Beiträge von Googol

    Ich habe den Roman auf Englisch gelesen, allerdings abgebrochen. Ich habe keine größeren Probleme mit dem Gendern, aber ich finde es einen sehr mutigen, aber auch irgendwie übergriffigen Eingriff in das Original. Wäre das ein deutschsprachiger Roman, dann ja, vielleicht würde das Gendern passen. Aber wenn jetzt sogar so weit in die Handlung eingegriffen wird, dass die Figur bewusst gendert, dann bitte, wo hört das dann auf? Da speziell deutsche Grammatik und Syntax im originalsprachlichen Kontext keinen Sinn machen, müsste man die ganze Handlung ja nach Deutschland verlegen.

    Wenn ich mich nicht verguckt habe, kann ich den Elfmeter nicht nachvollziehen. Der Ball war doch schon geschoßen und in der Luft, als der Niederländer ihn getroffen hat. Hat also eigentlich nichts beeinflußt.

    Eine Analogie, an die ich gerade denken muss: Bibliotheken. Sie werden auch über öffentliche Mittel finanziert.


    Wie viele Prozent der Bevölkerung würden sie niemals nutzen? 90%? Wieso bezahlt dann doch jeder für sie, und wie viele dieser 90% würden das dann auch gerne nicht mehr tun, weil ja nichts verloren geht, weil wen interessiert es?


    Aber wollen wir nicht gleichzeitig als Gesellschaft es Menschen, vielleicht Kindern aus genau diesen kulturfernen Haushalten, ermöglichen, zufällig oder weil sich die Gelegenheit ergibt, dann doch einmal eine Bibliothek zu betreten?


    Es müssen halt auch Möglichkeiten geschaffen werden.

    Ich schaue seit Jahren Lesenswert Quartett & Co. als Stream. Das Format hat also nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie eine Sendung finanziert wurde, und da gibt es vielleicht auch eine gewisse Unkenntnis. Ähnlich wie der Strom aus der Dose kommt, nimmt man dann vielleicht das eine oder andere Angebot einfach als selbstverständlich an. Ist es aber nicht.


    Ich tue mich schwer mit Kritik an "Zwangsgebühren". Wie schon von Tom angedeutet, hat das immer so eine politische Note, mit der ich mich nicht identifizieren kann, und der Preis dafür steht in keinem Verhältnis zu den angeblichen Nachteilen derselbigen. Ich erinnere mich immer an ein Interview in einer Fernsehzeitung vor vielen, vielen Jahren, wo irgendein Prominenter, vielleicht ein Fußballer, auf die Frage, was ihn im Fernsehen stört oder nervt, geantwortet hat: diese Alexander-Kluge-Sendungen, die mitten in der Nacht auf RTL und/oder SAT 1 liefen. Keine Ahnung, ob das irgendeine Auflage für die Sendelizenz war, aber ich habe nur so gedacht: Ja, genau, 24x7-Programm für die Massen und dann zwischen 1 und 2 in der Nacht an einem Wochentag Kultur. Ist jetzt genau das, was abgeschafft gehört. Das hat für mich immer so eine radikal anti-intellektuelle Note.


    Und wenn man das nur durch den Markt regeln würde, dann würde es aus meiner Sicht sehr schlecht um das kulturelle Programm stehen. Diese Nischenprogramme müssen irgendwie gefördert werden, oder wir bekommen nur noch pinkes, süßes Popcorn 24x7 serviert.

    Fleur Jaeggy: «Die seligen Jahre der Züchtigung». Suhrkamp, 2024


    Interessant, dass ein Buch ein zweites Mal im Literaturclub besprochen wird. Frage mich, ob das ein Novum ist. Zum ersten Mal 1996 (in der SFR Mediathek verfügbar, geo-locked). War damals eher ein Verriss.

    dieser Religion ansehen. Eine Warnung aber auch bezüglich vor Islam-Toleranz.


    Man muss nach dieser Message schon sehr gezielt suchen, um sie vielleicht zu finden. Ich sehe das überhaupt nicht so. Rushdie beschreibt sich in erster Linie als Atheist, nicht explizit als Anti-Islamist. Im besagten fiktiven Zwiegespräch mit dem Attentäter, einem von acht Kapiteln, erwähnte er sogar, dass er sich zum Beispiel für die Moschee in der Nähe der eingestürzten Twin Towers ausgesprochen hat.


    Tatsächlich beschreibt Rushdie das Attentat und die Folgen in einem Detail, das die Tat erst einmal vom Kontext löst, und als Rushdie später die Zusammenhänge erarbeitet, geht es unter anderem auch um literarische Bezüge (Beckett, Mahfuz). Wo ich zustimme, ist, dass man so ein Buch nur schreiben kann, wenn man ein solches Attentat selbst erlebt hat, denn er geht auf klinische Details ein, die wehtun – ihm, aber auch den Lesern. Ihm wurde ins Auge gestochen, was das im Detail bedeutet, liest man hier.


    Sehr gefallen haben mir die Passagen, in denen er auf seine Kollegen wie Martin Amis oder Paul Auster trifft, die beide ihrerseits mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten und inzwischen verstorben sind. Er widmet sehr viele Zeilen seiner Wertschätzung für seine Unterstützer, die sich für ihn eingesetzt haben und z. B. Lesungen aus seinem aktuellen Buch 'Victory City' veranstaltet haben, als er nicht dazu in der Lage war, wie z. B. Neil Gaiman und Margaret Atwood. Es gibt auch einige Spitzen gegen den intellektuellen Kreis, der sich nach dem Erscheinen der 'Satanischen Verse' gegen ihn gestellt hat, oder die Presse für ihre sensationalistische Berichterstattung, die ihn noch zusätzlich in Gefahr gebracht hat.


    Rührend sind die Szenen mit seiner Frau. Es war schön zu lesen, aber als Roman wäre mir das zu viel 'Love conquers everything' gewesen. Wie die beiden durch dick und dünn gehen, ist beeindruckend.

    "The Banshees of Inisherin“ hat mir sehr gefallen, aber bei "Everything, everywhere..." hätte ich fast einen epileptischen Anfall bekommen und ich habe auch nur fünf Minuten von "Oppenheimer" ertragen. Diese Filme haben diese eigenartige nervöse Ästhetik die ich schwer ertragen kann und dann gehen diese Film dann auch noch gerne 150 Minuten.

    Die österreichische Autorin Helena Adler ist heute im Alter von 40 Jahren nach längerer Krankheit verstorben. Sie ist die Autorin von drei Romanen, u.a. Die Infantin trägt den Scheitel links, der auf der Longlist für den deutschen Buchpreis 2020 stand, und Fretten.


    2023 sollte sie eigentlich beim Ingeborg Bachmann-Preis lesen, musste damals aber bereits aus gesundheitlichen Gründen ihren Text zurückziehen.

    This Other Eden - Paul Harding


    Ich fand den Roman einfach nur prätentiös, irgendwie unehrlich in der Art und Weise, wie Themen hier behandelt werden und wie scheinbar literarische Stilmittel eingesetzt werden. Die reale Vorlage für die Geschichte ist spannend und wichtig (die Geschichte um Malaga Island: einer rassistisch motivierten Evakuierung einer Insel vor der amerikanischen Atlantikküste), aber was ist der Schreibanlass? Wieso brauchen wir die Geschichte ausgerechnet aus der Perspektive eines alten, weißen Englischprofessors? Das Buch hat nicht einmal 200 Seiten, und der Autor hat nach eigenen Angaben ein Jahrzehnt daran geschrieben, jedes Wort ist sozusagen handverlesen und mit intellektueller Höchstanstrengung produziert. Für mich nur die Simulation guter Literatur.


    ASIN/ISBN: 1529152542

    Mehr Schwarz als Lila - Lena Gorelik


    Sprachlich ist der Roman gleichzeitig jugendgerecht und literarisch ansprechend. Ich mochte die Figuren sehr - nicht nur die Erzählerin, sondern auch ihre beiden besten Freunde. Die Beschreibung einer scheinbar ausweglosen Situation ist sehr nachvollziehbar und psychologisch eindringlich (ein Foto zweier sich küssender Jugendlicher, ausgerechnet vor dem KZ Auschwitz, geht viral).


    ASIN/ISBN: 3499218348

    The Bee Sting von Paul Murray ist zunächst einmal eine fast schon klassische Familiensaga, die zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008 in einem kleinen Ort in Irland spielt. Im Mittelpunkt steht die Familie Barnes: die Eltern Dickie und Imelda, die 17-jährige Tochter Cass und der 12-jährige Sohn PJ. Dickie betreibt einen lokalen Autohandel und hat es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, wodurch er Teil des lokalen Geldadels geworden ist. Zu diesem gehört auch die Familie eines befreundeten Rinderzüchters, zu der es in der Geschichte Verbindungen gibt. Cass ist befreundet mit Elaine, der manipulativen Tochter des Rinderzüchters, und „Big Mike“, wie er genannt wird, ist bekannt für seine Affären und macht auch Imelda Avancen. Mit dem Einsetzen der Wirtschaftskrise verschärft sich die Lage für die Familie Barnes dramatisch. Jedes Familienmitglied hat seine eigenen aktuellen Krisen und schleppt zudem persönliche Geister mit sich, die plötzlich und mit großer Wucht wieder zum Vorschein kommen.


    Das klingt zunächst nicht nach der Art von Buch, die mich normalerweise anspricht. Der Roman wird oft mit den Romanen von Franzen verglichen, aber ich fand Franzens Die Korrekturen furchtbar langweilig. Familiensagas dieser Art hat man schon hundertfach gelesen oder im Fernsehen gesehen. Warum also sollte mich die Geschichte der Familie Barnes interessieren? Zum einen erscheint mir die Erzählung weniger realistisch, als man denken könnte – nicht, weil übernatürliche Ereignisse stattfinden (denn das tun sie nicht, abgesehen von metaphorischen Elementen, in denen der Roman fast schon eine Geistergeschichte oder ein Märchen wird, oder gelegentlichen übersinnlichen Vorahnungen von Nebenfiguren), sondern weil der Autor mit der Romanform spielt und vor allem mit den Erwartungen des Lesers. Der Autor scheint stets die Kontrolle zu behalten, während er den Leser ständig auf falsche Fährten führt. Er präsentiert eine Handlung, die oft auf Zufällen basiert und manchmal konstruiert wirken könnte, was man als Leser jedoch dem Autor verzeiht. Dieses Stilmittel passte, weil es thematisch in dem Roman für mich vor allem um Nicht-Kommunikation ging. Die Figuren reden (oder nicht-reden) ständig aneinander vorbei und das bestraft der Autor mit entsprechenden Konsequenzen und ohne irgendeine Gnade.


    Das führt zum eigentlichen Punkt, der den Roman so stark macht: den extremen Sog, mit dem man in die Geschichte hineingezogen wird. Im englischsprachigen Original hat der Roman 640 Seiten, und keine einzige Seite ist langweilig. Die Handlung treibt unaufhörlich und mit zunehmender Geschwindigkeit voran – zumindest war das meine Erfahrung. Bis etwa Seite 490 wird der Roman in jeweils einem Kapitel aus der Sicht einer Figur erzählt: erst aus der Sicht von Cass, dann PJ, Imelda und schließlich Dickie. Danach ändert sich die Erzählstruktur, aber ich möchte nicht zu viel verraten. Das Kapitel aus der Perspektive von Cass ist sehr einladend geschrieben. Ein Bruch gibt es dann aber bei Imelda. Während alle anderen Perspektiven eher traditionell erzählt werden, fehlen in Imeldas Abschnitt Punkt und Komma, was vermutlich ihren leicht chaotischen mentalen Zustand widerspiegeln soll. An dieser Stelle könnte der Roman einige Leser verlieren, aber man gewöhnt sich schnell an den Stil. Rückblickend wirken Imeldas Abschnitte sogar fast am berührendsten. Die Wechsel in der Erzählperspektive nutzt der Autor, um ein eigentlich triviales Stilmittel immer mal wieder einzusetzen: das des Cliffhangers. Das macht der Autor aber auf eine Weise, die ich literarisch und konzeptionell schon wieder ausgefeilt finde. Das alles passt zum spielerischen Umgang des Autors mit seinem Material, es fügt sich nahtlos in die Romanarchitektur ein.


    Ich war schwer begeistert. Zur Handlung darf man kaum etwas schreiben. Jedes Detail würde wie ein Spoiler wirken. Und sprachlich sitzt alles. Der Roman ist mit viel Humor und sprachlicher Raffinesse geschrieben.


    Der Roman stand dieses Jahr auf der Shortlist für den Booker Prize. Im März erscheint die deutsche Übersetzung.


    ASIN/ISBN: 0241353955

    ASIN/ISBN: 395614581X

    Meine Pläne.


    Booker Prize 2024: drei Bücher aus der Longlist lesen, dann ggf. nach der Veröffentlichung der Shortlist nochmal nachlegen.


    Osteuropa-Fokus (möglicherweise speziell Tschechien, abhängig von einem möglichen privaten Projekt dazu): vor allem Hrabal, Perutz, Kafka (die Sven Regener Hörbuch-Fassungen möglicherweise).


    Hörbücher (eines pro Monat als Spaziergeh-/Laufbegleitung)

    "Take What You Need" ist der dritte Roman von Idra Novey. Ihr Erstlingswerk, "Ways of Disappear", war noch ein surrealistischer Roman in einem experimentell fabulierenden Stil, ähnlich dem von Italo Calvino (wie ich gerade festgestellt habe hier auf der Eule mein Jahreshighlight 2016). Dann wurde es in "Those Who Knew" sozialkritischer, aber sie hatte ihre Parabel über Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung in einem fiktiven Inselstaat angesiedelt. In ihrem neuesten Roman wendet sie sich nun fast vollständig dem Realismus zu. Kann ich das überhaupt gutheißen, bin ich doch besonders ein Fan der literarischen Phantastik? Kurze Antwort: ja.


    Noch ein wenig zur Autorin: 1978 geboren, schreibt sie nicht nur Romane, sondern auch Lyrik, die ich allerdings noch nicht kenne. Sie ist zudem literarische Übersetzerin aus dem Portugiesischen und hat unter anderem Werke von Clarice Lispector übersetzt, die offensichtlich auch für ihr eigenes Schaffen sehr wichtig ist. Die Autorin lebt in New York, hat in Princeton studiert und lehrt dort. Sie hat auch in Chile gelebt und unterrichtet, wo sie auch ihren Ehemann kennengelernt hat. Ihr Leben ist mehrsprachig, und auch das ist für ihr Werk und insbesondere für diesen Roman nicht unwichtig. Eine der beiden Hauptfiguren, Leah, hat einen ähnlichen Hintergrund: Sie arbeitet mit Texten (als Übersetzerin oder Lektorin) und ist mit einem Mann aus Peru verheiratet, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat.


    Um was geht es nun in dem Roman? Direkt im ersten Absatz erfahren wir, dass Leahs Stiefmutter Jean verstorben ist, und nun macht sich Leah mit ihrem Mann und ihrem Kind auf den Weg zu ihrer Kindheit in die Appalachen in West Pennsylvania – einer besonders strukturschwachen Gegend, in der die Häuser heruntergekommen sind und vor jedem zweiten Haus eine US-Flagge hängt. Die Handlung spielt während der Trump-Ära.


    Typisch für Novey ist, dass Jean nicht einfach so verstorben ist, sondern – und das erfahren wir direkt im ersten Absatz – von einer Leiter gestürzt ist, während sie an einer riesigen Metallskulptur gearbeitet hat, die sie in ihrem Wohnzimmer errichtet hatte. Überhaupt erzählt der Roman sehr schön von Kunst am Rand der Wahrnehmung. Leah kommt mit ihrer Pension als Krankenschwester einigermaßen zurecht und steckt ihre ganze Energie in die Kunst, die sie durch YouTube-Videos erlernt hat und eigentlich nur für sich selbst macht.


    Und nun erfahren wir als Leser, abwechselnd aus den Ich-Perspektiven von Leah und Jean (handwerklich gut in zwei sehr unterschiedlichen Tonlagen), zeitversetzt erzählt, über ihre besondere Beziehung. Leahs Mutter verstarb früh, und eigentlich lebte Jean nur zwei Jahre mit ihnen zusammen, aber Jean war Leahs einzige Mutterfigur in ihrem Leben. Wir erfahren über Jeans letzte Jahre als Künstlerin und ihre ungewöhnliche Beziehung zu einem Teenager aus dem Nachbarhaus. Sie lernt ihn zunächst kennen, weil dessen Mutter bei Jean klingelt und um ein paar Kanister Wasser bittet, da der Familie das Wasser abgestellt wurde. Der Teenager, Elliot, interessiert sich für Jeans Kunst und fährt sie eines Tages ins Krankenhaus, nach einem blutigen Unfall mit einer Schleifmaschine bei der Ausübung ihrer Kunst. Im Folgenden entwickelt sich eine Figurenkonstellation, die ich so noch nie gelesen habe: subtil und emphatisch wird Elliot gezeichnet. Er arbeitet für sie, darf bei ihr duschen, und es entsteht ein enges Verhältnis, das jedoch auch durch ein Machtgefälle geprägt ist.


    Was die Figurenzeichnung angeht, habe ich dieses Jahr nichts Besseres gelesen. Wenn es überhaupt Leerstellen gibt, dann in der Zeichnung von Leah, denn ihre Passagen sind kürzer als die von Jean. Ich meine darin eine gewisse Zurückhaltung der Autorin zu erkennen, denn sie bewegt sich hier in ihre eigene Vergangenheit zurück, und anstatt hauptsächlich über sich selbst zuzureden, hört die Autorin zu. Noch nie habe ich eine so subtile und empathische Begegnung aus der intellektuell gebildeten Perspektive mit Trump-Amerika gelesen, ohne sich damit gemein zu machen. Es gibt eine Distanz, die vor allem durch Leah symbolisiert wird – die Missverständnisse und die Abwehrhaltung. Auch Jean kann mit Trump nichts anfangen, aber es entstehen Räume für Begegnungen.


    Novey schreibt also aus eigener Erfahrung, und selbst das Schweißen hat sie für diesen Roman gelernt. Aber statt Autofiktion zu schreiben, hat sie mit „Take What You Need“ einen handwerklich exzellent gemachten und kunstfertigen Roman verfasst, der dann bei allem Realismus und Sozialkritik doch eine Fabel und ein Märchen ist. Ein grimmsches Stiefmutter-Märchen irgendwo im Unterbau der Konstruktion des Romans.


    ASIN/ISBN: B0B452269V

    Wir haben gestern "Leave The World Behind" (Netflix) gesehen, eine mit Julia Roberts, Ethan Hawke, Mahershala Ali und Kevin Bacon hochkarätig besetzte Romanverfilmung (Rumaan Alam) unter der Regie von Sam Esmail.


    Ich wünschte, ich hätte den Roman erst einmal gelesen, denn er liegt schon ewig auf meinem virtuellen TBR. Es wäre interessant zu erfahren, welche Stärken und Schwächen nur der Film hat. Ich hatte meine Probleme mit der Figur, die Julia Roberts darstellt. Vielleicht war die Rolle auch einfach nur schlecht gespielt. Sie nervte, war nicht glaubwürdig und vor allem zu Beginn ist die plötzliche Entscheidung, ein Haus zu mieten, überhaupt nicht schlüssig. Das gibt der Story einen eigenartigen Rahmen und einen komischen Start.


    Als "Gesamtkunstwerk" hat mir der Film gefallen: die Atmosphäre, auch das Ende und bis auf Roberts auch die schauspielerischen Leistungen. Dass die Obamas den Film produziert haben, macht die Geschichte noch gruseliger. Ich habe viele Kommentare gelesen, in denen sich Zuschauer darüber beschwert haben, dass sie zweieinhalb Stunden ihres Lebens verschwendet hätten. Auch wenn die Story den Eindruck erwecken könnte: Dies ist kein Emmerich-Film, entsprechend entwickelt sich die Geschichte auch nicht wie in einem Emmerich-Film.


    Es gab aber auch viele Kleinigkeiten, die mich gestört haben. Hitchcock-Feeling: okay, aber die Hitchcock-Anspielungen waren mir dann doch zu wenig subtil (die Szene aus "North by Northwest", die Vögel, die Knarre in der Schublade, die irgendwann losgehen muss).

    Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass die Spannung zwischen dem Ehepaar und George/Ruth im Roman besser funktioniert, aber im Film tat sie das nicht und wirkte wie ein Red Herring.