Hallo binchen,
Der Begriff Linsengericht stammt aus der Bibel, auch wenn es in Hessen einen Ort dieses Namens gibt.
Esau, der älteste Sohn Isaaks und Rebekkas verkaufte sein Erstgeburtsrecht an seinen jüngeren Bruder Jakob für einen Napf Linsensuppe. Er glaubte wohl an einen Spaß, aber der kleine Streber meinte es todernst.
Über die Bibel, die zu Giulias Zeiten gewiss noch aufmerksamer gelesen wurde als heutzutage, geriet dieser Ausspruch in die Volkssprache. Man hört ihn selbst heute noch gelegentlich.
Nun aber erst einmal den besten Dank für dein Lob, es macht mich ganz verlegen.:wow
Ich bin sehr zufrieden, dass es mir gelang, mich bei der Rohschrift des Romans recht gut in Giulia hinein zu versetzen. Ich habe allerdings immer wieder mit Iny über die nächsten Schreibschritte gesprochen und mit ihr zusammen alle Reaktionen und Handlungen unserer Personen erarbeitet. Es war damit durchaus eine weibliche Hand an der Erschaffung Giulias beteiligt, zumal Iny ja dann auch die Feinarbeit geleistet hat.
Was Giulias Verhältniss zu ihrem Vater betrifft, so hat sie sich zu Beginn noch arg herumstoßen lassen. Erst im Laufe eines längeren Emanzipationsprozesses gelang es ihr schließlich, sich von Girolamo Fassi zu lösen, und selbst da war nicht sie es, die ihn verließ, sondern er blieb bei seiner Bordellwirtin zurück.
Was Hosenrollen in Romanen und ihre Kritiker betrifft, so kann ich nur sagen, dass es im Lauf der Geschichte immer wieder Frauen gab, die sich als Männer ausgaben oder ausgeben mussten. Selbst im amerikanischen Bürgerkrieg musste ein Nordstaatengeneral verblüfft feststellen, dass er seine Tapferkeitsmedaille und das Purple Heart an eine Frauenbrust heftete.
Man denke auch an die Piratinnen Anne Bonney und deren Gefährtin Mary Read (ich hoffe, mein Gedächtnis hat die Namen richtig behalten). Im dreißigjährigen Krieg gab es verkleidete weibliche Söldner und noch mal zur Kastratin. Sowohl Farinelli, selber Kastrat, wie auch Casanova, das Gegenteil eines Selben berichteten in ihren Memoiren von Sängerinnen, die sich als Kastratensänger verkleideten, um vor einem erlauchten Publikum auftreten zu können.
Man mag uns also ruhig kritisieren.
Irgendjemand schrieb einmal, dass es keinen Sinn machen würde, historische Romane über Frauen zu schreiben, da deren Leben in früheren Zeiten zu eingeengt und langweilig gewesen wäre.
In meinen Augen ist es gerade interessant, über Frauentypen zu schreiben, die nicht der allgemeinen Norm entsprechen. Was für mich zählt ist, dass es so hätte sein können. Jeder Roman muss auf die LeserInnen glaubwürdig wirken.
Wer kritisieren will, würde sich nicht einmal mit einem durch eine Zeitmaschine aufgenommenen Filmbericht über das Massaker an Varus Legionen überzeugen lassen.
Die Päpstin Johanna ist eine Sagengestalt, die durchaus einen wahren Kern enthalten kann. Sie muss sich dafür weder in Rom aufgehalten noch auf den Stuhl des heiligen Petrus Platz genommen haben. Gemäß der Mücke, die zum Elefanten wird, kann eine gelehrte Frau, die mit hohen Kirchenleuten korrespondiert hat, eine energische Äbtissin oder Ähnliches den Anstoß dazu gegeben haben.
Frauen waren nie in ihrer Gesamtheit brave, gehorsame Töchter, Ehefrauen und Mütter, sondern besaßen durchaus Zähne, mit denen sie kräftig zubeißen konnten. Genau über solche Frauen wollen wir in unseren Romanen schreiben.
Liebe Grüße
Gheron