Beiträge von Laila

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    Original von Soso
    Wer Anne Perry kennt, weiß, dass ihre Krimis nicht unbedingt vor Action strotzden, sondern sie meist sehr detailliert die Personen und politischen Hintergründe des viktorianischen Londons beschreibt. So hatte ich also nicht allzu viel von diesem Roman erwartet.


    Tja, und bei mir ist es so, dass gerade die detaillierten und hervorragend recherchierten Hintergründe den Reiz dieser Bücher ausmachen. In der Hinsicht unterscheidet sich Anne Perry von vielen anderen Krimi-Autoren dieses Genres, was auch der Grund dafür sein mag, dass ihre Romane weiterhin übersetzt werden und sich einer großen Leserschaft erfreuen, während viele andere angefangen Reihen historischer Kriminalromane bereits nach wenigen Büchern wieder eingestellt werden.


    In diesem Roman ermittelt Pitt, der nicht mehr als Polizist in der Bow Street tätig ist, sondern mittlerweile für den Staatsschutz arbeitet, im Millieu der Anarchisten. Was jedoch zunächst aussieht wie ein politisch motivierter Anschlag, führt ihn immer tiefer in ein Netz aus Korruption und Erpressung, das sich bis in die höchsten Polizeikreise zieht. Unter dem Vorwand, gegen die Anarchie vorzugehen, fordern Politiker die Bewaffnung der Polizei und ein Gesetz, das es ermöglicht, willkürlich und auf Verdacht hin, in die Privatsphäre der Bürger einzudringen, Durchsuchungen ohne konkrete Handhabe vornehmen zu können und durch heimliches Befragen der Dienerschaft Zugang zu den Geheimnissen von Menschen der gehobenen und höheren Gesellschaftsklasse zu bekommen - alles natürlich unter dem Deckmantel, dass niemand etwas befürchten muss, der nichts zu verbergen hat. In dem gesamten Roman gab es teilweise erschreckende Parallelen zur heutigen Zeit, und man fragt sich, was sich in den letzten 110 Jahre eigentlich geändert hat ...


    Schön an den Romanen von Anne Perry finde ich die persönliche Entwicklung der Figuren, die Abgründe, aber auch die sympathischen Züge, die die Autorin selbst denen verleiht, die man aufgrund ihrer Taten eigentlich verabscheuen müsste. Gerade diese Menschlichkeit zeigt gut die Konflikte, in denen Thomas Pitt sich oftmals befindet. Waren die Bücher anfangs Krimis, in denen Charlotte und Emily ebenfalls an den Ermittlungen teilhaben konnten, so sind sie mittlerweile wesentlich ernster und düsterer geworden. Weil Anne Perry sich jedoch so genau an die historischen Vorgaben hält, wäre eine andere Entwicklung kaum möglich gewesen.


    Fazit: Sehr empfehlenswert.

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    Original von Delphin


    :write :cry


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    Ich hab im Moment auch gerade so eine Post-Potter-Depression. Irgendwie hat das Buch so eine Leere in mir hinterlassen. Ich überlege, ob ich bald noch mal mit Band 1 anfange.


    Ich überlege mir das auch ...

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    Original von beowulf
    Karte habe ich keine, mein Tb tut aber so als wäre es Erstauflage :gruebel Frankfurt Juni 2007?


    Das Buch ist vorher im Scherz-Verlag erschienen, und die neue Ausgabe erscheint direkt bei Fischer, daher wird es als Erstauflage bezeichnet.

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    Original von Pelican
    :gruebel Helf' mir mal bitte auf die Sprünge. Gibt es da einen bestimmten Jamie auf den Du anspielst?


    Könnte es Gabaldons Jamie sein? Der war in der Tat sehr nervig. :lache


    Edit: Vertipper korrigiert.

    @beo
    Pelican hat offenbar das alte TB, das verlegt wurde, ehe die neue Ausgabe, die ihr jetzt lest, in den Handel kam. :grin Und im alten TB ist keine Karte, meint sie damit sicher. Im neuen vermutlich auch nicht, oder?

    Ich habe das HC, und dort gefällt mir gut, dass das Buch auch eine Karte hat, auf der die Route verzeichnet ist, die die Endeavour genommen hat. Leider wurde die für das TB nicht übernommen.

    Inhalt:
    In der südindischen Stadt Pondichery des 19. Jh. prallen die Gegensätze der indischen und französischen Kultur aufeinander - die bittere Armut der Inder steht neben der glanzvollen Welt der Europäer. In dieser exotischen Atmosphäre wächst die junge Juilette Fournel auf, die intelligente und schöne Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns. Im Gegensatz zu ihrer Stiefmutter, die sie mit einem ehemaligen Liebhaber verheiraten möchte, hat Juilette ganz andere Pläne. Sie kämpft um ihre Unabhängigkeit und um die Liebe zu Louis Tempete.


    Autor:
    Dominique Marny, die Nichte des Schriftstellers und Filmregisseurs Jean Cocteau, schreibt Drehbücher, Theaterstücke, Zeitschriftenartikel und Romane. Stets haben sie faszinierende Landschaften zu ihren Romanen inspiriert: Die zauberhafte Koromandelküste in Indien genauso wie die Provence bei Sanary ("Das Hotel am Meer"), Kairo und Alexandria ("Der Mond über Kairo"). So bildet Marokko mit seinen geheimnisvollen Städten und der magischen Wüste die Kulisse für ihren neuen Roman, "Das Kap der Träume".


    Meine Meinung:
    Romane über die in Indien ansässigen Franzosen sind sehr rar gesät, so dass ich auf den Roman von Dominique Marni recht gespannt war. Leider konnte der so großartig als Familiensaga angekündigte Roman mit nichts weiter als einer Aneinanderreihung von Klischees aufwarten. Die Protagonisten sind vor buntem Hintergrund agierende Pappfiguren, denen jede Tiefe fehlt. Die Guten sind einfach nur gut, die Bösen sind böse, Abstufungen gibt es nicht. Wäre wenigstens die Liebesgeschichte gelungen - aber nicht einmal das. Die Heldin und der Held stolpern irgendwie durch den Roman, finden sich irgendwann in der Mitte und gelangen dann auch irgendwie ans Ende. Zwischendurch verursacht die böse Stiefmutter noch das eine oder andere Problem, aber nichts, was die Liebe nicht überwinden könnte.


    Fazit: Nicht empfehlenswert.

    Ich liebe das Märchen mit den sechs Schwänen, daher war ich auf dieses Buch sehr gespannt und wurde nicht enttäuscht. Die Autorin verknüpft das Märchen mit irischen Sagen, eine Idee, die mir sehr gut gefallen hat. Schön fand ich auch, dass keine platte Liebesgeschichte daraus geworden ist, sondern die Liebesgeschichte sich am Rand abspielte und nie in den Vordergrund gedrängt hat.

    In meinen Quellen stand nichts über den Einsatz von Brieftauben, daher gehe ich davon aus, dass die Engländer in Indien den gängigen Weg über Boten gegangen sind. Im übrigen wäre eine Brieftaube im Fall von Damien und Elisha zu riskant, denn da ist das Risiko ja recht groß, dass der Brief in falsche Hände gerät. Einem Boten konnte man jedoch auch nicht vorbehaltlos trauen. Die Folgen hätte im Übrigen Elisha allein getragen, und, falls Jonah als Vermittler fungiert hätte, u. U. auch dieser. Auf S. 523 bin ich darauf kurz eingegangen.


    Liebe Grüße,
    Laila

    Ich hatte das im Buch erklärt. Der einzige Diener, der sie kennt, ist ihr eigener, und der begleitet sie nur anfangs. Die Diener von Lamont sehen sie nur verschleiert. Natürlich geht sie ein Risiko ein, aber andererseits würde man einem indischen Stalljungen, der behauptet, er vermute, die Tochter des Hauses mache etwas Verbotenes, wohl keinen Glauben schenken. Momentan bin ich noch bei der Arbeit, ich suche später, wenn ich zu Haue bin, mal die Seiten heraus. :wave


    Edit: S. 83/84

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    Original von Babyjane
    Was mir in diesem Teil ganz besonders auffiel, war, daß nahezu jede Figur sich in ihr Schicksal fügt, obwohl sie eigentlich lieber ganz anders agieren würde.
    Das erscheint mir bezeichnend für die damalige Zeit und ich frage mich ganz ernsthaft, wie glücklich man unter solchen Vorraussetzungen wirklich werden kann...


    Ja, das ist in der Tat bezeichnend für die Zeit. Das ganze Leben war so stark in das Gesellschaftsgefüge der Schicht, in die man hinein geboren wurde, integriert, dass ein Ausbruch nur sehr schwer bzw. unter großen Opfern möglich war, und die wollte nicht jeder bringen. Damals aus der Gesellschaft, die man kannte, ausgestoßen zu werden, kam völliger Isolation gleich.


    Glücklich werden - das ist natürlich die Frage. Ich denke mal, wir mit unserer modernen Erziehung könnten das sicher nicht, aber damals wurde man auf völlig andere Ziele hin erzogen, und wenn man die erreicht hat, war man vermutlich glücklich ...


    Liebe Grüße,
    Laila

    Inhalt:


    Die Geschichte spielt in einem ländlichen Pfarrhaus, in dem die blinde Lucilla mit der kinderreichen Familie ihres Vaters lebt. Ein junger Mann mit dunkler Vergangenheit und einer geheimnisvollen Krankheit, aufgrund deren Behandlung mit Silbernitrat seine Haut dunkelgrau wurde, wirbt um ihre Liebe - und erhält sie. Aber wird diese Liebe der geplanten Augenoperation standhalten? Denn Lucilla hat panische Angst vor dunklen Farben.


    An Stelle des sonst so unvermeidlich genialen Detektivs oder Advokaten, welcher das übliche geheimnisvolle Verbrechen ans Tageslicht bringt, ist hier ein deutscher Augenarzt getreten, welcher die Katastrophe herbeiführt, indem er der blinden Heldin die Sehkraft wiedergibt. Der Schwerpunkt des Interesses liegt auf den wirklich tiefen, seelischen Konflikten.


    Autor:


    Wilkie (William) Collins wurde 1824 in London als Sohn eines Landschaftsmalers geboren. Mit der Biographie seines Vaters begann seine schriftstellerische Laufbahn. Seine Romane "Die Frau in Weiß" und "Der Monddiamant" wurden Welterfolge. Wilkie Collins starb 1889 in London.


    Meine Meinung:


    Mir hat der Roman gut gefallen. Ich kannte von Collins bereits "Der rote Schal", "Die Frau in Weiß" und "Das Geheimnis des Myrtenzimmers". Lucilla geht in eine gänzlich andere Richtung. Hier wird kein Verbrechen aufgeklärt, sondern die Heldin setzt sich damit auseinander, alles, was sie bisher kannte, neu kennen zu lernen. Dabei ist es nicht so, dass ihr plötzlich alles leichter fällt, weil sie sehen kann, sondern dass sie viele Dinge gar nicht erkennt, weil sie sie nie gesehen hat und die Augen schließen muss, um sie anhand des Abtastens wiederzuerkennen.


    Typisch für Collins ist auch wieder die Ausarbeitung der Nebenfiguren, insbesondere die von Lucillas Gesellschafterin, der "republikanischen Witwe" Madame Pratolungo, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird.


    Englischer Titel des Romans ist "Poor Miss Finch".

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    Original von SiCollier
    Besonders interessant fand ich die Hinweise zur Wasserthematik. Das wäre mir allein vermutlich gar nicht so recht aufgefallen. Und nach dem Kommentar Lailas zu der Diskussion bin ich mir gar nicht sicher, ob die Wassersymbolik absichtlich oder unbewußt Eingang ins Buch fand (was mich eigentlich noch interessieren würde).


    Die ist ganz bewusst ins Buch eingeflossen, daher freue ich mich sehr, dass sie richtig verstanden und auch diskutiert wurde. :-]

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    Original von geli73
    Dann heißt Damien also Catrall, weil sein Vater so hieß. Ich dachte, das wäre Elisabeths Geburtsname gewesen und war völlig entsetzt.


    Genau. :-) Elizabeth ist eine geborene Legrant, daher die entfernte Verwandtschaft mit Jack. (S. 29)

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    Original von geli73
    Ich habe schon eine ganze Weile geblättert, aber ich finde die Stelle einfach nicht. Irgendwo nennt Damiens Mutter den Namen seines richigen Vaters und ich hab es so verstanden, dass es ihr Vater war, weil sie Vergleiche zu Maureen und dem "Vollzug" der Hochzeitsnacht zieht. Habe ich das richtig verstanden? Wo ist die Stelle denn nur geblieben? :help


    Du meinst vermutlich die Stelle S. 455. Nein, ihr Vater ist das nicht, sondern Damiens Vater:
    Es war schon einmal in ihr gestorben, vor vielen Jahren, als sein Vater, Petrock Catrall, sie zum ersten Mal in sein Bett gezwungen hatte.


    Parallelen zieht sie wegen der Gewalt, die hinter dem Akt steckt:
    Seine Mutter hatte ihm in der Nacht vor seiner letzten Abreise erzählt, dass sie in Maureen sich selbst gesehen hatte, als ihr erzählt wurde, wie diese von ihrem Vater an den Haaren die Treppe hinaufgeschleift worden war. Nur war es in ihrem Fall nicht ihr Vater gewesen, sondern jener Mann, dem sie ihr erstes Kind verdankte und den sie so sehr gehasst hatte. Für sie war in jener Zeit der Gedanke an eine Rettung durch ihren Vater das gewesen, an das sie sich geklammert hatte. (S. 656)