Beiträge von SteffiB

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    Original von Mulle


    Da schließe ich mich mal an.
    Ich finde die Zusatz-Infos sehr spannend und verstehe gar nicht, warum ich von der späteren Entwicklung Chinas bisher so gar nichts weiß.


    Dann aber schnell nachlesen. Die neuere chinesische Geschichte ist unglaublich interessant – und vieles, was die Weltgemeinschaft vor allem in Bezug auf China heute so umtreibt, ist aus dem geschichtlichen Zusammenhang sehr viel leichter zu verstehen.

    Mir gefällt es sehr gut, wie mir die chinesische Kultur durch Vickis Augen nahegebracht wird. Sicher schüttele ich über manche ihrer Ansichten den Kopf, doch es sind ja ihre Ansichten, und für ein Kind des späten neunzehnten Jahrhunderts erscheinen sie mir sogar ziemlich liberal und oft regelrecht nassforsch. So regt sie sich erstaunlich wenig über die Polygamie der chinesischen Männer auf, hat wenig Probleme mit Shen Akeu und ihrem Gewerbe, sie isst, was man ihr vorsetzt, sie schläft ohne Murren auf harten Kangs und vieles mehr. Eigentlich eine verhätschelte höhere Tochter, empfinde ich Vicki als äußerst pragmatisch und vor allem widerstandsfähig, was die äußeren Umstände anbelangt. Mal ehrlich, diese Reise in der Sänfte muss die Hölle gewesen sein. Es wackelt, sie kann sich nicht bewegen, die Dinger haben keine wirklich bequemen Sitze … und zu klein für sie waren sie auch noch. Ich habe solche Sänften im Museum gesehen: Da bekommt man Rückenschmerzen vom Hineinschauen!


    Dass sie all diese Strapazen vergleichsweise klaglos hinnimmt, macht sie mir übrigens ziemlich sympathisch. Ich kenne eine Menge Leute, die heutzutage schon im bequemen ICE über Reisestrapazen klagen. In Wirklichkeit sind wir die verzärtelten, die Menschen in vergangenen Jahrhunderten konnte einen Stiefel mehr vertragen.
    Der Mamorkuchen wurde mehrfach erwähnt. Ganz ehrlich: in Vickis Situation wäre mir bei allem weltpolitischen Interesse auch erstmal der Kuchen wichtiger gewesen. Stellt euch mal vor, ihr würdet monatelang nur chinesisches Essen bekommen, Nudeln, Reis, kein Nachtisch, kein Kuchen, keine lecker Bratwurst, und dann steht da dieser unglaublich weiche, süße, duftende Mamorkuchen. Soll doch die Welt untergehen, ich will ihn JETZT!

    So, nun bin ich auch endlich da. Ich habe gerade den ersten Abschnitt beendet und bin sehr angetan. Stilistisch schön, wie immer, entwickelt sich die Geschichte in einem mir sehr lieben Tempo: nicht zu schnell, nicht zu langsam.
    Wider Erwarten hat die Geschichte mich gleich in Hamburg abgeholt – einen leisen Verdacht hatte ich ja doch, dass es mir ähnlich wie harimau geht und ich erst in China richtig Geschmack an der Geschichte finde.
    Aber nein, dem war nicht so. Viele Hinweise werden gestreut, die von meinen Vorposten beschworene schwarze Wolke dräut, und Viktoria macht, allen Lektorinnen zum Trotz, was Menschen immer und überall und selbst im Deutschland oder England von 1870 gemacht haben: Sie geht mit ihrem Angebeteten in die Büsche, um ihn nicht zu verlieren. Menschlich, allzu menschlich. Erstaunlicherweise sind die Folgen für sie (gesellschaftliche Ächtung) nicht sonderlich schlimm, es findet sich sogar ein Heiratskandidat. Ist das realistisch? Oder hat man's eben doch nicht ganz so eng gesehen, wie die einschlägige Literatur uns immer glauben macht?
    Ebenso wie harimau gefiel mir der Mutter-Tochter-Dialog ausgesprochen gut. Tragisch, dramatisch und ungemein emotional. Gänsehaut!


    Der Sprung nach Schanghai war ziemlich flott und reibungslos, allerdings habe ich auf die zweitausenddrölfste Schiffsüberfahrt auch gut verzichten können. Man kommt ja trotzdem gleich an in der Internationalen Konzession. Hier kommt mein erster Wermutstropfen: Ich sehe die Konzession nicht so recht vor mir, es fehlen Bilder in meinem Kopf. Ich hoffe auf weitere Beschreibungen, denn bei L & L ist mir persönlich das zweite L genauso wichtig wie das erste.
    Ein weiterer Punkt, den ich nicht so ganz gelungen fand, war die Einführung des Andrew-Geheimnisses. Nicht, dass es eins gibt, sondern das Wie. Andererseits, irgendwie musst du es der guten Margret ja aus der Nase ziehen...


    Richtig klasse hingegen finde ich die Beschreibung von Sassoon und Annette. Die beiden hüpfen richtig vom Blatt!
    Und noch besser ist dir mMn die Beschreibung von Vickis Situation als Gesellschafterin gelungen. Dieses Aufbegehren-Wollen-und-nicht-dürfen, dieses Schlucken, wo sie sonst Gift und Galle gespuckt hätte – wunderbar.
    Der chinesische Junge ist gut eingeführt, der Jinrikisha-Chinese ebenfalls. Bin gespannt, welche Rollen diesen beiden noch zukommen werden. Überhaupt bin ich gespannt, wie's weitergeht!

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    Original von harimau
    Sollte ich hier jemals, jemals einen erotischen Text einstellen, kannst du darauf wetten, dass die Forenleitung zwei Drittel desselben schwärzen würde. Ein Slip ouvert, für mich geradezu der Inbegriff aller unbedarften Spießererotik, würde darin garantiert nicht auftauchen. :nono Eher schon ein Hamster.


    Hast du mir da was verschwiegen,liebster Tiger?

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    Original von Iszlá
    Steffi, lese ich es richtig: Du meinst, dass ich auch etwas geschrieben hätte? :gruebel Oder bin ich gar nicht gemeint?


    Klar bist du gemeint! :-) Hier wird doch verschleiert, was das Zeug hält – ich glaube niemandem mehr, der behauptet, er hätte gar nicht mitgeschrieben :grin