Gabriella Ullberg Westin – Der Läufer / Springpojken

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ein Mordfall, der erstaunliche Parallelen aufweist zu einem Vermisstenfall von [vor]20 Jahren - damals verschwand die große Liebe des Ermittlers Johan Rokka spurlos

    Eine junge Frau wird am Abend ihrer Abiturfeier mit aufgeschlitzter Kehle auf dem Köpmanberg gefunden. Kriminalinspektor Johan Rokka ist geschockt, denn auch seine erste große Liebe Fanny verschwand vor zwanzig Jahren am Abend ihrer Abiturfeier. Sie wurde zuletzt auf dem Köpmanberg gesehen. Zufall? Oder hängen die beiden Verbrechen zusammen? Rokka ermittelt, doch er merkt bald, dass sein Tun überwacht wird. Hat jemand bei der Polizei ein Interesse, ihn an seiner Arbeit zu hindern? Und dann wird er offen bedroht. Ist ihm die Aufklärung des Falls sein Leben wert?


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Gabriella Ullberg Westin stammt aus der nordschwedischen Stadt Hudiksvall, wo auch ihre Protagonisten leben. Sie studierte Modedesign und Kommunikation und arbeitete für eine der größten Telefongesellschaften Schwedens, bevor sie sich Vollzeit dem Schreiben widmete. Sie lebt heute in Stockholm, ist verheiratet mit einem Polizisten und Mutter von zwei Kindern.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „Springpojken“, ins Deutsche übersetzt von Stefanie Werner

    Erscheinungstermin: 1. März 2019 bei Harper Collins als broschiertes TB mit 464 Seiten
    Gliederung: Prolog – 39 Kapitel – Einige Tage später – Einige Wochen später – Danksagung

    Erzählung in der dritten Perspektive aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Hudiksvall (Nordschweden), in der Gegenwart


    Inhalt

    Die junge Tindra wird am Abend ihrer Abiturfeier auf dem Köpmanberg, wohin sie sich mit einem Mann zurückgezogen hat, grausam ermordet. Der mit dem Fall betraute Johan Rokka fühlt sich von diesem Mord besonders berührt, denn genau vor 22 Jahren verschwand seine damalige Freundin Fanny am Abend ihrer Abiturfeier von demselben Ort, nachdem sie mit Johan in Streit geraten war. Seitdem ist Fanny spurlos verschwunden, Johan ist nie darüber hinweggekommen.

    Neben der psychischen Belastung durch den Mordfall macht sich Johan auch noch Sorgen um den siebzehnjährigen Eddie. Der junge Kleinkriminelle stammt aus schwierigen Verhältnissen, Johan kann sich – seiner eigenen Jugendverfehlungen eingedenk – in den Jugendlichen hineinversetzen und versucht, ihm als väterlicher Freund zur Seite zu stehen. Doch jetzt steht zu befürchten, dass Eddie sich einer Organisation von Schwerkriminellen anschließen will, um der Armut zu entkommen.


    Beurteilung

    Der zweite Fall für Johan Rokka ist sehr komplex und wird in verschiedenen Handlungssträngen geschildert. Neben der Mordermittlung im Fall Tindra und der verhängnisvollen kriminellen „Karriere“ des jungen Eddie beschäftigt sich ein dritter Handlungsstrang mit Ann Margret, der Mutter der seit 22 Jahren verschwundenen Fanny, die kurz nach dem Verschwinden ihrer Tochter durch einen fatalen Treppensturz zur Behinderten wurde und nun in ihrem Pflegeheim mysteriöse Briefe von einem Menschen namens Henri erhält, in denen auf Ereignisse Bezug genommen wird, die sich 1993 in Ghana abspielten. Die Zusammenhänge zwischen den Handlungssträngen und die Bedeutung der Vorfälle in Afrika in den Neunzigerjahren für die Gegenwart werden dem Leser erst allmählich klar, diese Undurchschaubarkeit – gepaart mit einem sehr anschaulichen und fesselnden Erzählstil – sorgt für ein relativ hohes Spannungsniveau. Die Romanfiguren sind in ihren Charakteren gründlich ausgearbeitet, das gilt besonders für Eddie und Johan Rokka, die als Persönlichkeiten mit guten und schlechten Eigenschaften differenziert ausgestaltet sind. Lediglich die in Hudiksvall amtierende Staatsanwältin wirkt in ihrer Haltung nicht recht realitätsnah.

    Die Handlung des Romans ist ohne Vorkenntnis des Vorgängerbandes „Der Schmetterling“ verständlich, dennoch muss von der Lektüre in der falschen Reihenfolge abgeraten werden, da im zweiten Band auf die Lösung des Falls im ersten Band unter Nennung des Täternamens Bezug genommen wird.


    Fazit

    Ein komplexer und sehr ansprechend geschriebener Kriminalroman, der spannende Unterhaltung bietet!

    9 Punkte