Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, hauptsächlich während ich laufend unterwegs war (Marathon-Vorbereitung) und in dem Rahmen hat es mich gut unterhalten, vor allem weil es inhaltlich nicht zu komplex oder stilistisch zu anspruchsvoll war.
So richtig begeistert hat mich das Buch aber nicht. Ich finde die Prämisse zu einfach (so, was schreiben wir dieses Jahr denn für ein Buch? Hmm, war da nicht mal dieses Biosphere-Projekt? Ja, das schreiben wir, das wird gut) und dann setzt das Boyle zwar gekonnt, aber auch irgendwie viel zu routiniert um. Alles was unter der Kuppel mit den durchaus interessanten Figuren passiert ist durch und durch nahe liegend.
Was aber zusätzliche Spannung erzeugte waren ein paar Spielereien mit der Erzählperspektive. Details, die von verschiedenen Figuren unterschiedlich wahrgenommen werden, und vor allem das "Erzählen im Rückblick", das vor allem zum Ende hin, zu interessanten, gewollten Unstimmigkeiten führt ("hier stimmt doch was nicht, das wurde mir doch vorher ganz anders erzählt"). Das war gut, macht das Buch aber damit auch nicht gleich zur Hochliteratur.
Insgesamt ein solider Boyle, den man lesen kann, aber nicht lesen muss.
EDIT: noch eine kleine Ergänzung, was ich bei Boyle mit nahe liegenden Umsetzungen meine. Für mich ist dieses Buch eine Versuchsanordnung, genauso wie sein eher enttäuschender Roman San Miguel schon eine Versuchsanordnung war. Menschen werden in einem isolierten Raum ausgesetzt und dann beobachtet Boyle wie sich das Ganze entwickelt wenn man die Naturgewalten ihren Lauf lässt. Wissenschaftlich betrachtet kann der Verlauf eines Versuchs und das Resultat ja sehr interessant sein, aber ich habe diese naive und romantische Vorstellung von der Entstehungsgeschichte eines Romans, die einschließt, dass ein Autor ein persönliches Verlangen hat ein bestimmtes Thema zu bearbeiten, dass er ein Buch unbedingt schreiben muss, aber hier, glaube ich, war am Anfang wirklich nur das Wort "Biosphäre". Alles andere hat sich dann halt ergeben. Glaube nicht, dass Boyle diesen Roman groß geplant hat oder im vornherein irgendeine spezielle Intention hatte.