Beiträge von Lilli33

    Endlich geht sie weiter, die Geschichte von Emmi und Leo :-)


    Daniel Glattauer knüpft nahtlos da an, wo der erste Teil endete. Durch Rückblenden erfährt der Leser, der das Vorgängerbuch "Gut gegen Nordwind" nicht kennt, trotzdem alles Wissenswerte.


    Auf faszinierende Weise gelingt es dem Autor, eine komplette Geschichte nur in E-Mails zu erzählen, die sich die Protagonisten Emmi und Leo schreiben. Der e-mail-typische Stil ist i.d.R. kurz und knapp, dabei kann keine Langeweile aufkommen. Erstaunlich, mit wie wenig Worten man so viel Gefühl ausdrücken kann!


    Gut gefallen hat mir, wie sich die Beziehung zwischen Emmi und Leo, aber auch die Beziehungen zu Pam und Bernhard entwickeln. Das Ende ist so richtig gut gelungen. Damit kann ich prima leben ;-)

    Abbie und Chris, die sich trotz ihrer so unterschiedlichen Herkunft ineinander verlieben, dann gegen den Willen der Familie heiraten, haben zusammen ein wunderbares liebevolles Leben. Bis Abbie an Krebs erkrankt. Schon früh erfährt der Leser, dass der Kampf gegen die Krankheit aussichtslos ist. Doch die beiden lassen sich nicht bezwingen. Als alle Therapien versagen und Abbies Tod nur noch wenige Tage Zeit lässt, machen sie sich heimlich auf den Weg, um Abbies Top-Ten-Wünsche „abzuarbeiten“. Hauptpunkt ist die Kanufahrt auf einem Fluss, die von allerlei Hindernissen gespickt ist, aber auch am Strand Wein trinken und lachen, bis der Bauch wehtut, gehören dazu. Rührend sorgen die zwei für einander, jeder auf seine Weise.


    In den Kapiteln wechseln sich zwei Erzählstränge ab. In dem einen erfährt der Leser etwas über die Vergangenheit, das Kennenlernen, Heirat, Familien, die Entwicklung der Krankheit. Im anderen wird das Ende beschrieben, die letzte gemeinsame Reise.


    Das Thema ist sehr emotionsgeladen. Martins Sprache ist allerdings eher nüchtern bis kurz vor Schluss. Da brauchte ich Taschentücher. Die ausführlichen, trockenen Naturbeschreibungen tun meiner Meinung nach nichts oder zumindest nicht viel zur Sache und stören daher den Lesefluss ziemlich.


    Die Handlung ist stellenweise recht unglaubwürdig. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man, derart durch die Krankheit geschwächt, all die Strapazen durchstehen kann. Ebenso wenig glaube ich, dass einen so viele fremde Menschen so freundlich aufnehmen, wenn man polizeilich gesucht wird. Und dass diese Menschen dann noch zufällig zur Erfüllung gleich einiger Top-Wünsche beitragen können, wirkt doch sehr konstruiert.


    Trotzdem ist es ein schönes Buch, ich habe das Lesen genossen.

    Die A-Gruppe hat bereits sechs Fälle gelöst, die ich leider noch nicht kenne. Für das Verständnis dieses Romans sind sie jedoch ohne größere Bedeutung.


    Der 7. Fall der A-Gruppe beginnt mit einem Banküberfall in Stockholm. Die Täter nehmen neun Geiseln, stellen aber keine Forderungen. Unter den Geiseln befindet sich auch Cilla Hjelm, deren Ex-Mann ein Internermittler der Polizei ist und mit der A-Gruppe zusammenarbeitet. Mithilfe ihres Handys gelingt es ihr, der Polizei Informationen aus dem Inneren der Bank zukommen zu lassen.
    Schließlich wird die Bank von einem Einsatzkommando gestürmt, die Täter festgenommen und die Geiseln befreit. Trotzdem sind die Täter unauffindbar. Irgendwas läuft hier schief…


    Der Fortgang der Handlung wird immer wieder durch Tagebucheinträge eines bisher Fremden während des Zweiten Weltkriegs in Russland unterbrochen.
    Arne Dahl gelingt es tadellos, die einzelnen Handlungsstränge zu einem spannenden Politthriller zu verknüpfen, wenngleich die vielen Personen und Erzählperspektiven anfangs ein wenig verwirrend wirken. Aber Durchhalten lohnt sich hier wirklich, und am Schluss ist alles klar, sogar der Himmel.


    Fazit: Mein erster Dahl, aber sicher nicht mein letzter!

    Sven Plöger hat sein Buch in drei große Teile untergliedert. Im ersten Teil geht er vor allem auf naturwissenschaftliche Fakten ein, erläutert z.B. den Unterschied zwischen Wetter und Klima. Er nimmt uns auf eine Zeitreise durch die Klimageschichte der Erde mit und erklärt diverse wissenschaftliche Methoden, die für die Betrachtung des Klimas notwendig sind.


    Im zweiten Teil werden verschiedene Interessengruppen und ihre Intentionen (Geld, Geld und Geld) unter die Lupe genommen. Die Medien und ihr Einfluss werden näher beleuchtet. Der Autor spricht lieber von Klimawandel als von Klimakatastrophe, da sowohl positive als auch negative Folgen zu erwarten sind. Seiner Meinung nach macht man den geringsten Fehler, wenn man die Natur möglichst wenig beeinflusst.


    Der dritte Teil schließlich soll „Chancen zeigen – durch politische Rahmenbedingungen, einen vernünftigen Energiewandel und das Überprüfen alltäglicher Handlungen jedes Einzelnen“. Der Klimawandel ist zwar ein globales Problem, aber jeder Einzelne muss seinen Beitrag leisten, sonst passiert gar nichts. Plöger gibt Energiespartipps für den Alltag, z.B. die Waschmaschine immer voll beladen, Kühlschranktemperatur auf 7 statt auf 5 Grad halten, richtiges Lüften usw.


    Es folgt ein „Buch im Buch“, eine kurze Zusammenfassung des bisher Gesagten. Dies ist sicher eine gute Sache, ersetzt jedoch keineswegs ein Stichwortverzeichnis. Dieses habe ich bei dem Buch sehr vermisst, es gehört für mich einfach in ein Sachbuch, damit man schnell nochmal etwas nachschlagen kann.


    In dem Buch sind zahlreiche Details aneinandergereiht, manchmal etwas zusammenhanglos, wie mir scheint. Beim Lesen muss man sich deshalb stark konzentrieren, vieles habe ich direkt wieder vergessen. Eventuell muss ich das Buch noch öfter lesen, um mehr Information herauszuziehen.


    An vielen Stellen holt der Autor zu weit aus, was das Buch unnötig aufbläht, z.B. beim Einfluss der Medien. Das hätte man meiner Meinung nach kürzer fassen können, ohne dass es unverständlicher geworden wäre. Andererseits arbeitet Plöger oft mit anschaulichen Beispielen bzw. Vergleichen aus dem Alltag. Diese Passagen sind auch für den absoluten Laien einfach und unterhaltsam zu lesen.


    Fazit: ein nettes Sachbuch , nicht überragend, aber auch keine Zeitverschwendung

    Einfach nur gut!


    Seinen dritten Fall hat Sonderermittler Christian Beyer in Göttingen zu lösen. Der Spezialist für Serienmorde wird von seinem alten Freund Markus Lorenz um Hilfe gebeten, nachdem bereits zwei Leichen junger Frauen gefunden worden sind. Markus kommt mit dem Fall nicht klar, da er nach dem Verlust seiner Frau zum Alkoholiker geworden ist.


    Lange Zeit tappen die Ermittler im Dunkeln, bis Christians Freundin Anna, eine Psychologin, ein Schema hinter den Morden entdeckt. Eine Spur führt zur Burschenschaft Herculania. Ist der Täter in ihren Reihen zu finden?


    Das Team um Markus und Christian hängt sich mit Leib und Seele in den Fall, auf Grund menschlicher Schwächen passieren aber immer wieder Pannen, wodurch dann auch Tatverdächtige wieder entkommen können. Die Spannung steigt.


    Geschickt verknüpft Marina Heib die verschiedenen Fäden bis hin zum fulminanten Finale.


    Ich kenne die ersten zwei Fälle von Christian Beyer nicht, hatte aber beim Lesen nicht das Gefühl, dass mir irgendwelche Informationen fehlen würden. Es wird zwar hin und wieder auf die alten Fälle angespielt, dies hat jedoch für das Verständnis dieses Krimis keine Bedeutung.


    Sehr gut hat mir gefallen, dass Marina Heib die Personen so menschlich darstellt, mit kleinen und größeren Schwächen, Problemen mit sich und miteinander, mit negativen Gefühlen und vielen Zweifeln. Dagegen treten die Beschreibungen der Morddetails angenehm in den Hintergrund.


    Fazit: ein spannender, packender deutscher Krimi vom Feinsten, sicher nicht mein letztes Buch von Marina Heib :-)

    In diesem Roman existieren viele verschiedene Schauplätze nebeneinander.
    Da ist zum Einen natürlich die Polizeidienststelle von Tanum. Weiter geht es mit dem Privatleben von Kommissar Patrik Hedström, der kurz vor der Hochzeit steht und dessen Schwägerin in spe Depressionen hat. Auch die neue Kollegin Hanna Kruse scheint private Probleme zu haben. Dagegen hat sich Polizeichef Bertil Mellberg gerade Hals über Kopf verliebt. Schließlich hat auch noch die Reality-Show „Raus aus Tanum“ in dem kleinen Ort Einzug gehalten.


    Gleich zu Beginn werden Patrick und seine neue Kollegin Hanna zu einem Verkehrsunfall gerufen, bei dem eine Frau ums Leben gekommen ist. Die Tote ist Marit, die mit ihrer Lebensgefährtin Streit gehabt hat. Schnell vermuten die Polizisten, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um Mord handelt, da die Tote Fesselspuren aufweist, außerdem Kleberreste um den Mund und mehr als 6 Promille Alkohol im Blut (und in der Lunge) hat, obwohl sie Antialkoholikerin ist. Bald darauf wird ein Mädchen aus der Show ermordet aufgefunden. Die Beamten haben alle Hände voll zu tun. Langsam erinnert Patrik sich an einen zurückliegenden Fall in einer anderen Stadt, von dem er vor Jahren auf einem Kongress gehört hat. Er nimmt mit der dortigen Polizei Verbindung auf und stellt fest, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun haben. Nach und nach fügen sich immer mehr Puzzlestückchen zusammen bis zum bitteren Ende.


    Das ist ein richtig schöner Kriminalfall, in dem alles logisch aufgebaut ist und sich absolut spannend und unvorhersehbar entwickelt.


    Gestört hat mich allerdings, dass die Informationen, die die Polizei bekommt, nicht immer gleich an den Leser weitergegeben werden, sondern dann ein Sprung an einen anderen Schauplatz erfolgt. Da das Buch keine Kapiteleinteilung hat, sondern nur in verschiedene Abschnitte gegliedert ist, ist es manchmal schwer zu erkennen, dass das Nachfolgende wieder von einer anderen Situation handelt, vor allem, wenn das Neue auf einer neuen Seite beginnt.


    Dies war mein erster Läckberg, das heißt, ich habe die ersten drei Bände dieser Reihe nicht gelesen. Leider hatte ich öfter das Gefühl, dass mir dadurch Informationen für das Verständnis der Charaktere gefehlt haben. Etwas seltsam schien mir, dass die depressive Anna, die sich nicht um ihre Kinder kümmert, sondern nur den ganzen Tag im Bett verbringt, nur mal kurz mit Dan spazieren gehen muss, und schon kommt sie aus dem Lachen nicht mehr raus. Aber das ist ja wirklich nur eine Kleinigkeit.


    Fazit: ein spannendes Buch, das man allen Fans des nordischen Krimis bedenkenlos empfehlen kann. Jedoch würde ich dazu raten, zuerst die Vorgängerbücher zu lesen.

    Typisch französisch


    Das Buch besteht aus 10 Kurzgeschichten, von denen jede eine andere Version erzählt, wie ein einzelner Schuh auf das Dach eines gegenüber stehenden Hauses gelangt ist. Irgendwie hängen sie aber auch alle zusammen. Erzähler sind die Bewohner eines Hauses in Paris bzw. Menschen, die sich dort aus irgendwelchen Gründen aufhalten.


    Es handelt sich um ganz unterschiedliche Charaktere (und nicht nur menschliche) und damit stark unterschiedliche Sichtweisen, aber sie sind alle mehr oder weniger philosophisch angehaucht. Nebenbei erfährt der Leser von allen möglichen Problemen der Akteure, was einen schon nachdenklich macht. Amüsant fand ich, wie in den einzelnen Geschichten immer wieder auf die Entstehung genau dieses Buches eingegangen wird.


    Vom Stil her empfand ich das Buch als typisch französisch. Das muss man mögen, wenn einem das Buch gefallen soll.

    Chris Carter ist mit seinem Erstlingswerk ein superspannender Thriller gelungen. Man sollte sich ein paar Stunden Zeit dafür nehmen, denn man wird ihn nicht aus der Hand legen wollen, bevor man die letzte Seite gelesen hat. Das Grundgerüst bildet ein Serienmörder, der die Polizei von Los Angeles in Atem hält. Damit ist die Spannung ja eigentlich schon vorprogrammiert. Der Leser fiebert mit den Detectives mit, die den Täter suchen, um weitere Morde zu verhindern, aber immer zu spät kommen. Der Autor bringt uns die sympathischen Detectives Hunter und Garcia näher, außerdem die Opfer, über deren Leben wir einiges erfahren und die so nicht anonym bleiben. Ab und zu streut er eine Prise Gefühl oder etwas Liebe ein, auch mal einen witzigen Dialog, und das alles in der richtigen Dosierung an der richtigen Stelle. Das passt einfach. Ein wenig wird der Leser auch in die Irre geführt, aber auch im richtigen Leben läuft ja nicht alles glatt. Schließlich präsentiert Carter ein schlüssiges Motiv und damit den Mörder, den ich allerdings schon recht früh im Visier hatte.


    Leider wurden die grausamen Morde bzw. die Qualen, die die Opfer erleiden mussten, sehr detailliert und anschaulich beschrieben. Darauf hätte ich gut und gerne verzichten können, ohne dass das Buch damit an Spannung eingebüßt hätte.


    Fazit: ein superspannender Thriller, gut aufgebaut und entwickelt, aber absolut nichts für schwache Nerven.

    Liebe, Freundschaft und Vertrauen


    Die Erde wird von außerirdischen Wesen erobert. Diese Wesen, die sich selbst Seelen nennen, nisten sich in den Körpern der Menschen ein, wobei sie die Gehirne ihrer Wirte verdrängen. Ziel der Seelen ist ein immerwährender Frieden, da sie niemals etwas Böses tun. Die letzten übrig gebliebenen Menschen verstecken sich vor den Invasoren. Auf der Suche nach ihrer Cousine gerät Melanie in die Hände der Seelen. Die Seele Wanderer wird in sie eingepflanzt. Melanie widersetzt sich der Besetzung jedoch so stark, dass sie parallel zu Wanderer in ihrem Körper überlebt. Beide kämpfen um die Kontrolle über den Körper und arrangieren sich schließlich miteinander. Als sie auf eine Gruppe von überlebenden Menschen treffen, wird es gefährlich für sie, da die Menschen nur die Seele erkennen, aber nicht sehen, dass auch Melanie noch lebt. Auch Melanies Bruder Jamie und ihr Freund Jared leben in der Menschenkolonie, und Wanderer hegt die gleichen Gefühle für die beiden wie Melanie…


    Anfangs ist es etwas verwirrend, weil man schwer erkennt, ob nun gerade Melanie oder Wanderer denkt. Man muss sich dazu stark konzentrieren. Ich musste auch öfter nochmal zurücklesen, um das zu verstehen. Später wird das allerdings besser. Evtl. hätte man das Problem durch verschiedene Schriftarten umgehen können.


    Das Buch ist so ganz anders als die Bis(s)-Reihe, die ich von Stephenie Meyer schon gelesen habe. Die Sprache wirkt wesentlich erwachsener auf mich als bei den Bis(s)-Büchern. Die ersten 100 Seiten etwa habe ich gebraucht, um in die Geschichte rein zu finden, aber dann wurde es sehr schön. Wunderbar werden die Konflikte zwischen Melanie und Wanderer und auch zwischen den Menschen und den beiden beschrieben.


    Fazit: ein gefühlvolles Buch über Freundschaft, Liebe und Vertrauen

    Hakuna matata


    Angel, eine begnadete Kuchenbäckerin aus Tansania, muss sich nach dem Tod ihrer beiden Kinder um ihre fünf Enkel kümmern. Da ihr Mann in Ruanda nach dem Bürgerkrieg mehr verdienen kann, sind sie nach Kigali gezogen. Hier ist sie bekannt dafür, dass sie für besondere Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Abschiede, Wiedersehensfeiern u.Ä. die schönsten Torten und Kuchen backt. Die Kuchenbestellung erfolgt stets bei einigen Tassen Tee; dabei erzählen die Kunden ihre Geschichten, die mal traurig und mal fröhlich sind, aber immer sehr interessant. Oft wird dabei über Themen wie AIDS, Politik, Bürgerkrieg, Völkermord, Tradition und Moderne gesprochen. Angel bezeichnet sich zwar selbst als „keine gebildete Person“, ist aber überaus weise, und da sie ein großes Herz am rechten Fleck hat, erhalten ihre Mitmenschen von ihr Hilfe in allen Lebenslagen. Das geht von guten Ratschlägen bis zur Organisation der Hochzeit eines jungen Paares, das seine Familien verloren hat.


    Gaile Parkin beschreibt sehr ausführlich und detailliert, was einem zuweilen langatmig vorkommt, aber auf der anderen Seite vielleicht der "afrikanischen Mentalität“ entspricht und so doch sehr gut zu diesem Buch passt. Der Name „Angel“ ist ausgezeichnet gewählt, ist sie doch wie ein (Schutz-)Engel für die Bewohner ihrer Wohnanlage. „Hakuna matata“ ist ein Spruch aus der afrikanischen Sprache Swahili, der wörtlich übersetzt „Es gibt keine Probleme“ heißt. Zumindest gibt es keine Probleme, für die Angel nicht eine Lösung hätte.
    Fazit: Kuchen backen in Kigali ist ein leises Buch, das nachdenklich macht und uns auffordert, mehr auf unsere Mitmenschen zu achten.

    Schonungslos brutal


    Submarino ist ein Buch über zwei Brüder, die sich am unteren Rand der Gesellschaft durchs Leben kämpfen. Aufgewachsen im Kinderheim, die Mutter eine Alkoholikerin, die sich nicht um sie gekümmert hat, haben sie nicht gerade den besten Start ins Leben. Der dritte Bruder hat die ersten Monate noch nicht mal überlebt.


    Der erste Teil ist aus Nicks Sicht geschrieben. Er war wegen Körperverletzung im Gefängnis, ist Bodybuilder und trainiert hart. Allerdings ist er auch dem Alkohol verfallen. Seine Freundin Ana hat ihn verlassen, als sie von ihm schwanger wurde. Er hat aber noch Kontakt zu Ivan, Anas Bruder. Die Beziehung der beiden ist geprägt von Gewalttätigkeit, aber auch einer Art Fürsorge. Bis eines Tages ein furchtbares Unglück geschieht.


    Der zweite Teil wird von dem anderen Bruder erzählt. Er hat einen kleinen Sohn, Martin, um den er sich so liebevoll wie möglich alleine kümmert, da dessen Mutter tot ist. Sein großes Handicap ist seine Heroinsucht, die immer wieder dazu führt, dass er seine Vaterpflichten nicht wirklich erfüllt. Als er seine Arbeit verliert, geht es steil bergab und die Sucht wird schlimmer. Seine einzige Chance sieht er als Dealer, was er eigentlich nie sein wollte. Doch durch das verdiente Geld kann er nicht nur Essen für seinen Sohn kaufen, sondern ihm auch andere Wünsche erfüllen. Allerdings lebt er in ständiger Angst, dass er erwischt wird und ihm sein Sohn weggenommen wird.


    Schonungslos, brutal und ohne Tabus geht es zur Sache. Alles dreht sich um Gewalt, Kriminalität, Drogen jeglicher Art und Sex. Ein ruheloses Treiben im Leben, immer auf der Suche, immer gehetzt. Der Schreibstil mit den kurzen prägnanten Sätzen oder auch mal nur Satzfetzen passt super zu dieser düsteren Geschichte. Lange, ausschweifende Sätze könnten das nie so gut ausdrücken.


    Auf die Verfilmung bin ich schon sehr gespannt.


    Mich hat das Buch sehr fasziniert, aber ich würde es nicht jedem empfehlen. Ich denke, es ist ein stark polarisierendes Buch, die einen werden es loben, die anderen verteufeln, dazwischen gibt es nichts.

    Immer Ärger mit Nick


    Parker (Vorname unbekannt) und seine zwei Kumpane Nelson und Nick überfielen einen Geldtransporter. Dabei erbeuteten sie über zwei Millionen Dollar. Leider erschien die Polizei zu früh, so dass sie das Geld nur verstecken, aber nicht mitnehmen konnten. Nick wird gefasst, kann am nächsten Tag aber wieder entkommen. Damit wird er für Parker und Nelson zu einer Gefahr bzw. er wird wohl versuchen, das Geld allein zu holen. Dies versuchen Parker und Nelson zu verhindern. Da schaltet sich auch noch die Kopfgeldjägerin Sandra ein, die einen Teil der Beute für sich beansprucht und dafür bei der Bergung des Geldes behilflich sein will. Doch es kommt immer wieder zu unliebsamen Überraschungen. Keiner kann keinem trauen...


    Unter dem Pseudonym Richard Stark schrieb Donald E. Westlake, der 2008 verstarb, eine Reihe von Kriminalromanen mit der Hauptfigur Parker. Das vorliegende Buch Das Geld war schmutzig ist der dritte Teil einer Trilogie, die jedoch aus jeweils abgeschlossenen Fällen besteht. So ist es meines Erachtens nicht notwendig, die ersten zwei Teile gelesen zu haben, um der Handlung folgen zu können. Das Besondere an den Parker-Romanen ist, dass sie aus der Sicht der Verbrecher geschrieben sind. Stark geht in der Personenbeschreibung nicht sehr ins Detail, ich hatte keine besonders klare Vorstellung von den Protagonisten, weder was ihr Äußeres noch was die Emotionen angeht. So wurden sie mir auch nicht wirklich sympathisch. Der Stil erschien mir sehr oberflächlich, auch die Handlung hat mich nicht besonders mitgerissen. Fast hatte ich den Eindruck, dass es sich hier um eine Art Fließbandproduktion handeln könnte.


    Den Preis finde ich für ein broschiertes Buch von ca. 250 Seiten eindeutig zu hoch.


    Fazit: Ich habe es zwar nicht bereut, das Buch gelesen zu haben, aber empfehlen würde ich es nicht unbedingt.

    Im Krankenhaus treffen zwei Menschen aufeinander, die fast nicht unterschiedlicher sein könnten. Auf der einen Seite der 30jährige Sascha, zwar freundlich und hilfsbereit, aber auch leicht genervt und etwas oberflächlich. Auf der anderen Seite die 87-jährige Frau Ella, die von der technisierten Welt etwas überfordert ist, dafür noch auf die alten Tugenden wie z.B. Ordnungsliebe schaut. Frau Ellas Krankenzimmer ist durch einen Wasserschaden unbewohnbar geworden, deswegen wird sie vorübergehend bei Sascha einquartiert. Bei einem Gläschen Klosterfrau Melissengeist kommt man sich näher. Als Frau Ella zu einer Vollnarkose gezwungen werden soll, vor der sie furchtbare Angst hat, flieht Sascha mit ihr in seine Wohnung. Eigentlich nur für eine Nacht, aber wie so oft im Leben kommt es anders als gedacht. Langsam, aber sicher, entwickelt sich die Beziehung der beiden zu einer wunderbaren Freundschaft, was nur durch gegenseitige Toleranz und Hilfsbereitschaft möglich ist. Frau Ella lernt neue Arten, Kaffee und Eier zu kochen, während Sascha von der Lebenserfahrung der alten Dame profitiert. Frau Ella muss man einfach gern haben. Das sehen auch Saschas Freunde so, und so bescheren sie ihr einige Tage, in denen sie so glücklich ist wie in den 20 Jahren seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr.


    Abwechselnd erzählt Beckerhoff aus der Sicht von Frau Ella und Sascha. Dabei kommen sehr schön die Gedanken zum Ausdruck, die sich beide zu ihrem Gegenüber sowie auch zu ihrer Vergangenheit und Zukunft machen.


    Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es ist locker und lebendig geschrieben, stellenweise richtig lustig. Man kann sich die Situationen, in denen sich die beiden Protagonisten befinden, super gut vorstellen. Dabei hat das Buch nicht nur witzige Anklänge, sondern auch leicht traurige und ein bisschen philosophische.

    Der kleine Hector, Sohn des Psychiaters Hector, wächst wohlbehütet auf. Er liebt seine Eltern und genießt es, mit ihnen zu reden oder auch mal mit dem Papa Fußball zu spielen. In den Gesprächen mit Maman und Papa erfährt Petit Hector, wie seine Eltern ihn nennen, viel über das Leben, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte, dass auch Erwachsene Sorgen haben und dass alles auch eine gute Seite hat.


    Wie ein Märchen und wie auch die anderen Bücher der Hector-Reihe beginnt das Buch mit den Worten: „Es war einmal…“ Und auch der weitere Verlauf des Buches erinnert mich stark an ein Märchen, einmal auf Grund der Wortwahl, aber auch weil Petit Hectors Leben einfach märchenhaft ist. Ihm mangelt es an nichts, im Gegensatz zu seinen Freunden. Doch seine Eltern lehren ihn, nicht auf die herabzuschauen, die weniger haben oder weniger können. Gut gefallen hat mir, dass Petit Hector mit beiden Beinen im Leben steht und natürlich auch ein bisschen altklug ist.


    Francois Lelord vermittelt uns hier Lebensweisheiten in kindlich einfacher Sprache, die das Buch absolut liebenswert macht. Die naive Sichtweise des Kindes Hector bringt einen ständig zum Schmunzeln. Ganz nebenbei und ohne erhobenen Zeigefinger lehrt Lelord uns Moral, gibt uns Mut, das Leben positiv zu sehen und das Beste daraus zu machen.


    Was mich ein bisschen stört, ist das Cover. Wenn die 4 Hectors so im Regal nebeneinander stehen, passen die ersten 3 zusammen, dieser Band fällt heraus, weil hier der Verlags-Name auf dem Buchrücken im unteren Drittel erscheint statt im oberen Drittel. Ansonsten ist das Buch sehr schön aufgemacht: gebunden, Schutzumschlag, Lesebändchen, hochwertiges Papier.


    Ich denke, das Buch ist für Erwachsene geeignet, aber durch die überaus einfache Sprache auch schon für Kinder zum Vorlesen und darüber Sprechen. Wer die anderen Hector-Bücher gerne gelesen hat, wird auch dieses lieben, vielleicht sogar noch mehr.

    Dies ist der vierte Kriminalroman von Gisa Klönne mit dem Ermittlerteam Judith Krieger und Manni Korzilius. Über weite Teile wird auf den vorherigen Fall angespielt, so dass ich mir gewünscht hätte, ich hätte die ersten drei Bücher auch gelesen. Der hier vorliegende Fall ist aber in sich abgeschlossen, die Rückblenden betreffen nur die Entwicklung von Judith Krieger.


    In der Nacht zum Aschermittwoch wird vor einer Kirche in Köln ein Mann in Priesterornat ermordet. Ein Zeuge hat nur einen schattenhaften Ritter mit einem Schwert gesehen. Das gothic girl Bat trauert immer noch um die tote Freundin und sucht deren Mörder, wobei sie selbst in Gefahr gerät. Manni und Judith ermitteln, doch es wird von allen Seiten gemauert. Keiner sagt die volle Wahrheit, weder die Kirchenoberen, noch der Telefonseelsorger oder Bats Mutter Ruth. Als wenig später ein Mord nach dem gleichen Schema geschieht, denkt man natürlich sofort an einen Serienmörder. Fieberhaft wird nach einer Verbindung zwischen den beiden Toten gesucht.


    Gisa Klönne steigt mit dem Mord am Anfang gleich voll ein. Sie lässt eine düstere und mysteriöse Stimmung aufkommen. Eindringlich beschreibt sie, wie das Opfer seine Ermordung empfindet, seine Gedanken, seine Angst. Als positiv sehe ich es an, dass sie auf blutrünstige Details verzichtet. Im Laufe der Ermittlungen wird der Leser geschickt immer wieder auf eine falsche Fährte geführt. Einen großen Teil des Buches nimmt allerdings nicht der Kriminalfall ein, sondern das Privat- bzw. Berufsleben der Kommissare und sonstigen Beteiligten. Auch hier erfahren wir in langen Abschnitten, was die Hauptpersonen denken, wobei es nicht nur Gedanken zum Fall sind, sondern vor allem auch zu früher Erlebtem. Dadurch ging für mich die Spannung immer wieder ein bisschen verloren. Den Fall an sich empfand ich als logisch, wenn auch stark konstruiert. Wo man hinsah, ging es nur noch um Kinder, die von ihren Vätern im Stich gelassen worden waren.


    Fazit: gute Unterhaltung, für Liebhaber deutscher Krimis sicher lesenswert

    Klufti dreht auf


    Endlich erscheint der 5. Band der Kluftinger-Reihe. Fans wie ich haben darauf schon gewartet.


    Hauptkommissar Kluftinger, seine Frau und die befreundeten Langhammers verbringen auf Einladung der berühmten Ex-Skiläuferin Julia König ein Wochenende in deren Hotel in den Bergen. Abends sollen die Gäste in ein Krimispiel eingebunden werden, wobei Klufti die Rolle des Hercule Poirot erhält. Wie man sich schon denken kann, wird aus dem Spiel Ernst, es geschieht tatsächlich ein Mord. Das Hotel ist total eingeschneit, und Kluftinger ist bei den Ermittlungen auf sich allein angewiesen. Auf sich allein? – Nein, wider Willen erhält er Unterstützung von Martin Langhammer. Die Zusammenarbeit ist allerdings sehr nervenaufreibend, aber trotzdem im Endeffekt fruchtbar.


    Der schrullige Kommissar wird sehr schön gezeichnet. Wie er in jedes Fettnäpfchen tritt, wie er ewig nachdenkt, wie viel Trinkgeld er geben soll, wie er die ganzen Fläschchen im Bad ("Gastgeschenke"), Schuhlöffel und Flaschenöffner einkassiert und nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei hat, das ist schon klasse. Da kommt eben seine schwäbische Sparsamkeit zum Ausdruck. Etwas zu herb wird es mir allerdings, als er dann auch noch zu Körperverletzungen übergeht. Das passt m.E. nicht wirklich zu ihm. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass er in diesem Band noch etwas naiver dargestellt wurde als in den vorigen. Das hätte auch nicht sein müssen. Vielleicht kommt mein Eindruck aber auch daher, dass es ca. 100 Seiten braucht, bis die Geschichte ins Rollen kommt und spannend wird. Der Kriminalfall an sich ist sehr schön konstruiert. Es hat mir Spaß gemacht, so nach und nach zu entdecken, wer wie mit wem zusammenhängt. Bis zum Schluss habe ich nicht wirklich gewusst, wer der Mörder ist und vor allem, wie der Mord in einem von innen verschlossenen Zimmer ausgeführt werden konnte.


    Der Text ist sehr locker und flüssig zu lesen. Die Sprache ist einfach und äußerst humorvoll. Die mundartlichen, also bayerischen und schwäbischen, Ausdrücke runden die liebevoll beschriebenen Charaktere ab. Trotzdem dürfte es auch für Nordlichter verständlich sein. Negativ aufgefallen sind mir diverse Wiederholungen. Ständig sagt Kluftinger etwas „in schärferem Ton, als er eigentlich vorgehabt hatte“.


    Ich denke, es ist von Vorteil, wenn man zumindest einen der früheren Bände schon gelesen hat, um die Rivalität zwischen Kluftinger und Langhammer oder auch die Bedeutung der Kässpatzen nachvollziehen zu können. Zwingend notwendig ist es aber nicht, da es sich um einen abgeschlossenen Kriminalroman handelt.


    Fazit: ein solider, humorvoller deutscher Regionalkrimi ohne Blut und Grausamkeiten

    Es gibt in diesem Buch verschiedene Ich-Erzähler, die abwechselnd auftreten: June, Michael, Lucius und Maggie. Das kennt man ja schon von anderen Picoult-Büchern, z.B. „Beim Leben meiner Schwester“. Dadurch erhält man gut Einblick in verschiedene Sichtweisen derselben Sache. Sehr schön kommen hier die Gedanken und Gefühle des jeweiligen Ich-Erzählers zum Ausdruck. Es fällt nicht schwer, sie nachzuvollziehen.


    June hat durch einen Mord ihren 2. Ehemann und ihre Tochter Elizabeth verloren. Sie wurden scheinbar von Shay Bourne, der als Handwerker bei der Familie arbeitete, erschossen, das Mädchen vorher missbraucht. Kurz danach kommt ihr 2. Kind, Claire, zur Welt, allerdings mit einem kranken Herzen. Als Claire 11 Jahre alt ist, kann nur noch eine Herztransplantation helfen.


    Michael, ein junger Student der als Geschworener geladen wurde, muss mitentscheiden, ob der Mörder hingerichtet werden soll oder nicht. Er tut sich sehr schwer damit und ist der letzte der 12 Geschworenen, der für die Todesstrafe stimmt. Doch er hat kein gutes Gefühl dabei. Nach dem Studium wird er Priester und in dieser Eigenschaft Shay Bournes Seelsorger im Todestrakt des Gefängnisses.


    Lucius ist Bournes Zellennachbar im Gefängnis. Er hat AIDS, und es geht ihm schon ziemlich schlecht.


    Als Bourne in den Todestrakt verlegt wird, kommt es hier zu diversen Wundern und Wunderheilungen. Das kennt man ja auch schon aus Picoults Roman „Die Wahrheit der letzten Stunde“ (Die Autorin bringt auch eine Figur aus diesem Buch, nämlich Ian Fletcher, hierher mit.)


    Maggie ist Anwältin für Menschenrechte. Sie möchte natürlich gerne die Todesstrafe abgeschafft sehen. Shay Bourne möchte allerdings sterben und nicht gerettet werden. Um noch etwas Gutes zu tun, möchte er Claire sein Herz spenden. Maggie kämpft dafür, dass er das tun kann.


    Die Bücher von Jodi Picoult sind doch immer wieder eine schöne Diskussionsgrundlage. Sie bringt Themen auf, die nicht einfach abzuhandeln sind. In diesem Buch geht es vor allem um die Todesstrafe und um Religionen. Wobei die Religionen für meinen Geschmack einen viel zu großen Raum einnehmen. Nach dem Titel und dem Klappentext hatte ich eigentlich erwartet, dass das Hauptanliegen dieses Buches die Organspende ist bzw. die Zwickmühle, in der sich June befindet. Das hätte ich auch weitaus interessanter gefunden. Leider wird dieses Thema verhältnismäßig kurz abgehandelt. Stattdessen liest man über irgendwelche Evangelien, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden, Shay Bourne kann scheinbar Wunder wirken und hat insgesamt sehr viel Ähnlichkeit mit Jesus. Als er hingerichtet werden soll, ist er 33 Jahre alt, er ist Zimmermann und gibt einige mystische Sätze aus einem gnostischen Evangelium von sich, obwohl er absolut ungebildet ist. Das ist mir persönlich alles zu abstrus, und doch hat mich dieses Buch gefesselt, nicht durch die Geschichte, sondern vor allem durch den typischen Erzählstil von Jodie Picoult.

    Die 17jährige Sydney wohnt den Sommer über bei ihrem Vater Tim, um in einem Hotel in der Stadt zu arbeiten. Nach einem morgendlichen Streit kommt Syd eines Abends nicht nach Hause. Tim sucht sie in dem Hotel, wo sie allerdings scheinbar überhaupt nicht bekannt ist. Auch die Freundinnen haben keine Ahnung, wo Syd stecken könnte. Tim sucht wochenlang nach seiner Tochter, bevor er wieder zur Arbeit als Autoverkäufer geht, kann sich aber nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren. Ärger mit der Chefin bahnt sich an. Zu den Sorgen um seine Tochter gesellt sich die Sorge um seinen Arbeitsplatz und seine Existenz.


    Auf den ersten ca. 50 Seiten plätschert die Handlung ein bisschen vor sich hin, doch dann kommt Leben in das Geschehen. Tim erhält einen Hinweis, wo seine Tochter sich aufhält, und geht der Spur nach. Allerdings verläuft diese im Nichts. Als er zurück kommt, ist sein Haus total verwüstet. Er entgeht knapp einem Mordanschlag und gerät schließlich selbst als Verdächtiger in das Visier der Polizei, wird nun von den Verbrechern und der Polizei verfolgt. Immer mehr fragt er sich, in was seine Tochter da hinein geraten ist. Er dachte doch, sie würden sich nahe stehen und er könnte ihr vertrauen.


    Tim erzählt das Geschehen als Ich-Erzähler, wodurch man sich leicht in ihn hineinversetzen kann. Man fühlt mit ihm mit. Dabei kann ich nicht einmal sagen, dass er mir besonders sympathisch wäre, allerdings auch nicht unsympathisch. Er erscheint mir eher recht farblos, wächst aber immer mehr über sich hinaus. Es gefällt mir gut, wie er immer weiter um seine Tochter kämpft, die er über alles liebt, wie er mit seiner Exfrau und sogar mit deren neuem Partner zusammenarbeitet, obwohl ihm das total zuwider ist.


    Die Sprache ist einfach und ohne Schnörkel, locker zu lesen. Anfangs braucht die Geschichte etwas, bis sie in Gang kommt, aber dann schafft es Linwood Barclay, die Spannung bis zur letzten Seite zu halten. Man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, bis Syd gefunden ist. Die Auflösung fand ich auch gelungen. Es war für mich nicht vorauszusehen, wer hier mit wem unter einer Decke steckt. Die Handlung nimmt immer wieder einen unerwarteten Verlauf und plötzlich ist nichts mehr so, wie es gerade noch den Anschein hatte.


    Alles in Allem ist Linwood Barclay hier wieder ein empfehlenswerter, spannender Thriller gelungen.

    Chris Mackenbrock ist 16 und dick. Mittlerweile hat er sich damit abgefunden und steht dazu, reißt selbst Witze über sich, um den anderen zuvorzukommen. Das geht so lange gut, bis er sich in Kathleen verliebt. Nun ist ihm sein Körper im Weg. Er erinnert sich, wie er zehn Monate zuvor, am 12. März 1983, durch ein einfaches „Nö“ die Chance ausgeschlagen hat, sein Gewicht zu verringern. Damals hatte ihm ein Schulkamerad angeboten, jeden Morgen mit ihm zu laufen. Seine unerwiderte Liebe zu Kathleen und die Erinnerung an die vertane Chance ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Nebenbei schlittert Chris in alle möglichen unmöglichen Situationen bei der katholischen Landjugend, bei den Grünen oder bei den Atomkraftgegnern in Wackersdorf, um Kathleen zu beeindrucken. Nach einem Nervenzusammenbruch kurz vor seinem 40. Geburtstag wird er 23 Jahre zurückkatapultiert. Er wacht am 12. März 1983 als wieder 16-Jähriger auf. Schnell wird ihm klar, dass das seine einzige Möglichkeit ist, sein Leben von Grund auf anders zu gestalten und vor allem Kathleen für sich zu gewinnen. Als Mark ihn dieses Mal fragt, ob er mit ihm laufen möchte, stimmt er zu und ist froh, diese zehn Sekunden dieses Mal richtig genutzt zu haben. Doch es kommt dann natürlich ganz anders, als Chris denkt.


    Das Buch war sehr locker und flott zu lesen, recht gute Unterhaltung. Da steckt viel trockener Humor und Selbstironie drin. Es fällt mir leicht, mich in Chris, der hier als Ich-Erzähler berichtet, hineinzudenken, was sicherlich auch daran liegt, dass ich etwa im gleichen Alter wie Chris bin und mich gerne an die 80er Jahre erinnere. Es hat mir gut gefallen, dass auch in Chris‘ zweitem Leben nicht alles reibungslos klappt. Es ist halt einfach nicht so, dass das ganze Leben nur von einer einzigen Entscheidung abhängt. Der Lebensweg gabelt sich immer wieder und es liegt an jedem Einzelnen, für welche Richtung er sich entscheidet. Auch später kann man alles noch herumreißen. Den Schluss fand ich dann auch sehr überraschend, was mich umso mehr gefreut hat.

    Nach einem missglückten Einsatz, bei dem Carl Mørck und sein Kollege Harry verletzt und ein weiterer Kollege getötet wurden, ist Carl für seine Einheit bei der Kopenhagener Polizei nicht mehr tragbar, da er psychisch stark angeschlagen ist und sich nicht in den Alltag einfügen will.


    Man stampft ein neues Dezernat, das Sonderdezernat Q, aus dem Boden und ernennt ihn zu dessen Leiter. Einziger Mitarbeiter für Hilfsdienste wie Putzen und Kopieren ist Assad, ein syrischer Einwanderer. Aufgabe des Sonderdezernats ist es, lange zurückliegende und nie abgeschlossene Fälle neu zu bearbeiten. Als erstes nimmt sich Carl widerwillig den Fall Merete Lynggaard vor.


    Die junge Politikerin war 5 Jahre zuvor auf einer Fähre entführt, ihr behinderter Bruder Tage später auf Fehmarn aufgegriffen worden. Er spricht nicht, und von Merete gibt es absolut keine Spur. Die Polizei vermutet, dass sie ertrunken ist, wobei es unklar bleibt, ob es Selbstmord, Mord oder ein Unfall war.


    Doch Merete lebt. Sie wird in einem kahlen Raum unter entwürdigenden Bedingungen gefangen gehalten. Jedes Jahr an ihrem Geburtstag fragt die Stimme der Entführerin, ob sie weiß, warum sie hier ist. Natürlich hat sie keine Ahnung. Es folgt eine Bestrafung in Form von Überdruck, dauerndem Licht oder dauernder Dunkelheit.


    Die Szenen mit Merete lesen sich absolut beklemmend. Faszinierend finde ich, wie Merete mit der Situation umgeht, dass sie sich täglich ihren Namen sagt, mitzählt, wie lange sie schon gefangen ist, Erinnerungen aufruft usw. So behält sie einen Bezug zur Außenwelt und verhindert, dass sie verrückt wird. Man fragt sich, wie krank jemand sein muss, um so etwas auszuhecken, und natürlich auch, was dahinter steckt. Leider hatte ich schon sehr früh den richtigen Verdacht, was mir ein bisschen den Spaß am Lesen und auch die Spannung genommen hat. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Carl Mørck den Täter finden würde.


    Interessant ist die Zusammenarbeit bzw. die Entwicklung der Beziehung zwischen Carl und Assad. Assad mischt sich immer mehr in die Ermittlungsarbeit ein, obwohl er dafür überhaupt keine Befugnis hat. Doch ohne seine unkonventionellen Methoden würde der Fall möglicherweise nicht gelöst werden. Aus diesem Paar kann noch ein ganz großes Ermittlerteam werden. Denn es wird doch wohl noch mehr Bücher mit den beiden geben.


    Gut finde ich, dass nicht grausame Folterszenen und blutige Details vorherrschende Themen in diesem Krimi sind, sondern überwiegend die Beschreibung der Ermittlungsarbeit, zum kleinen Teil spielt auch das Privatleben des Kommissars eine Rolle.


    Insgesamt finde ich das Buch gut geschrieben. Es wird alles logisch entwickelt. Die Charaktere der Ermittler sind recht sympathisch, haben ihre Ecken und Kanten und sind noch weiter ausbaufähig. Dazu kommen einige Prisen Humor, die hier und da eingestreut werden, so dass sich das Buch sehr locker lesen lässt. Spannung kam für mich erst so richtig auf den letzten 60 Seiten auf, wo es darum geht, ob Carl schnell genug ist.