Thomas Buergenthal: Ein Glückskind - Wie ein kleiner Junge zwei Ghettos, Auschwitz und den Todesmarsch überlebte und ein neues Leben fand
Verlag: S. Fischer
ISBN: 9783100096524
272 Seiten, 19.90 €
Über den Autor:
Thomas Buergenthal, geb. 1934 in Lubochna, verbrachte seine Kindheit in polnischen Ghettos und den KZs Auschwitz und Sachsenhausen. Nach dem Krieg studierte er Jura in den USA und spezialisierte sich auf Internationales Recht und Menschenrechte. Er war u.a. Richter am Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte, Mitglied der UN Wahrheitskommission für El Salvador und des UN Menschenrechtsausschusses.Von 2000 bis 2010 diente er als amerikanischer Richter am Internationalen Gerichtshof, Den Haag. Seit 2010 hat Thomas Buergenthal die Lobingier Professur an der George Washington University Law School in Washington, D.C., inne. Er ist vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit der Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg.
Inhalt & Rezension:
Thomas Buergenthal erzählt in diesem Buch seine unglaubliche Geschichte über Flucht, Trennung, Verfolgung und die fast schon einem Wunder gleichkommende Rettung. Bereits in den ersten Kapiteln wird man als Leser unweigerlich in die dramatischen Zeiten des 2. Weltkrieges hineinversetzt und man hofft immer wieder, dass Thomas Buergenthal und seinen Eltern doch noch irgendwie die Flucht aus der Tschechoslowakei gelingen möge. Es kam dann aber alles anders und statt einer Ausreise nach Großbritannien verschlug es die Familie in den Wirren des Krieges nach Polen.
Hier beschreibt Buergenthal zunächst die Ankunft in Kattowitz und das unmenschliche Leben im Ghetto von Kielce. Das darauf folgende Kapitel über die Hölle von Auschwitz ist so lebendig beschrieben, dass ich mehrmals während des Lesens eine kleine Pause machen musste. Was dort geschah ist mit normalen Worten kaum noch zu erklären, umso mehr freut man sich, wenn es Thomas Buergenthal mal wieder durch kluges und besonnenes Handeln gelang, dem sicheren Tod noch einmal von der Schippe zu springen.
Kurz vor Ende des Krieges marschierte Thomas Buergenthal mit anderen Häftlingen in den sogenannten Todestransporten von Auschwitz nach Sachsenhausen, ein verzweifelter Versuch der KZ-Lagerführung, den sowjetischen Truppen zu entkommen. Umso schöner ist dann das Kapitel über die Befreiung und die Zeit von Buergenthal als „Maskottchen“ der polnischen Armee. In den emotionalen Abschlusskapiteln erzählt Thomas Buergenthal anschließend noch, wie er in einem Waisenheim aufwuchs und nach langer Zeit endlich wieder seine Mutter traf, bevor er endgültig nach Amerika auswanderte.
„Ein Glückskind“ ist ein Aufruf an die Humanität und ein Plädoyer für die Einhaltung der Menschenrechte. Thomas Buergenthal beschreibt sein Leben ohne Zorn oder Bitterkeit, dafür mit viel Herz und Emotion. Er bedankt sich bei den zahlreichen tschechoslowakischen Zivilisten, welche den KZ-Häftlingen Brot zuwarfen, aber auch bei einigen Deutschen Soldaten, die ihn in Schutz nahmen oder ihm Lebensmittel zur Verfügung stellten. Dieses Buch gehört zu den eindringlichsten Werken, die ich jemals über den Holocaust gelesen habe.
10 von 10 Punkte