Dies war mein erster Ketchum und ich habe das Buch geradezu verschlungen. ![:-]](https://www.buechereule.de/images/smilies/pleased.gif)
Was habe ich mit Lydia und Robert gelitten. Ketchum hat es geschafft, dass ich als Leser atemlos jede Gefühlsregung Lydias nachempfunden habe. Das Entsetzen, die Wut, die Hilflosigkeit, den Hass. Am Ende wäre ich ohne Weiteres bereit gewesen, mit Lydia bis zum Ende zu gehen.
Die Gerichtsverhandlung mittendrin fand ich keineswegs zäh. Im Gegenteil: Ich fand sie wichtig, um weitere Entscheidungen des Gerichts aus juristischer Sicht nachvollziehen (wenn aus menschlicher Sicht auch nicht verstehen) zu können. Wobei ich mich an einer Stelle schon gefragt habe, ob der Verlauf so, wie vom Autor beschrieben überhaupt realistisch ist:
Als der Richter das Sorgerecht für Robert vorübegehend auf Arthurs Eltern übertrug und Robert somit bis auf Weiteres bei ihnen leben sollte - obwohl zu dem Zeitpunkt klar war, dass Robert von Arthur missbraucht wurde - frage ich mich, ob ein Gericht wirklich so entscheiden würde.
Genauso am Schluss, als wohl entschieden wurde, dass Robert nun bei Arthurs Mutter aufwachsen soll. Irgendwie frag ich mich echt, ob ein Richter tatsächlich so naiv entscheiden würde. Zumal sich ja alle Beteiligten zu dem Zeitpunkt bereits eingestehen mussten, dass sie in diesem Fall mit ihren Entscheidungen bisher kläglich versagt haben. So ohne Weiteres würde da dann doch kein Gericht mal eben so entscheiden, dass Robert bei Arthurs Mutter aufwachsen soll.
Letztendlich leg ich die kurzen Momente, in denen ich gezweifelt habe, dann aber unter "künstlerische Freiheit" ab. Außerdem kenne ich das amerikanische Rechtssystem auch nicht. Wer weiß, was da alles möglich und nicht möglich ist.
Das Ende des Buches war auf jeden Fall erschütternd. Letztendlich gab es nur Verlierer. 
"Wahnsinn" lässt den Leser nachdenklich und bedrückt zurück.
Ich vergebe 9 von 10 Punkten.