Also, erstmal zu den letzten zwei Postings vor diesem: SEHR interessanter Plot. Und noch eins drauf: Henry ist in Friedrich verliebt!
So, ich habe gerade alle eure Posts gelesen und finde es hochinteressant, wie unterschiedlich die Figuren bei euch ankommen. Ich werde jetzt nicht im Einzelnen auf die Beiträge eingehen, sondern einfach aufschreiben, was mir so durch den Kopf geht.
Also Friedrich, die am kontroversesten diskutierte Figur:
Ja, er ist menschlich, allzu menschlich, mit all seinen Defiziten. Einer, der zwar blendend aussieht, blond ist und charmant, aber so gar nicht als strahlender Held taugt.
Zitat
Original von Suzann
Beängstigend wie diese mysteriöse Tessa White uns arme unbedarfte Leser manipuliert, gell
Sie "drückt" ein paar Knöpfchen und schon darf die Heldin ihren Liebsten nicht mehr heiraten und jeder andere der des Weges kommt, wäre der bessere Kandidat, dabei könnte der liebe Henry sich im Verlauf des Buches als schwul herausstellen und Bowie als Brutalo....
Ich bin nicht so für schwarz und weiß. Das ist mir zu langweilig. In meiner Lektüre bin ich immer auf der Suche nach Echtheit. Und in der Realität herrscht eben grau vor...
Und es klappt. Ich musste wirklich grinsen, als ich eure Kommentare gelesen habe, Suzann und Alice. Natürlich wollte ich ihn durch diese Einstreuungen langsam aber sicher demontieren, wollte Misstrauen und Zweifel säen. Und wer weiß, vielleicht erweist er sich doch noch als Knight in Shining Armour? Ich werde mich an dieser Stelle natürlich nicht weiter dazu äußern 
Tja, und das hier, Suzann, hat mich umgehauen. Jüngst sagte mein Agent nämlich, dass Unterhaltungsromane genauso funktionieren: Eher moderate Heldin, schillernde Nebenfiguren, die über die Strenge schlagen dürfen.
Zitat
Original von Suzann
Ich finde, dass Steffi es geschickt macht, dass sie ihren Roman auf zwei Heldinnnen (Johanna und Leah) aufbaut. Die eine ist authentisch für ihre Zeit, aber deshalb natürlich auch langweiliger, weil sie nicht ins chinesische Viertel geht und uns deswegen keine Abwechslung zum Herz-Schmerz-Thema bieten könnte. Leah darf spannende Sachen machen und das gefällt mir. Würde Leah die alleinige Hauptperson sein, dann müsste man Steffi vorwerfen, dass sie eine moderne Frau in ein historisches Setting setzt und das nicht zusammenpasst. Mit dem Schwestern-Kunstgriff umgeht sie diesen Vorwurf. Außerdem muss es ja auch Leahs gegeben haben, sonst wären wir Frauen wohl heutzutage immer noch die Heimchen am Herd.
Außerdem bin ich begeistert, dass sich endlich mal eine in Boon Lee verguckt. Hach! 
Ein Wort noch zu Henrys Opium-Deal. Das war DIE Haupteinnahmequelle des Britischen Empires zu jener Zeit, kaum jemand hatte Bedenken, die Chinesen im großen Stil zu vergiften – im Gegenteil, es war erklärtes Ziel, das gesamte Volk süchtig zu machen, weil es ein prima Absatzmarkt für Opium aus Indien war. Da die Chinesen sich nicht vergiften lassen wollten, verboten sie die Einfuhr von Opium, welches aber mit voller Unterstützung Londons weiterhin geschmuggelt wurde. Die Briten haben zwei Kriege deswegen gegen China vom Zaun gebrochen und beide gewonnen. Hermann-Otto Uhldorff ist eines der ersten Opfer des zweiten Opiumkriegs. Diese ganze Opium-Geschichte ist einer der nicht gerade wenigen schwarzen Flecken auf der Weste der Briten, ein Verbrechen ebenso verwerflich wie der Dreieckshandel (Sklavenhandel).
Ein großartiger Roman zu diesem Thema ist übrigens "Das mohnrote Meer" und der Nachfolger "River of Smoke" (den ich noch nicht zu Ende gelesen habe mangels Zeit ...)