Catherine Tarley: Die Plantage
ISBN: 9783423249430
Deutscher Taschenbuch Verlag, 880 Seiten, 16.90 Euro
Über die Autorin:
Catherine Tarley geboren 1957, arbeitete nach ihrem Studium als Dramaturgin für einen US-amerikanischen Filmproduzenten. Im Jahr 2001 kam sie als Produktmanagerin zu einem süddeutschen Buchverlag. Sie lebt mit ihrer Familie in München.
Inhalt:
South Carolina, 1781. Die junge Witwe Antonia Lorimer lebt allein auf ihrer vom Krieg zerstörten Plantage Legacy. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Anwesen wieder aufzubauen und einen verwundeten britischen Soldaten gesund zu pflegen: William Marshall. Dass ausgerechnet er in den Kriegswirren ihren Mann Henry erschossen hat, weiß sie nicht. Und so lässt sie sich immer mehr in den Bann dieses außergewöhnlichen Mannes ziehen. Ein Epos aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die Menschen sind verwundet an Körper und Seele, das Leben ist geprägt von Verlust und roher Gewalt, aber auch von einer unerschöpflichen Aufbruchsstimmung und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Meine Meinung:
Um es gleich vorweg zu sagen: Mir hat das Buch deutlich besser gefallen als den meisten anderen Rezensenten an dieser Stelle. Vielleicht liegt es daran, dass ich von vornherein keinen klassischen Südstaatenroman erwartet habe. Die Geschichte spielt zur Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und nicht wie beispielsweise "Vom Winde verweht" während des Bürgerkrieges.
Das Jahr 1781 wurde vor allem durch Gewalt und Zukunftsängste geprägt und meiner Meinung nach hat die Autorin dieses Szenario sehr gut eingefangen. Man mag darüber diskutieren, ob die eine oder andere Gewaltszene nicht vielleicht zu detailliert ausgefallen ist, andererseits wurde somit aber auch nichts beschönigt.
Kritisieren muss ich allerdings die beiden Hauptfiguren, Antonia Lorimer und William Marshall. Ich habe durchaus nichts gegen Antihelden oder Pragmatiker, aber weder Antonia noch William konnten mich in ihren Bann ziehen. Antonia ist schlicht und ergreifend furchtbar naiv (gut, sie ist eine Humanistin - als Zyniker bin ich geneigt zu sagen, dass Naivität somit zu ihrer Lebenseinstellung gehört) und William ist durch seine Gewalttätigkeit sowieso ein absolut unsympathischer Zeitgenosse.
Gerne hätte ich mehr über den Politiker Longuinius und den Arzt Dr. Ingham gelesen, leider bleiben deren Auftritte rar gesät. Die Passagen mit ihnen sind dafür ein wahrer Lesegenuss und vermitteln ein gutes Bild über die damalige Politik und die medizinische Forschung. Generell finde ich die von der Autorin erzeugte Atmosphäre durchaus authentisch, es fiel mir zu keinem Zeitpunkt schwer, mich in das damalige gesellschaftliche Leben hinein zu versetzen.
Fazit: Die Autorin behandelt in ihrem Buch "Die Plantage" einige unangenehme Themen wie psychische Krankheit oder Kriegsverbrechen. Wenn man sich damit auseinandersetzen kann, erhält man einen soliden historischen Roman mit einigen interessanten und spannenden Momenten. Wer hingegen ausschließlich eine Alternative zum Südstaatenklassiker "Vom Winde verweht" sucht, dürfte vermutlich enttäuscht werden.
7.5 / 10