Nicht nur Goethe, auch Pötzsch hat seinem Faust einen zweiten Teil
gegönnt: Nach den Ereignissen im Vorgängerband haben Faust, sein
Adlatus Karl Wagner und seine Tochter Greta einige Jahre lang ein
recht unbeschwertes Leben. Sie ziehen als Schausteller durchs Land.
bis der Bamberger Fürstbischof 1518 Faust einlädt ihm ein Horoskop
zu stellen, und sie in die Fänge Viktor von Lahnsteins, eines
Abgesandten Papst Leos, geraten.
Nur durch einen Trick
können die Drei fliehen. Faust ist sich sicher, dass sein alter
Feind Tonio del Moravia wieder hinter ihm her ist, jetzt scheint ihm
auch noch der Papst ein Geheimnis entlocken zu wollen. Dazu kommt
noch eine unangenehme Krankheit, an der Faust seit kurzem leidet, und
die immer schlimmer wird.
Auch in diesem Band wird die
Geschichte in 5 Akte aufgeteilt, ganz wie ein klassisches Drama. In
einem Prolog lernt der Leser Papst Leo kennen und hassen, anders kann
ich das nicht sagen, seine Darstellung hier ist aber sicher in vielem
realistisch. Nicht nur im Prolog tritt er auf, man trifft ihn auch
später wieder und er hat einen nicht wesentlichen Anteil an der
Geschichte.
Neben Leo trifft der Leser zusammen mit Faust
noch eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten, wie etwas den
französischen König Franz I und Leonardo da Vinci. Da Vincis letzte
Lebenszeit ist angelaufen, doch auch er hat einen wesentlichen
Anteil, und es ist einfach schön, ihn zu treffen. Daneben haben auch
historische Ereignisse ihren Anteil am Erzählten, wie etwa die
deutsche Kaiserwahl oder Martin Luthers beginnende Reformation.
Fausts Geschichte ist auch hier wieder gut eingebettet in den
historischen Hintergrund, immerhin ist auch Faust selbst eine belegte
historische Person.
Viele Charaktere kreuzen den Weg der
Drei und verlassen ihn wieder, viele interessante Persönlichkeiten
sind dabei, und mancher, aber nicht jeder, ist ebenfalls historisch
belegt, es lohnt sich also, den einen oder anderen zu googeln.
Besonders gut gefallen hat mir z. B. John Reed, den der Autor
interessant gezeichnet hat und der die Protagonisten auf mancherlei
Weise bereichert.
Die drei Protagonisten kennt man bereits
aus dem ersten Band, wobei Greta jetzt eine größere Rolle einnimmt.
Dass Faust ihr Vater ist, weiß sie zunächst nicht. Gretas Rolle
empfinde ich hier als sehr ambivalent und manchmal möchte ich sie
schütteln. Sicher, ihr widerfährt Schlimmes, und Fausts Anteil ist
erheblich, und dennoch kann ich nicht ihr ganzes Handeln verstehen.
Aber auch die beiden männlichen Protagonisten sind zwiespältige
Charaktere, mit Geheimnissen und Problemen, die ihr Handeln nicht
immer positiv beeinflussen. Das macht sie aber auch
interessant.
Auch in diesem Band gibt es einen Zeitsprung.
Man verlässt die Protagonisten als sie alle drei an einem Tiefpunkt
stehen, und trifft sie erst zwei Jahre später wieder. Dieser
Zeitsprung ist wahrlich notwendig, was in der Zwischenzeit geschah,
erfährt der Leser kurz und knapp, mehr muss man dazu auch nicht
wissen. Von nun an läuft alles auf den Showdown zu.
Der
Roman ist spannend, keine Frage, aber er hat auch seine Längen. Man
erlebt mit Faust sehr viel, lernt viele Menschen kennen, reist, sieht
viele Städte, aber manchmal hätte eine kleine Kürzung, eine etwas
komprimiertere Erzählung gut getan. Dennoch unterhält der Roman von
vorne bis hinten gut, zumal Oliver Pötzsch sehr bildhaft schreibt.
Der Showdown bringt die Geschichte zu einem perfekten Ende, in einem
Epilog erfährt man noch ein bisschen vom Danach.
Als
Bonusmaterial gibt es auch in diesem Band Karten, ein interessantes
Nachwort, einen Reiseführer auf Fausts Spuren und „Faust für
Klugschwätzer“, bei letzterem kann man vergleichen, wie viele
Faust-Zitate man im Roman entdeckt hat. Leider fehlt wieder ein
Personenverzeichnis, man bringt zwar die Personen des Romans nicht
durcheinander, ich hätte es aber schön gefunden, noch einmal
nachschlagen zu können.
Auch der zweite Faust-Band ist
gelungen, hat mich gefesselt, und bringt die Geschichte einem
zufriedenstellenden Ende. Da auch dieser Band wieder Längen hat,
vergebe ich auch hier „nur“ 8 Punkte, aber auch eine
Leseempfehlung für Fans historischer Romane.