Beiträge von Josefa

    Im Mai soll ein neues Buch über Napoleons Stieftochter Hortense erscheinen: The Game of Hope von Sandra Gulland. Ich weiß, dass die Autorin eine mehrbändige Romanserie über Josephine Bonaparte verfasst hat, die ich aber nur in Auszügen kenne und zu der ich wohl aus Zeitgründen in naher Zukunft auch nicht kommen werde. Aber das neue Buch ist offenbar ein Jugendbuch und vielleicht ein ganz guter erster Einstieg.

    Also, was den Sturm angeht: der windet sich hier im Süden noch :grin. Eher gemächlich bisher, alles noch im Rahmen; nicht mal die S-Bahn hatte Verspätung.


    Und deswegen konnte ich auch ganz normal lesen. Nachdem ich immer mit einem Auge bei der Leserunde zu "Vergeben und Vergessen auf Pemberley" reingelinst habe, versuche ich's jetzt mal mit "Irrungen und Wirrungen auf P." - das müsste ja eigentlich der erste Band der Reihe sein. Noch tue ich mich etwas schwer, aber es ist auch lange her, dass ich "Stolz und Vorurteil" gelesen hatte.

    Inhalt:

    Im Herbst des Jahres 1805 holt der Polizeiagent Louis Marais seinen Lieblingsgegner, den Marquis de Sade, aus dem Irrenhaus, um mit ihm gemeinsam einer gruseligen Serie an Morden auf die Spur zu kommen, bei denen stets junge Mütter die Opfer sind. Die Suche führt sie durch die dunkelsten Abgründe von Paris und in die höchsten Kreise der Gesellschaft.


    Leseeindrücke:

    Vorausschicken muss ich: Thriller sind so gar nicht »mein« Genre, blutige mit reihenweise zerstückelten Frauenleichen schon gleich gar nicht. Witzigerweise war das aber überhaupt nicht mein Problem beim Lesen. Ausgesucht hatte ich das Buch, weil es genau »meine« Zeit ist: Herbst 1805. Über diese Zeit hatte ich viel gelesen, und das war dann letztlich ein bisschen mein Problem.


    Bis etwa zwei Drittel des Buchs war ich begeistert. Der Fall war spannend, das Detektivgespann Marais und de Sade sehr amüsant mit ihren permanenten Streitereien und gegensätzlichen Weltanschauungen, und die Schilderungen der Unterwelt von Paris farbenfroh und herrlich schaurig. Dass gleich eine ganze Reihe von geheimen und nahezu allmächtigen Organisationen und einflussreichen Figuren bemüht werden muss, um die beiden Ermittler mit Informationen zu versorgen – geschenkt. Ich nehme an, das gehört zum Genre. Und obwohl ich an manchen Stellen beim Lesen schon fand, die dargestellten sozialen Verhältnisse passten irgendwie nicht zum napoleonischen Paris, habe ich beschlossen, das zu ignorieren zugunsten der spannenden und in sich durchaus glaubwürdigen Story.


    Und dann kam die Auflösung, und plötzlich passte nichts mehr. Das Motiv war banal, was nicht schlecht war nach den herrlich verworrenen Mutmaßungen zuvor, aber es war leider auch nicht in Einklang zu bringen mit der dargestellten Zeitepoche. Schlimmer: es war kitschig. Und damit brach für mich die Geschichte völlig in sich zusammen.



    Plötzlich störten mich auch die übrigen, seltsam modern anmutenden Details, die ich zuvor achselzuckend überlesen hatte: die Existenz von offiziellen Polizeiärzten, die offenbar regelhafte Analyse des Mageninhalts bei Obduktionen, die Bedeutung des Begriffs »Polizei« an sich, die miserable Behandlung von Schwarzen, die extreme Religiosität gerade mal ein Jahrzehnt nach Ende der Revolution und nicht mal fünf Jahre nach Aushandlung des Konkordats. Regelmäßiges Randalieren der Arbeiter auf samstäglichen Straßen in Paris 1805, und das unter Napoleon, dem General Vendémiaire? Ausgesprochen unglaubwürdig. Und nein, weder Napoleon noch Talleyrand noch irgendein Kavalleriegeneral, der fit genug war, um sich zu duellieren, waren Ende Oktober 1805 in Paris! Dritter Koalitionskrieg, Ulm, Austerlitz? Duelle waren den Militärs streng verboten, es gab noch keine Milchbubis bei der Garde, weil die Garde eine Elitetruppe mit sehr strengen Eintrittsvoraussetzungen war, Allerheiligen ist kein kirchliches Hochfest und kein Anlass für ein »Te Deum«, Kavalleriegeneräle gehörten ganz sicher nicht in irgendein kaiserliches »Kabinett«, ein kleiner Marquis wie de Sade zählte auch im Ancien Régime selbstverständlich nie zum Hochadel, und einen Herzog von Treviso hätte man allein deshalb schon nicht beim Kartenspiel ausnehmen können, weil Napoleon diese neuen Adelstitel 1805 noch gar nicht eingeführt hatte!


    Und nachdem ich mich ein Weilchen innerlich ausgetobt hatte, musste ich mir eingestehen, dass ich mich trotz allem gut unterhalten hatte. Die Abenteuer-Handlung um die Aufklärung der Morde ist wirklich gut. Leider hat sich der Autor, meinem Gefühl nach, für diese Geschichte die falsche Epoche ausgesucht. Sechzig, siebzig Jahre später hätten viele Motive und Darstellungen weit besser gepasst. Und er hätte nicht das Problem gehabt, dass man über Napoleons Tagesablauf und auch seine Sidekicks einfach zu viel weiß, als dass man glaubwürdig neue Figuren dort einreihen könnte.


    Die philosophischen Betrachtungen der beiden Protagonisten über ihre unterschiedlichen Weltanschauungen fand ich streckenweise unlogisch und eher oberflächlich. Was ich außerdem schade fand: der Autor scheint von seinem Lektorat, was die französische Sprache angeht, ziemlich im Stich gelassen worden zu sein, wenn man sich Ausdrücke wie comissaire du police oder Rue du Étoile anschaut.


    In Summe: ich schwanke zwischen sieben und acht Punkten. Für Thriller-Leser definitiv acht, wenn nicht mehr, für Leser von historischen Romanen höchstens sieben.

    Ich vermute, ich bin die Ausnahme, aber das Cover ist für mich unwichtig.

    Oh, ich finde Cover eigentlich schon auch unwichtig - ich wundere mich auch immer, wenn die Umschlaggestaltung in einer Buchbesprechung erwähnt wird. Für mich ist das anscheinend gar kein richtiger Bestandteil des Buchs.

    Aber ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass mich ein Cover nicht unbewusst beeinflusst. Dazu traue ich mir selbst zu wenig. Dafür werden die Cover-Designer ja schließlich engagiert, nehme ich an. Um mich in Richtung Buchkauf zu manipulieren, ohne dass ich es merke.

    Während ich gerade mit der lang gesuchten Mörderin beim Frühstück sitze, mir von ihr haarklein die Geschichte ihrer Untaten berichten lasse und etwas enttäuscht darüber bin, wie banal das Böse ist.

    Um auch mal eine Gegenstimme anzubringen: ich denke zwar nicht, dass mich das Cover gar nicht beeinflusst (das tut es mit Sicherheit), aber ich bemühe mich, ihm zumindest bewusst nicht zu viel Beachtung zu schenken. Und ich denke, dass ich faktisch tatsächlich etwas weniger davon beeinflusst werde, weil ich meine Bücher anders auswähle. Üblicherweise stöbere ich nicht einfach, sondern suche schon gezielt nach einem bestimmten Thema (meist irgendeine historische Epoche oder Persönlichkeit), das mich gerade interessiert. Und wenn ich ein Buch gefunden habe, das sich damit beschäftigt, kann es meinetwegen auch in eine alte Zeitung gewickelt sein; ich kauf's trotzdem :grin.

    Als Kind habe ich mehr gelesen -

    O Gott, ja ... ganze Karl May-Bände in einem Rutsch :lache. Zur Erstkommunion hatte man den Fehler begangen, mir zwei Bücher zu schenken. Es gibt ein Foto von mir, wie ich, noch in Krönchen und weißem Kleid, auf dem Sessel kauere mit Buch in der Hand - für den Rest der Feier stand ich leider nicht mehr zur Verfügung.

    @ Tante Li: Falls es dich tröstet, du bist nicht die einzige, die sich manchmal von den ganzen Listen und Challenges ein bisschen unter Druck gesetzt fühlt (und ich weiß, dass die viellesenden Eulen, die in diesen Threads posten, das nicht beabsichtigen!).


    Ich finde zum Beispiel das Bücher-Bingo eine total witzige Idee. Aber ich denke nicht, dass ich in einem Jahr auch nur eine Bingo-Reihe füllen könnte. Ich führe auch keine Listen, notiere mir in den allerseltensten Fällen irgendwas zu irgendeinem Buch, das ich lese oder gelesen habe, und schreibe Rezis meistens nur dann, wenn ich mich über etwas im Buch wirklich geärgert habe. Ich habe keine Ahnung, wie viele Seiten pro Stunde, Tag oder Woche ich lese (zumal das, je nachdem in welcher "Phase" ich bin, sehr stark wechseln dürfte), und alle meine Versuche, auch nur eine Statistik darüber zu führen, welche Bücher ich in einem Monat gelesen habe, sind nach spätestens ein paar Wochen an meiner Interesselosigkeit eingegangen :).


    Es ist halt so, dass die ganzen Listen und Challenges einen überproportional großen Raum in diesem Forum einnehmen. Lese ich halt drüber und gucke nach interessanten Rezis. Und wenn ich mich mal aufraffen kann, selbst eine zu verfassen, bin ich ganz doll stolz auf mich.

    Als erstes muss ich gleich einmal dem Thread-Titel widersprechen; meine Ausgabe heisst nämlich "Im Feuer der Freiheit" :P. Wobei ich sagen muss, "Sommer" hätte mir besser gefallen.


    Inhalt: In einem von Franzosen besetzten und wirtschaftlich fast ruinierten Hamburg steht die vornehme junge Waise Fanny nach dem Tod ihres Onkels im Frühjahr 1813 praktisch vor dem Nichts. Während die Stadt versucht, sich zwischen napoleonischen und alliierten Truppen möglichst unbeschadet durchs Kriegschaos zu lavieren, muss Fanny sich allerdings in erster Linie mit ihrem Gefühlsleben auseinandersetzen - insbesondere, da man ihr den unnahbaren und von ihr schon als Teenager angehimmelten Major Alvesloh als Vormund aufgebrummt hat.


    Leseeindruck: Bis ungefähr zur Mitte des Buchs fand ich die Geschichte sehr amüsant und unterhaltsam; danach wurde mir Fannys Draufgängertum, gepaart mit grenzenloser Naivität und Weltfremdheit, doch etwas zu unglaubwürdig. Fanny ist, was eine Heldin in ihrem Genre wohl sein muss, sehr selbstbewusst und emanzipiert - und diesmal gibt es dafür sogar eine gute Erklärung; sie hat die Lehren der ersten Frauenrechtlerinnen quasi mit der Muttermilch aufgesogen und bemüht sich wacker, ihnen nachzueifern. Die Art, wie Fanny, gerade indem sie versucht, besonders selbstbestimmt und gegen die Konvention zu leben, sich wieder und wieder in typische "damsel-in-distress"-Situationen bringt, aus denen Alvesloh als Held wider willen sie dann erretten darf, war eine Weile ganz lustig zu lesen, wurde aber nach einer Weile doch fad.


    Spätestens ab Fannys großer Intervention bei Tettenborn bin ich als Leser innerlich abgesprungen; so blöd wie Fanny kann doch eigentlich niemand sein. Zumal sie ja anderen jungen Damen einiges an Wissen voraushatte; immerhin hatte ihre beste Freundin es geschafft, sich schwängern zu lassen und über die zugehörigen Vorgänge auch Bericht erstattet. Auch die letztliche Auflösung, Verlobung und Hochzeit gingen mir viel zu plötzlich.


    Die größten Stärken des Buchs liegen meines Erachtens in der Beschreibung der besetzten Stadt Hamburg, der Stimmung auf den Straßen und des politischen und diplomatischen Geklüngels, mit dem Hamburg versuchte, sich zwischen den Kriegsparteien zu halten. Leider bricht das Buch in dieser Hinsicht sehr früh ab (Sommer 1813) und wechselt zudem den Schauplatz, ohne dass man erfährt, wie es mit manchen Figuren weitergeht (insbesondere um den kleinen Jakob und seine Familie darf man sich wohl Sorgen machen, wenn man weiß, dass Davout im Dezember 1813 Tausende von hungrigen Menschen mitten im Winter aus der Stadt werfen lassen wird).


    In Summe würde ich sieben Eulenpunkte vergeben.

    Bei Bele Freudenberg "Im Feuer der Freiheit", liest die weibliche Hauptfigur alle paar Augenblicke in dem Buch der Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft "Verteidigung der Rechte der Frau".

    Angeregt durch eine Rezi hier im Forum habe ich mir einen Roman zur Napoleonzeit ausgesucht (um nicht den Faden zu verlieren vor der zweiten Tolstoi-Leserunde im März ;)).


    Bele Freudenberg: Im Feuer der Freiheit


    Bei so viel Pathos im Titel bin ich normalerweise immer skeptisch. Aber inzwischen bin ich zur Hälfte durch und finde es eigentlich ganz nett zu lesen. Mal sehen, ob Davout auch noch auftaucht.


    Klappentext:


    Hamburg 1813:

    Für die winterliche Alsterstadt schlägt unter französischer Besatzung die kälteste Stunde: Inmitten der politischen Wirrungen der napoleonischen Kriege kämpft die junge Fanny nach dem Tod ihres Onkels um ihre eigene Unabhängigkeit. Fluch und Segen zugleich ist ihr dabei der attraktive und ehrenhafte, doch unnahbare Georg von Alvesloh, der ihr – ganz zu ihrem Ärgernis – als Vormund zur Seite gestellt wurde. Fanny wird schon bald von alten Gefühlen verwirrt, als ihr Temperament und seine kühle Besonnenheit aufeinanderschlagen. Sie ist sich völlig sicher: Von Alvesloh hat ein dunkles Geheimnis, das ihn gefangen hält – und irgendetwas muss der schneidige Oberst Tettenborn damit zu tun haben.

    Fest entschlossen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen, begibt Fanny sich in den Bann staatlicher Verwicklungen – und in große Gefahr, ganz anders als erwartet nicht außerhalb der Stadtmauern…

    Ich habe den Band gestern beendet. War ein Weihnachtsgeschenk. Es war der erste Eberhofer-Krimi, bei dem ich es geschafft habe, mich durchzukämpfen. Und ich frage mich gerade, ob ich wirklich so ein humorloser Mensch bin ... Eigentlich sollte ich die Reihe mögen, oder? Ich liebe Krimis, bei denen die Mordhandlung nicht im Vordergrund steht. Ich liebe kauzige Figuren, ich liebe lustige, von mir aus auch seichte Geschichten. Und ich bin aus der bayerischen Provinz.


    Aber Eberhofer geht offenbar gar nicht.


    Mitten in einer Serie einzusteigen, ist sicher nicht optimal. Andererseits sind die Figuren ja nun, vorsichtig gesagt, nicht unbedingt so vielschichtig gezeichnet, dass man sie erst lange kennenlernen müsste. Und die Handlung lässt sich zusammenfassen auf: Außer Fressen is' nix. Womit ich, denke ich, auch das größte Problem hatte. Es wird eigentlich gar keine Geschichte erzählt, beziehungsweise, die Geschichte ist nur Vorwand, um die Nebenfiguren in mehr oder minder lustige Situationen und Konstellationen zu bringen. Und zu diesen Figuren konnte ich leider überhaupt keine Beziehung aufbauen. Sie sind einander viel zu ähnlich. Kein Wunder, dass permanent die eine Eigenheit betont werden muss, die jede Figur kennzeichnet (Vater - der mit'm Joint, Oma - die ohne Gehör etc.).


    Und die Hauptfigur ist halt ein Proll. Und, was schlimmer ist, sie ist dumm.


    Letzter Punkt, mit dem ich nicht klarkam: die Sprache. Ich erinnere mich noch, wie es mich buchstäblich geschüttelt hat, als ich zum ersten Mal in einer Buchhandlung einen der Bände in der Hand hatte. Ich empfand es damals als unheimlich anstrengend, diese Kunstsprache (irgendwie dialektnah klingendes Nicht-Bairisch) zu lesen - fast wie eine Fremdsprache. Das hat sich zwar gebessert (ich weiß nicht, ob bei meinem Leseempfinden oder bei der Schreibweise der Autorin), aber gefallen will es mir immer noch nicht. Außerdem sagen selbst Figuren, die angeblich alt und konservativ sind, Dinge wie "Ende Gelände" etc. Alles etwas merkwürdig.


    Mich hat diese "Provinzposse" (wobei ich nicht recht weiß, was das sein soll) am ehesten an den alten Komödienstadl erinnert, und zwar an die letzten Jahre, als die alten, guten Schauspieler nach und nach weggestorben waren: eine Sprache, die mit Bairisch nichts zu tun hat, hanebüchene Handlung, bei der man am besten nicht nach einem Zusammenhang sucht, und ein endloses Auswälzen immer gleicher Klischees. Wobei ich vermute, mein Eindruck wäre anders, hätte ich mich über Jahre hinweg mit den Figuren anfreunden können und hätte sie nicht in diesem späten Band quasi als Endprodukt fertig vor die Nase gesetzt bekommen.


    Ich würde sechs Eulenpunkte vergeben, wenn ich wüsste, ob und wie das in diesem neuen Forum geht. :?:(Technischer Volltrottel meldet sich zum Dienst!) Und dabei hätte ich das Gefühl, mindestens einen Punkt nur deshalb zu vergeben, weil die Bände so populär sind und von so vielen Leuten geliebt werden, dass vermutlich ein großer Teil meiner Abneigung an mir liegt und nicht am Buch.

    Guten Morgen! Wir haben heute Inventur. Die Begeisterung schlägt jetzt schon Wellen. Für die Bahn werde ich mir, da ein wohlmeinender Mensch mir den zu Weihnachten geschenkt hat, Rita Falks "Leberkäs-Junkie" einstecken. Mal sehen, ob ich diesmal mit Herrn Eberhofer klarkomme. Bisher habe ich's nie über die ersten Seiten hinaus geschafft.