Beiträge von MelanieM

    Erinnerst du dich aus Hafenschwester 3 noch an Gerd Malthus? Ich fand es wahnsinnig spannend, in diesem Roman nicht nur die Helden zu receyceln, sondern auch die Schurken - einer wird Mordopfer, der andere Täter und der dritte Verdächtiger und prügelnder Ehemann.


    Ingrid war ja schon in Mohlenberg 3 immer etwas zurückhaltend ihrem Mann gegenüber und verbrachte die Zeit, wenn die Söhne im Sommerlager waren, lieber auf Mohlenberg. Eben weil ihr Mann schon immer gewalttätig war. Ihr Schwiegervater hat noch versucht, das etwas zu unterbinden, aber als er dement wurde, hatte er keinen Einfluss mehr. Deshalb mochte Ingrid ihren Schwiegervater ja auch und besuchte ihn regelmäßig.

    Dann hast du ja jetzt auch schon Brunos kurzen Telefonauftritt gehabt und die kurze Anmerkung der Persienreise (über die ja im Sommer ein ganzes Buch kommt), und außerdem hat Friederike das angewandt, was sie in Band 3 von Fräulein Wermut über das Ausfragen von Kneipiers gelernt hat.


    Die HIAG ist historisch belegt, ihre Zeitung ist bis 2014 erschienen.

    Dass die SS durchaus heterogen war, was es schwierig machte, den Einzelfall zu beurteilen, wisst ihr ja schon aus Band 3. Es war ein Unterschied, ob jemand wie Brehm oder Hermann agierte, oder ein Mitläufer wie Markmann war, der "nur" die Dienstrangangleichung aus Karrieregründen mitgemacht hat. Gerade diese Unterschiede führten dazu, dass sich später alle immer auf die "harmlose" Variante beriefen. Die Tatsache, dass jemand bei der SS war, besagt allein noch nicht, dass er persönlich auch an Verbrechen beteiligt war, das kann man immer nur aus dem Kontext erkennen. Das war ja auch jahrelang der Grund, warum die ehemaligen SS-Leute darum kämpften, als normale Soldaten angesehen zu werden.

    Die Verträge mit den Verlagen gehen meist für einen Zeitraum von 10-15 Jahren - danach gehen die Rechte an die Autoren zurück. Oft nehmen Verlage Bücher aber viel früher vom Markt, wenn die Absätze ihnen zu gering sind. Deshalb haben Autoren sich diese Klausel erbeten - dann können sie Bücher nach Ablauf ggf. selbst wieder auf den Markt bringen. Fakt ist, dass Bücher meist - wenn es keine Longseller sind - eine Lebenserwartung als Print von 2-10 Jahren haben. Ebooks gibt es oft länger.

    Noch ein Nachtrag zu Fliegerbomben. In Hamburg gibt es noch rund 2000 Bomben, die nicht gefunden wurden. Mehrmals im Jahr gibt es Bombenwarnungen, wenn mal wieder ein Blindgänger gefunden wird, erst letzte Woche war das wieder in Wilhelmsburg der Fall, da fuhren die S-Bahnen nicht und die Leute, die dort wohnten, wurden im Umkreis von 300 m evakuiert. Erst seit den 2000er Jahren ist es Vorschrift, dass man, bevor man ein neues Haus baut, auf dem Grundstück sicherstellt, dass da keine Bomben mehr im Dreck liegen. Das bedeutet, es gibt hier garantiert noch ganz viele Häuser, die über einer Bombe gebaut wurden und nichts davon wissen.


    Ich bin echt froh, dass ich in einer Straße wohne, die erst 2010 gegründet wurde und das Haus, in dem ich wohne, erst letztes Jahr fertig geworden ist. Davor wohnte ich in einer Siedlung, die schon in den 1920er Jahren gebaut war - da waren auch keine Bomben drunter.


    Und eine kleine Anekdote - durch den 2. Weltkrieg wurde überhaupt erst das Soziale Entschädigungsrecht entwickelt. Es fing mit der Kriegsopferfürsorge an.


    Jeder von uns könnte übrigens noch heute zu den Opfern des 2. Weltkriegs werden und durch das Kriegsopferfürsorge-Gesetz entschädigt werden. Nämlich dann, wenn wir durch einen Blindgänger aus dem 2. WK verletzt werden würden. Das heißt, es könnten auch noch Leute Opfer des 2. WK werden, die erst 100 Jahre später geboren wurden, weil man so geregelt hat, wie man für Schäden durch Blindgänger entschädigt wird.

    : ich kenne mich da nicht aus, aber musste im Klappentext stehen, dass Dr. Krüger "tot aufgefunden" wird? So konnte ich mir natürlich denken, warum er nicht kommt...

    Das Problem bei Klappentexten ist ja, dass sie neugierig machen sollen und nicht zu viel verraten. Wir haben lange darüber diskutiert, ob es zu viel verraten war oder ob es neugierig macht. Also entschieden wir uns für "neugierig" - und setzten ein bisschen auf die Schadenfreude derer, die Krüger noch kennen - man will dann wissen, wer ihn aus dem Weg geräumt hat. Es war so ähnlich wie mit dem Klappentext bei Mohlenberg 2 - da wird auch verraten, dass sie ein dunkelhäutiges Kind bekommt, da haben wir auch lange diskutiert, ob es zu viel ist, oder ob gerade das neugierig macht. Letztlich entschieden wir uns dafür, auf die Neugier zu setzen. Gute Klappentexte zu schreiben, ist eine echte Kunst und harte Arbeit, immer an der Gratwanderung zwischen nichtssagend und Spoiler.

    (by the way: die Frau von Maurice kennen wir nicht?)

    Nein, die hat er erst nach dem Krieg geheiratet. Und wir haben ihn ja zuletzt 1941 getroffen, als er gerade seine Gesellenprüfung als Automechaniker hatte. Mir ist es übrigens auch wichtig, dass meine Helden nicht alle studierte Leute sind. Ein Handwerksmeister ist ein ebenso angesehener Beruf wie ein Studium (und je nach Studienzweig oft auch viel nützlicher). Deshalb sind Richards Neffen auch alle Tischler im Familienbetrieb geworden. Wer Spaß an seinem Handwerk hat, ist garantiert oft glücklicher, als jemand, der Philosophie studiert hat und nun als Taxifahrer sein Geld verdient ;-)

    als sie sich wunderte, dass auch 12 Jahre nach dem Krieg Straße wegen Entschärfung von Fliegerbomben abgesperrt werden müssen - wenn sie wüsste, wie häufig wir HEUTE in Hamburg noch Sperrungen wegen Entschärfung von Bomben haben....

    Das konnte ich mir nicht verkneifen. Die Briten haben uns in Deutschland übrigens erst in den 2000er Jahren alle Karten überlassen, wo Bomben sind, teilweise schon ab den 1980er Jahren. Vorher meinten sie, das sind "Militärgeheimnisse" - das ist also nicht ausgedacht. Da ist man gemeinsam in der NATO und in der EU, kriegt aber von seinen "Verbündeten" nicht mal die Karten, wo die Bombenabwürfe waren, weil es immer noch Kräfte gibt, die meinen, so "wichtige Militärgeheimnisse", dürfe man den Deutschen nicht geben.

    Ich als ganz große Krimi-Expertin : Richard hat ja zweimal mit ihm telefoniert und dass sich Richard und Dr. Krüger nicht "grün" waren, dürfte allgemein bekannt sein, da stellt man sich als Kripo doch schon mal die Frage, ob nicht Dr. Richard Hellmer der Mörder sein könnte???

    Ja, da ist was dran ;-)

    Ich frage mich, wann Du selbst überhaupt zum Lesen kommst... Berufstätigkeit, Autorin, Fortbildungen - alles nix, was man "nebenbei" so wuppt...

    Deshalb habe ich so viele ungelesene Bücher. Und da ich weiß, dass Bücher ein "Verfallsdatum" haben und evt. nach ein paar Jahren vom Markt gehen und nicht mehr verkauft werden, kaufe ich zwar, wenn ich weiß, dass ich etwas lesen will, aber schaffe es nicht unbedingt sofort.

    Das hört sich ja richtig spannend an, ich weiß wenig aus der Geschichte Irans (Persiens?)... Klar, dass 1967 die Studenten gegen den Schah-Besuch in Deutschlang protestiert haben, aber Hintergründe kenne ich absolut nicht. Und vor allem interessiert es mich, die Hintergründe zu erfahren, warum die iranische Revolution zuerst unterstützt wurde!

    Der Iran (Persien) war eine Demokratie, die ihm letztlich vom Westen kaputt gemacht wurde. Der Schah wurde deshalb zum grausamen Despoten. Daher rührten auch die Proteste. Als das iranische Volk den Schah loswerden wollte, vertrauten sie aber längst nicht mehr dem Westen, sodass der charismatische Khomeini leichtes Spiel hatte. Das kommt im Buch selbst natürlich nicht mehr vor, das endet 1953.

    Ich freue mich sehr, dass dir der erste Abschnitt so gut gefallen hat und du Spaß an dem Zusammentreffen hattest. Ich hatte beim Schreiben auch viel Spaß. Vor allem das Gekabbel zwischen Thomas und Fritz hat mir Spaß gemacht. Es ist immer eine Herausforderung, die Weiterentwicklung von Charakteren zu beschreiben, mir macht das viel Spaß.

    Ja, es gibt ein Buch, bei dem ich gerade im Lektorat bin. Es ist ein Seitenableger der "Leisen Helden" und wird voraussichtlich am 25. Juli erscheinen.


    Über Titel selbst spricht man in unserer Branche erst, wenn sie gemeldet sind, weil "Titeldiebstahl" in der Branche leider üblich ist.


    Aber ich kann euch inhaltlich etwas darüber erzählen.


    Hauptfiguren sind Richards Neffe Bruno und sein britischer Freund Eddy, die man schon aus "Die Stimmlosen" kennt. Bruno ist Tischlermeister und sein Freund Eddy arbeitet als BBC-Reporter. Bruno hat im Jahr 1953 einen VW-Bully zum Wohnmobil umgebaut und Eddy möchte gern im Iran eine Reportage machen. Er kriegt es hin, dass die BBC Bruno ein Honorar zahlt und die beiden fahren mit dem Wohnmobil von Hamburg bis in den Iran. Die Geschichte beginnt, als sie in der Türkei in Van angekommen sind, kurz bevor sie die iranische Grenze überschreiten.


    Im Jahr 1953 kam es im Iran zu einigen wichtigen politischen Ereignissen, die Bruno und Eddy hautnah miterleben - über diese Geschichten wollte ich schon immer berichten, weil sie die dortige Gegend bis heute prägen und erklären, warum das Volk 1979 die iranische Revolution zunächst unterstützte.


    Der Roman ist schon lange geplant, seit 2019, aber immer wieder verschoben worden, weil die Mohlenberg-Reihe verlängert wurde.


    In Mehr als die Gerechtigkeit, das ja nach diesem Roman aus den "Leisen Helden" spielt, hat Bruno auch einen kurzen Gastauftritt.


    Mein Agent meinte damals, dass ein Roman im Iran mit einem homosexuellen Paar als Protagonisten nicht laufen würde. Meine Lektorin hat sich in den Stoff aber verliebt und meinte jetzt, das sei ihr neues Lieblingsbuch von mir.


    Es ist natürlich ein Risiko - 1953 ein Roadmovie im Iran mit politischen Hintergründen und einem homosexuellen Paar (ohne Sexszenen - das würde auch funktionieren, wenn sie heterosexuelle Freunde wären, aber es bringt etwas mehr Würze - im Iran war Homosexualität damals noch legal, aber in Europa verboten) als Hauptfiguren ...


    Ich gehe damit natürlich ein Risiko ein, weil er so ganz anders ist, aber ich wollte den Roman unbedingt schreiben.

    Da ich Freitag und Samstag vermutlich leider wenig Zeit zum Lesen habe, habe ich mir heute gegönnt, schon mal die ersten Seiten von "Mehr als die Gerechtigkeit" zu lesen - und leider viel weiter als gedacht und viel später als vernünftig.. . Deshalb kurz im Telegramm-Stil (gibt es eigentlich heute noch Telegramme?).: Bin gut auf Gut Mohlenberg angekommen, freue mich, Bekannte wieder zutreffen, sofort wiedererkannt. Genieße gerade Grill-Nachmittag bei den Hellmers, auch hier glücklich über ein Wiedersehen. Später mehr!

    Gute Nacht!

    Dann bin ich ja gespannt, wenn du den Thread zu Teil 1 eröffnest.

    h schaffe es leider nicht, pünktlich zu starten. Ich hoffe mal, ihr rauscht nicht allzu schnell durch.

    Ich bin bis zum Schluss dabei.