Atmosphärische Störungen - Rivka Galchen

  • Verlag: Rowohlt
    Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    2010 erschienen
    OT: Atmospheric Disturbances
    Aus dem Amerikanischen von Grete Osterwald


    Kurzbeschreibung:
    «Es ist äußerst selten, dass man einem Roman begegnet, der sich so klug und nachhaltig mit dem Wesen der Identität und der Unverlässlichkeit der romantischen Liebe auseinandersetzt.» The New York Times Book Review Der New Yorker Psychiater Leo Liebenstein hat den dringenden Verdacht, dass die Frau, die soeben fröhlich plaudernd zur Wohnungstür hereinspaziert, nicht die seine ist, sondern eine Doppelgängerin. Aus ersten Zweifeln wird schnell eine Obsession, die Leo völlig aus der Bahn wirft und ihn auf eine byzantinische Reise verschlägt – hat er doch Grund anzunehmen, seine richtige Frau sei der Verschwörung einer internationalen Wetter-Mafia zum Opfer gefallen, die in Feuerland ihr Unwesen treibt … Rivka Galchens außergewöhnlicher Roman war in den USA einer der größten Erstlingserfolge der vergangenen Jahre. Reisen Sie mit ihr in die Tiefen der menschlichen Seele und die Abgründe der Liebe!


    Über den Autor:
    Rivka Galchen wurde 1976 in Toronto geboren und wuchs in Normal, Oklahoma, auf, wo ihr Vater Professor für Meteorologie war und am lebenden Objekt Tornados erforschte. Sie studierte die seltene Mischung von Literatur und Medizin in Princeton und an der Mount Sinai Medical School. Ihr Romanerstling «Atmosphärische Störungen» war ein großer Erfolg in den USA und wurde von den bedeutendsten Rezensenten auf den Titelseiten der Feuilletons besprochen. Rivka Galchen ist verheiratet und lebt in Brooklyn.


    Meine Meinung
    Über diesen außergewöhnlichen Roman sollte man sprechen, jedoch möglichst wenig über die Handlung, denn der Lesespaß besteht auch darin, der Rätselhaftigkeit der Geschichte zu folgen.


    Leo Liebenstein ist ein Psychiater in New York. Der Roman beginnt, als seine Frau Rema die Wohnung betritt und Leo auf Anhieb fest überzeugt ist, dass seine Frau nicht seine Frau ist. Es muss sich um eine Doppelgängerin handeln, dabei sind Aussehen, Sprechweise und Gestik übereinstimmend, und doch empfindet Leo stark einen Unterschied. Den Rest des Buches ist er auf der Suche nach seiner „echten“ Frau, dabei ist das „Simulacrum“, wie er die Doppelgängerin nennt, ihm durchaus nahe.


    Dem Leser bleibt es überlassen, ob er Leo für Krank hält oder ob es tatsächlich einen triftigen Grund für den Austausch geben könnte, der eventuell mit Leos Patienten Harvey und Wetterbeeinflussungen zusammenhängen.


    Rivka Galchens Stil ist frisch und gut lesbar. Sie bindet auch Spielereien ein, wie die Geschichte um den Meteorologen Tzvi Gal-Chens (anscheinend ein Portrait des Vaters der Autorin, es gibt sogar einen Abdruck eines Familienfotos im Buch).


    Die Rätselhaftigkeit der Story erinnert mich an Tom McCarthys Roman „Achteinhalb Millionen“, ebenfalls ein Debütroman. Vielleicht kommt die Autorin an diesen ungewöhnlichen Roman mit „Atmosphärische Störungen“ nicht ganz heran, es gibt durchaus Passagen, bei denen man beim Lesen gedanklich abschweifen kann, einiges wirkt zu gleichförmig, aber es dürfte interessant sein, zu folgen, was die Autorin zukünftig noch veröffentlichen wird.

  • Hört sich sehr vielversprechend an. Danke für diese Buchvorstellung. Titel ist notiert und wartet auf die endgültige Kaufentscheidung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für die Rezension, das klingt interessant.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Über diesen außergewöhnlichen Roman sollte man sprechen, jedoch möglichst wenig über die Handlung, denn der Lesespaß besteht auch darin, der Rätselhaftigkeit der Geschichte zu folgen.


    Ist es auch, wenn man schon in etwa weiß in welche Richtung sie die Geschichte zum Ende hin entwickelt, noch lesenswert? Dieses Buch wurde ja in "Die Vorleser" vorgestellt, und auch die finale Auflösung mehr oder weniger verraten. Oder anders gefragt: Lebt der Roman hauptsächlich von der Spannung?

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Voland ()

  • Das ist für mich schwer zu sagen. ich habe den Roman zuerst gelesen, erst dann aufgrund einer Bemerkung von Sigrid2110 die Vorleser-Buchvorstellung gesehen.
    Lesenswert ist das Buch sicher trotzdem noch!
    Als direkt spannend habe ich persönlich das Buch übrigens nicht empfunden!

  • Vielen Dank für Deine Rezi, Herr Palomar :wave!


    Es ist schon etwas ärgerlich, dass ausgerechnet dieses Buch so "ausführlich" besprochen wurde. Sonst halten sich die beiden "Vorleser" ja oft recht bedeckt :grin.
    Ich setze es mal auf meine WL, denn vom Thema her interessiert es mich sehr.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Die Vorleser Besprechung war sicherlich zu ausführlich, anderseits hat sie mich aber erst auf dieses Buch gebracht. Mich hat das Vorwissen beim Lesen nicht so sehr gestört. Ich glaube, die Interpretationsansätze der Vorleser waren nicht so originell, dass sie besonders viel vorwegnehmen, das man sich nicht ohnehin direkt denkt.

  • Titel: Atmosphärische Störungen
    OT: Atmospheric Disturbances
    Autorin: Rivka Galchen
    Übersetzt aus dem Englischen von: Grete Osterwald
    Verlag: Rowohlt
    Erschienen: März 2010
    Seitenzahl: 314
    ISBN-10: 3498025120
    ISBN-13: 978-3498025120
    Preis: 19.95 EUR


    Die Autorin Rivka Galchen wurde 1976 in Toronto geboren. Sie wuchs in Normal in Oklahoma auf. Sie studierte Literatur und Medizin in Princeton. Sie ist verheiratet und lebt in Brooklyn.


    Man kann über dieses Buch sehr vieles sagen; aber eines kann man sicher nicht sagen: Dieses Buch sei alltäglich. Denn alltäglich oder auch normal ist dieser Roman ganz sicher nicht. So beschreibt der Klappentext dieses Buch folgendermaßen:


    „Der New Yorker Psychiater Leo Liebenstein hat den dringenden Verdacht, dass die Frau, die soeben fröhlich plaudernd zur Wohnungstür hereinspaziert, nicht die seine ist, sondern eine Doppelgängerin. Aus ersten Zweifeln wird schnell eine Obsession, die Leo völlig aus der Bahn wirft und ihn auf eine byzantinische Reise verschlägt - hat er doch Grund anzunehmen, seine richtige Frau sei der Verschwörung einer internationalen Wetter-Mafia zum Opfer gefallen, die in Feuerland ihr Unwesen treibt.“


    Allerdings wird dieser Klappentext dem Buch keineswegs gerecht – nur wüsste ich auch nicht, wie man diesen Klappentext sonst formulieren sollte um das Wesen dieses Buches zu erfassen.


    Rivka Galchens Roman verfügt über ein großes Verwirrpotential und nach Beendigung der Lektüre bin ich mir absolut sicher, dass ich ganz sicher vieles nicht verstanden habe und ganz sicher vieles auch falsch verstanden habe. Trotzdem habe ich jeden Satz, jede Facette dieses Buches genossen. Denn es ist gerade das Außergewöhnliche, das von der Norm Abweichende was mir an dieser Geschichte so gefallen hat. Man lässt sich auf ein Buch ein, dass verwirrend ist, in dem eine Geschichte erzählt wird, die so wunderbar klar unklar ist. Das Buch ist eine interessante Mischung aus Naturwissenschaft und überbordender Phantasie, eine Fiktion, in die man sich erst einmal reinlesen muss und die den Leser – natürlich auch die Leserin – sicher nicht unberührt lässt. Vielleicht wirft der eine oder andere resp. die eine oder andere – das Buch irgendwann entnervt gegen die Wand oder bleibt begeistert bei der Stange. Ein Buch das polarisiert, ein Buch in welchem auch mal das Neue eine Chance bekommt. In jedem Falle ist Rivka Galchen aber eine sehr interessante Newcomerin auf der Literaturszene, eine Autorin gegen die oftmals herrschende Langeweile in der zeitgenössischen Literatur. In meinen Augen ein sehr lesenswertes Buch. Der Stil der Autorin ist erfrischend direkt, auch wenn in dieser Direktheit auch Verklausulierungen ihren Platz haben.


    Vielleicht aber auch, habe ich reinweg nichts begriffen; möglich wäre es……

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.