Als Nachfahre eines der großen Helden sehnt sich der etwas kurz geratene Hal nach Abenteuern, die ihn selbst zu einem Ebenbild des großen Svens machen. Von der Familie unverstanden zieht es ihn hinaus ins Tal, aber schon bald muss er erkennen, dass es kleiner ist, als gedacht, nach allen Seiten hin begrenzt vom Meer oder den Hügelgräbern der Vorfahren. Niemand wagt sich über die Grenze, denn dahinter lauern die Menschen fressenden Trolde.
Leider fand ich, dass das wieder einmal eines dieser Bücher ist, bei denen dich der Klappentext hoffnungslos in die Irre führt und du etwas völlig anderes erwartest, als du dann effektiv serviert bekommst. Valley liest sich allgemein wie ein ungeschickter Verschnitt des Drehbuchs von „The Village“, was ich sehr, sehr schade fand, da ich die Grundidee von Valley spannend finde, ebenso wie das ganze Konstrukt rund um das Tal, das von den Hügelgräbern begrenzt wird und in dem die Menschen sich selbst gefangen halten. Gelungen finde ich auch diesen stark nordischen Einfluss, vor allen Dingen bei den Namen der Figuren [und auch sie selbst haben mich teilweise an alte Wikinger erinnert].
Aber ich hatte einfach mit einer weitaus fantastischeren Welt gerechnet. Mit einem Protagonisten, der Abenteuer erlebt, auf der Spur seiner großen Helden wandelt. Aber schlussendlich war das Ganze eher ein Selbstfindungskampf. Leider ohne Feuer speiende Drachen und mordende Ungeheuer. Der Feind war in so gut wie jeder Hinsicht meist zu menschlich und Hal, unser kleiner Held, war mir durchwegs etwas zu tragisch. Oder zu wenig witzig. Denn wenn schon ein so kläglicher Held die Geschichte anführt, dann erwarte ich, dass die Geschichte zumindest auf schwarzen Humor zurückgreift, andernfalls fehlt mir die Würze, das gewisse Etwas. Sicher, Hal ist ‚anders’ und gewiss, man erwartet sich neue Charakterideen, aber dem Kleinen auf seiner Reise zu folgen fand ich leider nur stellenweise interessant. Er ist vielleicht sogar etwas zu menschlich und gar zu vernünftig für eine solche Geschichte, zweifelt zu oft an sich selbst, beweißt dann wieder Mut und kommt doch kein Stück weiter. Hierbei fehlt mir auch der gewohnte Spannungsbogen, sprich es gibt keinen wirklichen Höhepunkt in der Geschichte, der große Showdown fehlt, teilweise plätschert die Geschichte vor sich hin und zieht sich ewig, um an einen bestimmten Punkt zu kommen [selbst am Ende!]. Und immer wenn es dann mal etwas spannender wird, fehlt am Ende der krönende Abschluss. Gerade so, als würde der Autor seinen Lesern ein Leckerli vor die Nase halten und es im letzten Moment zurück in die Tasche stecken. Die Geschichte braucht deshalb ziemlich lange, bis sie endlich in die Gänge kommt und selbst dann war ich teilweise noch davon überzeugt, dass ich in diesem Buch nicht ein einziges übernatürliches Wesen zu Gesicht bekomme. Ganz wie in „The Village“ erschien es fast so, als hätten sich die Anführer die Geschichte mit den bösen Monstern, die einen auffressen, wenn man die schützenden Gebiete verlässt, nur ausgedacht, um ihre Kinder und Kindeskinder zu schützen.
Strauds Sprache ist teilweise kindlich, teilweise ziemlich derb, sodass ich mich nicht recht entscheiden konnte, ob ich ein Jugendbuch in der Hand habe, oder nicht [Ebenso, wie ich lange Zeit mit der Genrezuordnung zu Fantasy gehadert habe]. Er schreibt nicht schlecht, der gute Mann und ich mag vor allen Dingen die Heldengeschichten, welche am Anfang jedes Kapitels stehen, aber ich hatte eigentlich gehofft [oder angenommen], dass das ganze Buch eine derartige Geschichte ist. Nur zu gerne hätte ich über Sven und die anderen Helden des Tales gelesen, hätte sie auf ihrer Reise begleitet und sie beim Kampf gegen die Trolde beobachtet. Hal und später auch Aud auf ihrer Reise zu begleiten fand ich hingegen stellenweise ziemlich langatmig, wenn nicht gar langweilig. Irgendwann geht es nur noch darum, was von den alten Heldengeschichten wahr ist und was nicht und als Leser hatte ich absolut keine Lust das überhaupt zu hinterfragen. Dieser Heldenhintergrund war nämlich das Einzige, das mich am Ball gehalten hat. Je mehr dieser märchenhafte Hintergrund des Buches bröckelte, desto uninteressanter fand ich die Geschichte. Das konnte auch die durchaus überraschenden Wendungen am Ende nicht mehr ändern, wobei ich mit dem Ausgang im Gesamten einigermaßen ‚zufrieden war’ und bei dem mich gar eine Fortsetzung interessieren würde, da erst zum Schluss für mich interessantes Terrain betreten wurde. Trotzdem bleibt Valley ein Buch, von dem ich mir etwas völlig anderes, aber vor allen Dingen mehr erwartet hatte.
Fazit:
Eine schöne Verpackung, aber ein Inhalt, der mich nicht überzeugen konnte. Interessanter Ansatz, aber eine schleppende Ausführung. Ich hatte auf einen schönen Fantasyepos gehofft, allerdings eher eine historische Geschichte in einer fiktiven Welt zu lesen bekommen, die mich nicht zufrieden gestellt hat. Wie gesagt: ein netter Ansatz im Stile von ‚The Village’, aber es reicht nur zu 5 von 10 Punkten.