Cinna wird von Germanicus direkt von Beginn an sehr wenig Vertrauen entgegengebracht. Germanicus ist ein Charakter, den ich in gewisser Weise als schwächlich empfinde (im Gegensatz zu Agrippina), auch wenn er sehr ambitioniert zu sein scheint und sich während der Meuterei als geschickter Taktiker präsentiert.
Obwohl Sunja im ersten Teil des Buches nur wenige kurze Szenen hat, scheint sie die ganze Zeit über präsent zu sein, in kurzen Bildern, die vor Cinnas Augen auftauchen, in dem Ohrgehänge, das er bei sich trägt, in den Erinnerungen, die ihn immer wieder überfluten, selbst, wenn es zum Kampfhandlungen kommt. Dabei wirken diese Einschübe nie kitschig, sondern immer sehr zurückhaltend, leise, aber dennoch eindringlich.
Cinna rettet ein Mädchen aus der Sklaverei und nimmt es mit heim, um es Sunja anzuvertrauen, die hingegen skeptisch ist, weil sie die gute Herkunft des Mädchens erkennt und ahnt, dass es schwierig sein wird, sie zur Dienerin zu machen. Als nächstes wird Cinna der junge Contubernalis Cassius ans Bein gebunden, der sich an einem Markttag auch direkt gut einführt, als er Sunja in einem Stand stößt und sich dann zunächst weigert, sich "bei der Barbarin, die sich ihm in den Weg gestellt hat", zu entschuldigen.
Saldir ist nach wie vor eine meiner Lieblingsfiguren, und sie bleibt sich in ihrer Darstellung treu. Nach wie vor ist sie wissbegierig und scheint nicht für eine gewöhnliche Ehe geschaffen zu sein. Ihr läge vielmehr die Laufbahn einer Gelehrten, und sie wird es schwer haben, eine Ehemann zu finden, der ihr ebenbürtig ist.
Durch viele Details, die geschickt in den Text verwoben sind, wird dem Leser das Leben zu der Zeit, in der der Roman spielt, nahe gebracht. Nicht nur politisches Wissen, sondern auch Bilder, die geprägt sind von Gerüchen und Farben, die Beschreibungen der Häuser - all das lässt das Buch sehr lebendig wirken.