Glorreiche Ketzereien - Lisa McInerney

  • Glorreiche Ketzereien

    Lisa McInerney

    Übersetzt von Werner Löcher-Lawrence


    Liebeskind 2018

    Hardcover, 446 Seiten

    Englischer Originaltitel: „Glorious Heresies“

    ISBN 978-3-95438-091-6


    Die Autorin (Verlagsangabe)

    Lisa McInerney, geboren 1981 in der irischen Provinz Connacht, machte zunächst als Bloggerin auf sich aufmerksam. Der Schriftsteller Kevin Barry ermutigte sie, neben ihrem Blog auch Kurzgeschichten zu schreiben. Ihre Erzählungen erschienen in verschiedenen Literaturzeitschriften, u.a. im Granta Magazine. Ihr Debütroman »Glorreiche Ketzereien« war 2016 für den Irish Book Award sowie den Dylan Thomas Award nominiert, ausgezeichnet wurde er mit dem Baileys Women’s Prize for Fiction und dem Desmond Elliott Prize. Lisa McInerney lebt in Galway.


    Inhaltsangabe (Verlagsangabe)

    Als Maureen Phelan nachts in ihrer Küche einen Einbrecher überrascht und ihn mit einer Devotionalie erschlägt, ahnt sie nicht, dass sie damit eine Reihe von fatalen Ereignissen in Gang setzt. Natürlich muss zunächst der Leichnam entsorgt und der Küchenboden geschrubbt werden, allerdings hat Maureen eine ausgesprochene Abneigung gegen Hausarbeiten jedweder Art, weshalb sie ihren Sohn Jimmy einbestellt. Der kontrolliert das organisierte Verbrechen der Stadt, die Geldverleiher und Buchmacher, die Drogenkuriere und Zuhälter. Natürlich will auch Jimmy sich nicht die Hände schmutzig machen, das überlässt er in der Regel anderen – beispielsweise seinem alten Kumpel Tony Cusack, Trinker, Vater von sechs Kindern, alleinerziehend, wenn man überhaupt von Erziehung sprechen kann. Der älteste Sohn Ryan hat mit seinen fünfzehn Jahren schon eine beachtliche Karriere als Dealer hingelegt. Eine seiner Klientinnen ist die junge Prostituierte Georgie. Deren Freund Robbie steigt gerne mal in Häuser ein und ist seit Kurzem spurlos verschwunden …


    Meine Meinung

    Es stimmt, dieses Buch enthält viele Elemente eines Kriminalromans, es ist aber darüber hinaus noch sehr viel mehr.

    Eine Studie über die Auswirkungen häuslicher Gewalt, die Verlogenheit und Heuchelei der katholischen Kirche, die desaströsen Auswirkungen von Drogen aller Art, die Gleichgültigkeit der Schule gegenüber schwierigen Schülern, die Liste ließe sich noch verlängern. Also – das pralle Leben in einem Milieu, das man heute Prekariat nennt, früher sprach man schlicht von Unterschicht.

    Der eigentliche „Held“ des Buches ist der 15jährige Ryan, der seinem gewalttätigen, alkoholkranken Vater ausgeliefert ist und versucht, sich ein eigenes Leben zu schaffen. Was in einer feindlichen Umgebung, in der es keine Unterstützung gibt und jeder Gefallen teuer bezahlt werden muss, mehr als schwierig ist.

    Die Autorin beschreibt das alles nüchtern, fast lakonisch, gelegentlich mit tiefschwarzem Humor und grotesken Bildern.

    Es ist ein hartes Buch, das eine Welt beschreibt, in der man Keinem wünscht, leben zu müssen.

    Ich fand es großartig.


    :lesend