Beiträge von Nicole

    Ich hab's vor ziemlich genau einem Jahr gelesen und war anfangs auch genervt von der Schwarz-Weiß-Zeichnung der Schwestern, und die Passagen in der Vergangenheit fand ich zuerst einen Tick zu schmalzig für meinen Geschmack. Hat sich alles relativ schnell gelegt: ich habe das Buch in einem Zug noch am selben Tag ausgelesen und war hin und weg. :anbet


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    Original von Natascha
    Im Moment suche ich ein ähnliches Buch, finde allerdings keins.


    Falls Du eines findest - sag bitte Bescheid; mir geht's nämlich genauso! :-)
    Ich weiß nicht, wie oft ich in der letzten Zeit bei amazon geguckt habe, ob vielleicht, vielleicht ein neues von Anne Fortier angekündigt ist ... :lache

    Liebe Lipperin,
    jetzt fehlen mir doch ein bisschen die Worte ob dieser besonderen, poetischen und wunderschönen Nachlese zum Buch ...
    Mich hat sie überwältigt und berührt - und ich bin sehr, sehr glücklich und dankbar, dass das Buch Dich so denken und empfinden lässt.
    Danke für diese schönen Zeilen, vielen, vielen Dank. :knuddel1

    So habe ich es auch empfunden:



    Zitat

    Original von Lipperin
    Für mich hat sich Salima als eine Frau gezeigt, die vor allem von einem geprägt wurde (neben ihrer Sehnsucht nach ...), nämlich von ihrer Liebesfähigkeit. Damit meine ich nicht nur die Liebe zwischen ihr und Heinrich, sondern ich glaube, sie war einfach "durchtränkt" von Liebe. Sie hätte buchstäblich alles getan, wenn es dem Gegenstand ihrer Liebe (egal, ob Heinrich, Eltern, Geschwister, Kinder, Land) gut getan, gedient hätte.


    Das unterschreibe ich Dir genauso.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Was ihr im Wege stand, war ihr Besitzenwollen (wen und was auch immer), das Nichtbesitzenkönnen hat sie schlussendlich bitter gemacht. Für mich ist das die eigentliche Tragik ihres Lebens.


    Ja, das war es auch. Neben der materiellen Not - die zweifellos bestand - war dieses Besitzenwollen meinem Gefühl nach auch das Bedürfnis, etwas Greifbares in die Hände zu bekommen, in einer Welt, in der sie keinen Halt mehr fand, und die Sehnsucht nach einer Identität bzw. der Anerkennung einer solchen von außen: "Wer bin ich - wo stehe ich?"
    Wirklich tragisch, dass sie sich dabei so lange rückwärts gewandt und erst so spät (zu spät?), als ihr nichts anderes übrig blieb, wieder nach vorne geschaut hat.

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    Original von Lipperin
    Arme Emily – sie, die eigentlich so lebensbejahend war, so menschenzugewandt, wird auf einmal derart abgelehnt. Und vor den Mächtigen dieser Welt und jener Zeit konnte sie sich noch so demütigen, Hilfe wurde ihr nicht mehr zuteil, weil sie den politischen, mehr noch den wirtschaftlichen Interessen im Wege stand.Wohin sie sich auf wendete, sie war die „Andere“, die Fremde; Heimatlosigkeit ihr Los.


    :write


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    Original von Lipperin
    Ich habe mich immer wieder gefragt, was war Emily wohl für Heinrich? Ich glaube, sie ist für ihn immer Salima geblieben.


    Dazu passt, dass er sie nie anders genannt hat als "Bibi Salmé" oder einfach "Bibi" und dass Suaheli immer ihre gemeinsame Sprache blieb, selbst dann noch, als sie bereits sehr gut Deutsch konnte.


    Zitat

    Original von Lipperin
    In einem früheren Abschnitt hatte ich die Frage schon einmal gestellt und der Antwort von Dir, Nicole, stimme ich zu. Ja, ich denke, er hat sie überbehütet, vielleicht auch, weil er (unbewusst?) spürte, dass Emily Salima durchaus verlieren konnte.


    Ein sehr, sehr schöne Gedanke. :anbet


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    Original von Lipperin
    Nach den wenigen Seiten „Ankunft“ habe ich noch einmal „Aufbruch“ gelesen – und jetzt schloss sich für mich der Kreis. Ein Leben, wie es sich wohl kein Romanautor vorstellen konnte, ohne in den Geruch der Übertreibung zu geraten, aber dennoch ein Leben, das es wert ist, erzählt zu werden.


    Während der Recherche, während des Schreibens musste ich mir selbst immer wieder bewusst machen, dass sich alles wirklich so zugetragen hat - und gleichzeitig war mir auch bewusst, dass ich mich nie getraut hätte, diese Geschichte zu erzählen, wäre sie fiktiv gewesen, allein in meinem Schreiberstübchen entstanden.
    Aber weil sie wahr ist, musste ich sie ganz einfach erzählen.



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    Original von Lipperin
    Die Bekanntschaft Emily Ruetes durfte ich anlässlich eines Vortrages machen, kennengelernt habe ich sie aber erst richtig durch „Sterne über Sansibar“. Dafür meinen aufrichtigsten Dank.
    Auch ein ganz, ganz dickes Dankeschön, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir zu antworten.


    Ist vielleicht ein wenig vermessen - aber ich freue mich immer im Stillen sehr darüber, wenn irgendwo über Salima / Emily geschrieben oder gesprochen wird.
    Ich sag Dir "Danke", liebe Lipperin, dass Du sie auf ihrem wechselvollen Weg begleitet hast! Und auch danke für Deine wunderbaren Beiträge hier zum Buch; ich hatte solche Freude an Deinen Gedanken und Überlegungen, an Deinen Eindrücken und Empfindungen. :knuddel1



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    Original von Lipperin
    Und nun heißt es also wieder warten – doch die Gewissheit, dass die Geschichten, die sich Nicole aussuchen, um sich in Worte kleiden zu lassen, mich wieder zutiefst berühren werden, so dass zu warten sich lohnt, steht für mich so fest wie Emilys Sehnsucht nach Sansibar und nach Heinrich.



    Schön, dass Du es so empfindest - dass die Geschichten zu mir kommen, um sich erzählen zu lassen; so empfinde ich es nämlich auch.


    (Ich kann immerhin schon mal versprechen, dass die Pausen bis zu den nächsten beiden Büchern - nach dem kommenden - nicht mehr so arg lange dauern werden. :wave )

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    Original von Lipperin
    Die große Politik und die kleine Emily – da kann sie doch gar nicht gewinnen, sobald die Interessen der Machthaber nicht mehr mit ihren übereinstimmten. Irgendwann war sie vermutlich gar nicht mehr in der Lage, genauer darüber nachzudenken, war nur noch fixiert auf ihr Ziel, ihr „Recht“. Ja, ich setze das Wort bewusst in Anführungszeichen, denn selbst, wenn sie mit aller Vehemenz dafür stritt, stand es ihr wirklich und absolut zu? Vor welchem Gericht hätte sie das erstreiten wollen?


    Das war sie da wirklich nicht. Und sie hielt sich an das, was sie auf Sansibar gelernt, was sie bei ihrem Vater beobachtet hatte: wende dich an die Mächtigen, dann wird dir geholfen. Dass es in Europa nicht zwingend so läuft - das konnte sie nicht verstehen.



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    Original von Lipperin
    Auch ihr Beharren darauf, Barghash zu sprechen, ihm zu schreiben, ihr Glaube, ihn in ihrem Sinne zu beeinflussen, lässt sich eigentlich nur durch ihre Sturheit, ja Verbohrtheit, Besessenheit (sicherlich muss man es ab einem Zeitpunkt so nennen) erklären.


    Definitiv, ja.


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    Original von Lipperin
    Lag etwas von diesem Beharren auch darin, dass sie als Prinzessin zur Welt kam, als Prinzessin erzogen wurde, als Prinzessin sowieso Recht hatte? War sie es zu sehr gewohnt, den Wert ihrer Person, ihres Standes hoch anzusetzen?


    Für mich war es auch eine Rückbesinnung auf ihre Wurzeln, ein verzweifelter Versuch, irgendwo so etwas wie eine Identität herzubekommen, die ihr verloren gegangen war. Und auch, weil Status etwas war, das jeglichem Argument noch zusätzlich (und vielleicht das ausschlaggebende) Gewicht verlieh. So hatte sie es auf Sansibar gelernt, und ihre Erfahrungen in Europa (denken wir nur an die Ankunft am Zoll von Marseille und das Aufsehen, das sie in der ersten Zeit in Hamburg erregte) schienen ja auch dafür zu sprechen. Dass das halt manchmal doch nicht zählt - das war eine harte Lektion für sie.



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    Original von Lipperin
    Seite 426: „Glück“ - da ist es wieder, dieses Wort, dem eigentlich auch Emily zu misstrauen gelernt haben sollte. Aber gieren wir nicht alle danach, nach diesen kleinen Momenten, den einzigen, in denen wir völlig mit uns in Einklang sind? Für mich die schönste Definition, die ich je über Glück gelesen habe: Ein glückliches Leben sei ein gelungenes Leben, ein „rundes“, „heiles“ Leben. In diesem Sinne hätte ich ihr Glück wünschen mögen.„Glück liegt im Schatten der Zufriedenen“ hat der große Menschenfreund Phil Bosmans einmal gesagt. Daran musste ich schon geraume Zeit denken, im Grunde, seitdem Emily aus dem schönen Haus in Hamburg ausziehen musste. Zufrieden sein mit dem, was man hat, das Leben gelingen lassen mit dem Vielen oder dem Wenigen, was einem zu eigen ist, sei es materieller, sei es anderer Art – ich bin davon überzeugt, dass man dann auch ein im obigen Sinne glückliches Leben führen kann.


    Schöne Zitate, die Du da einbringst, Lipperin, und sehr wichtige Gedanken.
    Glück kann man nicht erzwingen, denke ich, aber es hilft, wenn man die Bereitschaft dazu hat, glücklich zu sein.
    Was aber, wenn man Erfahrungen gemacht hat, die einem diese Bereitschaft genommen haben?


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    Original von Lipperin
    Ach herrje, reineweg melancholisch könnte ich werden über Emily und ihr Schicksal. Dass sie bitter wurde, ist letztlich kein Wunder.Der vorletzte Absatz Seite 478 zeigt das Dilemma deutlich: In Deutschand wird sie nicht heimisch, weil sie Salima war und ein Stück weit bleibt, auf Sansibar wird sie nie mehr heimisch bleiben, weil sie zu sehr Emily wurde. Für mich das große Manko ihres Lebens: Für Heinrich wollte sie Emily sein, glaube ich. Doch dies blieb letztlich eine Rolle für sie, die sie nicht ausfüllen konnte, weil sie ihr Heimweh nach Salima nicht ablegen konnte. Mit Heinrichs Tod wurde sie heimatlos.


    Das wurde sie, so empfinde ich das auch.



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    Original von Lipperin
    Und genau besehen hatte sie nur eine einzige Chance, ihr „Zuhause“ wiederzufinden. Kann Leben so gelingen?


    Es gibt sie sicher, die Menschen, die ihre Heimat - aus welchen Gründen auch immer - verlassen mussten und in der Fremde neue Wurzeln schlugen, ein neues, glückliches Leben begannen.
    Wesentlich häufiger jedoch ergibt sich daraus nicht nur ein Bruch im Lebenslauf, sondern auch einer in der Seele, der nur sehr, sehr schwer wieder heilt, wenn überhaupt. Allein schon, wenn ich die Lebensläufe in meiner Familie anschaue - der Verlust der Heimat hinterlässt tiefgreifende Spuren. Auch und gerade für das weitere Leben, die Fähigkeit - wie Du es sagst - gelingen zu lassen.



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    Original von Lipperin
    Kann Leben so gelingen? Nein, ich habe Seite 10 („Reich war es dennoch gewesen... Reich an Freud und Leid und reich an Liebe. Das vor allem.“) nicht vergessen. „Reich an Liebe“ - wenigstens das! Wenn ich ihn noch einmal zitieren darf, den Mann, der mit so wenigen Worten so Treffendes sagen kann, Phil Bosmans: „Aber du kannst niemals unglücklich sein mit wahrer Liebe. Liebe ist alles.“ Hätte sie ihm zugestimmt?


    Ganz, ganz vorsichtig würde ich sagen: einerseits gewiss. Andererseits ist es so schmerzlich, so bitter, dass ihrer Liebe nur eine solch kurze Zeit vergönnt gewesen war.
    Dann wiederum denke ich an die Liebe zwischen ihr und ihren Kindern - und wie groß diese war, trotz mancher Konflikte, das war für mich immer spürbar. Ohne ihre Kinder wäre sie zweifellos verloren gewesen.


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    Original von Lipperin
    Seite 436 unten, 437 oben: Der Blick von heute zurück auf die politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Situation, die die Ausbeutung Afrikas möglich machte, verursacht mir einen riesigen Kloß im Hals. Es mag ja durchaus Menschen gegeben haben, die das Beste für die afrikanische Bevölkerung wollten, aber sobald das Geld ins Spiel kommt, hat Menschlichkeit kaum noch eine Chance. Und wie viel Elend gibt es auf der Welt, nur weil die Westeuropäer so ganz genau wussten, was das Beste für die jeweils einheimische Bevölkerung ist?


    Mich haben diese Gedanken auch beschäftigt während des Schreibens, gerade auch, wo die heutige Situation in diesen Ländern mehr oder weniger direkt auf diese koloniale Vergangenheit zurückzuführen ist. (Und dann auch die Frage: was tun? Heute?)


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    Original von Lipperin
    Als absolut gelungen empfinde ich die Beschreibung, wie sehr Emilys Leben durch die große Politik beeinflusst war, die Art und Weise, wie die politischen Gegebenheiten im Text Einzug hielten.


    Das freut mich ganz besonders, weil mich das Wie (und das Wieviel) mir nicht wenig Kopfzerbrechen bereitet haben.


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    Original von Lipperin
    Ich grübele schon geraume Zeit darüber nach, ob sie es leichter oder schwerer hatte, sich zu integrieren als die Menschen heute.


    Ein ganz wichtiger Gedanke, wie ich finde. Und ein sehr schwieriger.
    Ich weiß es, ehrlich gesagt, auch nicht.
    Weil sich mir erst mal grundlegende Fragen stellen wie "Was heißt eigentlich genau Integration?", "Wie weit soll / muss / kann / darf Integration gehen?", "Wie verhalten sich Integration und Identität zueinander?"
    Allgemein gültige Antworten habe ich keine, vielleicht gibt es die auch nicht, sondern allenfalls individuelle.
    Manches an Salimas Geschichte kam mir bedrückend aktuell vor; nur sehr wenige Dinge konnte ich für mich als wirklich rein in ihrer Zeit gehörig einordnen, wie z.B. das ungeheure Interesse an ihrer Person bei ihrer Ankunft in Europa.



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    Original von Lipperin
    Dass es letztlich nicht gelungen ist, lag sicherlich am frühen Tod Heinrichs, mit dem sie ihrer (jetzt einzigen) Heimat (nämlich H.) verlustig ging. Ich denke manchmal, durch den gesellschaftlichen Druck wäre ihr nicht viel übrig geblieben, Deutsche (nicht nur als Bürgerin des Reiches) zu werden, wobei es sicherlich nicht sonderlich hilfreich gewesen wäre, wenn ihre Träume weiterhin Sansibar zum Gegenstand gehabt hätten. Letztlich bin ich sehr skeptisch, ob ihr ein „glückliches“ (im obigen Sinne gelungenes) Leben in Deutschland gewunken hätte. Der Anteil „Salima“, der zu sehr die Freiheit genossen hatte, um sie vergessen zu können, hätte ihr vermutlich irgendwann im Wege gestanden.


    Dauerhaft in Hamburg zu bleiben - das war eigentlich nie wirklich so geplant. Heinrich wollte nach Sansibar zurück - um ihretwillen, aber mein Eindruck war, dass er auch gerne selbst dort wieder leben wollte. Ihm fiel es naturgemäß wesentlich leichter, wieder in Hamburg zu sein, aber so wirklich heimisch - ich glaube, das fühlte er sich dort auch nicht mehr, dafür war er zu lange fort gewesen. Und wenn nicht Sansibar, dann ein Ort, an dem Salima / Emily mehr sie selbst sein konnte. Insofern empfinde ich seinen Tod auch als doppelt tragisch, in dem Sinne, dass er Salima / Emily ausgerechnet in Hamburg gestrandet sein ließ.



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    Original von Lipperin
    Endlich, endlich einmal ein Grund, um lauthals loszuprusten: Danke für Kirks Bart (Seite 457). Mehr sag ich jetzt mal lieber nicht dazu.


    Ich konnte da einfach nicht widerstehen ... :lache
    (Ich brauche das selbst immer beim Schreiben, gerade in den besonders tragischen oder traurigen Geschichten: einen Lacher, wenigstens ein Schmunzeln irgendwo, und da bin ich immer so dankbar, wenn sich dafür eine Gelegenheit bietet.)

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    Original von Lipperin
    Seite 371: Ach je, Bertel Thorvaldsen! Haben sie ihr wohl gefallen, die Statuen? Wie ungeheuer sie doch letzten Endes gefordert war, ihr Leben wurde so etwas von umgekrempelt (in Europa eben auch Bilder, Statuen etc.). Sie muss nach meinem Dafürhalten eine große innere Stärke besessen haben, um diese so fremde Kultur, die in vielem dem widerspricht, was ihr gelehrt wurde, anzunehmen und sich ein Stück weit in ihr zu Hause zu fühlen.


    Soweit ich es noch richtig in Erinnerung habe, hat sie sich recht verhalten über Thorvaldsens Statuen geäußert ... :zwinker
    Mich hat es an Salima / Emily sehr beeindruckt, dass sie sehr oft beißende Kritik äußern konnte, wenn ihr etwas nicht gefiel - aber ebenso ehrlich schrieb sie auch über Dinge, die ihr gefielen oder gut zu sein schienen (wie weiter vorne in der LR schon erwähnt z.B. die Gesundheitsversorgung in Deutschland), oder über Menschen, die sie mochte. Dieser klare, differenzierte Blick auf die Dinge, der hat mich sehr für sie eingenommen.



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    Original von Lipperin
    Mir gefallen ihr Gedanken, auch sie oft Hinweis auf ihren Charakter (hier Seite 375 oben oder Seite 379 oben). Mir scheint, sie besaß eine Stimme, die auch heute Gehör haben sollte.


    Das habe ich auch oft gedacht! Manche schriftlich festgehaltenen Gedanken von ihr empfand ich als ungeheuer modern, als wären sie heute gedacht und geschrieben und nicht in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.


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    Original von Lipperin
    Nun also der Unfall, die Tragödie wievielster Teil? Das Sterben, die herzzerreißende Szene mit ihren Kindern. Ich habe nur gelesen und versucht, mein Herz auszublenden, um wenigstens halbwegs trockenen Auges diese Seiten zu überstehen.


    Das kann ich so, so gut verstehen, liebe Lipperin! Ich habe ihre Aufzeichungen so oft gelesen und durchgearbeitet, aber über diesen beiden Stellen darin saß ich immer aufs Neue mit nassen Augen da.


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    Original von Lipperin
    Es bleibt das „Warum“ - warum konzentriert sich so oft Leid auf eine Person, eine Familie? Als was musste oder konnte Salima, musste oder konnte Emily das alles verstehen: als Schicksalsschlag, als Gottes Plan für ihr Leben? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie an einen so seltsamen Begriff wie „Zufall“ glauben konnte.


    Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich glaube, das könnte niemand in einer vergleichbaren Situation - denn letztlich hat Leid, das einem widerfährt, eine Bedeutung für einen selbst, und diese Bedeutsamkeit löscht jede "Zufälligkeit" aus.
    Wo Zufall und Schicksal ineinander übergehen oder letztlich dasselbe sind - das habe ich mich über dieser Lebensgeschichte übrigens sehr oft gefragt.


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    Original von Lippperin
    Und wieder frage ich mich auf diesen Seiten: Wie sehr ist Salima Emily, wo ist der Riss (so es denn einen gibt), füllt die eine die andere wirklich und vollständig aus? Denn ich glaube, Salima hat mehr als nur Sansibar aufgegeben, um Emily zu werden.


    So schön gesagt! :anbet


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    Original von Lipperin
    In all der Trauer mit ihr fiel mir aber doch „Heinrichs Asche“ (Seite 393) auf: Wurde er verbrannt? Oder sagt(e) man so, wenn die sterblichen Überreste der Erde übergeben wurde? Ich kenne das nämlich nur bei Urnenbegräbnissen.


    Ja, er wurde eingeäschert. Ob schon zu diesem Zeitpunkt oder aber bei seiner Umbettung später nach Ohlsdorf konnte ich leider nicht klären.


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    Original von Lipperin
    Seite 406: Emilys Gedanken, wie es ihren Kindern wohl auf Sansibar ergehen würde, sind ihrer Lage sicher angemessen, erscheinen mir allerdings zu positiv, denn ich kann mir schwer vorstellen, dass Barghash eine Rückkehr dulden würde (einerseits) und dass die Kinder überhaupt den Status hätten erlangen können, den sie sich für sie wünschte (andererseits). Fast die einzige Möglichkeit schiene mir zu sein, dass Emily der Kinder entsagte, diese zum Islam übertreten und quasi von Barghash adoptiert würden – und das hätte weder die eine noch der andere zugelassen. Barghash ist nicht nur ihr Bruder, der sie hasst, sondern ein Herrscher mit einiger Macht (zumindest auf Sanisbar), der sie hasst. Schon allein dadurch wird die ganze Geschichte in eine andere Ebene verlagert, derer sich Emily vielleicht gar nicht bewusst war.


    Dessen war sie sich gewiss nicht bewusst; ihr Bild von Sansibar und einem möglichen Leben dort war zu dieser Zeit ein Traumbild.



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    Original von Lipperin
    Die Briefe von Chole und Metle (Seite 409) – ich fürchte, ihr Beitrag zu Emilys späterem Leben ist ein nicht geringer (und manchmal frage ich mich, ob sie nicht besser gewesen wäre, sie wären nie bei ihr angekommen. Aber bei Salima/Emily gibt es viel zu viele „wenn nicht ..., dann...“).


    Das stimmt - es wäre sicher besser gewesen, sie hätte sie nicht erhalten.
    Ich finde, bei dieser Lebensgeschichte drängt sich einem unweigerlich immer wieder ein "was wäre gewesen, wenn ... " auf; da gibt es so viele Wenns und Hättes und Solltes, an ganz vielen Punkten der Geschichte.

    Zitat

    Original von Lipperin
    Ich bin gerade dabei, mir diese Worte auszuleihen. Das ist hoffentlich ok - wenn ich auch überhaupt gar nicht und gar kein kleines bisschen verrate, wofür... :-)



    Mehr als okay! Ich finde, sobald eines meiner Bücher in Druck geht und dann in die Welt hinausgeschickt wird, gehört es nicht mehr mir, sondern den Lesern, sowohl das, was auf den Seiten geschrieben steht, als auch das, was sich zwischen den Zeilen bzw. darüber hinaus befindet. :-)


    Zitat

    Original von Lipperin
    Soweit es mich betrifft: in jedem Fall!


    :knuddel1

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    Original von Lipperin
    Seite 283: Ein Mann sieht seinen kleinen Sohn zum ersten Mal, hebt ihn hoch - bis hierhin noch ok. Aber dann: Die Füßchen, die Beinchen, der Blick zur Mutter - ich kann mich nicht erinnern, solche Worte schon allzu oft gelesen zu haben. Sie haben mich förmlich in das Buch katapultiert, ließen mich im Türrahmen stehen und die Szene beobachten. Und ich schäme mich nicht zu sagen, dass es diese wenigen Worte waren, die meine Augen feucht werden ließen.


    :knuddel1


    Jedes Buch besteht aus vielen Szenen, die über Monate hinweg bis in alle Einzelheiten bebrütet und zigmal im Geiste wiederholt und formuliert wurden - und aus Szenen, die scheinbar wie aus dem Nichts einfach DA sind, auch bis in die kleinste Einzelheit. Diese Szene gehört dazu, und ich sehe sie auch jetzt noch bis ins Detail vor mir. Auch die vorangegangenen Szenen, mit der Geburt des Kleinen, Emilys erste Zeit als Mutter - da war plötzlich so viel da, was ich noch nie vorher so gedacht oder empfunden oder in Worte gefasst hatte, und das starke Gefühl: so, genau SO muss ich es formulieren, das fühlt sich richtig an.
    Und jedes Mal, wenn ein Buch fertig ist, staune ich darüber, wieviel darin steckt, was so viel größer ist als der kleine Mensch, der hier am Läppie sitzt und irgendwie sein kleines Leben zu wuppen versucht. Da ist etwas Größeres am Werk als ich, Nicole, und das zu empfinden - das ist immer wieder sternstündig.

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    Original von Lipperin
    Nun also ein neuer Name. Wie sie sich wohl selber nennt, in ihren Gedanken, die sie niemandem anvertraut?


    Das habe ich mich auch gefragt. Ganz, ganz vorsichtig würde ich die Mutmaßung anstellen: je nach Situation, je nach Umgebung jeweils anders.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Für mich hat es sich auf diesen Seiten (beispielsweise Seite 290 – 295) etwas fatal ausgewirkt, dass mir das weitere Schicksal Emilys bekannt war. Dadurch meine ich einen Ton wahrgenommen zu haben, dem eine arg düstere, schwere Melodie inne wohnte. Vielleicht war das Nicoles Absicht, vielleicht sollte der Leser auch am Ende des Buches sich erinnern an Begebenheiten wie diese als kleinen Hinweis auf ihr Schicksal?


    Ich hatte für mich gehofft, dass sich die "Sprache" des Romans im weiteren Verlauf verändern würde, weil mir klar war, dass ich die Kapitel in Hamburg und die folgenden nicht im selben Stil würde schreiben können wie die Kapitel auf Sansibar; das hätte nicht gepasst. Aber da ich wusste, dass ich diese "Sprache" eines Romans nicht willentlich beeinflussen, nur "hören" und erspüren und letztlich aufschreiben kann, habe ich einfach nur die Daumen gedrückt, dass sich der Stil der Handlung entsprechend entwickeln würde.


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    Original von Lipperin
    Ach, ich wünschte, ich könnte das besser ausdrücken – ich glaube jedenfalls, ein Leser, der nichts von Emily Ruete weiß, wird das Buch komplett anders lesen als jemand, der um sie weiß.


    Du drückst das sehr treffend aus!
    Es macht sicher einen sehr großen Unterschied, ob man als Leser Salimas / Emilys Leben kennt oder nicht. Ich weiß nicht mal, ob das eine dem anderen vorzuziehen ist ...


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    Original von Lipperin
    Unter anderem Seite 300 pp.: Salima schweigt aus Scham, diese Formulierung kam das eine oder andere Mal vor. Ich frage mich und würde gar zu gerne wissen, was Emily für Heinrich war. Seine große Liebe – auf jeden Fall. Seine Frau – ohne jeden Zweifel. Eine Frau, der er vertraute, die er respektierte, die er einbezog in sein ganzes – auch berufliches – Leben (ja auch und gerade angesichts der damaligen Gegebenheiten)? War sie gleichberechtigte Partnerin, so es das zu dieser Zeit geben konnte? War sie für ihn Objekt/Subjekt, das er unter allen Umständen schützen wollte, nicht allein, weil sie sein „Eigentum“ war? Wie viel (an Kraft, Stärke) hat er ihr wohl zugetraut? Es ist gar zu schade, dass wir so wenig von ihm wissen. So schaue ich seine Fotos an und versuche, darin zu lesen. (Seite 367 hilft mir ein bisschen, ihn besser zu verstehen, beantwortet aber nicht alle meine Fragen.)


    Ich finde es auch sehr schade, dass wir so wenig über Heinrich wissen. Andererseits verrät gerade dieses Fehlen an Wissen doch auch Einiges über ihn. Meiner Einschätzung nach war er niemand, der sein Herz auf der Zunge trug, sondern jemand, der lieber handelte als redete. Ein sehr nüchterner, eigentlich zurückhaltender und gar nicht schwärmerisch veranlagter Mensch, und trotzdem zu so viel Gefühl fähig.
    Genauso wollte ich ihn zeigen, wie er sich aus den wenigen Quellen, die wir haben, zeichnet.


    Ich denke schon, dass er sie sehr miteinbezog, mehr als damals üblich war, und gleichzeitig wollte er z.B. nicht, dass sie im Haus Aufgaben übernahm, die eigentlich Sache des Personals waren (s. später S. 376). Mein Eindruck war, dass er sie buchstäblich auf Händen trug, vielleicht dabei manchmal überfürsorglich war. Andererseits verständlich; er wusste ja, wie sehr sie Heimweh litt und wie groß ihr Schmerz um den Kleinen war.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Und die fast noch spannendere Frage: Wie sah sich eigentlich Emily an Heinrichs Seite? Definierte sich Salima ausschließlich als Heinrichs Frau, fern von Sansibar als Emily? Ich glaube nicht, dass Salima und Emily deckungsgleich waren, wie viel von Emilys Heimweh, das sie sicherlich gehabt hat, galt auch Salima?Ach, meine Güte, ich wünschte, ich könnte deutlicher zum Ausdruck bringen, worum es mir geht.


    Für mich kommt das sehr deutlich rüber!
    Ich habe oft gedacht: wäre die Reise anders verlaufen, hätte sie nicht ausgerechnet dieser Schicksalsschlag ereilt, dann hätte sie als Emily Ruete einen ganz anderen Start in Hamburg gehabt, ein anderes Leben dort. Leicht wäre auch das nicht gewesen, aber nicht derart schwer und beängstigend wie es letztlich war.
    Was sie selbst über ihre erste Zeit in Hamburg schreibt, das ist nur schwer mit der tatkräftigen, eigensinnigen Salima oder Bibi Salmé in Einklang zu bringen, die wir in Sansibar erlebt haben.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Ich glaube nicht, dass Salima und Emily deckungsgleich waren, wie viel von Emilys Heimweh, das sie sicherlich gehabt hat, galt auch Salima?


    Ich greif diesen Satz nochmal extra heraus - weil ich ihn so schön, so schmerzlich und so unglaublich treffend finde. :anbet


    Zitat

    Original von Lipperin
    Seite 305: „karstig vom Leben“ - wow Anbeten , das ist ein Ausdruck. Nicht zu vergessen, weil dazu immer ein Bild vor meinen Augen steht (der alte Fischer auf Kreta oder eine „Alters“zeichnung von Kätze Kollwitz).


    Ich hatte das Glück, vor vielen, vielen Jahren selbst in Marseille gewesen zu sein; Salima / Emily hat wenig darüber geschrieben, aber ich konnte ein paar Bilder und Eindrücke, die ich all die Jahre in meinem Gedächtnis gehortet hatte, da einfließen lassen.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Seite 310/311: Einen so ungeheuren Schmerz auszudrücken, dafür Worte zu finden, um dem Leser eine Ahnung davon zu vermitteln, muss sehr, sehr schwer sein. Aber ebenso schwer ist es für mich als Lesern, auszudrücken, wie sehr mir diese Szene „gelungen“ erscheint, wie sehr sie meine Gedanken beherrscht hat.


    Das ist auch ungeheuer schwer - eigentlich denke ich: unmöglich.
    Emily selbst hat auch nie darüber gesprochen, nie darüber geschrieben, und sehr lange wusste man deshalb nicht einmal, dass es den kleinen Heinrich gegeben hat. Erst viel später ist die Taufurkunde aus Aden aufgetaucht, wurde die standesamtliche Eintragung seines Todes in Hamburg entdeckt - und die ist auch schon wieder vor einiger Zeit verloren gegangen.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Die Situation (hier wie in vergleichbaren Fällen) erinnert mich immer wieder an Batseba und David und ihr erstgeborenes Kind, wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist.


    Die ich sehr passend an dieser Stelle finde.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Eine Szene von alttestamentarischer Wucht, mag man es nun Schicksal nennen oder strafenden Gott. Und wieder einmal die Frage aufwirft nach dem Leid, das so unvermutet, oft (für menschliche Begriffe) so unverdient daherkommt. Salima war offensichtlich eine gläubige Frau, ich frage mich, wie sehr konnte sich Emily auf ihren Gott stützen. (Auch hier wieder: Mir fehlen einfach die Worte, um auszudrücken, was mir alles im Kopf herumgeht.)


    Mir ging es beim Schreiben ganz ähnlich; ich habe bei keinem Buch davor und danach (gut ... ist erst eines seither entstanden) so oft das Gefühl gehabt, ich stoße an die Grenzen dessen, was ein Roman kann.
    Darin haben auch die Zeilen im Prolog auf S. 11 ihren Ursprung:


    "Worte, nichts als Worte. Wie konnten Worte auch nur annähernd vermitteln, was hinter ihr lag? (...) Umso mehr, als es Dinge gab in einem Menschenleben, die sich nur unvollkommen in Worte fassen ließen. (...)"


    Da musste ich ganz auf das vertrauen, was zwischen den Zeilen steht, an Ahnungen, an Emotionen, an Gedanken und ja, an Fragen - und dann auch hoffentlich (durch die ganz eigene Magie des Erzählens) für den Leser spürbar wird.


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    Original von Lipperin
    Die Beobachtungen Emilys beispielsweise Seie 318 über Hamburg und die Hamburger, auch wieder 320/321 bzgl. der Sprache oder die Beschreibungen im Weiteren: Ich stelle es mir nicht wirklich einfach vor, als Schriftstellerin das eigene „Auge“, das das ja alles kennt, auszublenden und mit den Augen Emilys alles zu sehen, damit es beschrieben (und genau so wie geschehen) werden kann.


    Ich hatte das unglaubliche Glück, dass Salima / Emily sehr viel von ihren Eindrücken niedergeschrieben hat. Aber tatsächlich war es für mich sehr schwer, meine eigenen Eindrücke, meine eigenen Bilder von Hamburg komplett beiseite zu lassen und Emilys Hamburg zu schildern. Einerseits, weil sich die Stadt in der Zeit, die seither vergangen ist, massiv verändert hat; vor allem aber, weil meine Wahrnehmung der Stadt eine ist, die sich sehr von der Emilys unterscheidet.
    Das einzige, was ich meiner eigenen Erfahrung entnommen ist, findet sich auf S. 339 unten, S. 400 oben: der Vergleich mit der Ansammlung von Puppenhäusern, in der man sich gleichwohl sehr leicht verlaufen kann. So habe ich es selbst empfunden - aber aufgrund alter Stadtansichten denke ich, Emily könnte es sehr wohl ganz ähnlich empfunden haben, zumal sie sich tatsächlich nicht selten in der Stadt verirrte.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Und die Beobachtung Seite 359 zu Weihnachten: Tjaja, da kann man sich mal an die eigene Nase fassen.


    Ich konnte es Emily sehr gut nachfühlen, nachdem ich während der Arbeit an diesem Buch aus Nordafrika wieder nach Deutschland zurückkam - ein paar Tage vor Weihnachten. Sonst bin ich ein absoluter Weihnachtssüchtel, aber all das Geglitzer und Gefunkel hat mich da komplett erschlagen, und ich kam nur schwer damit zurecht, dass die Menschen auf den Straßen herumhetzten und schlecht gelaunt waren. Da war mir Emily sehr, sehr nahe.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Denn ihre Heimat, ihr Zuhause, so scheint mir, ist Heinrich.


    Absolut.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Dieser Abschnitt war für mich der bisher dichteste, ich hatte das Gefühl, Emily/Salima auf diesen Seiten am nahesten gekommen zu sein.


    Das freut mich unglaublich zu lesen. :knuddel1

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    Original von Lipperin
    Ich glaube, ich werde Deiner Leserin zustimmen - bereits jetzt schon.


    Das freut mich natürlich sehr! :-)


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    Original von Lipperin
    Ein spannendes Thema.


    Das ist es. Spannend und schwierig, weil doch recht komplex. Und ein heikles Thema vor allem.


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    Original von Lipperin
    Ich habe mal beim Landesamt für politische Bildung NRW geschaut, dort gibt es zwei Bücher über Islam, ich denke, die werde ich mir kommen lassen. Wenn es ein neues Nicole-Buch dazu gibt, möchte ich mich doch ein wenig darüber informieren.


    Ich hab zwar versucht, so weit wie möglich auf die Hintergründe dieses Fundamentalismus einzugehen, gerade auch hinsichtlich einiger Parallelen, die ich zu unserer Zeit sehe - aber in einem Roman kann man eben immer nur einen Ausschnitt davon zeigen.

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    Original von Seestern
    Nachdem wir letzten Samstag in Konstanz waren (inkl. Pizza im La Piazza *winkt Nicole, Nachtgedanken & Königstochter) und das soo schön war, freue ich mich umso mehr auf August. Und im Moment regnet's ja schon mal vor, dann haben wir an dem Wochenende sicher Sonnenschein :grin


    An den Abend denk ich auch noch oft! :-]
    Irgendwann muss die Regen-Zeit doch mal vorbei sein, oder? :cry



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    Original von Voltaire
    Ich bring dann die Sonne mit - kriege dann zwar hier oben Ärger; aber man muss eben Prioritäten setzen. :wave


    Sehr gute Idee!! :wave


    @ nofret78


    Och nöööööö!!! :cry



    @ keinkomma


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    Original von keinkomma
    ... Ihr sprecht nur von Freitag - und was is am Samstag? Dürfte da das keinkomma nochmal einen Versuch wagen, Euch zu finden? :rofl


    Freitag hat hier so großen Raum eingenommen, weil es immer so ein Heckmeck ist, im LaBodega einen Tisch zu kriegen, noch dazu für mehr als zwei Personen ...
    Samstag werden wir wohl erst ausgiebig frühstücken, dann irgendwann Richtung Kucheninsel aufbrechen - und dann spontan entscheiden, was wir weiter anstellen.
    Ich würd mich riesig freuen, wenn Du auch Samstag dabei wärst! :wave Und dieses Mal überlassen wir nix dem Zufall, da wird Plan B bis Z ausgedacht und festgemacht! :lache


    @ harimau


    So schade - aber wir sehen uns dann ja in Hannover, oder? Und ich hoffe sehr, dass es beim nächsten See-Eulentreffen dann klappt! :knuddel1

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    Original von schnatterinchen
    Liebe Nicole, ich habe zu danken das Du diese LR nach so vielen Jahren noch begleitest.


    Sehr gerne! :knuddel1


    Reiselektüre-Auswahl finde ich auch immer einen sehr schwierigen Prozess - was Du auch immer mitnimmst: ich wünsche Dir tolle Lesestunden im Urlaub! :wave

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    Original von Lipperin
    Für mich der bisher schönste Name im Buch: Kisimbani. Er ist förmlich Musik, bringt durch seine Melodie einen gewichtigen Gegenpol zu der anderen Musik, die mich schon seitenlang, seit der Begegnung mit der Wahrsagerin, begleitet, nämlich dem Autodafé aus Verdis Don Carlos. Auf der einen Seite die düstere, fast gleichförmige Melodie der Büßer, auf der anderen die Jubelchöre der Kirchgänger angesichts des Osterfestes. Auf der einen Seite die Trauer, das zunehmend dunklere Element, auf der anderen Seite die Farben, die Gerüche, die Sensibilität und ein gut Stück auch die Naivität Salimas.


    Ich hab's hier gerade im Hintergrund per youtube laufen - eine sehr interessante und sehr passende Assoziation!


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    Original von Lipperin
    Dass sie sich so sicher sein konnte, nichts würde entdeckt, nur weil es auf Kisimbani war, wo sie die Wonnen der Liebe genießt


    Beide müssen zweifellos um das Risiko gewußt haben, das sie eingingen. Salima war zwar immer impulsiv und generell leidenschaftlich veranlagt, aber auf eine Art auch ein Kopfmensch, und Heinrich - nach allem, was wir über ihn wissen - sehr rational und nüchtern und beileibe kein Schürzenjäger. Wenn man sich den zeitlichen Verlauf der Fakten anschaut, war es auch nicht nur eine Nacht der Schwäche und auch keine flüchtige Affaire; beide haben sich wohl sehr bewusst dafür entschieden. Die Stärke dieser Liebe, ihrer beider Mut, sie auch zu leben - das lässt mich immer ganz klein und stumm zurück.


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    Original von Lipperin
    (übrigens: „die“ Szene Seite 211 finde ich überaus gelungen, zu viel Offenheit wirkt manchmal – zumindest auf mich - … ähem … überaus ernüchternd)!


    Ich habe sehr lange in mich hineingehorcht, wie ich es darstellen würde; letztlich habe ich den Respekt vor Salima und Heinrich über alles andere gestellt. Mehr wollte ich nicht schildern als das, was jetzt im Buch steht, das hätte sich für mich nicht gut angefühlt. So, wie es jetzt ist, war es für mich das einzig Richtige.


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    Original von Lipperin
    Salima dauert mich. Sie kann im Grunde machen, was sie will, sie steht unter verschärfter Beobachtung und alles, was sie sagt, wie sie handelt, wird von irgendjemandem als „falsch“ ausgelegt werden. Und es wird sich immer jemand finden, der ihre Handlungen, ihre Worte, ihre Gesten in seinem höchsteigenen Sinn interpretiert und seine Wege finden wird, sie zu maßregeln, schon allein weil das eigene Denken ja als das einzig richtige empfunden wird und sich gefälligst alle danach zu richten haben. Manchmal frage ich mich, ob das wohl seit Anbeginn der Menschheit so ist. Bis zu ihrem Ende wird es jedenfalls so weitergehen.


    Das hat Salima auch sehr gegen die sansibarische Gesellschaft eingenommen, sie äußert sich später sehr kritisch, gar bitter darüber.


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    Original von Lipperin
    Khaduj (wie, bitte, spricht man den Namen aus?) hat mich überrascht. Und anscheinend Salima auch, denn obwohl sie sie länger kennt (als ich), weiß sie zu wenig von ihr, um diese Reaktion auch nur zu vermuten (Seite 227).


    In etwa wie Chá-duusch - wobei das "Ch" ein scharfes, kehliges ist, ein bisschen dunkler als in "Elch". Oder ein "ch" wie im allso beliebten Wort unserer Schweizer Nachbarn "Chuchechäschtli". Der "sch"-Laut am Schluß ist weich, wie im französischen Namen "Jacques".


    Salima selbst hat den Namen ihrer Fluchthelferin im Haus nicht erwähnt, es auch so formuliert, dass keine weiteren Rückschlüsse auf ihre Person möglich waren, um sie zu schützen; aus einer anderen Quelle habe ich entnommen, dass es eine Halbschwester war und deren dort aufgeführter Name war einer, der sonst nie auftauchte, der aber Ähnlichkeit mit "Khaduj" aufwies. Aufgrund aller Fakten blieb für mich als Schlussfolgerung nur übrig, dass es sich um Khaduj gehandelt haben muss.


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    Original von Lipperin
    Emily Seward – bei ihr habe ich immer eine der wunderschönen und als so kapriziös dargestellten Frauen von Francois Boucher vor Augen. Ein Schalk in Frauenröcken, der aber höchst wirksam tätig werden kann – eben weil sie auch weiß, wie sie am besten ans Ziel kommt. Ihre Träume hat sie nicht verloren, sonst würde sie nicht mehr an „glückliche Enden“ glauben können (Seite 240).


    Eine schöne Vorstellung - gefällt mir gut für Emily Seward!
    Auch über sie wissen wir sehr wenig, aber ich hatte für mich das Gefühl, ihr Handeln verrät sehr viel über sie als Person.


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    Original von Lipperin
    Die unterschiedlichen mehr oder weniger kleinen Szenen haben mich die ganze Situation jedenfalls erheblich besser nachvollziehen lassen als eine bloße (zeitlich lineare) Beschreibung es jemals gekonnt hätte. Manche Seiten habe ich fast mit angehaltenem Atem gelesen, so sehr habe ich mitgefiebert, ob auch alles gelingen würde, beispielsweise bei der Flucht ab Seite 241.



    Die Flucht (und auch der gescheiterte erste Versuch) hat sich genau so zugetragen. Gerade weil ich das schon bei der Recherche so spannend fand, wollte ich das auch unbedingt genauso erzählen.


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    Original von Lipperin
    Seite 255, die Bermerkung von Dr. Seward, dass Majid wohl gar nichts unternehmen würde, fand ich sehr interessant; mir kam im Laufe ein nämlicher Gedanke. Aber mit Sicherheit hätten sich Willige finden lassen, die auf ihre Weise das von ihnen erkannte „Problem“ gelöst hätten. Der Sultan wäre untröstlich gewesen, könnte aber sämtliche Hände in Unschuld waschen, wobei ich für ihn hoffe, er wüsste wirklich nichts. Und die „Problemlöser“ kämen sich wer weiß wie grandios vor, weil sie die „Schande“ beseitigt hätten.


    Wie Majid wirklich dazu stand, wird sich wohl nie wirklich klären lassen. Salima hat zeit ihres Lebens darauf beharrt, dass ihr Leben niemals in Gefahr gewesen war, ihr von Majid keine Gefahr drohte - während alle anderen Quellen genau das Gegenteil berichten. Diesen Widerspruch in der Quellenlage wollte ich genau so im Roman wiedergeben.
    Ich gebe aber auch zu, dass mir die Vorstellung gefällt, Majid habe nach außen hin so gehandelt, wie es jeder auf der Insel von ihm als Sultan erwartete und seiner Lieblingsschwester trotz allem eine Hintertür offen gehalten ...


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    Original von Lipperin
    Die Beschreibungen beispielsweise Seite 265 über Salima Gedanken gefallen mir außerordentlich. Welch ein Schock muss das für sie gewesen sein, einen scheinbar so schwachen Gott kennenzulernen. Man kann nur hoffen, dass ihr der Einstieg in den christlichen Glauben leichter gefallen ist, als sie vertraute Personen (wie Maria und Jesus) wieder entdecken durfte. Weiß man eigentlich etwas darüber, wie sich ihr Glaubensleben bis ins späte Alter gestaltete?


    Leider nicht - wie man vieles über ihre Gedanken- und Gefühlswelt in ihren letzten Lebensjahren nicht weiß, da sind wir auf Vermutungen angewiesen.
    Im weiteren Verlauf des Buches jedoch ist das Thema Glauben noch einige Male thematisiert.


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    Original von Lipperin
    Ihr „Altersbild“ auf Nicoles HP hat es mir angetan, ich persönlich finde es ihr schönstes Portrait. Es zeigt eine Frau, die Schmerz und Leid kennengelernt hat und die doch wohl ihren Frieden in irgendeiner Weise gefunden hat.


    Ach, schön, dass Du es genauso empfindest!
    Ich bin bei der Wahrnehmung solcher Abbildungen immer etwas unsicher, inwieweit das durch das gefiltert bzw. verzerrt ist, was ich mir zu sehen wünsche.


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    Original von Lipperin
    Die kleinen (Familien-)Szenen Seite 276/277, 283: Wunderschön, so genau beobachtet und so wunderbar in Worte gesetzt. Mein großes Kompliment!


    Dankeschön!

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    Original von Lipperin
    Erstaunlich finde ich auch in diesem Abschnitt wieder, welche Freiheiten/Rechte Frauen in dieser Kultur zu jener Zeit hatten. Salima führt einen eigenen Haushalt, leitet Plantagen, mietet sich ein Haus. In der westlichen/christlichen Kultur kannte man lange Zeit den Vormund, der für junge Damen aus besserem Haus die Entscheidungen traf und nicht immer zu deren Wohl handelte.


    Ich habe mir oft vorgestellt, wie Salimas Leben ausgesehen hätte, wäre sie zur selben Zeit als Tochter eines europäischen Fürsten oder Königs zur Welt gekommen, und ich kam auch zum selben Ergebnis: nicht halb so frei, nicht halb so eigenständig.


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    Original von Lipperin
    Seite 164: Das Feuerwerk und Salimas Glücksgefühl darüber – diese kleinen Einsprengsel machen für mich das Buch noch einmal so lesenswert. Es sind auch gerade diese kleinen Gesten und Gedanken, die ihre Kontur immer mehr schärfen.


    Das freut mich so, dass diese Szene so auf Dich wirkt; in ihren Aufzeichnungen war es nur eine kleine Erwähnung, dass sie Feuerwerk liebte und Jamshid ihr damit eine Freude machen wollte - aber ich dachte: das mus sich unbedingt ausführlicher erzählen!


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    Original von Lipperin
    Seite 168 u. a.: In gewisser Weise dauert mich Majid. Vermutlich will er nicht wirklich für oder gegen Salima entscheiden, muss es aber der Staatsräson wegen. Im Grunde genommen, so scheint mir, sei er als Herrscher nicht unbedingt die erste Wahl.


    So gerne ich Majid mag: ich fürchte, Du hast recht; er war letztlich sicher zu weich und dadurch zu leicht beeinflussbar als Herrscher. Anders als sein Vater, der zwar sozial eingestellt war und Kompromisse einging, aber durchaus hart durchgreifen konnte, wenn es erforderlich war.


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    Original von Lipperin
    Seite 182: Die Beschreibung der Abendgesellschaft aus Salimas Sicht finde ich einfach wunderbar. Unsereins ist einfach durch Bild und Ton zu sehr mit aller Welt „vertraut“, um sich eine wirkliche Vorstellung davon machen zu können, welche Wirkung fremde Menschen, fremdes Kulturgut auf die jeweils Einheimischen hatte.


    Das kann man sich heute wirklich nur sehr schwer vorstellen: wir haben heute tatsächlich zumindest immer eine ganz grobe Vorstellung auch vom entlegensten Winkel dieser Erde - oder können uns zumindest recht mühelos eine davon verschaffen. So gar nichts darüber zu wissen - da bin ich beim Schreiben ziemlich an die Grenzen meiner Vorstellungskraft gestoßen.

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    Original von Lipperin
    Eigentlich schade, dass es sie nicht mehr gibt. Das würde vielleicht mancher Diskussion die Schärfe nehmen.


    Meines Wissens waren diese Masken eine Eigentümlichkeit, die es so nur auf Sansibar gab, und auch nur in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
    Überhaupt: dass wir Islam und tief verschleierte Frauen (Stichwort Burka) als eine Einheit wahrnehmen, ist auch wieder eine Entwicklung der Neuzeit; es gibt nicht wenige Landstriche in der arabischen Welt, in denen das noch vor hundertfünfzig Jahren unvorstellbar war; damals trugen die Frauen dort nur bunte Kopftücher.


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    Original von Lipperin
    Danke für die Info! Mir wird jedenfalls wieder einmal auch anhand des Buches bewusst, wie wenig ich über den Islam weiß - wie er heute ist, wie er sich entwickelte.


    Ich betrachte mich da selbst immer noch als ziemlicher Laie, trotz (mittlerweile) dreier Bücher, die sich auf die eine oder andere Weise mit dem Islam beschäftigen. Ich finde es ein unglaublich spannendes Thema, gerade in der heutigen Zeit, und mir war es mit "Safranmond" und "Sansibar" ein persönliches Anliegen, ein differenzierteres Bild des Islam zu zeichnen als wir es heute zwangsläufig haben (müssen).
    Mir hat vor einigen Wochen eine Leserin geschrieben, dass sie nach diesen beiden Büchern einiges im Islam besser verstehen kann, gerade, was die muslimischen Frauen betrifft, und das hat mich sehr glücklich gemacht.
    Und trotzdem habe ich mich im nächsten Buch mit einer islamistisch-fundamentalistischen Bewegung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigt - gerade weil ich die Parallelen zu heute so unglaublich spannend fand.
    Es ist schon eigenartig: uns ist der Islam so fremd, obwohl es so viele Ähnlichkeiten mit dem Christentum gibt, sogar Dinge, die identisch sind. Was dabei zweifellos einen großen Unterschied macht: wie stark der Islam mit dem Alltagsleben verbunden ist, während wir doch in einer sehr säkulären Welt leben und vieles Christliche bewusst gar nicht mehr als solches wahrgenommen wird.



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    Original von Lipperin
    Wohl wahr, wohl wahr! Und, wenns erlaubt ist, nicht nur im Islam.


    :write

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    Original von Lipperin
    Ja, ich glaube, Djilfidan hat Salima etwas mitgegeben, allein schon durch die Beobachtung, denn ich bin mir sicher, dass Djilfidan eine ganz eigene Stärke besaß. Sonst wären auch nicht all die anderen Frauen zu ihr gekommen und hätten ihren Rat oder einfach nur ihre Nähe gesucht.


    Das denke ich auch. Djilfidan war zwar nicht "offiziell" die Erste Frau im Haus, aber aufgrund ihres Charakters und ihrer Fähigkeiten inoffiziell eben doch.


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    Original von Lipperin
    Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau, sagt man. Vielleicht war es in Sultans Fall auch ein bisschen Djilfidan (obwohl er das natürlich strikt ablehnen würde, denk ich mir).


    Das war sie bestimmt!
    Ich grübel bis heute immer mal wieder darüber nach, ob ich den Sultan nicht doch in einem allzu positiven Licht gesehen habe, aber ich habe auch keine einzige unter all den Quellen gefunden, die Anlass gegeben hätte, dieses positive Bild in die andere Richtung zu korrigieren. Er war sicher streng und er hatte seine Prinzipien, aber durchaus für eine gewisse Art der Gleichberechtigung zu haben. Was man auch schön daran sieht, dass er darauf bestand, Klein-Salima solle weiterhin zur Schule gehen, während Djilfidan strikt dagegen war.
    Und er stand ganz zweifellos unter dem Pantoffel seiner Hauptfrau Azza bint Sayf ...


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    Original von Lipperin
    Wie spricht man bitte Farshu und Shambu'a aus?


    Fár-schu und Scham-bú-a.
    (Ich ersetze "sch" bei orientalischen Namen gerne durch "sh"; "sch" sieht für mich in diesen Namen im Schriftbild immer arg klobig aus, obwohl's der gleiche Laut ist. )


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    Original von Lipperin
    Ich hab da ständig Güher und Süher Pekinel vor Augen.


    :anbet