Beiträge von Salome

    Was heißt denn nun eigentlich hier immer primitiv? Was ist denn bitte primitive Literatur ? Die Höhlenmalerei der Neandertaler? :gruebel


    Ich kenne die Bedeutung dieses Wortes nur als ursprünglich... Also scheint es Dir zuwider zu sein, an Deine animalische, ursprüngliche Seite erinnert zu werden? Tut mir leid, aber der Mensch ist nun mal primitiv. Da nutzen parfümierte Slipeinlagen, Rasieren bis aufs letzte Härchen, Besprühen und Bemalen relativ wenig....

    Zitat

    Original von Suzann


    Salome : Hast du nicht den Kopf von Johannes dem Täufer verlangt? Das war bestimmt auch sehr unhygienisch :grin


    Ja, der gute Johannes (an der Nase eines Mannes erkannt) wurde geköpft, aua!
    Bin ich jetzt eine kastrierende Frau? :gruebel :grin

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    Original von Griechin
    Eine der Frauen meinte doch tatsächlich, dass es das "affengeilste Buch" sei, das sie je gelesen hat.
    Man kann sich über Geschmack streiten, aber man kann auch sehr tief sinken.
    :nono


    Ist ja interessant! Ganz neue Perspektive so von ganz unten... :wow Ich finde das Buch nämlich grandios. Wie tief unten bin ich denn nu eigentlich, Griechin ? Muss ich mich jetzt zu den Pennern an den Bahnhof setzen?


    Und allgemein:


    Ach Mädels, wir wissens ja jetzt, ihr seid gaaanz doll sauber - überall- und so schlimme Dinge, wie in dem Roman beschrieben würdet Ihr niiiiiie tun!!!! Ist registriert und muss jetzt nicht noch von jedem Einzelnen nochmal betont werden. Dat nervt langsam. :nono

    Aber bei einigen , für mich sehr guten Verlagen, wie Luchterhand, Berlin Verlag..., ist doch sogar 19,95 € für dünne Büchlein, Neuerscheinungen, normal ! Beispiel unten (hat nur 144 Seiten, aber eines der schönsten Bücher für mich). Gut finde ich die Buchpreise allgemein zwar auch nicht, aber warum Du jetzt gerade das bei diesem Buch bemängelst habe ich nicht verstanden.


    Ansonsten gebe ich Dir recht, dass mag jede sehen wie sie will. ;) Ich wollte aber mal meine Eindrücke schildern, weil sie ja in diesem Fall scheinbar von der Norm abweichen.

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    Original von buttercup
    Charlottes Idee diesem Hygienewahn etwas entgegen zu setzen ist mE ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.


    Das finde ich eben gerade nicht. Um die Leser für das Thema zu öffnen musste erstmal so ein Hammer den Weg frei machen. In ein paar Jahren wird man das Buch sicher nicht mehr für so einen Aufreger halten.


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    Original von buttercup
    Ich fand es sehr schade nicht mehr von der Familie zu erfahren, die ja auch dazu beigetragen hat Helen zu dem zu machen, was sie bzw wie sie ist.


    Man erfährt doch alles was man wissen muss.


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    Original von buttercup
    denn er Preis ist absolut unangemmessen, für gerade mal 220 Seiten und das in einer relativ großen Schrift.


    Allgemein: Der Preis von einem Werk sollte doch nicht nach Seitenzahl bemessen werden. Quantität ist doch um Gottes Willen nicht Qualität. Wäre dem so, würde es auf dem Markt nur noch ewig in die Länge gezogene noch 1900-Seiten-Klopper geben und Lyriker könnten mit 70 nur noch ihr Lebenswerk veröffentlichen.

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    Original von Klara
    Wenn man alle Hemmungen ablegt, schafft man es doch immer berühmt zu werden, oder?


    Nöö!
    Übrigens denke ich nicht, dass Charlotte Roche alle Hemmungen abgelegt hat
    (wo legt man die abgelegten Hemmungen eigentlich hin ? :gruebel ). Sie hat vielleicht andere, aber völlig schamlos ist sie sicher nicht.


    Ach ja : Welches aktuelle Thema meinst Du eigentlich ?

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    Original von Dany ach du meine Güte jetzt gehts, also wörtlich ums Muxxxi waschen Ich kann nicht mehr Gehts noch?
    Mir wird :uebel


    Warum wird Dir vom Muschiwaschen übel ? Ich denke doch als Frau wird Dir das doch wohl nicht fremd sein, oder? :wow

    Befreiungsschlag gegen parfümierte Slipeinlagen, Rasierzwang und Hygienewahn


    Charlotte Roches erster Roman musste ja irgendwie etwas besonderes sein, sie selbst ist es ja schließlich auch selbst.
    Protagonisten ihres Romans ist die 18 jährige Helen. Bei einer Intimrasur am Arsch, schneidet sie sich in den selbigen. Als die Wunde zu eitern beginnt geht sie ins Krankenhaus, muss operiert werden. Der Aufenthalt im Krankenhaus wird in Helens Leben schließlich ein Wendepunkt.


    Hygiene wird bei mir kleingeschrieben


    Helen hat ein - sagen wir - sehr inniges Verhältnis zu ihrem Körper und ihrer Sexualität. Es ist sozusagen ihr Lebensinhalt. Jede kleine Fantasie muss ausgelebt werden und jeder noch so verschrobenen, unbeantworteten Frage muss nachgegangen werden. Mit unbelasteter Neugier und Pioniergeist geht Helen auf eine etwas andere Entdeckungsreise ihres Körpers. Hiervon wird nichts an Körperflüssigkeiten ausgespart, Eiter, Wundschorf, Smegma… Helen plaudert über Analverkehr und Tampontausch mit der Freundin, wie andere in ihrem Alter über Schminktipps plaudern.
    Charlotte Roche provoziert bewusst und übertreibt sicher auch an der ein oder anderen Stelle gerne mal mit Helens Ekel-Aktionen, ihrem Fetischismus und Hygieneekel. Allerdings ist das auch im Kontext notwendig damit der Leser aus der konventionellen Welt der Hyperhygiene erstmal hinausgeschleudert wird und sich in den Ursprüngen des Menschen wiederfinden kann.


    Die Idee zu diesem Buch entstand aus Roches Wut über parfümierte Damenbinden und Intimlotionen, die Frauen suggerieren sie stinken da unten und zwar so schrecklich, dass man man das nicht einmal mit normaler Seife wegwaschen kann, beziehungsweise mit Maiglöckchenduft überdecken muss. Das führt bei vielen Frauen zu Hemmungen z.B. beim Oralverkehr. Während Männer losgelöst mit ihrem Sperma und Smegma wenig Sorgen haben, ich habe bis dato zumindest noch keine Intimlotion für Männer entdeckt. Frauen haben nun einmal Vaginalsekrete, Frauen kacken, Frauen haben ihre Tage, Frauen sind eben Menschen, Menschen die ihre Fetische und auch ihre Ekelseiten haben. Ich kann Roches Bedürfnis nach diesem Buch sehr gut verstehen und bin froh solch offene und unverklemmte Worte zu dem Thema gelesen zu haben. Ein Befreiungsschlag gegen die Mafia der Damenhygiene.


    Die andere Seite des Buchs ist fast tragische Hintergrund der Figur Helen. Er scheint nur an einigen Stellen des Romans durch, gerade genug um zu verstehen, warum einiges an dem Mädchen so extrem ist. Helen ist Scheidungskind, leidet sehr darunter, fühlt sich unsichtbar. Daher ihr starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, danach andere zu schockieren und einen Teil von ihr mit anderen zu verbinden, was ihr scheinbar nur über das Verstreuen ihrer Bakterien zu gelingen scheint. Einzig Pfleger Robin kommt Helen nah. Ihm gelingt es durch Helens Fassade zu dringen.


    Roches Romans ist in einer Sprache geschrieben, die der der 18-jährigen Helen entspricht. Einach, kurz auf den Punkt gebracht, cool, nah der realen Gegenwart. Es liest sich daher locker flockig, auch durchs Roches einmaligen Humor, der mal subtil durchscheint, mal wie ein Hammer kommt. Ich habe an einigen Stellen herzlich gelacht und auch sonst habe ich mich prächtig amüsiert. Auch die Message ist bei mir angekommen. Also ein stimmiges, gutes Leserlebnis.


    Witzig finde ich vor allen Dingen die Reaktionen, bzw. Rezensionen zu diesem Buch, besonders die bei Amazon. Allein der Klappentext, bzw. Beschreibungen des Buchs lassen doch ziemlich deutlich durchblicken was einen erwarten könnte. Nein, jeder Otto-Normal-Spiesser muss das Buch trotzdem haben und lesen, und sei es nur um sich hinterher über die sooooo ekligen Szenen (die meist gar nicht sooooo ekelig sind) aufzuregen. Ist mir ein Rätsel. Vielleicht um vor den anderen klarzustellen, wie sauber und rasiert sie doch sind im Gegensatz zu Ekel-Helen, sonst könnte man ja sonst was von Ihnen denken. Lustig, dass man die Leute doch noch so einfach schocken kann!


    Weiter so Charlotte!

    Was wäre passiert hätte die Wiener Kunstakademie über Hitlers Aufnahme damals anders entschieden ?


    Dieses Gedankenexperiment ist die Basis von Schmitts Roman Adolf H.
    “Adolf H., bestanden”. Kurz: Er wird Student an der Kunstakademie, arbeitet an sich, erfährt Anerkennung, macht eine Psychotherapie und lernt die Liebe kennen. So gewappnet kann er auch das Leid und die schweren Prüfungen seines Lebens unbeschadet überstehen, bleibt eine normaler Mensch.
    Parallel dazu erzählt Schmitt die reale Geschichte Hitlers, seinen Werdegang, literarisch aufgearbeitet. Natürlich nimmt er sich auch hier einige künstlerische Freiheiten, bleibt aber doch im Rahmen relativ nahe bei den Fakten. Die beiden Handlungsstränge wechseln sich stets ab, so das Hitler und der fiktive Adolf H., die natürlich anfangs noch sehr ähnlich sind, Stück für Stück auseinanderdriften und in völlig unterschiedliche Richtungen gehen. Das macht den Spannungsbogen des Buchs aus und diese Entwicklungen wurden auch von Schmitt sehr gekonnt in Szene gesetzt. Besonders hervorzuheben die Beschreibungen des ersten Weltkriegs aus beiden Perspektiven, die doch sehr nahe gehen. Hier entwickelt sich Hitler zu dem Monster Hitler. Auch Adolf H. kehrt nicht als der selbe Mensch von der Front zurück…


    An der Person Hitlers wurde nichts beschönigt, oder verharmlost, wobei ich mir sicher bin, dass dies ein Punkt ist an dem sich die Geister scheiden werden. Es ist ja immer quasi ein Tabubruch von Hitler als Menschen zu sprechen, was er aber nun mal einfach war. Er symbolisiert hier allgemein das Böse, das in jedem Menschen wohnt. Natürlich möchte man diese Seite des Menschen lieber als einmalige Perversion, als Unfall der Natur darstellen, der nicht mehr wiederholbar ist und weist das Monster weit von sich. Doch das jeder Mensch unter gewissen Umständen ein Hitler hätte werden können, das wollte Schmitt vermitteln. Und: nur vor dem was man verstanden hat, vor dem ist man wirklich gefeit.


    Mit Adolf H. wollte Schmitt quasi das Gegenstück zum Evangelium nach Pilatus schreiben. Ein Buch über das Böse. Er hat sich beim Schreiben sehr glaubhaft in die Psyche Hitlers hineinversetzt auch wenn er ihn nach eigenen Angaben nach einer gewissen Zeit kaum noch ertragen konnte und seinen Tod herbeisehnte. Mit Adolf H. jedoch rührt er an die Menschlichkeit und einige starke Momente des Buchs lassen einen schon sehr emotional werden.
    Für mich eine tolle Idee und eine gelungene Umsetzung. Vielleicht mit kleineren Mängeln im Aufbau der Story, die Schmitt aber mit vielen wertvollen Gedanken wieder wett macht.

    Wer bei dem irreführenden Cover des Romans der Verlockung erliegt und auf einen verklärenden, romantischen Schmachtfetzen hofft, wird bei der Lektüre von Székelys gnadenlos gesellschaftskritischen Roman, mit seinen unbarmherzig ehrlichen Beschreibungen von Armut und Klassengesellschaft, ein böses Erwachen erleben.


    Székely lässt Protagonist Béla in seinem autobiographisch gefärbten Roman durch die Hölle gehen.
    In der ungarischen Provinz gibt Bélas junge Mutter den unehelich gezeugten Jungen in eine Art Heim für arme Bankerte und zieht nach Budapest, um dort zu arbeiten. Sie hat kaum eine Bindung zu dem Jungen.
    Betreut von der, ihm nicht sehr wohlgesonnenen, geldgierigen ehemaligen Hure Tante Rozika, wird der Junge in schlimmster Armut und Hunger groß. Liebe und Geborgenheit sind ihm fremd und machen ihn sogar Angst, wohl aber kann er Prügeln und lernt zu überleben. Trotz all dem hat Béla ein großes Bedürfnis nach Wissen und schafft es bald sogar die Schule besuchen zu dürfen. Er entpuppt sich als einer der gelehrigsten Schüler der Schule.
    Nach dem er eines Tages, in einem besonders harten Winter, beim Diebstahl von Schuhen erwischt wird, muss Béla das Dorf verlassen und muss zu seiner Mutter, mit der er jahrelang keinen Kontakt mehr hatte, nach Budapest ziehen. Anfangs scheint der Junge von der Veränderung in seinem neuen Leben und von der großen Stadt begeistert. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass die Mutter in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt und Béla auch die geliebte Schule fortan nicht mehr besuchen darf, sondern eine Lehre in einem Hotel beginnen muss. Die Träume des Jungen zerplatzen, nur der Wunsch dieser Armut zu entkommen treibt ihn voran.
    In dem Hotel lernt Béla erstmals die andere Seite kennen, Reichtum und Dekadenz, die ihn zunächst magisch anzieht; verkörpert von der Exzellenz, einer betörend schönen, aber ebenso unberechenbaren Dame der High Society. Der junge Mann schwankt zwischen den Welten der schlimmsten Armut und des Reichtums. Als seine Exzellenz ihn zu ihrem Geliebten macht erliegt er schließlich der Welt des Glanzes und droht dabei sich selbst zu verraten und zu zerstören.


    In dem 800 Seiten langen Roman lässt Székely dem Leser viel Zeit und Raum, um den jungen Béla genauestens kennenzulernen. Die Kindheit des Jungen und auch seine Gedanken lassen den Leser nicht mehr los. So fühlt man sich denn auch sehr verbunden mit Béla, man versteht ihn, leidet und bangt mit ihm. Verlockung ist eine stilistisch einfach gehaltene Geschichte, aber mit berauschender Gedankenfülle und einmalig plastischen Bildern. Székelys Wut und Ohnmacht über die Zustände zu jener Zeit in seinem geliebten Heimatland scheint in jeder Zeile durch. Oft ist der Roman dadurch auch sehr sozialkritisch und/oder politisch. In einigen Monologen schreit der Autor förmlich: Schaut auf mein Land! Seht was wir durchgemacht haben und noch immer durchmachen! Der Leser wird in diesem Buch nicht in Watte gepackt, er wird mit der harten Keule traktiert.


    Auch heute ist das Buch noch sehr aktuell und einigen Menschen in meinem Umfeld würde ich dieses Buch gerne zur Pflichtlektüre machen. Vieles hat dieses Buch in mir bewirkt.


    Das Buch ist uneingeschränkt als Meisterwerk weiterempfehlen!

    ... und andere Geschichten erzählt Philippe Claudel in seinem neuen Buch und überrascht mit völlig neuen Tönen.


    Denn bei dem neuen Buch handelt es sich doch, nach dem ersten Überfliegen, augenscheinlich um ein Kinderbuch?
    Und in der Tat: Die Ideen für seine Romane kommen Claudel meistens beim Erzählen von Gute-Nacht-Geschichten für seine neunjährige Tochter, ebenso die Ideen für die Kurzgeschichten in Der Junge, der in den Büchern verschwand.
    Viele kleine Erzählungen, Märchen, Fabeln und Anekdoten hat Claudel zusammengetragen. Wundervolle und wundersame Geschichten kann man in seinem Buch lesen:
    In Die Welt ohne Kinder, übrigens die Titelgeschichte im französischen Original, schildert er eine Art Generalstreik, eine Auswanderung aller Kinder auf der Erde und die traurige, öde Welt, die sie zurücklassen.
    Ein wenig der Unendlichen Geschichte begegnet dem Leser in der Titelgeschichte, Lucas hat ein liebloses, brutales Elternhaus, dem er nur entkommen kann in dem er sich - auch physisch - in Bücher flüchtet. Fast brutal wird es in Der Eintopf, märchenhaft in Feen haben es schwer. Die Impfung fordert den Leser auf an seine Träume zu glauben.
    Besonders hervorzuheben und die für mich schönste Erzählung ist Das kleine Mädchen in der Seifenblase. Eine poetische, klangvolle, ein wenig traurige Parabel, die anrührt.
    Jeder kleine Teil des Buchs ist ein Unikat, etwas Besonderes. Mit einem Maximum von 10 Seiten pro Geschichte, sind diese sicher schnell gelesen, mit ihrer Weisheit und Sensibilität vermögen sie aber noch lange zu beschäftigen.
    Einiges habe ich meinen Kindern vorgelesen, die sehr begeistert immer noch mehr hören wollten. Vieles regt Kinder zum Fragen an, einiges ist auch einfach herrlich frech und albern. Aber immer werden die Geschichten mit viel, scheinbar unerschöpflicher, Fantasie erzählt.


    Und doch: Der Junge, der in den Büchern verschwand ist ein Buch für Erwachsene. Es lässt den gestressten, hektisch durch sein Leben hetzenden Menschen für einige Momente inne halten, sich zurücklehnen und, in seine Kindheit zurückversetzt, einfach einmal schönen Gedanken nachgehen und träumen.

    Zitat

    Original von Theresa
    Ja da musst du halt Prioritäten setzen. :-] Meine Lebenderwartung ist zwar rein rechnerisch schon noch auf mehr als 30 Jahre angesetzt, aber ob ich dann noch alles mitbekomme :-]


    Lass es lieber! Solche Rechnereien können einen an den Rand der Verzweiflung bringen. :lache

    Auf der Suche nach Marie subt noch bei mir, aber bestimmt nicht mehr lange...
    Sehr schön war übrigens das Nachwort zu Gilles Frau, eine Menge interessante Infos zur Autorin. Eine Biographie über sie scheint aber, in Deutschland zumindest, nicht vorhanden zu sein. Schade!
    Vacances ist doch nur ein Romanfragment, wenn ich mich recht erinnere, oder? Ist es denn gut lesbar?

    Ohne Gilles ist Elisa Nichts. Madeleine Bourdouxhes Werk ist eine eindringliche Warnung vor dem Selbstverlust und der Selbstaufgabe für einen anderen. Besonders für die Frauen der Zeit in der das Buch erschienen ist, ist dies eine enorm wichtige Botschaft. Allerdings denke ich, dass das Buch (leider) auch heute noch sehr aktuell ist. In vielem habe selbst ich mich, als Tochter einer Emanze, ertappt gefühlt. Oft vergisst man im Alltag mit der Familie sich selbst und seine Bedürfnisse, stellt sie hinten an, macht Kompromisse, wo eigentlich keine mehr möglich wären. Elisa ist innerlich nur von Liebe erfüllt, wie sie sagt, von Liebe für andere. Als diese Liebe ins Wanken gerät, gerät sie selbst ins Wanken und man kann sich denken, dass diese Geschichte kein Happy-End haben kann.


    Madeleine Bourdouxhe ist eine außergewöhnlich gute Autorin, die ich sofort nach ein paar Zeilen in meine Herz geschlossen habe. Sie ist feinfühlig, intelligent und teils auch sehr hart und direkt, wenn es um die Übermittlung ihrer Botschaften geht. Sie führt den Leser mit einer verblüffenden Leichtigkeit und Selbstverständnis in die verborgensten Winkel der menschlichen Seele. Jedes Wort wird vom Leser mit Spannung förmlich absorbiert.
    In Gilles Frau gibt es keine Traumwelten, nur den alltäglichen, normalen Wahnsinn. Ein Buch das etwas bewegt und wachrüttelt.


    Ich würde dem an Madeleine Bourdouxhe interessierten Leser unbedingt dieses Buch als Einstiegswerk empfehlen. Unterm Pont Mirabeau fließt die Seine ist dann eine schöne Ergänzung zum Leben der Autorin.
    Wie gesagt eine tolle Autorin, eine wunderbare Entdeckung!!!