Evelyne Weissenbach - Tod eines Weinbauern

  • Buchmeinung zu Evelyne Weissenbach – Tod eines Weinbauern


    „Tod eines Weinbauern“ ist ein Kriminalroman von Evelyne Weissenbach, der 2018 im Prolibris Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band um die kauzige Ermittlerin Luise Pimpernell.


    Zum Autor:

    Evelyne Weissenbach, geboren in Wien, lebt mit ihrem Ehemann, dem Maler Heinz Spicka, seit 2006 im österreichischen Burgenland. Seit Jahrzehnten schreibt und veröffentlicht sie Texte und Bücher zu Themen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Vom Sachbuch bis zur Lyrik. Je nachdem, was sie gerade beschäftigt und wie es sie emotional berührt. Und deshalb eben manchmal sachlich, manchmal poetisch, auch satirisch, experimentell und erotisch. Ihre neueste Schreiblust gilt dem Regionalkrimi. Land und Leute ihrer neuen Heimat geben ihrem Leben besondere Qualität, und sie möchte etwas davon zurückgeben, indem sie ihren liebevollen Blick darauf in authentische, aber vor allem auch humorvolle Krimis packt.


    Klappentext:

    "Einen Toten haben wir schon länger keinen mehr gehabt. Vielleicht wird's spannend", freut sich die Büroassistentin, als Oberst Doktor Luise Pimpernell zu Ermittlungen in ihren Heimatort am Neusiedlersee aufbricht. Beim Anblick des Opfers erschrickt die liebenswert-schrullige Ermittlerin: Es ist der alte Emser! Sein Weinkeller in den Rieden ist ihr oft Zufluchtsort an anstrengenden Tagen gewesen. Zwei Wochen lag der erschlagene Weinbauer unter den Schneemassen, erst das Tauwetter hat die Leiche freigegeben. Die Pimpernell schaut dem alten Mann noch einmal zärtlich ins Gesicht und verspricht ihm, seinen Mörder zu finden. Sie beginnt die Suche in der Familie, die den Vater und Großvater nicht einmal vermisst hat. Aber nun ist bei allen das Interesse an dem Erbe groß: neben einer großen Summe Bargeld vor allem der Hof und die Weinberge, die der Emser verpachtet hatte. Alle haben schon Pläne für den Nachlass und Luise reiht sie unter die Verdächtigen ein. Dazu gesellen sich der Pächter, dem der Emser sein Land nicht mehr geben wollte. Und die Honoratioren des Ortes, die aus dem Hof gern eine Touristenattraktion machen wollen. Die Pimpernell deckt mit ihrem Scharfsinn die möglichen Motive für einen Mord auf und auch ihre Intuition führt sie schließlich zum Mörder

    Meine Meinung:

    Dieses Buch ist anders als viele moderne Krimis und das ist gut so. Wer lärmende Handlungen, blutige Gewaltbeschreibungen und atemberaubende Verfolgungsjagden mag, sollte sich ein anderes Buch suchen. Dieser Krimi ist ein ganz leiser, der durch Atmosphäre und Milieubeschreibung besticht. Oberst Doktor Luise Pimpernell, die Hauptfigur, ermittelt am Neusiedlersee. Sie ist ein Kind dieser Region, kennt Opfer und Verdächtige und sorgt sich um ihre Region und die dort wohnenden Menschen. Sie ist eine engagierte und fähige Polizistin, die nicht so sehr auf Technik, dafür aber auf Empfindungen, Beobachtung und ihr berühmtes Bauchgefühl vertraut. Sie ist keine Wunderfrau, manchmal etwas grantig und ganz sicher nicht vollkommen, aber sie ist sehr sympathisch. Sie agiert mit der Kraft einer in sich ruhenden Persönlichkeit, befragt die Verdächtigen und die Verwandten des Opfers. Dies wird in einigen Szenen recht persönlich und fällt der Luise nicht leicht. Im Vergleich zur Ermittlerin sind die übrigen Figuren weniger ausführlich beschrieben und doch sind es komplexe Charaktere. Sie wirken durch die Bank glaubwürdig und manch einer von ihnen wird auf den ersten Blick unterschätzt. Allen voran trifft dies auf das Opfer zu, den Luise Pimpernell schon Jahre kennt, und doch neue Aspekte an ihm während ihrer Ermittlungen bemerkt. Thema ist auch das Aufeinandertreffen gewachsener Strukturen auf moderne Entwicklungen. Das Beziehungsgeflecht ist nicht leicht zu durchschauen, aber Luise Pimpernell ist hartnäckig. Der hintergründige Humor kommt nicht zu kurz und die Liebe zu den alten Traditionen und einer gewachsenen Dorfgemeinschaft wird von der Autorin deutlich gemacht. Dabei werden auch Probleme ländlicher Gebiete aufgezeigt und keine Schönfärberei betrieben. Auch der Plot ist durchaus anspruchsvoll. Der Schreibstil der Autorin hat mich von Anfang an gefangen genommen und die Thematik hat mich angesprochen. Auch ist die Geschichte auf ihre Art spannend. Nicht allein die Mördersuche, sondern auch die vom Opfer eingeleiteten Prozesse sorgen dafür.

    Fazit:

    Dieser Kriminalroman besticht durch Atmosphäre, eine bodenständige und sympathische Ermittlerin und der Liebe der Autorin zu dieser Region am Neusiedlersee. Es ist ein Krimi der leisen Töne, der mich jederzeit gefangen genommen hat. Er ist auf das Opfer und die Ermittlerin fokussiert und entwickelt einen ungewöhnlichen Reiz auf den Leser. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde leiser Kriminalromane aus.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln