, erst seit kurzem in Oldenburg übernimmt den Fall zusammen mit einem sehr eigenwilligen Team. Als kurz darauf ein weiterer Toter mit denselben Anzeichen gefunden wird, geht Adrian von einem Serientäter aus. Hat der verschwundene Jamal etwas mit diesen Morden zu tun? Als Rebekka mysteriöse SMS bekommt, macht sich Sandersberg ernsthaft Sorgen auch um ihr Leben.


    Meine Meinung:
    Ich kenne die Autorin bisher nur von ihren Krimis als Barbara Wendelken. Doch ich muss sagen mit diesem Krimi, als Anna Carls konnte sie mich fast noch mehr überzeugen. Das düstere, unheimliche Cover und vor allem der Klappentext haben mich neugierig gemacht. Ich bereue es auch nicht auf dieses Buch aufmerksam geworden zu sein, den es hat mich von Anfang bis Ende in den Bann gezogen. In diesem hoch psychologischen Kriminalfall konnte ich einmal mehr wieder mitraten und auf Tätersuche gehen. Ich kam mir manchmal vor wie in einem Labyrinth, wenn ich jemand in Verdacht hatte, musste ich diesen wenig später wieder revidieren. Eingeteilt nicht in Kapitel, sondern Tage verfolgen wir die Suche nach einem Serientäter. Der Schreibstil ist sehr gut, spannend, geradezu fesselnd so das ich das Buch kaum mehr weglegen konnte. Die Autorin lässt ihre Opfer jetzt nicht detailliert und blutig bis zum Ende leiden, aber sie geht schon intensiv auf die Eigenarten des Täters ein. Der Plot allein ist schon durch seinen psychologischen Aspekt des Serientäters und dessen Vergangenheit außerordentlich interessant. Die Charaktere sind mir anfänglich einige recht unsympathisch, bis auf Rebekka. Sie werden zwar im Laufe der Geschichte teils etwas einfühlsamer, allerdings haben fast alle ihre Eigenarten. Allen voran das Team von Adrian Sandersberg, das aus der transsexuellen Polizistin Diana und Kaatje einer jungen, unerfahrenen Kripobeamtin besteht. Einzelgänger Adrian Sandersberg selbst empfand ich als ein ziemliches Ekel, launisch und arrogant, der erst gegen Ende etwas sympathischer wurde. Während ich Rebekka als sehr akribisch im Job und fürsorglich bei Amelie empfunden habe, war sie für mich eher naiv und leichtgläubig was ihre Partner anbelangt. Sicher hätte man alle Charaktere noch etwas mehr vertiefen können, aber im Anbetracht der Kürze und des Falls war das kaum möglich. Anna Carls Debüt ist für mich ein absolut gelungener Kriminalfall, den ich nur jedem empfehlen kann und der von mir 9 Eulen bekommt. :thumbup:



    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Meine Meinung zum Buch:



    Titel: Schau genau hin, wer mit dir unter einem Dach lebt!



    Der Klappentext des Buches hat mich ungemein angesprochen, weshalb ich das Buch unbedingt lesen wollte. Leider haben die Inhaltsangabe und der Krimi nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten.



    In der Geschichte geht es um die alleinerziehende Rebekka, die seit wenigen Monaten glücklich liiert ist, doch dann ist ihr Liebster verschwunden. Er schreibt ihr mysteriöse Nachrichten und als plötzlich eine Leiche auf Rebekkas Terrasse liegt, macht sie sich Sorgen. Ihr Geliebter kann nicht hinter dieser grausamen Tat stecken oder etwa doch?



    Die Handlung wird uns zum einen über Rebekka als Ich- Erzählerin nahe gebracht, alle anderen Charaktere werden durch einen beobachtenden Erzähler näher beleuchtet.



    Während der Kriminalroman noch recht spannend los geht, stellte sich bei mir bald Ernüchterung ein, denn die dargestellten Personen waren alles andere als sympathisch. Es ist mir noch nie passiert, dass mir Buchfiguren so gar nicht gefallen, aber hier ist dies leider der Fall. Gerade Rebekka als Hauptfigur handelt nicht wie eine 36 Jährige, sondern eher wie ein Teenager. Sie ist viel zu impulsiv und unerfahren. Sie ist Mutter eines 2 jährigen Kindes und handelt egoistisch und ausschließlich nach ihren eigenen Wünschen und bringt dabei nicht nur sich in Gefahr. Zudem spricht sie über Jamal dauernd als ihre große Liebe, dabei waren sie nur vier Monate zusammen, was deutlich macht wie naiv ihre Denke ist.



    Auch Adrian, der Hauptkommissar, konnte mich nicht für sich einnehmen, da er zu seiner Umwelt einfach nur schlecht ist. Ich kann verstehen, wenn man von einer Liebe enttäuscht worden ist, dass es einem nicht gut geht, aber man muss das nicht an der Umwelt auslassen, denn Kollegen und Freunde können nichts dafür.



    Spannend und interessant fand ich die eingestreuten Briefe, die zum Grübeln und Miträtseln anregen. Die Idee der Geschichte hatte in jedem Fall immenses Potential, was die Autorin jedoch einfach nicht genutzt hat.



    Richtig enttäuscht war ich jedoch, weil sich diverse Logikfehler eingeschlichen haben. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, sonst würde ich zu viel von der Handlung verraten, aber zum Beispiel die Auflösung wer der Täter/ die Täterin ist, das ist absolut nicht schlüssig und nachvollziehbar.



    Der komplette Fall wirkte enorm konstruiert und die Finten, die die Autorin ausgelegt hat, waren doch sehr stümperhaft kreiert.



    Ebenfalls unnötig empfand ich, dass nun auch noch Liebe und Sexszenen eingebaut werden mussten, die weder etwas für den Fortschritt der Handlung taten, noch sonderlich ansprechend oder glaubwürdig erschienen.



    Mir hat der Roman leider nicht gefallen, aber ich muss gestehen, dass im gesamten Buch die Grundspannung recht hoch gehalten worden ist. Man kann entspannt lesen, da die Autorin ohne komplizierten Satzbau oder ähnliches auskommt.



    Fazit: Grundidee top, die Umsetzung leider mangelhaft. Ich kann keine Kauf- oder gar Leseempfehlung aussprechen. Der Roman sollte einem erneuten gründlichen Lektorat unterzogen werden, bevor er weiter auf spannungsliebende Leser losgelassen wird.



    Bewertung: 4/ 10 Eulenpunkten (beide Augen zugedrückt)