Beiträge von MelanieM

    Also meine gaaaanz persönliche Meinung: meine Lieblingsbücher von Melanie (von denen, die ich bisher kenne...) sind "Im Lautlosen" und "Hafenschwester 3"... Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass "Hafenschwester 1 und 2" nicht gut sind (ich habe sie wirklich gern gelesen, 😍 MelanieM ) , aber diese beiden sind eben meine Lieblinge... Wobei Mohlenberg 1 hat jetzt auch gerade gute Chancen, in diesen erlauchten Kreis zu kommen...

    Deine beiden Lieblingsbücher sind auch meine beiden Favoriten, wobei ich natürlich alle mag ;-)


    Übrigens hatte ich als ursprünglichen Titel für die Bücher der Hafenschwester-Reihe immer die Untertitel, also Band 1 "Als wir zu träumen wagten" , Band 2 "Als wir wieder Hoffnung hatten" und Band 3 "Als wir an die Zukunft glaubten."

    Der Verlag fand es aber besser, das unter einem Obertitel zu bringen. Die Taschenbuch-Ausgabe, die in Planung ist, trägt deshalb (mit anderen Covern) als Obertitel auch "Die Hafenschwester-Saga", während die Untertitel die gleichen bleiben.


    Als ich "Im Lautlosen" geschrieben habe, dachte ich, ich kann nie wieder ein besseres oder wichtigeres Buch schreiben - aber Hafenschwester 3 passt da auch genau wieder rein.


    Wobei ich wie gesagt alle meine Bücher mag. Die Hafenschwester-Reihe und die Leisen Helden (wozu Im Lautlosen gehört) sind Epen, die über viele Jahre deutscher Geschichte gehen.


    Die Mohlenberg-Reihe ist immer auf einen Sommer beschränkt und betrachtet ausgestanzt eine Problematik der damaligen Zeit und es gibt als roten Faden immer einen Kriminalfall, ohne dass ich es wirklich als Krimi bezeichnen würde.

    Ist ja für mich eine Art Familientreffen... Ich backe einen Kuchen... 1957 - gibt es Toast Hawaii?

    Nein, es wird gegrillt. Ich häng mal einen Spoiler aus dem 2. Kapitel von Band 4 an, damit du dich freuen kannst:

    Aber ich habe sowieso den Eindruck, dass die Psychiatrie fast bis in die 1960/70er Jahre etwas das "Stiefkind" der Medizin war (vom Umgang der Nationalsozialisten mit "lebensunwertem Leben", T 4, usw. mal vollkommen abgesehen)..

    Das Problem war, dass bis in die 1970er Jahre die gleichen Ärzte nach wie vor praktizierten, die noch vorher die Euthanasie unter den Nazis durchgeführt haben. In Mohlenberg Band 4, 1957, ist das u.a.. Thema. Das Buch erscheint erst noch.

    Die alten Ärzte, die noch unter den Nazis Karriere gemacht haben, waren bis in die 1970er noch Chefärzte - "von Adolf übrig geblieben" nannte man das. Und da hatten progressive junge Ärzte nicht viel zu lachen.

    Aber zurück zur Geschichte: ich bin mitten drin, die Kombination aus historischen Roman und Krimi gefällt mir ausgesprochen gut... Ich bin sicher, dass Dr. Weiß "Dreck am Stecken" hat (mag aber auch daran liegen, dass ich ihn nicht mag, aber sehr verdächtig ist er!!!), Walter Pietsch mag ich immer noch (und würde ihm deshalb einiges verzeihen), ich könnte mir schon vorstellen, dass er "der Freund" ist, der Bernhard gerettet hat... Aber das war nicht sein einziger Grund, warum er nach Mohlenberg gekommen ist, da steckt noch mehr dahinter... Um Kuno tut es mir leid, ich denke, er wird sich von den "Behandlungen" in Langenhagen nicht mehr erholen. Und auf das Geheimnis um Juliane bin ich richtig neugierig, nachts und Dunkelheit als Stichworte sind schon ziemlich offensichtlich...

    Das freut mich und ich bin gespannt, wie dir die weitere Auflösung gefallen wird.

    MelanieM Ist es nicht so, dass noch heute eine Art der Kältetherapie bei psychischen Erkrankungen angewandt wird? Ich meine darüber mal was im Zusammenhang mit Depressionen gelesen zu haben, kann mich aber natürlich irren.

    Nein, Kältetherapie gibt es für rheumatische Erkrankungen, nicht für Depressionen. Bei Depressionen gibt es neben Psychotherapie und Medikamenten auch noch die Schlafentzugstherapie (die dann aber keine Folter ist, sondern der Schlafrhythmus wird fraktioniert verändert, weil man die Erfahrung gemacht hat, dass längere Wachphasen und anschließende Übermüdung positiv wirken) und in ganz schweren Fällen die schon beschriebene Elektrokrampf-Therapie.

    Welches ist es? Mich interessiert das schon, weil ich Verwandtschaft habe, die total verbittert hat und ich das mal verstehen möchte oder einen Weg dorthin lesen möchte um zu verstehen.

    Es heißt tatsächlich "Die verstummte Liebe", wie ich es in dem Posting schon hatte. Gehört zur Reihe der Leisen Helden - ist ein Seitenableger, den man entweder als erstes Buch (chronologisch) oder als letztes Buch lesen kann.

    Viktor Brunner: Schrecklich, was ihm vom eigenen Vater angetan wird, vor allem noch die Katze, die zum Schlüsselreiz wird. Grauenhafte Szene. Bei der Beschreibung, wie er Juliane töten will, habe ich mir die Frage gestellt, war das Böse schon vorher in Viktor, das durch den Missbrauch dann zum Vorschein kam oder ist er durch Missbrauch so geworden? Er beschreibt ziemlich eingehend, dass er im Krieg nicht das Töten lernen musste, sondern genossen hat.

    Viktors psychische Entwicklung wurde schon als Kind massiv geschädigt durch diesen Missbrauch. Es gibt kein Böses im Menschen von Geburt an, sondern es gibt nur Ereignisse, die dazu führen, dass Menschen bestimmte Abwehrstrategien entwickeln, um damit klar zu kommen. Manche fühlen sich dann einfach besser, wenn sie die Aggressionen, die sie selbst erleiden mussten und empfinden, dann an andere weiter geben können. Meist ist das aber nur eine kurze Entlastung. Wenn man es vom neutralen Standpunkt aus betrachtet, sind diese Verhaltensweisen Versuche der Psyche, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Nur bewerten wir sie moralisch als verwerflich, wenn sie dabei anderen schaden. Wenn Viktor nie von seinem Vater missbraucht worden wäre, hätte er vermutlich nicht diese Freude an der Gewalttätigkeit entwickelt.

    Dahingehend fand ich die unbegrenzte Liebe von Friedrike Bernhard gegenüber sehr beeindruckend. Toll, wie sie weiter zu ihrem Mann hält und steht.

    Wobei Bernhard es ihr aber auch leicht gemacht hat - er war ja im Umgang weiterhin liebenswert und verhältnismäßig pflegeleicht. Das hat ihr erlaubt, eher das Positive zu sehen, was ihr geblieben ist. Wenn er ständig bockig und quengelig oder gar aggressiv-distanzlos geworden wäre, hätte das sicher anders ausgesehen.

    Weiß wird das Brot essen müssen für das er da Korn gelegt hat. Was ich mich frage - sind wir heute wirklich so viel weiter? Wie viele Menschen sind heute noch der Ansicht, dass es einfach nicht gehe mit der Euthanasie aber eigentlich wäre es doch wenn es das noch gäbe für die Betroffenen eine Erleichterung und die armen Eltern. Allein der Gedanke an Sexualität und Down- Syndrom schreckt viele Menschen ab.

    Ja, deshalb war es mir auch so wichtig, die Sexualität reinzubringen und auch den massiven Verlust, den Friederike am Ende spürt. Oftmals wird einem mehr durch den Verlust bewusst, wie wertvoll jemand ist.

    Total schön und rund fand ich, dass das Buch mit den Worten "(...) ihr blieb mehr als die Erinnerung" endet.

    Schon auf S. 273 fielen mal die Worte "mehr als die Erinnerung".

    Wie kam der Titel, den ich wunderbar und absolut passend finde, zustande? Beim Schreiben oder war da vorher schon eine Tendenz in diese Richtung?

    Ja, das war schon der Arbeitstitel und ich probiere dann immer, die Titel auch mal an kleinen versteckten Stellen im Buch einzubauen. Freut mich sehr, dass dir das gefiel.

    Das Thema der Polizeibataillone und der Verbrechen in Polen habe ich in Hafenschwester 3 u.a. als Thema.

    Über Weiß hätte ich, genau wie chiclana, tatsächlich gern mehr erfahren - ich bin da vielleicht etwas extrem, aber für mich ist es gerade bei Büchern mit so schweren Themen extrem wichtig, zu verstehen, wie jeder einzelne gehandelt hat. Das schränkt mich auch bei Krimis häufig stark ein, weil mir "Serienmörder weil böse" einfach zu wenig ist.

    Ja, das ist mir auch zu wenig, wenn Serienmörder einfach "böse" sind.


    Auch wenn ich nicht alles in die Romane schreiben kann, weil es sonst ggf. den Rahmen sprengen würde - Doktor Weiß war jemand, der von seinen Eltern nur Anerkennung für Leistung bekam - er fühlte sich oft hilflos und sehnte sich danach, etwas Besonderes zu sein. Und diese Hilflosigkeit wollte er mit Macht kompensieren. Als Psychiater hat er sich dann den Kranken überlegen gefühlt und wollte ein wenig Gott spielen - um seine eigenen Minderwertigkeitskomplexe zu überspielen. Er hat sich in den Rückblenden ja auch immer an Bernhard herangemacht, weil er eigentlich dessen Zuwendung wollte. Wolfgang war ihm da eher egal. Aber Bernhard hatte viel von dem, was Weiß selbst gern gehabt hätte. Eine intelligente Frau, eine gute Familie, einen Schwiegervater, der eine eigene Klinik betrieb. Dieses Gefühl hat Weiß dann nachher auch dazu gebracht, in Gut Mohlenberg unterzukommen. Und der Versuch, ausgerechnet Bernhard, der jetzt ja so schwer beeinträchtigt war, in seinem Sinne zu manipulieren, hat ihm eine sadistische Genugtuung gegeben. Allerdings war Bernhard am Ende trotz seiner Behinderung noch immer mental stärker. Er hat Weiß doppelt besiegt - geistig, weil es nicht so ganz mit der Manipulation klappte - und auch dadurch, dass Weiß nicht damit durchgekommen ist. Der Schuss, mit dem er Bernhard tötete, tötete Weiß ja im Grunde auch als Charakter. Weil Bernhard verantwortungsvoll mit seinem Pferd umgegangen ist, das von den Granatangriffen traumatisiert war und es nach Hause schickte, konnte es nur dazu kommen, dass das Pferd dann nach dem Schuss durchdrehte und Weiß den Schädel eingetreten hat. Somit hat Weiß geerntet, was er gesät hat - aber vorher leider sehr viel Unheil über andere Menschen gebracht, weil ihm Menschenleben nichts wert waren. Das waren nur Mittel zum Zweck. Er hat als narzisstisch missbrauchtes Kind, das die Eltern nicht um seiner selbst willen liebten, nie Empathie mit anderen gelernt. Bernhard hatte davon hingegen sehr viel und die steckte so tief in ihm, dass sie auch blieb, als er alles andere verloren hatte.

    Ich habe übrigens in einem anderen Roman - Die verstummte Liebe - das Experiment gemacht, wie aus einer total liebenswerten, netten, sympathischen Frau eine verbitterte und ungerechte alte Frau wird. Das ist bei den meisten gut angekommen, aber einige Leserinnen fanden es blöd, dass die Heldin am Ende so unsympathisch geworden ist.

    Bei Dr. Weiß hätte mich noch interessiert, warum er von seinen Forschungen so besessen war bzw. wie er überhaupt auf sein Forschungsthema kam. Viktors Erzählung von dem Abend mit Dr. Weiß in der Kneipe fand ich gelungen und nachvollziehbar.

    Das Problem ist, dass es bei der Perspektive von Friederike nicht möglich war, die Geschichte von Weiß und seine Entwicklung näher darzustellen. Das hätte dann den Rahmen gesprengt, denn dann hätte ich viel mehr seiner Jugend etc. erklären müssen, aber die Infos hatte ja niemand in Friederikes Umfeld.

    Woher das bei Doktor Weiß kam kann ich aus der Geschichte heraus nicht erkennen.


    Bei Viktor Brunner war es wohl so, dass er dazu gemacht wurde, zuerst durch seinen Vater und dann noch durch Dr. Weiß.

    Woher es bei Dr. Weiß kam, bleibt offen - aber er hat eindeutig auch narzisstische Züge, also kann man davon ausgehen, dass er von seiner Familie nur Anerkennung bekommen hat, wenn er etwas Besonderes geleistet hat und nicht um seiner Selbst willen.

    Bernhard und Viktor sind perfekte Beispiele was die Kindheit für einen Einfluss hat. Bernhard ist wohl immer wohlwollend behandelt worden, wurde wohl auch in der Familie geliebt und später auch von Friederike. Er nimmt die Leute so wie sie sind, so wie er es auch selbst erlebt hat.


    Viktor ist als Mensch nie geliebt worden, nur missbraucht. Da gibt es kein Selbstbewusstsein und damit wird er auch beeinflussbar. Und er hat ja auch nur gelernt, dass man andere Menschen benutzt, Juliane als Mensch hat er doch gar nicht wahrgenommen, nur als jemand, der weiter unten in der Hackordnung des Lebens steht.

    In der Firma dieser Familie möchte ich auch nicht arbeiten müssen...

    Ja, genauso ist. Vermutlich hat die Firma Brunner dann auch später auf billigere Arbeitskräfte umgestellt - was heute die Inder im Callcenter sind, waren dann im 2.WK die Zwangsarbeiter, die man "Fremdarbeiter" nannte.