Der blutigste Thriller könnte nicht mehr unter die Haut gehen, als dieses Buch. Grausam detailliert wird beschrieben, wie einfach es ist, einen Menschen zu quälen und in diesem Falle gar sein eigenes Kind.
Besonders der kindliche Erzählstil hat das Buch sehr lebendig gemacht, auch wenn ich dem einen oder anderen hier wohl zustimme, dass die eine oder andere Kleinigkeit sicherlich hinzugefügt wurde, ohne tatsächlich passiert zu sein (das bezieht sich lediglich auf bestimmte Gefühle, Gedanken, Sätze, Phrasen, usw). Aber das sehe ich als notwendiges und erlaubtes Mittel an, um eine derartige Geschichte anderen näher zu bringen.
Ich muss zugeben, dass ich teilweise der Meinung bin, dass der Vater dem Knaben schlimmeres angetan hat, als die Mutter. Deren Bösartigkeit war offensichtlich, aber der Vater, der hätte die Stütze und Rettung sein sollen, war es nicht. Er, der so stark erschien und immer wieder Versprechungen machte, ließ seinen Sohn immer wieder aufs Neue im Stich. Dabei wird er am Anfang als schillernde Heldenfigur beschrieben und was ist denn schon heroischer, als ein Feuerwehrmann? Trotzdem war der Vater nie Manns genug, um sein Kind aus dieser Hölle zu befreien. Oder mal den Mund aufzumachen. Von den Geschwistern, die ja selbst Kinder waren, erwartet man eine derartige Handlung ja nicht unbedingt, aber von einem erwachsenen, gestandenen Mann, der beruflich Leben rettet, könnte man erwarten, dass er sein eigenes Kind zu schützen vermag. Das hat mich am meisten schockiert, mehr noch als die Grausamkeiten, die die Mutter dem Knaben angetan hat, denn bei ihr war es offensichtlich, dass sie völlig kaputt und ein Monster ist.
Während ich das Buch gelesen habe, habe ich mich öfters dabei ertappt, wie ich die Nachbarskinder oder gar fremde Kinder auf der Straße etwas genauer betrachtet habe. Ein derartiges Buch - eben weil es kein fiktiver Thriller ist, sondern ein Stück tatsächliches Leben - rüttelt wach und man schaut vielleicht lieber einmal zu viel hin, als zu wenig. Und natürlich sagt man selbst, dass wenn etwas Derartiges im eigenen Umfeld geschehen würde, es sofort merken und richtig handeln würde. Dass man nicht zu den Menschen gehört, die nicht hinsehen. Oder übersehen.