Beiträge von Gheron

    Hallo Tanzmaus,


    wir haben uns bei einem unserer Urlaube in Finnland auch mal als Goldsucher betätigt. Bleibende Erinnerung sind eiskaltes Wasser :cry und sehr viel Sand in der Schüssel, aber kein einziges Körnchen Gold :fetch.


    Zu Sauls Erpressung. Lea vergeht ja vor Angst, er könnte sie weiterhin erpressen oder sogar ans Messer liefern. Auch dies ist ein Motiv für sie, ihre Heimat mit ihrer Familie so rasch und so spurlos wie möglich zu verlassen. Allerdings wollen es die Verhältnisse dann doch anders.


    Der Name Orlando Terasa de Quereda y Cunjol wurde spanischen Namen jeder Zeit nachempfunden. Er zeigt an, dass die Familie erst vor kurzem geadelt worden ist, da es sonst Orlando de Terasa heißen hätte müssen, und ihnen die Form aufgenötigt worden ist, um sie als konvertierte Juden zu kennzeichnen. Es gab ja in Spanien ziemlichen Ärger zwischen Adeligen reinen Blutes und solchen, denen maurische oder jüdische Ahnen nachgesagt wurden.


    Liebe Grüße
    Gheron

    Hallo binchen und Wolke,


    es freut uns, dass euch Rachel und Elieser zusagen. Wir haben über diese Charaktere lange diskutiert und uns immer wieder überlegt, wie könnten sie in dieser oder jener Situation reagieren. Heraus gekommen ist das, was im Buch steht.


    Wolke, wir hoffen, der Stress läßt bald nach und du kommst bald wieder zum lesen.


    binchen, da wir nicht wissen, wie weit du bis jetzt gelesen hast, wissen wir nicht, ob Lea und Roland sich noch lange fetzen werden.




    Hallo Tanzmaus,


    wir sind eigentlich keine Freunde von Fortsetzungen. Es ist nämlich nicht leicht, einen guten ersten Roman erneut zu erreichen oder gar zu toppen. Bei der Wanderhure konnten wir nicht anders, denn da war es quasi Bedingung für den Vertrag.
    Wir sind froh dass wir "Die Kastellanin", wie der Titel derzeit lautet, dann doch zur Zufriedenheit des Verlags fertig gebracht haben. Es war kein besonders gutes Gefühl, einen Vertrag für einen Roman unterschreiben zu müssen, der bis dato nur aus einem einseitigen Exposé besteht.


    Daher werden wir wohl so rasch keine weiteren Fortsetzungen schreiben, sondern unsere Energie auf Einzelromane richten.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Als ich letztens diese Ullsteinsonderausgaben auf einem Tisch zusammen liegen sah, jedes in weiß und mit irgend etwas darauf, das für mich wie ein Keks aussah, habe ich mich auch gefragt, was die Macher sich dabei gedacht haben. Mir erschien das Ganze etwas arg lieblos.


    Ich weiß auch noch, wie Iny blass wurde, als es hieß, dass unser erster Roman zunächst bei Weltbild heraus kommen sollte. Deren Cover waren höflich ausgedrückt meist auch eher schlicht zu nennen. Zum Glück waren wir mit dem Ergebnis dann doch zufrieden und auch das Titelbild des zweiten Romans sah in unseren Augen gut aus. :]


    Wir selbst haben auf die Covergestaltung nicht den geringsten Einfluss. Von unserer Agentin wissen wir, dass selbst sie sich schon die Zähne daran ausgebissen hat. :cry


    Von inhaltlichen Vorgaben bleiben wir zum Glück verschont. Wahrscheinlich sind unsere handelnden Personen zu extrem, als dass sich da jemand etwas zu sagen traut. Außerdem steht zwischen uns und dem Verlag die Agentur wie ein Sturm erprobter Deich und sorgt dafür, dass wir in Ruhe schreiben können. :kiss


    Den Termindruck mit dem Lesen der Druckfahnen haben wir auch schon mehrfach erlebt. Obwohl wir zu Zweit lesen, entgehen auch uns immer wieder einzelne Fehler. Aber der Mensch ist nun einmal kein Computer, und mit dessen Scherzen müssen wir uns auch herumschlagen. Ich könnte das Word-Korrektursystem manchmal erwürgen. Es braucht nur ein Buchstabe falsch geschrieben sein, und schon steht ein ganz anderes Wort da, das mit dem Text nicht das Geringste zu tun hat. :fetch


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo binchen und Sisi,


    Sisi hat die Frage nach dem Gold ja schon beantwortet. Das Zeug wurde ihm Lauf der Jahrtausende durch die Verwitterung im Gebirge frei gesetzt und mit dem übrigen Geröll durch das Wasser mitgespült, bis es an eine Stelle kam, an der es die Strömung nicht mehr erfassen konnte. Das waren meistens tiefe Stellen im Fluss, eben solche "Teufelslöcher", oder eben flachere Stellen mit geringer Strömung.


    Die Ausbeute in den mitteleuropäischen Flüssen ist zwar nicht im Geringsten mit der in Alaska oder Kalifornien zu vergleichen, war aber doch groß genug, berufsmäßig danach suchen zu können. So gab es am Inn noch im 19. Jahrhundert Leute, die neben ihrer kleinen Landwirtschaft oder ihrem Gewerbe das Privileg besaßen, dort nach Gold zu suchen.


    Einige der bairischen Kurfüsten ließen sogar aus dem gefundenen Flussgold Münzen schlagen, die mit der Inschrift Ex Auro Oenius, aus dem Gold des Inns, versehen waren.


    Wie Sisi schrieb, kann man in den Flüssen heute noch Gold finden und es gibt noch immer Leute, die Goldsuchen als Hobby betreiben.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Tanzmaus,


    ich hoffe, dir geht's mittlerweile wieder besser.
    Die Kopfschmerzen kann ich dir nachfühlen, denn mich erwischt es in gewissen Abständen auch immer wieder. Der einzige Trost, den ich dir und mir spenden kann ist dieser: "Wir haben wenigstens etwas im Kopf, das weh tun kann!"


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo,


    es ist schön, wenn man so kompetente Leute wie Historicus dabei hat, der Fragen rasch und präzise beantworten kann.


    Autodafés waren vor allem in Spanien sehr beliebt und fanden sehr oft Abends in der Dämmerung oder der beginnenden Nacht statt, damit das Feuer auch schön leuchtet. Die daran beteiligten Mönche sahen teilweise so aus wie Ku Klux Clan-Leute und trugen Kaputzen mit Augenschlitzen. Zuerst wurde gebetet, dann die Verbrechen der Ketzer, Juden oder wer sonst das Missfallen der heiligen Inquisition erregt hatte, bekannt gegeben. Danach kam weiteres Brimborium und zuletzt wurden dann die Scheiterhaufen entzündet. Manche Verurteilte, die offen bereuten, wurden vorher noch erdrosselt, der Rest lebendig verbrannt.
    Gegen ein Autodafé nahmen sich die mitteleuropäischen Hexenverbrennungen wie ein amerikanisches Lynchverfahren gegenüber der feierlichen Eröffnung des englischen Oberhauses aus.


    Münzen prägen war damals eine harte Sache und erforderte Muskeln. Wir haben in einem Museum einmal so einen Prägestock gesehen, mit einem hübschen Wackerstein oben drauf. Die beistehenden Erklärungen haben wir dann bei Lea verwendet. Wir wussten zwar bereits, dass gegossene Goldstangen für Münzen auseinander gesägt worden waren, doch die Verwendung von halbwegs passenden Nuggets war für uns neu.


    Der Judeneid war, wenn es nach Recht und Gesetz ging, ein reiner Verwaltungsakt, bei dem die Juden eine Gebühr zahlten und dafür ihre Aufenthaltserlaubnis erhielten. Allerdings kämpfte vor allem die Kirche dafür, den Juden diesen Eid so sauer wie möglich zu machen, nicht zuletzt in der Hoffnung, dass sie zuletzt aufgeben und sich taufen lassen würden. Als sie das nicht taten, wurde die Leistung des Judeneids zu einer wahren Schikane ausgebaut. Die Lea angedrohten Dinge sind hier fast noch harmlos zu nennen. Sehr oft gehörte der Kuss auf das hintere Ende einer alten Muttersau mit dazu und etliche andere, ähnlich unappetitliche Dinge.


    Auf den Handel sind wir so gut eingegangen, wie wir konnten, aber wegen der explodierende Fülle des Romans konnten wir nur ein paar Punke berücksichtigen.


    Die Recherchen für diesen Roman begannen etwa ein Jahr, bevor ich mit dem Schreiben anfing, und gingen bis zum Ende weiter. An einer anderen Stelle schrieb ich ja bereits, dass wir nicht zuletzt nach Informationen, die wir im jüdischen Museum in Amsterdam erhalten haben, den Roman noch einmal einen anderen Dreh gaben.


    Der Name Fischkopf stammt, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, von mir. Als wir den Roman umplanten, wurde Hamburg zu Rolands Heimatstadt und da entfuhr mir der Satz: "Also gut, machen wir ihn zum Fischkopf!"
    Da in der Zeit durchaus derbe Namen gebräuchlich waren, habe ich diesen dann auch gelassen.
    Der gute Ochsenmaul wurde von einem Ritter Rindsmaul abgeleitet. Als ich den gelesen habe, konnte ich nicht anders, als ihn leicht verfremdet zu übernehmen.


    Damit aber erst einmal liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Wolke,


    Ideen sind so eine Sache. Sie kommen und wollen dann ausgebaut werden. Bei Lea war dies so ähnlich.
    Begonnen hat ja alles mit dem Ausspruch eines Agenten: Schreibt mir einen Roman wie die Päpstin!
    Damit waren für uns zwei Dinge klar. Zum einen musste die Hauptperson eine Frau sein, und zum anderen musste der Roman ein wenig außerhalb der gewohnten Norm spielen. Dies haben wir bei der Kastratin ebenso wie bei der Wanderhure getan und auch die Goldhändlerin wuchs in einem Beet des gleichen Gewächshauses.


    Wir wissen, dass das Leben im Mittelalter für jüdische Männer schon hart war, doch wie hart musste es dann für eine jüdische Frau sein, fragten wir uns.
    Aus diesen Gedanken entwickelten das Grundplot des Romans, das allerdings noch ein wenig anders aussah als der fertige Roman. Ich begann frohgemut den ersten der insgesamt sieben Teile zu schreiben. Im Verlauf der weiteren Recherchen, zu denen auch ein Aufenthalt im jüdischen Museums in Amsterdam zählte, veränderte sich jedoch Leas Geschichte in einigen wesentlichen Teilen. Hamburg wurde zu Rolands Heimat und damit kam er auch zu seinem Namen Fischkopf. Auch seine Herkunft war eine andere, auch wenn er der von uns geplante Charakter blieb.


    Der Roman nahm an Länge immer mehr zu und unsere Agentin flehte uns händeringend an, nicht über 600 Manuskriptseiten hinaus zu gehen. Ein paar mehr wurden es dann doch und unsere eben noch entsetzte Agenturlektorin forderte plötzlich ein weiteres Kapitel für den Schluss. Ich war darüber riesig froh, denn damit konnte ich das Ende schreiben, das mir die ganze Zeit vorgeschwebt hatte, und auf das sich aus Platzgründen verzichtet hatte.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave


    PS.:
    Ob wir einen Roman wie die Päpstin geschrieben haben, wissen wir bis heute nicht. Wir haben die Päpstin nämlich nie gelesen.

    Hi Historicus,


    es gibt auch in Deutschland Geisterreiter, äh. Ghostwriter. Der eine oder andere bekannte Autor besitzt seine Schreibsklaven und lässt die tippen, bis ihnen die Finger rauchen.
    Die bekannte rosa Dame auf dem Liebesromansektor war auch sehr berühmt dafür, etlichen lieben Mädchen etwas zu verdienen zu geben. Da viele junge Autoren gerne veröffentlichen würden, aber keine Chance sehen, lassen sie sich gerne von Großen der Szene einfangen und hoffen, damit einen Schritt nach oben getan zu haben.
    Bei den meisten bliebt dies allerdings Illusion.


    Natürlich versuchen Verlage, Einfluss zu nehmen. Auch uns wurde schon dezent angedeutet, ob wir nicht mal dieses oder jenes schreiben könnten. Zum Glück sind wir unabhängig und können daher den Kopf schütteln und sagen, dass uns das nicht so liegt. So lange wir brauchbare Manuskripte abliefern, wird es hier auch keinen direkten Druck geben. Als wir jedoch vor etwa zwei Jahren angedeutet haben, an einen Roman aus dem Barock zu schreiben, kam sofort eine ablehnende Reaktion. Nein, an so was wäre der Verlag nicht interessiert.
    Wir haben "Die Fürstin" trotzdem geschrieben.


    Titelbilder sind da eher harmlos und nur ärgerlich, wenn sie einem überhaupt nicht gefallen.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Ein Grass mag vielleicht Einfluss auf die Covergestaltung nehmen können, aber für den normalen deutschen Wald- und Wiesenautoren ist dies ein unerfüllbarer Traum. Da kann man schon froh sein, wenn sich die Verlagsleute nicht zu sehr vergreifen. Mir z.B. ist ein Frauengesicht tausendmal lieber als ein Historienbildchen aus einem der alten Sammelalben.


    Meist wird versucht, einem Klischee zu entsprechen, um die LeserInnen des entsprechenden Genres anzulocken. Daher auch die bunten Beißer bei den sogenannten historischen Liebesromanen. Wir haben bei der BLC in Wiesbaden einige dieser Covermodels in Natura gesehen und auf Bildern das, was aus ihnen gemacht wird. War schon recht interessant.


    Die landestypischen Titelbilder wurden ja schon genannt. Auch sie sollen die LeserInnen solcher Romane auf die richtige Spur bringen. Aus diesen Gründen gibt es bei der Covergestaltung eine gewisse Uniformität, aber die Kreativen sitzen ja nicht in den Verlagen selbst, sondern versuchen verzweifelt, ihre Werke an diese zu verkaufen.


    Die Titel sind auch ein Ding für sich. Wenn man da ganz vorsichtig einen Vorschlag macht, kommt sofort ein es muss "Die Sonstwas" heißen als Antwort. Auch hier wagen es die Verlage nur selten, eine Schiene zu verlassen, die gerade Erfolg versprechend scheint. Bücher zu machen ist ein knallhartes Geschäft geworden und kaum ein Verlagsmensch wagt hier eigene Wege zu gehen, sondern passt sich dem großen Strom an, bis dieser zu träge geworden ist und versandet.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Alice,


    Lea wird im weiteren Verlauf des Romans noch gehörig auf die Nase fallen, allerdings auch Kräfte entwickeln, von denen sie wohl selbst nicht wusste, dass sie sie aufbringen kann. Doch als Tausendsassa haben wir sie gewiss nicht aufgebaut.


    Juden wurden damals von ihrer Umgebung tatsächlich selten als Individuen angesehen, wobei allerdings auch die Kleidung mit dazu beitrug, zu der sie verpflichtet waren. Außerdem lebten sie in den ihnen zugewiesenen Straßen und hatten daher auch nicht übermäßig viel Kontakt zu ihrer Umwelt.


    Ich glaube durchaus, dass man ein junges Mädchen als Jungen verkleiden kann, solang die Figur nicht zu ausladend ist. Es gib immer wieder Frauen, denen es gelungen ist, teilweise sogar längere Zeit als Männer aufzutreten. Eines der Beispiele ist eine junge Amerikanerin, die sich voller Begeisterung der Nordstaatenarmee angeschlossen hat und erst nach einer Verwundung als Frau erkannt wurde. Der General, der dem jungen "Soldaten" eine Auszeichung umhängen sollte, soll den Berichten zufolge ganz schon dumm aus der Wäsche geschaut haben.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Alice und Historicus,


    wir sind eigentlich nicht der Ansicht, Lea zu perfekt geschaffen zu haben. Ohne Gretchens tatkräftige Hilfe wäre sie ziemlich verloren gewesen und auch später braucht sie immer wieder jemand, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.


    Bei dem Pogrom war sie allerdings kein ängstliches Kind mehr, sondern hat in den beiden letzten Jahren ihrem Vater den Haushalt geführt, und das ist bei sieben Bediensteten und drei Geschwistern schon mit der Führung eines kleineren Betriebes zu vergleichen. Ihre selbstständige und resolute Art war dem Vater ja bereits ein Dorn im Auge. Jakob Goldstaub hatte Angst, dass Lea sich nach einer Heirat nicht mehr der unter die Fuchtel der Schwiegermutter begeben würde, wie es der Sitte entsprach, sondern sich einen Ruf als aufsässiges Weib erwerben würde.
    Lea war durch diese Umstände in ihrer Entwicklung Rachel weit mehr voraus als es bei zwei Jahren Altersunterschied eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
    Die "Erpressung" Peter Pfeiffers war reine Notwehr und aus der Angst um das eigene Leben geboren.
    Zu Gute kam ihr natürlich ein gewisser Erfahrungsschatz, den sie von ihrem älteren Bruder hatte, sowie die Kultur eines Volkes, das jeden Augenblick mit dem Schlimmsten rechnen musste.


    Was Leas medizinische "Kenntnisse" betraf, so wurde sie als "Hausherrin" bereits früher mit kleineren Verletzungen des Gesindes und ihrer Geschwister konfrontiert. Auch übertraf das Wissen der Juden im Allgemeinen das der umwohnenden Leute bei weitem. Nicht umsonst waren Juden sehr oft die Leibärzte gekrönter Häupter.
    Außerdem haben wir bei Museumsbesuchen etc. auch Knochenfunde aus dem Mittelalter mit verheilten Frakturen gesehen. Wenn die dem medizinischen Standard der damaligen Zeit entsprechen, dann gute Nacht. Hier konnte eine nur halbwegs feste Schienung der gebrochenen Knochen mit nichts anderem als Lob bedacht werden.


    Richtige "Ärzte" dieser Epoche waren sich zu fein, um Knochen einzurenken oder Verletzungen zu behandeln. Dies wurde Wundärzten oder Badern überlassen, und in ländlichen Gebieten, wo es so etwas nicht gab, machte man es eben selbst. Hier waren es vor allem Frauen, die Hand anlegten, oft Hebammen usw.. Bei der Erstversorgung von Eliesers Verletzungen wurde Lea übrigens von Gretchen assistiert.


    Man mag Jakobs und Samuels Tod bedauern, aber ohne hätten wir den Roman nicht schreiben können.


    Alice, du hast übrigens recht, was Narren betrifft. Je skurriler sie aussahen, umso wertvoller waren sie. Sie wurden von ihren Herrn oft auch weiter verschenkt, allerdings konnten sie, da sie dem Hofstaat angehörten, sich mit Geschick und Intelligenz hocharbeiten und wurden in Ausnahmefällen sogar geadelt.
    Im allgemeinen war es aber ihr Job, ihre Herrn zu erheitern. Zeigten sie sich dazu nicht in der Lage, waren sie rasch unten durch und und konnten sich nur noch durch betteln und auf Jahrmärkten durchschlagen.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Iris,


    eines zwickt mich ja schon die ganze Woche und nun muss ich es endlich los werden. Du hast ja in dem Roman etliche wunderschöne Charaktere geschaffen, aber einer davon hat mich besonders fasziniert. Es handelt sich um Sunja kleine Schwester. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Kleine mit all ihrem Wissensdrang und ihrem hellen Köpfchen eine Sald-iris geworden ist, sprich zu einem gewissen Spiegelbild deiner selbst.


    Dies tut weder der Figur, noch dem Roman Abruch, ganz im Gegenteil. Saldir trägt auf diese Weise sehr viel zur Lebendigkeit dieses Romans mit bei.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Minerva,


    es freut uns, dass dir die Goldhändlerin gefällt.


    Leas Ziel ist es, der Herrschaft des in ihren Augen zu raffgierigen Markgrafen zu entkommen, und sich mit ihren Geschwistern und dem Gesinde eienr größeren Judengemeinde in einer der Reichsttädte anschließen zu können. Dort würde Elieser auch jene Vorbilder finden, die er in Hartenburg nicht besitzt, sprich männliche Juden, die ihn unter ihre Fittiche nehmen und ihm all das lehren könnten, das Lea ihm nicht beizubringen vermag. Ein großer Teil der Haltung Eliesers und Rachels kommt nun einmal daher, dass sie ein zu einsames Leben führen müssen und sich deswegen unglücklich fühlen. Es gibt auch niemand, der ihnen einmal so richtig Bescheid stoßen könnte. Ein angesehener Jude oder gar Rabbi hätte die entsprechende Autorität besessen, Lea und Sara haben sie jedoch nicht.


    Natürlich sind Juden auch in einer Reichstadt nicht vollkommen sicher. Es ist aber etwas anderes, als Teil einer größeren Gemeinde unter dem vertraglich beschworenen Recht mit dem Rat der Stadt zu leben, als von der Willkür eines einzelnen Landesherrn abhängig zu sein. Außerdem galt Kaiser Friedrich III. als nominelles Oberhaupt aller Reichstädte als ein den Juden im Reich wohlgewogener Herrscher. Daher hätte sie sich in einer Reichsstadt auf jeden Fall wohler gefühlt als in ihrer derzeitigen Heimat.


    In einer größeren Gemeinde hätte ein erfahrener jüdischer Geschäftsmann Elieser auch in die Geheimisse der Handelsverbindungen einweisen können. Elieser und Rachel hätten dort auch ihr in Hartenburg gezeigtes Verhalten, sprich nichts tun und schmollen, nicht beibehalten können. Die übrigen Gemeindemitglieder hätten sie, wie man so schön sagt, schon zurecht gebogen.


    Man sollte Leas Geschwister bei allem Ärger über ihr Verhalten nicht die alleinige Schuld geben. Sie waren noch Kinder, als ihr Vater ungebracht worden ist und fanden sich mit den veränderten Verhältnissen nicht mehr zurecht.


    Der gute Roland Fischkopf wird noch eine gewisse Rolle spielen. Mal sehen, wie sie dir gefällt. Auf alle Fälle gelang ihm eines, die Leute zum lachen zu bringen, und Leute, die lachen, sind meistens nicht mehr auf Blut aus. Lea verdankt ihm daher mit Fug und Recht ihr Leben.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Sisi,


    eben kam ein "Die Kinder stehen unter Schock, das muss sie doch verstehen" aus dem Hintergrund.
    Natürlich trauern die beiden Mädchen um ihre Verwandten. Rachel vielleicht sogar noch mehr als Lea, die sich an der Aufgabe festhält, ihre überlebenden Geschwister erst einmal nach Hause bringen und ihnen dann diese Heimat erhalten zu müssen. Beide müssen jedoch erst einmal mit ihrer eigenen Situation fertig werden, und die ist nicht sehr rosig.


    Rachels Gemüt wirst du im Verlauf des Romans noch kennen lernen!


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

    Hallo Allerseits,


    Iris hat ja bereits die Fragen nach Birkenpech und dem Schachtbad sehr präzise beantwortet, hier meinen herzlichsten Dank. Übrigens wurden auch schon bei Ötzi Reste von Birkenpech gefunden! Hier in Europa wurde es noch Anfang des 20. Jahrhunderts verwendet. Danach wurde es durch Uhu, Pattex und wie das Zeug alles heißt, verdrängt.


    Die eigentlichen Judenverfolgungen begannen mit den Kreuzügen. Die zusammen gelaufene Scharen von Tauge- und Habenichtsen, die oft nicht zu den eigentlichen Keuzfahrerheeren gehörten, sondern obskuren Anführern mit ebenso obskuren Absichten folgten, wälzten sich von Flandern und Nordfrankreich kommend das Rheinland hoch und fielen dabei über die jüdischen Siedlungen in den dortigen Städten her, um sich den Segen Gottes durch die Vernichtung der "Christusmörder" zu sichern, und ein paar der dann herrenlosen Wertgegenstände mitgehen zu lassen.


    Zu Beginn versuchten die Stadtoberen, wie auch die Fürsten und Fürstbischöfe ihre Juden, die ihnen gute Steuern brachten und zudem über ausgezeichnete Handelskontakte verfügten, zu schützen. Aber nachdem die "Kreuzfahrer" auch mit denen kurzen Prozess machten, die sich schützend vor Juden stellten, und zudem durch ihre Zahl immer in der übermacht waren, ließ man das Ganze wie eine Naturkatastrophe über sich ergehen.
    Übrigens hausten diese "Kreuzfahrer" auch noch in anderen Gegenden wie in Ungarn, wo einer dieser nicht von hohen Standespersonen organisierten Haufen schließlich so negativ ausffiel, das ihn der königliche Heerbann zusammenschlug.
    Die Jugenverfolgungen wurden zu einem fast steten Auftakt jedes neuen Kreuzzuges, vor allem, da etliche Herrschaften sich auf diese Weise das noch nicht vorhandere, aber benötigte Reisegeld besorgen wollten.


    In späteren Zeiten war es ebenfalls eine bequeme Möglichkeit, sich seiner Schulden bei den Jugen zu entledigen, indem man etliche Lügen und Verleumdungen unters Volk brachte. Bei dem damals herrschenden Aberglauben konnte man dem gesunden Volkszorn auf diese Weise leicht entfachen. Wenn selbst das nichts half, wurde notfalls auch jemand ermordet und einem Juden vor die Tür gelegt. So geschehen z.B. mit dem Kind Simon von Trient, das daran glauben musste, weil einige hohe Herrschaften einen ganz speziellen Juden ausschalten wollten. Es wurde eine mehrere Jahrzehnte dauernde Verfolgungswelle daraus, die unzähligen Juden selbst dann noch das Leben kostete, als die wahren Schuldigen an dem Kindsmord längst bekannt waren.


    Ein Hofnarr musste nicht unbedingt körperlich missgestaltet sein, doch waren diese die Wertvollsten und daher auch am beliebtesten. Fast jede hohe Dame besaß ihre Zwergin und für die Herrscher war es direkt Pflicht, sich einen Zwerg oder Narren zu halten.
    Es war aber auch fast die einzige Möglichkeit für diese bedauernswerten Geschöpfe, zu überleben. Sie wurden aber auch gerne von Patronen eingefangen und wie Tiere auf Jahrmärkten ausgestellt. Insofern war es für die meisten kleinwüchsigen Menschen erstrebenswert, in fürstliche Dienste zu treten.
    Dort ging es allerdings nicht nur gesittet, sondern manchmal auch recht derb zu. So machte es verschiedenen Herrschaften Spaß, ihren missgestalteten Hofnarren mit einer bildhübschen Magd oder gar einem Kammerfräulein zu verheiraten, oder eine weibliche Kleinwüchsige mit einem strammen Ehemann zu versorgen. Natürlich sah der ganze Hofstaat zu, wie die bei der Hochzeitsnacht zu Gange waren.


    Was die Beschreibung des geplünderten Judenviertels betrifft, so habe ich mich vollkommen auf Leas Gefühle und Wünsche ausgerichtet und die waren nun einmal, ihre Verwandten zu finden. Evtl. bei der Plünderung übersehene Wertgegenstände und andere Häuser haben sie dabei nicht interessiert.


    Damit liebe Grüße an alle


    Gheron :wave

    Hallo Batcat,


    der Artikel kam für uns genauso überraschend wie die ganze Bertelsmannsache. Wir hatten noch keinen Vertrag und wussten eigentlich nur mündlich von unserer Agentin, dass da was laufen könnte. Da kamen zuerst ein paar Interviewfragen per Fax, die wir brav beantwortet haben, und wenige Tage später rief Frau Pfaumann an, dass sie gerne einen kleinen Artikel über "Eric Maron" schreiben würde. Das Ganze lief dann innerhalb von 48 Stunden ab und hatte seinen Höhepunkt mit einer dreieinhalbstündigen Heimsuchung durch ein Dreierteam. Frau Pfaumann, wie auch ihr Fotograf und dessen Assistent waren aber toll nett und so entspann sich eine recht amüsante Unterhaltung, die immer wieder von Fotoaufnahmen unterbrochen wurde.
    Wir waren kurz vorher aus dem Urlaub zurück gekommen. Daher stand unser Wohnwagen noch um die Ecke. Der Fotograf war ganz versessen darauf gewesen, ihn ebenfalls auf Platte zu bannen.


    Im Nachhinein ist der Artikel in dem Heft eine hübsche Erinnerung für uns, und hoffentlich auch eine kleine Werbung für den Verkauf des Romans.



    Hallo Fritzi,


    Iny hat ja schon ein paar Sätze zu dem Rundfunkbericht erzählt. Solange sich die Verlage bei der Werbung für deutsche Nachwuchsautoren vornehm zurück halten, sind so Sachen wie die Besprechung von Iris' Der Tribun in Brigitte, sowie der Wanderhure in der Bild am Sonntag, bzw. im B3 die einzigen Chancen für uns, einem breiteren Lesepublikum bekannt zu werden.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave