Beiträge von evelynmartina

    Wie bei allen Thrillern von Sebastian Fitzek ist auch in seinem neuen Buch Spannung vorprogrammiert. Die Handlung spielt sich als Countdown zum Finale ab, ein bewährtes Mittel des Autors. Neu und außergewöhnlich ist dagegen, daß die Seitenzahlen und Kapitel rückwärts laufen, was aber beim Lesen keine Schwierigkeiten bereitet. Das Geschehen wird aus verschiedenen Sichtweisen geschildert, und Gedanken werden in Kursivschrift miteingeflochten. Durch kurze Kapitel und eine lockere, zum Teil flapsige Sprache fällt das Lesen leicht. Sogenannte, stellenweise etwas übertriebene Cliffhänger tragen außerdem zur Dramatik bei.
    Die Darstellung der Charaktere ist Sebastian Fitzek meiner Meinung nach in dieser Geschichte sehr gut gelungen. Er gibt Einblicke in das Leben und die Gefühlswelt eines blinden Menschen und dabei merkt man deutlich, daß er sich intensiv mit Blindheit und Sehbehinderung auseinandergesetzt hat.
    Am Ende werden fast alle Ereignisse logisch und nachvollziehbar aufgeklärt, wobei eine eher mystische Komponente offen bleibt. Das Überraschungsmoment am Schluß ist geglückt und schreit nach einer Fortsetzung, worüber in der fast schon legendären Danksagung des Autors bereits Andeutungen stehen.


    "Der Augensammler" hat mir gefallen. Spannung, Nervenkitzel und eigentümlicher Humor wurden verpackt in eine interessante Story.
    Inzwischen habe ich vier Bücher von Sebastian Fitzek gelesen, die sich im Aufbau und Ablauf doch sehr ähneln. Ich würde mir wünschen, daß der Autor sein Können auch einmal in einem andersartigen Schema zeigt.

    Kurzbeschreibung:
    Das Dorf Fjällbacka ist alarmiert: Der pensionierte Geschichtslehrer Erik Frankel wurde ermordet. Der beliebte alte Mann war ein angesehener Spezialist für die NS-Zeit. Die Ermittlungen der schwedischen Polizei konzentrieren sich auf Neonazikreise. Doch Erica Falck vermutet das Motiv in Frankels Vergangenheit. Gemeinsam mit ihrer Mutter hatte er den Widerstand gegen die deutschen Besatzer unterstützt. Dunkle Jahre, über die Ericas Mutter nie gesprochen hat. Für Erica ist es an der Zeit, das große Geheimnis ihrer Mutter zu ergründen. Damit gerät sie ins Visier des Mörders.

    Kurzbeschreibung:
    Er spielt das älteste Spiel der Welt: Verstecken.
    Er spielt es mit deinen Kindern.
    Er gibt dir 45 Stunden, sie zu finden.
    Doch deine Suche wird ewig dauern.
    Erst tötet er die Mutter, dann verschleppt er das Kind und gibt dem Vater 45 Stunden Zeit für die Suche. Das ist seine Methode. Nach Ablauf der Frist stirbt das Opfer in seinem Versteck. Doch damit ist das Grauen nicht vorbei: Den aufgefundenen Kinderleichen fehlt jeweils das linke Auge.
    Bislang hat der Augensammler keine brauchbare Spur hinterlassen. Da meldet sich eine mysteriöse Zeugin: Alina Gregoriev, eine blinde Physiotherapeutin, die behauptet, durch bloße Körperberührungen in die Vergangenheit ihrer Patienten sehen zu können. Und gestern habe sie womöglich den Augensammler behandelt.

    „Der Außenseiter“ von Minette Walters reicht meiner Meinung nach nicht an ihre Vorgängerromane wie „Die Bildhauerin“ oder „Das Echo“ heran.
    Die Autorin ist bemüht, die Handlung logisch und konsequent von Anfang bis zum Ende durchzuspielen, dabei wiederholt sie fortlaufend schon bekannte Ereignisse mit neuen Gesichtspunkten und aus anderen Blickwinkeln, was mit der Zeit ermüdend und langatmig ist. Sie flechtet Vernehmungsprotokolle der Polizei, Zeitungsausschnitte und E-Mails in die Geschichte ein, die zwar das Geschehen auflockern, den Leser aber mehr zum Beobachter als zum Teilhaber werden lassen. Die Figuren sind eher blass und rufen wenig Sympathien hervor. Ihre sozialkritischen Anmerkungen sind in meinen Augen fehl am Platz.
    Ich habe bereits einige Krimis von Minette Walters gelesen, die mir sehr gut gefallen haben, dieses Buch hat mich leider nicht begeistert. Schade!

    Der Inhalt des Buches ist schnell erzählt:
    Der 47-jährige Charles, ein erfolgreicher Architekt in Paris, befindet sich inmitten der Midlife-Crisis, entgegen der offiziellen Inhaltsangabe des Verlages, ist er keineswegs glücklich mit seinem Leben. Aufgrund seines Berufes ist Charles ständig unterwegs und fühlt sich nirgendwo zuhause. Die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Laurence ist geprägt von Eintönigkeit und Gewohnheit. Zudem betrügt sie ihn. Allein deren Tochter und seine Schwester scheinen Lichtpunkte in seiner Tristesse zu sein. Eines Tages erhält Charles einen Brief mit der Nachricht, daß seine erste große Liebe Anouk, die Mutter seines besten Freundes tot ist. Diese Mitteilung löst bei Charles eine Flut von Erinnerungen und Gedanken aus, die ihn schließlich dazu bewegen, nach der verdrängten Vergangenheit zu forschen und seinen Freund, zu dem er jahrelang keinen Kontakt hatte, aufzusuchen. Dabei lernt er wirkliches Glück kennen, was sein Leben verändern wird.


    Wer Anna Gavalda kennt, weiß, dass sich ihre Romane nicht durch eine fulminante Handlung auszeichnen, sondern durch die einzigartige Darstellung gewöhnlicher und ungewöhnlicher Charakteren, so auch in „Alles Glück kommt nie.“
    Der Roman lässt sich offensichtlich in zwei Teile gliedern, die sich sowohl von der Erzählweise als auch von der Sprache erheblich voneinander unterschieden. Die erste Hälfte beschäftigt sich mit Charles, seiner Lebenssituation, seiner Unzufriedenheit und Verdrossenheit und seiner Reaktion auf Anouk’s Tod. Die Autorin verwendet kurze, zum Teil abgehackte Sätze und macht Gedanken- und Zeitsprünge. Dieser Schreibstil mag den Lesefluss hemmen, er ist aber durchaus interessant und vermittelt die passende Atmosphäre. In der zweiten Hälfte, in der für Charles eine entscheidende Wende stattzufinden scheint, läuft Anna Gavalda zu ihrer bekannten Höchstform auf. Anschauliche Beschreibungen, beeindruckende Figuren und eine ausdrucksstarke Sprache machen das Lesen zu einem echten Vergnügen.


    Nachdem ich mich eingelesen hatte, hat mich die Geschichte immer mehr in ihren Bann gezogen. Ich fühlte mit Charles mit, auch wenn er auf mich manchmal zu müde und zu lethargisch wirkte. Es werden Themen wie Lebenskrise, Vergangenheitsbewältigung, Freundschaft und Liebe aufgegriffen, die für jeden fassbar sind. Durch die verschiedenen Schreibstile entwickelt sich der Gang der Handlung, die deshalb auch nicht langweilig wird.
    Besonders gut gefallen haben mir der Schauplatz Paris, die Großstadt, die im Verlauf der Erzählung als krasses Gegenteil zum idyllischen Landleben auftritt, und natürlich die recht originellen Personen, die das Geschehen lebendig werden lassen.
    Zwischen den Zeilen sind kleine Weisheiten zu finden, die zum Nachdenken über das eigene Leben anregen, denn wer möchte nicht leben anstatt zu existieren.


    Fazit: Zu Ende lesen lohnt sich!

    Kurzbeschreibung:
    Kann man einen Mordfall auflösen, der mehr als 30 Jahre zurückliegt? Die quirlige und engagierte George Gardener, Stadtverordnete von Bournemouth, versucht es und erfährt dabei die Hilfe des Londoner Schriftstellers Dr. Jonathan Hughes. Durch ihn und sein Buch über Justizirrtümer wurde sie auf schwerwiegende Verfahrensfehler im Fall Howard Stamp hingewiesen. Stamp, ein geistig zurückgebliebener junger Mann, soll 1973 in Bournemouth seine Großmutter auf brutalste Weise umgebracht haben. Nach einem fragwürdigen Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt, hatte Stamp sich dann kurze Zeit später im Gefängnis das Leben genommen.
    Die fast sechzigjährige George und der junge, steife Akademiker Jonathan sind sich anfangs nicht unbedingt sympathisch. Als sie –- krebskrank -– und er -– Sohn farbiger Einwanderer -- sich aber während ihrer gemeinsamen Recherchen ihre Lebenskrisen offenbaren müssen, freunden sie sich zaghaft an. Nach intensivem Studium der Prozessakten und Zeugenaussagen stoßen die beiden im Fall Stamp auf eine neue Spur ...

    Kurzbeschreibung (lt. Amazon):
    Charles Balanda, Ende Vierzig, ist ein erfolgreicher Architekt und glücklich mit seinem Leben. Bis er einen Brief bekommt, in dem nur drei Worte stehen: Anouk ist tot. Von da an ist nichts mehr, wie es war. Denn Anouk ist seine große Liebe gewesen, bis...? Was damals geschah, lässt Charles nicht mehr los. Er begibt sich auf Spurensuche und merkt, dass er sich eigentlich nach einem ganz anderen Leben sehnt. Ein wunderbares Feuerwerk an witzigen Dialogen und unvergesslichen Szenen. Ein Buch über das große Glück, die Schatten der Vergangenheit und über die ganz, ganz große Liebe.

    Zur Autorin:
    Isolde Sammer arbeitet seit Jahren erfolgreich als Drehbuchautorin, u.a. für Tatort, Bella Block, Die Kommissarin, Eurocops, Ein Fall für zwei und Der Fahnder. Dies ist ihr erster Roman. Sie lebt mit ihrem Mann in Hamburg.


    Inhalt:
    Martin sitzt in Untersuchungshaft. Er wird beschuldigt, seinen jüngeren Stiefbruder getötet zu haben, als dieser in einer Scheune einen Jungen vergewaltigt und bestialisch ermordet hat. Martin behauptet, er habe im Affekt gehandelt, da er selbst jahrelang vom eigenen Vater missbraucht wurde. Das Gericht glaubt ihm und spricht ihn frei. Auch das aus problembehafteten Familienverhältnissen stammende Mädchen Tina, das sich nach Zuneigung und Anerkennung sehnt, ist von Martin’s Unschuld überzeugt, sucht seine Nähe und verliebt sich in ihn. Allein seine Stiefmutter Irene hat Zweifel an Martin’s Aussage und dem Tathergang und begibt sich zusammen mit dem ermittelnden Kommissar auf die Suche nach der Wahrheit. Was hat sich tatsächlich in der Scheune ereignet? Was wird Martin nach seiner Freilassung tun? Könnten sogar Tina und ihr kleiner Bruder in Gefahr sein?


    Meine Meinung:
    Der Roman setzt sich aus 2 Handlungssträngen zusammen. In normaler Erzählform wird das Geschehen um Martin, seine Stiefmutter und den Kommissar geschildert, in Ich-Form verfasst Tina Aufzeichnungen, in denen sie ihre Sichtweise und Gefühlswelt auszudrücken versucht. Der so gestaltete Aufbau erzeugt Spannung und bewirkt, dass man sich inmitten der Ereignisse befindet und die Verhaltensweisen der Hauptfiguren größtenteils nachvollziehen, wenn auch des Öfteren nicht verstehen kann. Die Sprache ist einfach und prägnant, an manchen Stellen vielleicht zu anschaulich. Beim Lesen entsteht eine gewollt beklemmende und beängstigende Atmosphäre.
    „Die Stille nach dem Schrei“ ist kein Psychothriller im herkömmlichen Sinne. Es geht nicht darum, den Täter aufzuspüren, denn wer der Täter ist, erkennt der Thriller-Kenner schon recht bald. Die Handlung nimmt ihren vorhersehbaren Lauf, was aber der Dramatik keinen Abbruch tut. Erlebnisse aus Vergangenheit und Gegenwart werden geschickt miteinander verbunden, so dass langsam ein komplettes Bild entsteht. Hinter allem steht in erster Linie die Frage nach dem Warum und Wieso.
    Isolde Sammer hat sich eines aktuellen und hochbrisanten Themas angenommen, nämlich das des Kindesmissbrauchs. Sie erstellt nahezu ein Psychogramm eines pädophilen Gewaltverbrechers, durchleuchtet seine Vergangenheit und hinterfragt, wie es zu solch abnormalem Verhalten kommen kann. Zudem schildert sie auf eindringliche Art und Weise die Gefühle und Gedanken der betroffenen Angehörigen, hier die von Irene, die sich intensiv mit der Frage nach ihrer eigenen Schuld beschäftigt. Mit der Person Tina gelingt es der Autorin, eindringlich und anschaulich ein nicht unbekanntes Phänomen darzustellen.
    Der Thriller hat mich von Anfang an angesprochen und gefesselt. Große Überraschungen passieren zwar nicht, dafür ist die psychische Komponente der Erzählung beeindruckend und faszinierend. Das Ende ist konsequent und schlüssig, der „Ausblick“ in die Zukunft hat mich allerdings nicht überzeugt. Zudem hat mich im Verlauf des Romans die zum Glück im Keim erstickte Beziehungsgeschichte ein wenig gestört. Positiv hervorzuheben sind die offensichtlich fundierten Recherchen und die umfassende Auseinandersetzung der Autorin mit einem äußerst schwierigen Thema.


    Fazit:
    Das Buch hinterlässt mich innerlich aufgewühlt und nachdenklich. Die Geschichte ist sicherlich keine Lektüre für dünnhäutige Leser, jedoch sehr aufschlussreich, interessant und mit Tiefgang.
    Was den Thriller zu etwas Besonderem macht, sind die gut herausgearbeiteten Charakteren und der vorhandene Bezug zur traurigen und erschreckenden Realität. Man betrachte den Fall Jürgen Bartsch und ähnlich gelagerte Fälle in jüngster Vergangenheit.
    Das Erstlingswerk von Isolde Sammer ist meiner Meinung nach geglückt und lässt hoffen auf weitere Veröffentlichungen.

    Kurzbeschreibung
    Sie sucht die Wahrheit. Und findet das Böse. Irenes Leben wird zum Albtraum, als ihr Sohn Jonas gewaltsam ums Leben kommt. Der Täter: ihr neunzehnjähriger Stiefsohn Martin. Die Tat: im Affekt. Angeblich wurde Martin Zeuge, wie Jonas einen kleinen Jungen ermordete. Zudem behauptet er plötzlich, von seinem eigenen Vater missbraucht worden zu sein. Das Gericht spricht Martin frei, doch Irene zweifelt. An Martins Aussage. Und an ihren eigenen Erinnerungen. Sie will die Wahrheit herausfinden, um jeden Preis. Erst recht, als Martin die Abiturientin Tina in seinen Bann zieht. Denn Irene ahnt, wozu ihr Stiefsohn fähig ist ...

    "Das Kind" ist nun der 3. Thriller, den ich von Sebastian Fitzek gelesen habe.
    Wie schon in den Büchern "Die Therapie" und "Der Seelenbrecher" schafft es der Autor, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Kurze Kapitel und rasante Szenenwechsel halten die Spannung. Allerdings empfand ich die Ereignisfolge zu dicht, zu temporeich und stellenweise recht unglaubwürdig. Fitzek's Fantasie ist wirklich unbeschreiblich, trotzdem werden in dieser Geschichte ziemlich viele Krimi-Klischees bedient, wobei die Handlung konstruiert und zusammengeschustert wirkt. Die Figuren bleiben auf der Strecke, sie erscheinen glanzlos und unfertig. Ich hatte keinerlei Vorstellung von den Personen, konnte mich nicht in sie hineinversetzen und ihre Verhaltensweisen nur zum Teil nachvollziehen. Meiner Meinung nach ist "Das Kind" solide Unterhaltung, die man nicht hinterfragen sollte, mit einem für den Autor typischen Ende, das zwar Einiges aufklärt, aber nicht alle Fragen beantwortet.