Home for Christmas - Levi Henriksen

  • Levi Henriksen - Home for Christmas
    Schräge Weihnachtsgeschichten aus Norwegen


    Inhaltsangabe:


    Weihnachten: Fest der Liebe und der Verstimmungen. Zeit für Aufbrüche und Ausbrüche. Im Norden ist das nicht anders als sonstwo – vielleicht noch ein klein wenig irrer und existentieller, denn wo sich die Landschaft weiß und weit erstreckt, ist im Zweifelsfall auch die Einsamkeit umfassend. Der norwegische Schriftsteller Levi Henriksen beleuchtet sie in seinen Erzählungen, die kleinen Katastrophen und blitzenden Hoffnungsschimmer rund um die Weihnachtszeit. Da sind die beiden Greise, die pünktlich zum Fest aus dem Altenheim steigen, um sich mit einer Flasche Schnaps im Tiefschnee zu vergnügen. Da kommt ein Zuhälter in einer Schweinekrippe unverhofft zu Tode – und ein liebender Ehemann, der sich selbst als Geschenk verpackt, muss lernen, dass die Bescherung anders ausfällt als gedacht...


    Der Autor:


    Levi Henriksen wurde 1964 in Kongsvinger/Norwegen geboren. Er ist Musiker, Journalist und Autor. Seine ersten Erfahrungen als Schriftsteller sammelte er 1999 mit einem Reisebericht über Alaska. Sein Debütroman "Bleich wie der Schnee" wurde von Norwegens Buchhändlern zum Lieblingsbuch des Jahres gewählt. Mit seinen schrägen Kurzgeschichten zur Weihnachtszeit feiert er in seiner Heimat seit Jahren Triumphe. Eine seiner Erzählungen wurde vom norwegischen Kult-Regisseur Bent Hamer unter dem Titel "Home for Christmas" verfilmt.


    Meine Meinung:


    Das Buch besteht aus 27 Kurzgeschichten:


    Grds.: Ein paar Tippfehler und Rechtschreibfehler, aber nicht so viele, dass es den Lesefluss stark behindert. Dies war auch nur am Anfang der Fall, gegen Ende ist mir dahingehend nichts mehr direkt aufgefallen.


    Zu den einzelnen Geschichten:


    1. In diesem Jahr nur praktische Geschenke » Mischung aus makaber und anrührend; Handlungen, die man verstehen konnte und Handlungen, die ich nicht verstehen konnte, trafen zusammen » 5/10


    2. Hoch droben singt jubelnd der Englein Chor » gefiel mir vom Schreibstil her nicht so gut, dabei war es teilweise wirklich aus kindlicher Sicht geschrieben; schade, dass die Geschichte vorzeitig zuende war, mir fehlte da noch etwas » 5/10


    3. Schnee über Disney World » Ehepaar, dass nicht mehr miteinander, sondern zueinander spricht; sehr schöne Wortwahl; viele Charakterisierungen mit Bezug zu Disney-Figuren und ein kleines Drama; sehr schönes Ende; beste Geschichte im Buch » 10/10


    4. Ein Haus aus Händen » wieder eine Verknüpfung von einem Partnerschaftsproblem mit einem Drama, was wieder durch sehr schöne Wortwahl glänzt » 10/10


    5. Und gib uns heute » eine Geliebte, die eigentlich nicht mehr nur die Nummer Zwei sein will, aber eine Fügung verhilft ihr zu einem schönen Weihnachtsfest » 6/10


    6. Bald werden die Engel landen » anfangs wird nicht ganz klar in welche Richtung sich die Geschichte genau entwickeln wird und aus weihnachtlicher Sicht wird der Aspekt „nach Hause kommen“ in den Vordergrund gestellt » 9/10


    7. Pernille von oben und von unten » wieder eine Geschichte, bei der Kinder im Mittelpunkt stehen und dabei auch unterschiedliche Glaubensansichten eine Rolle spielen » 7/10


    8. Welche Farben hätte Rembrandt genommen » schön-traurige Geschichte über einen alleinerziehenden Vater, der das erste Weihnachten mit den Kindern nach dem Tod der Frau feiert » 9/10


    9. Glitzer » wieder treffen scheinbar zwei Welten aufeinander, aber es gibt eine gemeinsame Verbindung in der Vergangenheit; an dieser Geschichte fand ich gut, dass das Ende nicht zwangsweise in eine andere Richtung gebogen wurde » 7/10


    10. Telemark » eine Geschichte, die wieder Vergangenheitserinnerungen aufbereitet; geht mir zu wenig in die Tiefe » 6/10


    11. Achtzig Schritte in der Minute » Geschichte, die in der Vergangenheit spielt und schön erzählt ist » 10/10


    12. Nach Hause, um Betten zu tragen » gefiel mir nicht so gut und ich kann es auch nicht genauer beschrieben » 5/10


    13. Alles, was mir am Herzen lag » Titel der Geschichte sehr passend und sie verbindet wieder alle „Weihnachtselemente“ » 9/10


    14. Das Radioevangelium » gefiel mir nicht so gut, kann auch gar nicht genau beschreiben wieso » 5/10


    15. Austmarka » revidiere meine Meinung zu Geschichte 3: mit Abstand beste Geschichte in dem Buch wie ich finde, über einen Vater, der noch ein letztes Weihnachtsfest mit seiner kleinen Tochter verbringen möchte » 10/10 – am liebsten 12/10 ;)


    16. Der Stern von Bethlehem » auch eine sehr gute Geschichte, wo das Ende dann – aus der Gesamtschau der Enden in dem Buch – dann auch mal sehr überraschend ist » 9/10


    17. Indianer » am Anfang hatte ich so ein bisschen meine Probleme mit dem Stil, danach aber durchaus gute Geschichte, auch wenn wieder ein paar Details fehlten » 9/10


    18. Die dunkle Seite des Mondes » auf eine andere Art und Weise berührend, aber manchmal mag ich es etwas direkter im Stil, so hier » 7/10


    19. Wie Wasser, das um einen Stein fließt » schöne Geschichte, die sich zum Ende hin steigert, wie ich finde; dennoch war mir Jack für die Kürze der Geschichte zu vielschichtig aufgebaut » 8/10


    20. Der Mann ohne Faust » es geht wieder um eine Vergangenheitsbewältigung und in gewisser Weise ähnelt die Geschichte einer anderen Geschichte aus dem Buch » 5/10


    21. Halt meine Hand ganz fest » schwer zu beschreiben, was mein Eindruck war » 6/10


    22. Der letzte Bus aus der Stadt » skurril und irgendwie nicht mein Stil » 3/10


    23. Jacobsen » aus wechselnden Perspektiven geschrieben, mal Er, mal Sie; teilweise sind die Übergänge zu fließend wie ich finde, sodass es dann doch wieder wie eine Gesamtgeschichte wirkt » 7/10


    24. Was würde Donald tun? » wieder eine Geschichte, die auf Disney-Figuren Bezug nimmt, allerdings fand ich etwas schwerer in die Geschichte hinein; zum Ende hin hat sich die Geschichte dann jedoch deutlich gesteigert » 8/10


    25. Fünf vor ein Leben lang » eine Geschichte, die ziemlich viele Lebensabschnitte eines Lebens beleuchtet, in die ich jedoch nicht richtig hinein fand » 6/10


    26. Maria Engel » die Geschichte hat im Grunde die meiste „Action“ in der Handlung, aber auch das ist ein Fall, wo ich anfangs nicht gut in die Geschichte hineinfand und sie am Ende dann immer besser fand » 7/10


    27. Menschen wie du und ich » eine sehr kurze Geschichte, die direkt auf den Autor bezogen ist und eine nette kurze Botschaft vermittelt; schöner Abschluss des Buchs » 9/10


    Macht insgesamt » 7 Punkte

  • ... und 4 Jahre später sind sie dann auch gelesen ;-)


    Meine Meinung:


    Kurzgeschichten-Sammlungen enthalten in der Regel viele solide-mittelmäßige und einige wenige großartige sowie einige wenige schlechte Stories. Je nach Qualität der Zusammenstellung verschiebt sich diese Normalverteilung in die eine oder andere Richtung. Bei Levi Henriksens "Home for Christmas" ist geht die Verteilung eindeutig in die positive Richtung, denn diese Sammlung an Kurzgeschichten enthält nicht eine einzige Story, die mir überhaupt nicht gefallen hat. Es gibt einige, die ok sind und überraschend viele, die sehr gut und sehr berührend sind. Bei der Bewertung der einzelnen Geschichten erzielte über die Hälfte eine Wertung von 8/10 oder mehr Punkten. Respekt! So verwundert es nicht, dass mir eine Auswahl der besten Geschichten schwer gefallen ist, aber diese hier sind meine Top 5 (in der Reihenfolge ihres Erscheinens im Buch):


    - Und gib uns heute
    - Bald werden die Engel landen
    - Der Mann ohne Faust
    - Jacobsen
    - Was würde Donald tun?


    Diese und alle anderen Geschichten haben viele Gemeinsamkeiten: Sie spielen (natürlich) an Weihnachten, aber auch in der selben Gegend und teilen die gleiche melancholische Grundstimmung. Deshalb sind sie sich in gewisser Weise alle etwas ähnlich und sollten vielleicht nicht unbedingt in einem Rutsch, sondern wohldosiert über die Adventszeit (oder auch im restlichen Jahr) gelesen werden. Mit genügend Raum entfaltet sich die Wirkung der Geschichten besser, die von der Stärke Henriksens leben, innerhalb kürzester Zeit, meist mit nur wenigen Sätzen, eine Szenerie zu erschaffen, die durch alltägliche Situationen und eine dichte Atmosphäre für maximale Authentizität und damit für Glaubwürdigkeit sorgen. Allerdings "schräg", so wie sie im Untertitel heißen, sind die Geschichten nicht, sondern einfach nur keine typisch-kitschigen Christmas-Stories à la Hollywood.


    Ich vergebe glatte 8 Punkte.

  • :knuddel1
    Schön. Habe ich mir sehr interessiert durchgelesen und musste etwas schmunzeln, dass du ein paar der Geschichten favorisierst, die mir nicht gefallen haben...so haben wir ja dennoch beide mit scheinbar sehr verschiedenen Lesevorlieben unsere Freude an dem Buch gehabt und das freut mich sehr. :knuddel1


    Allerdings muss ich ehrlich gestehen, dass mir nach all der Zeit nichtmals mehr eine der Geschichten wirklich im Kopf geblieben ist...ich schreib dich in vier Jahren mal an, wie es dir damit geht. :chen *auf meine reread-liste nehm*

  • Zitat

    Original von Hati
    :knuddel1
    Schön. Habe ich mir sehr interessiert durchgelesen und musste etwas schmunzeln, dass du ein paar der Geschichten favorisierst, die mir nicht gefallen haben...so haben wir ja dennoch beide mit scheinbar sehr verschiedenen Lesevorlieben unsere Freude an dem Buch gehabt und das freut mich sehr. :knuddel1


    :-]
    Wobei ich sagen muss, dass ich bei ganz vielen Stories die gleiche Wertung hatte wie du oder nur 1 Punkt abweiche, also so ganz anders scheinen unsere Lesevorlieben nicht zu sein :wave


    Zitat

    Original von HatiAllerdings muss ich ehrlich gestehen, dass mir nach all der Zeit nichtmals mehr eine der Geschichten wirklich im Kopf geblieben ist...ich schreib dich in vier Jahren mal an, wie es dir damit geht. :chen *auf meine reread-liste nehm*


    :lache Mach das.
    Ich fand übrigens, dass die Titel gar nicht immer so richtig passten, so dass ich manchmal jetzt schon nicht mehr weiß, was sich dahinter verbarg... :gruebel