ZitatDer zweite Abschnitt bringt die Geschichte in meinen Augen nicht nach vorn, aber es geht in die Tiefe.
Das ist sehr treffend ausgedrückt.
Der Plot ist eher dünn, nach wie vor scheint ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit im Spiel zu sein, aber die Aufklärung geht nicht recht voran.
Die Kindheitsschilderungen (durch Viola) hinterlassen bei mir einen seltsam zwiespältigen Eindruck. Einerseits hatten die beiden Mädchen anscheinend eine weitgehend unbehütete Kindheit, wie sie auch zum Beispiel bei Astrid Lindgren beschrieben wird (die Lindgren spricht zb in "Ferien auf Saltkrokan" vom "geheimen und wilden Kinderland"). Bei A. Lindgren ist eine solche Kindheit eine Quelle des Glücks. Im Prinzip scheint das auch bei den Zwillingen in "Zertrennlich" der Fall zu sein. Erst der Erwachsenenblickwinkel offenbart die Abgründe, die die Kinder anscheinend nicht richtig erkennen. Dieses Gefühl hatte ich vor allem bei der Schilderung der Familie von John und Michael, und auch bei den Andeutungen in Violas Kindheitsschilderungen, dass sich die Familie aus Geldmangel immer mehr einschränken muss.
Diese zwiespältige Schilderung macht das Buch für mich sehr interessant. Der Plot geht zwar nicht recht voran, aber mir hat selten ein Buch so viele Gedankenwelten geöffnet, auch den Blick in die eigene Kindheit geschärft.
Grüße von Zefira