Der Turm der blauen Pferde - Bernhard Jaumann

  • Galiani Verlag 2019, 328 Steiten


    Der erste Fall für die Kunstdetektei von Schleewitz


    Über den Inhalt:

    Franz Marcs legendäres Gemälde war einst von den Nazis zur »entarteten Kunst« erklärt worden. Es wanderte in den Privatbesitz von Hermann Göring und gilt seit Kriegsende als verschollen. Da meldet sich ein reicher Industrieller beim Ermittlerteam der Kunstdetektei von Schleewitz - und behauptet, auf abenteuerlichen in den Besitz des Bildes gelangt zu sein. Ist es wirklich das Original? Woher stammt das neu aufgetauchte Bild?

    Das Team beginnt zu ermitteln, in der deutschen Vergangenheit und in den Kunstkreisen der Gegenwart. Die drei Privatdetektive stoßen auf abenteuerliche Geschichten und blutige Spuren ...


    Über den Autor:

    Bernhard Jaumann, geboren in Augsburg, arbeitete nach dem Studium in München als Gymnasiallehrer. Zur Zeit lebt er in Bayern und Italien. Er schrieb mehrere Krimiserien, für die er vielfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem Friedrich-Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman 2003 und für die beste Kurzgeschichte 2008. Für seinen Roman Die Stunde des Schakals erhielt er 2011 den Deutschen Krimipreis.m


    Meine Meinung:

    Ich habe viele Jahre in einer Kunstgeschichtlichen Bibliothek gearbeitet, Krimis, in denen es um Bildende Kunst geht, interessieren mich daher ganz besonders.

    Das Bild, um das es hier geht, ist auch ein ganz besonders: Franz Marcs expressionistisches Gemälde "Der Turm der blauen Pferde" von 1913, 1919 vom Direktor der Berliner Nationalgalerie erworben, 1937 aus der Münchener Ausstellung "Entartete Kunst" abgehängt und wahrscheinlich in der Privatsammlung Hermann Görings gelandet, gilt seit dem Ende des 2. Weltkriegs als verschollen.


    Zunächst scheint dieses Buch eher die gründlich recherchierte Rekonstruktion des Verbleibs eines berühmten Gemäldes zu sein als ein Krimi. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart wird die Münchner Kunstdetektei von Schleewitz vom reichen Industriellen und Kunstsammler Egon Schwarzer damit beauftragt, die Echtheit eines von ihm soeben für viel Geld gekauften Gemäldes zu bestätigen. In der Vergangenheit setzt die Geschichte nach dem 2. Weltkrieg an der Stelle ein, an der die Fiktion die Realität ablöst. Durch die Rückblenden wird die Frage nach der Echtheit des Gemäldes erst so richtig spannend.


    Die drei Ermittler tun ihr übriges dazu, den Krimi farbig und interessant zu gestalten. Neben dem Inhaber der Kunstdetektei Rupert von Schleewitz besteht das Ermittlerteam aus der Kunsthistorikerin Klara Ivanovic und Max Müller, zuständig für die Recherchearbeit. Mein einziger Kritikpunkt während des Lesens war das sehr ausführliche Eingehen auf ihre privaten Verhältnisse und Lebensumstände. Das liest sich teils amüsant, teils hätte ich darauf verzichten können, am Ende passt aber alles ins Bild und findet seinen Platz in der Geschichte.


    Jaumann wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf, so dass ich lange keine Ahnung hatte, worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen würde. Mir haben die Handlung und die interessanten Charaktere viel Spaß gemacht.

    Der Schluß hätte dann gerne wieder Realität statt Fiktion sein können. Doch googelt man den "Turm der blauen Pferde", finden sich u.a. bei Wikipedia viele Informationen wieder, die in diesen Krimi eingeflossen sind und leider bestätigt sich dort auch, dass das Gemälde bis heute als verschollen gilt.


    Ich blicke dem zweiten Fall für das Ermittlertrio der Kunstdetektei von Schleewitz mit Spannung entgegen.