Die Hure des Kaisers von Kate Quinn
Kurzbeschreibung aus Amazon:
Rom, 82 n. Chr.: Die junge Sklavin Thea muss ihre Herrin zu den Gladiatorenkämpfen begleiten, die sie verabscheut. Doch diesmal zieht ein neuer Kämpfer alle Zuschauer in seinen Bann: Arius, genannt »der Barbar«. Thea fühlt sofort eine innere Verbundenheit, und tatsächlich sind sie und Arius Seelenverwandte – beide haben so viel Mord und Grausamkeit erlebt, dass sie den Tod verachten. Doch sie können ihre Liebe nicht leben, denn der Kaiser persönlich begehrt Thea für sich.
• Taschenbuch: 528 Seiten
• Verlag: Ullstein Taschenbuch (1. Juli 2010)
• Sprache: Deutsch
• Originaltitel: Mistress of Rome
Über den Autor (Quelle: Histo-couch.de):
Die amerikanische Autorin Kate Quinn wurde 1982 im Süden Kaliforniens geboren und studierte Gesang an der Universität von Boston. Da ihr Vater Geschichtsprofessor war, wuchs sie ehr mit Geschichten über Julius Caesar als mit Kindermärchen auf, und so schrieb sie schon als Kind Geschichten aus der Römerzeit. In ihrer Grundschulzeit sah sie den Film Spartacus und fasste den Entschluß, später selbst einmal ein Buch über einen Gladiator zu schreiben. Dies begann sie schon zu Beginn ihres Studium in Boston, wo sie niemanden kannte und noch nicht einmal einen eigenen Computer besaß. So entstand innerhalb von vier Monaten in jeweils sechsstündigen Sitzungen an einem Computer in der Universität von Boston ihr erster Roman Mistress of Rome (dt. Die Hure des Kaisers), während sie in Dauerschleife die Filmmusik zum Film Gladiator hörte. Kate Quinn lebt mit ihrem Mann in San Diego und arbeitet bereits an einer Fortsetzung und an einem Vorgänger für ihren Roman. Wenn sie nicht schreibt oder singt, nimmt sie jede Arbeit an, die ihr angeboten wird. In ihrer Freizeit interessiert sie sich für die Oper, Action-Filme, Kochen und die Boston Red Sox.
Meine Meinung:
Liebe, Leidenschaft und Intrigen im alten Rom aus der Sicht einer Sklavin, die in höchste gesellschaftliche Ränge aufsteigt. Die Kurzbeschreibung hat sofort mein Interesse geweckt, vor allem da ich historische Romane zwar verschlinge, bisher aber noch nicht viel aus dieser Epoche zwischen die Finger bekommen habe. Doch dann erst einmal die große Enttäuschung. Anstatt Einblicke in die aufregende Zeit nach dem Vierkaiserjahr zu bekommen, entspinnt sich hier eine ziemlich leidenschaftslose, flache Lovestory. Tea, ihrem Alter in puncto Klugheit und Duldsamkeit weit voraus ist Sklavin einer gleichaltrigen Römerin aus dem Mittelstand mit höchsten Ambitionen trifft auf Arius, den schroffen, wortkargen Gefangenen, der im letzten Moment aufgrund seines wütenden Kampfgeistes (im Roman der „schwarze Dämon“ genannt)seine Hinrichtung vereitelt und zum Gladiator wird. In der Arena findet Arius eine große Anhängerschaft, doch statt sich in dem Ruhm zu sonnen, wird er immer schroffer, weist die feinen Damen der römischen Gesellschaft ab, prügelt sich durch die Kaschemmen der Metropole und ertränkt sein schweres Leben im Alkohol. Natürlich kann ihm auch der Dauerrausch nicht sein Kampfgeschick nehmen und so gewinnt er ein ums andere Mal und auch Lepida, Theas Besitzerin, fängt an, sich für ihn zu interessieren. Durch die Botengänge zu Arius, die Thea für Lepida unternehmen muss, kommen die beiden sich langsam näher. Was sie aneinander finden ist mir nicht ganz klar geworden, denn Arius bleibt wortkarg und betrunken und Thea unnahbar. Nichts desto trotz ist es wohl irgendwie die große Liebe und als Lepida von dem Techtelmächtel erfährt verkauft sie Thea kurzerhand in ein Hurenhaus. Während Arius sich die nächsten Jahre von Sieg zu Sieg kämpft und von Weinkrug zu Weinkrug säuft, steigt Thea von der Hafenhure zur Sängerin auf und wird schließlich die Konkubine des sado-masochistisch veranlagten Kaisers Domitian. Erst viele Jahre (und ca. 2/3 des Buchs später) kreuzen sich die Wege von Arius und Thea wieder und dann wird es tatsächlich interessant. Mithilfe von gesellschaftlichen Verbindungen, die Thea während ihrer Zeit als Sängerin und Geliebte des Kaisers knüpfen konnte, spinnen sie ein gefährliches Netz aus Intrige und Verrat, das schon bald droht alle zu erdrücken, die darin verwickelt sind.
„Die Hure des Kaisers“ einen historischen Roman zu nennen, finde ich schon sehr euphemistisch. Viel eher haben wir hier einen historisch angehauchten Liebesroman, ohne viel Tiefe. Die Charaktere machen keinerlei Entwicklung durch, das Setting im alten Rom ist wenig ausgearbeitet und gibt einer gewöhnlichen Story einfach nur ein etwas ungewöhnliches Colorit. Über die politischen Verwirrung der Zeit, die Kriege gegen die Chatten, oder die Debatten im Senat erfahren wir gar nichts. Die Figuren, die Frau Quinn einsetzt erfüllen brav ihre Rolle, ohne auch nur ein einziges Mal auszubrechen und den Leser zu überraschen.
Positiv hervorzuheben sind allerdings die Schilderungen der Gladiatorenkämpfe, die tatsächlich ein enormen Sog ausüben. Hier hatte ich dann endlich wirklich das Gefühl, dabei zu sein, konnte den glühenden Arenasand riechen, die Löwen schreien hören und fühlte die Vibrationen der 50.000 trampelnden Füße, die das Kolosseum zum beben brachten.
Alles in allem ist „Die Hure des Kaiser“ ein Buch, das man mal zwischendurch lesen kann, ohne sich groß anzustrengen. Macht man das nicht, hat man aber auch nichts verpasst.
[SIZE=7]edit: wegen RSF -die, die ich übersehen habe, dürft ihr behalten[/SIZE]