Der Tod fährt Audi - Kristian Bang Foss

  • Originaltitel: Døden kører Audi
    Originalverlag: Gyldendal, Kopenhagen 2012
    Aus dem Dänischen von Nina Hoyer
    DEUTSCHE ERSTAUSGABE
    Paperback, Klappenbroschur
    ISBN: 978-3-570-58529-0



    Kurzbeschreibung (Verlagsseite):
    Der Werbetexter Asger wird nach einer grandios verpatzten Kampagne gefeuert und fühlt sich von der Welt betrogen. Als er einen Pflegejob bei einem Mann im Rollstuhl annehmen soll, will er sich am liebsten drücken. Aber dann freunden sich Asger und der todkranke Waldemar an. Mit gnadenlosem Zynismus und viel schwarzem Humor betrachten sie ihr tristes Dasein. Bis Waldemar Asger zu einer verrückten Reise von Dänemark bis nach Marokko überredet, wo es einen Wunderheiler geben soll.
    Die Fahrt mit einem schrottreifen VW-Bus durch ganz Europa wird zu einem unvergesslichen Erlebnis voller skurriler Begegnungen und ungeahnter Hürden. Und was hat es mit dem mysteriösen Audi auf sich, der an den unterschiedlichsten Orten der Reise immer wieder auftaucht? Der Tod fährt Audi ist ein herrlich unterhaltsamer, tragikomischer Roman über eine einzigartige Freundschaft und die Abenteuer, die das Leben bis zuletzt bereithält.


    Über den Autor:
    Kristian Bang Foss, geboren 1977, veröffentlichte bisher zwei hochgelobte Romane und gehört zu den wichtigsten jüngeren Autoren seines Landes. „Der Tod fährt Audi“ wurde in Dänemark als eines der originellsten Bücher der Saison gefeiert und mit dem EU-Literaturpreis ausgezeichnet.


    Meine Eindrücke:
    „Für alle Fans von Ziemlich beste Freunde und dem Hundertjährigen“! Damit wird ungeniert für dieses Buch geworben. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, aber persönlich empfinde ich das als krasse Anmaßung.
    Verblüffend ist für mich auch die Tatsache, dass „Der Tod fährt Audi“ mit dem EU-Literaturpreis 2013 ausgezeichnet wurde. Die Bücher, die bei dieser Verleihung nicht zum Zuge kamen, würde ich dann eher nicht lesen wollen. ;-)

    Wenn ich das Buch mit einem Wort charakterisieren müsste, fällt mir dazu „trostlos“ ein – in nahezu jeder Beziehung: Inhalt, Atmosphäre, Protagonisten und, mit gelegentlichen Ausschlägen nach oben, auch der Erzählstil.


    In der Kurzbeschreibung lautet die Formulierung: „Mit gnadenlosem Zynismus und viel schwarzem Humor betrachten sie ihr tristes Dasein.“ Nun ja, wenn man es so nennen möchte. Die durchweg negative, fast schon verzweifelte Grundstimmung fand ich eher deprimierend als zynisch. Alles ist dreckig, öde, auf dem absteigenden Ast… mit einem Wort alles Sch…., wohin sie auch kommen und blicken.


    In der ersten Hälfte, der für mich deutlich besseren, treffen die beiden Protagonisten aufeinander. Werbetexter Asger hat seinen Job verloren und schlägt nach seinem ungebremsten sozialen Abstieg (beides im Prinzip selbst verschuldet) auf in Stentofte, einem sozialen Brennpunkt Kopenhagens. Er wird Teilzeit-Betreuer von Waldemar, der seit seiner Geburt von unendlich vielen, ominösen Krankheiten geplagt wird und, sehr zur Verblüffung seiner Ärzte, immer noch unter den Lebenden weilt. Wie Asger feststellt, kommt Waldemar gar nicht so schlecht allein zurecht, doch warum der „Gemeinde“ etwas schenken, was man aus ihr heraus leiern kann. Das ist ein Grundsatz, den Waldemar schon früh von seinen Eltern, die als Paradebeispiel für Sozialschmarotzer herhalten, übernommen hat.


    Rückblickend zählen die gemeinsamen Wochen der beiden in Stentofte zu meinen Highlights der Geschichte, ganz besonders die bizarren Einkaufserlebnisse im dortigen Netto :grin. So manche Absurditäten unserer heutigen Gesellschaft werden auf eine Art und Weise persifliert, die man möglicherweise zynisch und schwarzhumorig nennen könnte. Ich fand sie relativ geistlos und nur selten witzig oder originell.


    Und dann, als ich dachte, nun geht es endlich los mit der Reise und die Geschichte wird ein bisschen Fahrt aufnehmen, im wahrsten Sinn des Wortes ;-) - da war es auch schon vorbei. Belanglos und zunehmend langweilig schleppte die sich Story dahin und mündete in einem ebenso belanglosen und langweiligen Ende – trostlos eben. Geschildert werden nur wenige Reiseerlebnisse, zweifellos „skurriler“ Art, die mich gleichwohl in keiner Weise gefesselt oder auch nur interessiert haben.


    Der Titel gab mir anfangs zu denken, aber gegen Ende hatte ich eine Vorstellung, was es mit diesen wiederkehrenden bild- und rätselhaften Begegnungen mit dem schwarzen Audi auf sich haben könnte.


    Kann man originell finden, muss man aber nicht.


    Die beiden Protagonisten fand ich einfach nur befremdlich, ihre Gefühle und Befindlichkeiten konnten mich zu keinem Zeitpunkt berühren – ganz im Gegensatz zu „ziemlich beste Freunde“, eine Geschichte, die mich in nahezu jeder Hinsicht von Anfang bis Ende hingerissen hat. Daher mein Ärger über den Vergleich.


    Gut möglich, dass man diesen Roman als originell bezeichnen könnte, ich fand ihn einfach nur langweilig, eine Anhäufung bunt zusammen gewürfelter Absurditäten, deren Bedeutung sich mir oft nicht erschlossen hat.
    Mir sind einige sprachliche Ungenauigkeiten aufgefallen, vielleicht der Übersetzung geschuldet, und bei so mancher Szene habe ich den Sinn auch nach mehrmaligem Lesen nicht verstanden.


    „Überbordende Bildsprache“ habe ich in Bezug auf das Buch gelesen. Ja, das kann man so sagen und es gab auch für mich manch schöne Stelle wie z. B. "… die Reise an sich folgte ihrem eigenen Verlauf wie eine Träne, die den Globus hinunter rinnt." Aber eben auch befremdliche wie: "die Dunkelheit und ihre Geräusche waren wie eine Entzündung, die die Augäpfel und das Gehirngewebe befiel und sich wie ein Belag auf die Zunge legte." Insgesamt betrachtet waren weder Sprach- und Erzählstil, noch der Humor nach meinem Geschmack.


    Letztlich war ich froh, dass es nicht mehr Seiten hatte und kann aus meiner Sicht keine Leseempfehlung aussprechen.


    Mich interessiert wie andere Leser diese Geschichte einschätzen und bin sehr gespannt auf die weiteren Kommentare.

  • Klappentext:


    Zitat

    Der Werbetexter Asger wird nach einer grandios verpatzten Kampagne gefeuert und fühlt sich von der Welt betrogen. Als er einen Pflegejob bei einem Mann im Rollstuhl annehmen soll, will er sich am liebsten drücken. Aber dann freunden sich Asger und der todkranke Waldemar an. Mit gnadenlosem Zynismus und viel schwarzem Humor betrachten sie ihr tristes Dasein. Bis Waldemar Asger zu einer verrückten Reise von Dänemark bis nach Marokko überredet, wo es einen Wunderheiler geben soll. Die Fahrt mit einem schrottreifen VW-Bus durch ganz Europa wird zu einem unvergesslichen Erlebnis voller skurriler Begegnungen und ungeahnter Hürden. Und was hat es mit dem mysteriösen Audi auf sich, der an den unterschiedlichsten Orten der Reise immer wieder auftaucht? Der Tod fährt Audi ist ein herrlich unterhaltsamer, tragikomischer Roman über eine einzigartige Freundschaft und die Abenteuer, die das Leben bis zuletzt bereithält.


    Meine Meinung:


    Ich möchte zu dem Inhalt gar nicht mehr so viele Worte verlieren, denn das Wichtigste steht bereits im Klappentext. Und nur wegen diesem habe ich das Buch gelesen, ich fand es einfach mal spannend. Eigentlich mag ich keine Tragik Romane, wo es um todkranke Menschen geht. Aber: Hier steht niemals die Krankheit so wirklich zur Debatte, auch wenn sie immer wieder da ist, denn Waldemar ist todkrank.


    Wirklich spannend wird es, als Asgar und Waldemar sich in ihrem neuen VW Bus auf den Weg nach Marokko zu einem Wunderheiler auf den Weg machen. Ein Roadmovie der besonderen Art, gespickt mit herrlich schwarzen Humor und Zynismus ohne Grenzen und ganz viel Gesellschaftskritik.


    Der Autor erzählt hier in einer eher lapidaren Sprache, was aber irgendwie richtig zu der Art passt und mich wirklich fasziniert hat.
    Sicherlich wird es nicht jedermanns Geschmack sein, aber ich war fasziniert von der Gesellschaftskritik, dem Humor und der doch unterschiedlichen jungen Männer, die am Ende mehr als Kranker und Pfleger füreinander waren.


    Fazit:


    Ein Roadmovie der ganz anderen Art, dem der Autor durch seinen schwarzen Humor hindurch führt, und ihm ein wenig die Schärfe heraus nimmt.
    Eine wirklich skurrile Geschichte, die mich nachdenklich zurück lässt, und doch so richtig überzeugen konnte!


    18.05.2014