Peter Heller: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie sah

  • Peter Heller: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie sah
    Eichborn Verlag 2013. 320 Seiten
    ISBN-13: 978-3847905196. 19,99€
    Originaltitel: The Dog Stars
    Übersetzerin: Eva Bonné


    Verlagstext
    Eine Liebeserklärung an die Welt, wie sie hätte sein können.
    Die Welt ist untergegangen, aber Hig hat überlebt. Ebenso sein einziger Nachbar, ein menschenfeindlicher Waffennarr mit dem Herz auf dem rechten Fleck, der ihn – brutal, aber verlässlich – beschützt. Hig lebt im Hangar eines verwilderten Flughafens und tuckert mit einer alten Cessna übers Gelände, sein Hund Jaspar ist sein treuer Copilot. Man schlägt sich halt so durch. Dann empfängt er plötzlich ein Funksignal. Gibt es doch noch Leben, jenseits seines kleinen Flughafens? Hig beginnt eine abenteuerliche Reise, und was er entdeckt, übertrifft seine schlimmsten Ängste – und seine größte Hoffnung.


    Der Autor
    Peter Heller, geboren und aufgewachsen in New York, lebt in Denver, Colorado. Er ist ein Spezialist für Extremexpeditionen, er ruderte durch die Tsangpo-Schlucht in Tibet, surfte von Kalifornien an die mexikanische Küste und begleitete Paul Watson in seinem Kampf gegen den Walfang ("Wir schreiten ein" erschien 2008 in dt.Übersetzung). Derart trainiert, konnte er sich mit seinem literarischen Debüt an sein bislang größtes Abenteuer wagen: das Ende der Welt.


    Inhalt
    Der Mann nennt sich Hig. Big Hig. Mehr braucht er nicht; denn eine Grippe-Pandemie haben nur wenige Menschen überlebt. Hig, sein Hund Jasper und Bruce haben sich auf dem Gelände eines kleinen Flughafens nahe der Rocky Mountains niedergelassen. Bis auf die an einer Käferplage zugrunde gehenden Wälder und das Verschwinden der Bachforellen steht dem Überleben einer begrenzten Anzahl handwerklich geschickter Menschen wie Hig offenbar nichts entgegen. Außer dem Inseldasein auf dem Flugplatz muss es weitere bewohnte Bereiche geben; denn immer wieder tauchen im Revier der beiden Männer andere Überlebende auf. Ohne große Worte teilen Hig und Bruce sich die Bewachung ihrer "Zone" gegen vermeintliche Angreifer. Bruce verfügt über ein umfangreiches Waffenarsenal und hat zu ihrer Verteidigung den Bau eines Wachturms organisiert. Hig konnte bisher immer noch Flugbenzin für seine kleine Cessna 182 auftreiben, mit der er Patrouillenflüge unternimmt. Seine Flüge führen ihn wie einen freundlichen Helfer, den der Himmel schickt, regelmäßig in eine kleine Mennonitengemeinde, deren Bewohner zwar die Grippewelle überlebten, aber an einer unheilbaren Blutkrankheit leiden. Bruce hätte gegen diese Besuche mit Sicherheit allerlei Einwände vorzubringen. Schon bald spürt man als Leser die Unvereinbarkeit der beiden Charaktere. Hig wirkt mit seinem geliebten Hund, dem Gemüsegarten und seinen Flügen wie ein glücklicher Mensch, während Bruce keinen anderen Lebensinhalt als das Abknallen vermeintlicher Konkurrenten kennt. Die Notgemeinschaft mit Bruce steht in völligem Widerspruch zu Higs Persönlichkeit. So lange womöglich der letzte Überlebende in einer auf den Radius des Flugzeugs beschränkten Welt zu sein, bis eines Tages der Treibstoff in den Lagertanks nicht mehr brauchbar sein wird, passt einfach nicht zu einem Mann wie Hig. Schon vor Jahren hat Hig einen schwachen Funkspruch aufgefangen, der ihm vor Augen führte, dass auch andere Menschen noch über Elektrizität verfügen. Der Gedanke an den Funkspruch hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Nun stellt sich die spannende Frage, welche Konsequenzen Higs aus seiner unbestimmten Sehnsucht nach der Welt da draußen ziehen wird.


    Fazit
    Higs in der Ichform erzählte Geschichte sprudelt aus ihm heraus wie aus einem Menschen, der lange keinen Gesprächspartner mehr hatte. Gleich zu Beginn wird deutlich, dass Hig nicht wagt, glücklich zu sein, solange er in der Zweckgemeinschaft mit Bruce verharrt. Die Symbolik der Geschichte blinkt zwar überdeutlich wie eine Reklametafel, Higs Charakter ist jedoch so interessant, dass sich mit der Moral nicht weiter aufhalten muss, wer das nicht schätzt. Higs Entwicklung von der Formulierung seiner Wünsche bis zu ihrer Umsetzung fand ich ungeheuer spannend. Einerseits wollte ich am liebsten sofort erfahren wie die Geschichte ausgeht, aber das Buch auch möglichst lange auskosten. Auf meiner Leseliste bleibt "Das Ende der Sterne wie Big Hig sie sah" ein aus der Masse der Dystopien herausragender utopischer Roman.

    9 von 10 Punkten

  • Die Welt ist untergegangen und Hig hat überlebt. Neun Jahre sind es seitdem und Hig kämpft zusammen mit seinem Hund Jasper und seinem Nachbarn Bangley, einem menschenfeindlichen Waffennarr ums weitere Überleben und gegen Plünderer.
    In seiner Cessna startet Hig immer wieder Rundflüge um das Gebiet zu sichern und empfängt auf einem dieser Flüge ein Funksignal, das ihn auf weitere Überlebende hoffen lässt und er beginnt eine abenteuerliche Reise.
    Ich habe lange überlegt, ob ich Peter Hellers Buch „Das Ende der Sterne wie Big Hig es kannte“ lesen möchte bzw. ob es mich ansprechen würde.
    Unterteilt ist die Geschichte in drei Abschnitte.
    Zuerst war ich von der Handlung wirklich mitgerissen.
    Ein beklemmendes, verstörendes, düsteres, aufwühlendes und teilweise brutales Buch, geschrieben in einer schönen Sprache, das mich nach dem ersten Abschnitt mit einigen Tränchen zurückließ. Ich war wirklich der Meinung, dass dieses Buch absolut mein Fall sein würde.
    Dann aber flachte die Handlung im zweiten Abschnitt merklich ab.
    Die beklemmende, düstere Atmosphäre, die mich stellenweise an Stephen King’s „Dunkler Turm Saga“ erinnerte, wurde durch eine zähe, eintönige Handlung ersetzt, bei der Higs Fliegerei eine zu große Rolle einnahm.
    Im dritten Teil wurde alles noch etwas langatmiger und die letzten Seiten waren trotz anziehender Handlung für mich nur noch eine Qual.
    Ich war froh, endlich mit dem Buch fertig zu sein.
    Die Idee an sich war vielversprechend, der Anfang und der Schreibstil gefielen mir auch gut, wobei Letzterer etwas zu abgehackt war und die Unvorhersehbarkeit des Geschichtsverlaufs wäre auch ein positiver Kritikpunkt, wenn die Geschichte ab der Hälfte nicht so unerträglich geworden wäre.
    Die Personen, besonders Hig, blieben auch sehr distanziert und ich habe einfach keinen Zugang zu ihnen gefunden.
    Der sehr gute erste Abschnitt hat das Buch gerettet und es zu keinem Totalausfall werden lassen.
    Es ist auf jeden Fall eines dieser Bücher, von dem man hofft, das es nie zur Realität wird.


    6 von 10 Punkten!

  • Manchmal leitet einen ein Buchcover in eine völlig falsche Richtung. Das schöne, etwas verträumt wirkende blaue Bild mit Sternen und einem Flugzeug vor einem leuchtenden Vollmond suggeriert etwas von heiler Welt und der Buchrückentext von Junot Diaz „Eine Liebeserklärung an die Welt, wie sie hätte sein können.“ lässt nicht erwarten, dass es hier um einen brutalen Überlebenskampf in einer postapokalyptischen Welt geht.


    Big Hig, ist Überlebender einer großen Grippe-Pandemie. Alles, was ihm aus seinem früheren Leben noch geblieben ist, ist sein Hund Jasper, der mit ihm auf einem alten Flugplatz lebt. Irgendwann hat sich Bruce dazugesellt, ein berechnender Waffenliebhaber, der Hig mehr als einmal das Leben rettet, denn nach dem Zusammenbruch jeglicher gesellschaftlicher Strukturen herrscht ein gnadenloser Kampf ums Überleben, den nur die Stärksten und am besten Bewaffneten gewinnen können.


    Big Hig erzählt seine Geschichte und nach und nach entdeckt man, wie die Nähe zu Bruce und das neue Leben ihn verändern. Ich brauchte eine ganze Zeit, um mich in diese Dystopie einzulesen, das lag sicherlich auch an dem etwas anderen Schreibstil, den Peter Heller gewählt hat.
    Es scheint modern geworden zu sein, auf jegliche Kennzeichnung der wörtlichen Rede zu verzichten und hier hat es mich ehrlich gesagt ziemlich gestört, da viele Dialoge anstrengend zu lesen waren und sich nicht immer sofort zuordnen ließen. Es gibt Bücher, da wirkt dieser Stil passend und teilweise ist das Ganze sogar ausdrucksstärker, als wenn Anführungszeichen vorhanden wären. Bei diesem Buch fand ich es nicht passend.


    Ungewöhnlich auch die Art und Weise, einen Satz mit einem „Und“ oder einem „Aber“ zu beenden. Auch das hat mich zeitweise ziemlich genervt. Vielleicht meint der Autor, er müsse sich so von anderen Autoren abheben, und einen eigenen Stil entwickeln, dieser Stil ist auf jeden Fall Geschmackssache und man kann ihn mögen, man muss ihn aber nicht mögen. So wie ich, aber.


    Trotzdem ist es eine sehr interessante Dystopie und manche Szenen und Gedanken gehen unter die Haut. Kitsch oder romantische Rückblicke auf das ganz normale Leben finden sich nicht. Big Hig lebt in seiner Gegenwart und trotzdem ist er nicht damit zufrieden, sondern immer auf der Suche.
    Ich habe das Ganze ein wenig distanziert gelesen und wenig Sympathie für die einzelnen Personen aufbauen können und zusammenfassend würde ich sagen, dass es sich auf jeden Fall um eine interessante, weil denkbare Dystopie handelt, dessen Stil mir nicht besonders gefallen hat und dessen Figuren mir nicht wirklich nahe gekommen sind.
    7 von 10 Eulenpünktchen


    Ein Zitat allerdings bleibt mir als Highlight des Buches in Erinnerung: Es geht um den Verlust:“ Im Gehen schiebst du den Verlust vor dir her…Du stellst dir vor, wie er an der einen sonnigen Stelle liegt, auf deinen Füßen vielleicht. Es geht ihm nicht so gut. Er setzt sich dazu, der Schmerz, und legt dir einen Arm um die Schulter. Er ist dein bester Freund. Er ist dir treu. Und in der Nacht kannst du es nicht ertragen, deinen Atem so ganz allein zu hören, ohne den zweiten Atem. In der Stille rauscht ein tosender Wasserfall wie der Soundtrack für alles, was lebt und was dahin gerafft wurde. Dann. Legt sich der Schmerz neben dich und rutscht heran. Er stört dich nicht, nicht einmal mit Atemgeräuschen.“