Elisa Shua Dusapin: Ein Winter in Sokcho

  • Elisa Shua Dusapin: Ein Winter in Sokcho

    Verlag: Blumenbar 2018. 144 Seiten

    ISBN-10: 3351050518

    ISBN-13: 978-3351050511. 18€

    Originaltitel: Hiver à Sokcho

    Übersetzer: Andreas Jandl


    Verlagstext

    „Ein Winter in Sokcho ist ein kleines Meisterwerk." Jury Robert Walser Preis.

    Im eiskalten Sokcho, einem Küstenort kurz vor Nordkorea, begegnen sie sich: die junge Angestellte der Pension und der Künstler aus der Normandie. Während er die Stille von Sokcho zum Zeichnen sucht, möchte sie ihr entfliehen. Mit jedem Gespräch, jedem Spaziergang durch das winterliche Nirgendwo kommen die beiden einander näher. Zwei Gestrandete, die sich nach einem Neuanfang sehnen und ihn jeder auf seine Weise wagen.

    „Ein erster Roman von einzigartiger Schönheit.“ Le Figaro Littéraire


    Die Autorin

    Elisa Shua Dusapin, geboren 1992, wuchs als Tochter eines französischen Vaters und einer südkoreanischen Mutter in Paris, Séoul und Porrentruy auf. Sie hat am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel studiert. "Ein Winter in Sokcho" ist ihr erster Roman, für den sie u. a. den Robert-Walser-Preis 2016 erhalten hat.

    ZEIT-Artikel


    Inhalt

    Nachdem vor kurzem seine Frau gestorben ist, braucht der alte Herr Park Hilfe in seiner Pension an der südkoreanischen Küste. Die junge Icherzählerin nimmt den Job als Köchin und Mädchen für alles in ihrem Heimatort an – notgedrungen vermutlich. Ihre Mutter, die die Tochter allein aufgezogen hat, arbeitet in Sokcho auf dem Fischmarkt und lebt in einem winzigen Kämmerchen über der Fischhalle. Im Sommer kommen Touristen in den Ort, um an den Strand zu gehen, den Nationalpark in der Nähe zu besuchen und per Fernglas auf die stacheldrahtbewehrte Grenze zu Nord-Korea zu blicken. Wer im schneidend kalten, nebligen Winter nach Sokcho kommt, sucht in dem kleinen Ort Ruhe oder versteckt sich hier vor der Welt.


    Einer der wenigen Gäste der Pension ist ein Comic-Zeichner aus Frankreich, der dringend den nächsten Band seiner Reihe fertigstellen muss. Auch wenn Yan Kerrand das koreanische Essen der jungen Frau beharrlich boykottiert und sich aus Fast-Food-Kartons ernährt, interessiert er sich notgedrungen für die Gegend. Er braucht dringend den Hintergrund für seinen Comic. Die Pension besteht u. a. aus einem Stelzenbau, eine wahrhaft ungewöhnliche Kulisse. Die Schönheit seiner winterlichen Umgebung scheint der Zeichner noch nicht wertzuschätzen, setzt sie jedoch in Gedanken sofort in ein gezeichnetes Universum um. Die Icherzählerin ist Tochter eines Franzosen, den sie nie kennenlernte. Sie hat gerade in Seoul ihr Koreanisch- und Französisch-Studium abgeschlossen. Beste Voraussetzungen, um sich mit dem Fremden zu unterhalten, sollte man annehmen. Doch zunächst beäugen die beiden sich vorsichtig distanziert, ehe sie miteinander ins Gespräch kommen.


    Einen bemerkenswert umfangreichen Einfluss auf die Handlung haben Werte und Einstellungen, die außerhalb der unmittelbaren Begegnung zwischen den jungen Leuten liegen. Die Mutter der Erzählerin drängt sie, endlich zu heiraten und taxiert förmlich ihren Marktwert. Der potentielle Bräutigam Jun-oh wiederum erwägt eine Schönheitsoperation, um seinen Wert als Model auf dem internationalen Markt zu steigern. Schließlich besinnt die junge Frau sich auf die international verständliche Sprache des Kochens und Essens – und die kurze Erzählung kommt zu einem überraschenden Ende.


    Fazit

    In Elisa Shua Dusapins kurzem Roman wird viel geschwiegen, angenommen und gehofft. So meint die junge Frau, die Frankreich nur aus Romanen kennt, sie würde das Land verstehen, weil sie selbst am Meer aufgewachsen ist. Anstatt den Fremden zu fragen, warum er keine Frauen zeichnet, sucht sie selbst nach einer möglichen Antwort. Sehr dicht und stimmungsvoll formuliert – Respekt!


    9 von 10 Punkten

  • Elisa Shua Dusapins Roman „Ein Winter in Sokcho“ ist ein einzigartiges Werk. Es wurde von Andreas Jandl übersetzt.

    Sokcho ist ein kleiner Küstenort in Südkorea, kurz vor der Grenze nach Nordkorea.


    Die Protagonistin und Erzählerin ist eine junge Angestellte in einer Pension. Sie hat eine koreanische Mutter und einen französischen Vater. Das hat sie mit der Autorin gemein. Die Geschichte spielt im Winter. Ein neuer Bast ist ein französischer Comiczeichner. Er sucht die Stille in Sokcho.

    Die Protagonistin beobachtet den Zeichner bei der Arbeit.

    Die Dialoge zwischen ihnen sind interessant. Sie sind beide etwas einzigartig. Auch die Mutter der Protagonistin ist ein Unikum.


    Die Autorin zeigt uns das beschauliche Küstenstädtchen mit ihren Bewohnern, viele sind Fischer. Es ist eines der Orte, aus denen die jungen Leute wegziehen.


    Ein Buch in dem mehr drin steckt als man denkt, es lohnt sich, es zu lesen.

    Es ist gute Literatur.

  • Das war leider kein Buch für mich.


    Ich hatte mir mehr erhofft, doch die Protagonistin blieb mir fremd. Das war vielleicht von der Autorin so gewollt, dass die Atmosphäre des Winters in Sokcho sich im Buch widerspiegelt und durch die Erzählweise und den Abstand zu den Personen die Leere und Eintönigkeit verstärkt wird.


    Der französische Comiczeichner wird nur durch die junge Frau beschrieben und ihr Leben spielt sich nur zwischen der Pension, ihrer Mutter und ihrem Freund ab, wobei sie den Comiczeichner beobachtet und sich in sein Zimmer schleicht, um seine Zeichnungen zu betrachten, die sich nicht so entwickeln, wie sie es sich wünscht.


    Ich konnte mit dieser Art der Erzählung wenig anfangen, daher kann ich sie auch nicht empfehlen.

  • Ein Winter in Sokcho - Elisa Shua Dusapin


    Mein Eindruck:

    Der Roman ist mit nur 144 Seiten bewusst kurz gehalten. Die Autorin Elisa Shua Dusapin, die franko-koreanischen Wurzeln hat, kommt mit wenig Umfang aus. Ihre Sprache ist sehr fein. Der südkoreanische Küstenort Sokcho wird in bemerkenswerten Sätzen und Details skizziert. Es ist fast wie ein Gemälde einer Winterlandschaft zu betrachten.


    Die sparsame Handlung vermochte mich zunächst nicht zu fesseln, es dauerte daher lange, bis ich weiterlas, nachdem ich das Buch schon vor Wochen unterbrochen hatte.

    Aber ich bin froh, dass ich das Buch schließlich ganz gelesen habe. Es ist ein winzig kleines Kunstwerk.

    Es würde mich freuen, wenn der zweite Roman der Autorin auch noch bei Blumenbar erscheint.