Beiträge von Nadja Quint

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    Original von Frettchen


    Bei Philip Roth kann ich mir jedenfalls z.B. nicht vorstellen, dass da ein Lektor gesagt hat: ja, Polio ist gut, das zieht derzeit, aber machen sie den Protagonisten mal noch bisschen kindlicher und sympathischer!



    Ich gebe ja zu: Über das Talent eines Philip Roth verfüge ich nicht und werde in meiner Entwicklung wohl als Genre-Autorin (aber immerhin in einem sehr guten Verlag) hängen bleiben.


    Doch soweit ich weiß, arbeiten selbst nobelpreiswürdige AutorInnen eng mit LektorInnen zusammen. Und nehmen wir mal an, Roths Held wäre in der Rohfassung von Nemesis statt durch Polio durch einen hartnäckigen Heuschnupfen beeinträchtigt gewesen. Da hätte die Lektorin vermutlich durchaus eine Änderung vorgeschlagen. ;-)

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    Original von beowulf
    Es zeigt sich mal wieder das Problem der durch Cover und Klappentext geweckten Erwartungen. Wer sich auf des Buch einlässt, dem hat es gefallen, als das was es ist. Wer mit der Erwartung ein Buch der Spannungsliteratur lesen zu können an des Buch heranging fühlte sich zwischen getaüscht bis betrogen.



    Oh, beo, da sprichst Du ja was an. Bei dem Cover von "Rosa Mord" haben ein Psycho-Kollege und ich gerätselt, was mit dem jungen Hemd im derangierten Hemd los ist. Ist der jetzt tot, oder steht da jemand hinter ihm...?


    :schweinkram


    Na, ja. Gehen wir mal davon aus, alle halten ihn für frisch gemeuchelt. Sonst gäbe es womöglich schon wieder tief enttäuschte LeserInnen... :unschuld


    Edit: Die ausführliche Leseprobe ist inzwischen auf meiner HP geschaltet.

    Tja, Wölfchen,


    ich kenne diese Marjann auch nicht so ganz genau. ;-) Was Du überlegst, mag alles sein, Deine Annahmen finde ich plausibel. Danke, dass Du sie uns mitteilst, denn daran merke ich, dass Marjann als vielschichtige Persönlichkeit bei Dir angekommen ist,und Du Dich intensiv mit ihr beschäftigt hast.


    @ alle: Wie schon beim letzten Mal macht es mir viel Spaß, die Runde zu begleiten. An dieser Stelle möchte ich mich einmal mehr für Eure Meinungen und Anregungen und selbstverständlich auch für Eure konstruktive Kritik bedanken.


    Und wem "Das Mädchengrab" zu sanft :kuh ist: Mein nächster Krimi "Rosa Mord" in Fortsetzung von "Verachte nicht den Tod" wird wieder ein "richtiger" Krimi, diesmal aber nicht mehr ganz so blutig. Oder besser gesagt: Statt rotem Blut fließt diesmal viel rosa Farbe. Eine ausführliche Leseprobe erscheint in den nächsten Tagen auf meiner HP: :wave

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    Original von LeseBär
    Der letzte Abschnitt war dann doch noch ein bisschen spannend. Dass es schlussendlich doch Marjann war, die total durchgeknallt die ganzen jungen Mädchen abmurkst, darauf wäre ich nie gekommen. Aber nachvollziehbar ist es schon auf eine Weise, sie projiziert das, was sie mit Lisbeth und ihrem verschmähten Sohn verbindet, auf Bärbel und Ulla, die dann das gleiche Schicksal erleiden müssen. Seltsam fand ich jedoch, dass erst 10 Jahre nach Lisbeths Tod der nächste Mord stattfand.


    Warum Hannes dann doch plötzlich wieder da war, war eigentlich logisch dargestellt. Aber wer hat nun die Briefmarken gefälscht? Und woher waren die amerikanischen Briefmarken überhaupt?


    Du hast schon recht. LeseBär: Auf die Frage, woher die Marken stammen, gibt es keine klare Antwort. Dies hat damit zu tun, dass Basti und Fine überlegen, wie leicht es technisch ist, die Marken zu lösen und die Stempelfarbe zu übertragen. Aufgrund der vielen Auswanderungen kamen viele Briefe von Amerika in die Eifel, und von wem genau diese Marken stammen, habe ich nicht explizit beschrieben.


    Zu Marjann: Kurz bevor sie Fine töten will, wird ja deutlich, dass sie aus einer eigenen Lebensunzufriedenheit heraus (u.a. Tod der eigenen Töchter) generell Ned, Eifersucht, Wut und Hass auf junge Frauen hegt. Sie konnte
    diese Gefühle in Schach halten, solange Fine als Ersatztochter relativ klein war. Als Fine aber mit dem Ende der Schule und Beginn der Geschlechtsreife
    (ist angedeutet) zur jungen Frau wird, werden Marjanns Gefühle
    wieder wach (das Fachwort wäre hier: Reaktualisierung). Weil der Lohbauer sich verdächtig gemacht hat, kann Marjann sich in relativer Sicherheit wiegen, als sie Bärbel und Ulla tötet.


    Im Buch gehe ich nicht so verästelt auf Marjanns Gefühlswelt ein. Es ist ja wichtig, den LeserInnen etwas zuzutrauen. Sie verstehen auch so die tieferen psychologischen Zusammenhänge und ihnen bleibt damit Raum für eigene Interpretationen. Wenn ein Autor zuviel erklärt und den Lesern diesen Raum nicht lässt, heißt das im Fachjargon, etwas ist "on the nose" geschrieben, also so sehr dem Leser auf die Nase gedrückt, dass es stört.


    Eifersucht und Hass der (Stief-)Mutter auf die Tochter sind ja auch ein häufiges Motiv in überlieferten Märchen, um die wichtigsten zu nennen:
    Aschenputtel, Schneewittchen, Dornröschen (da ist es die böse Fee) oder auch Stiefmutter plus Hexe gegenüber Gretel.

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    Original von Woelfchen85
    Hm, wenn ihr auch noch die Präsentation gestaltet, gilt der Deal ^^


    Kein Problem! Präsentieren können wir doch am besten - was auch immer!


    Um es wieder ernster werden zu lassen: Mit Buchreihen, in denen der gesamte Handlungsstrang fortläuft, würde ich mich auch schwer tun. Ich kann mich aber auch nicht daran erinnern, so was in den letzten 40 Jahren gelesen zu haben.


    Dagegen finde ich es wichtig, dass die Hauptfiguren von Band zu Band einer Reihe eine Entwicklung durchlaufen und dabei erkennbar älter werden. Bei den allermeisten realen Menschen ist das ja vermutlich auch so... :alter

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    Original von Ayasha


    Ich kann verstehen, dass es schwierig ist, dieses Buch in ein Genre einzureihen. Gibt es die Umschreibung "leiser, sanfter Krimi" oder hört sich das zu widersprüchlich an? :gruebel



    Es gibt den "cosy", der meist als Landhauskrimi übersetzt wird. Also am besten: 10 Leute sind in einem Luxuscottage eingeschneit, und einer geht tot.


    Dann gibt es noch den etwas bösartigen Begriff "Häkelkrimi", aber damit ist wohl eher etwas noch Sanfteres (und oft bedeutend Oberflächlicheres) gemeint.


    Unter den Eulen gibt es aber doch bestimmt welche, die da besser Bescheid wissen als ich.


    @ Wölfchen: Wir haben so viele schöne Vorschläge für Dich gesammelt, ganz viele Sachen, die Du tun könntest, statt zu lesen. Wenn Du Dich hier seit heute Morgen nicht gemeldet hast, liegt das doch wohl hoffentlich daran, dass Du einer anständigen Arbeit nachgehst? Oder sitzt Du gerade über einer Statistik, welche rechtschaffenen Autoren Du schon wieder durch bloßes Lesen in Tod und Verderben gestürzt hast? :unschuld

    Beowulf, dein Gedanke ist einerseits genial. Andererseits frage ich mich allerdings, warum ich derartig hektisch das zweite Buch runterschreiben soll, nur weil von Wölfchen diese Gefahr ausgeht. Wäre es nicht viel einfacher, Wölfchen vom Lesen abzuhalten? Wir könnten sie doch mit anderen schönen Dingen beschäftigen. :abwasch
    Oder lass uns mal bei Ayasha nachfragen. Der fällt vielleicht auch noch was ein. :buegeln

    Ja, beowulf, Testleser sind wichtig, aber der entscheidende Unterschied ist eben, dass die erst nach dem Lektorat kommen.


    Wenn wir aber davon ausgehen, dass eine Autorin sich entwickelt und es nicht nur bei ein oder zwei Büchern bleibt, dann sollte sie die Rückmeldungen ihrer LeserInnen aufgreifen. Wobei zur Entwicklung wohl auch ein Quentchen Talent gehört...

    Wölfchen :rolleyes


    Da bin ich ja sehr beruhigt, dass es mit Fine nicht weitergeht. Ich überlege nur, wie das mit meiner neuen Reihe ab übernächstem Jahr ist. Da habe ich mit dem neuen Verlag nämlich schon einen Zwei-Buch-Vertrag. Also nehmen wir mal an, Du liest das erste. Wenn ich deswegen stürbe, wäre das nicht so schlimm, dann würde der Verlag sicher auf die Rückzahlung des Vorschusses für das zweite Buch verzichten - aus Gründen der Pietät. Und mein Mann könnte das neue (gebrauchte) Auto behalten. Aber nehmen wir mal an, ich bliebe am Leben, bekäme aber eine Schreibblockade, könnte das zweite Buch also nicht schreiben. Dann müsste ich nicht nur den Vorschuss zurückzahlen, sondern meine Autorenkarriere wäre im Eimer. Und das alles nur, weil Du das erste Buch gelesen hast...


    :gruebel



    Edit: Ottografie und so

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    Original von Gronik


    ... auch wenn ich mir von der Buchbeschreibung her auch ein bisschen was anderes erwartet hatte.


    Ja, ja, Gronik, das kann ich nachvollziehen. An anderer Stelle unserer LR habe ich schon diplomatisch mit Fontane geantwortet: Das ist ein weites Feld.


    Zum Thema Lektorat habe ich gestern noch einen kleinen Fred bei "Autoren unter sich" aufgemacht.


    @ alle


    Die LR ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber soviel lässt sich wohl schon sagen: Bei diesen nahezu historisch-kriminellen ;-) Temperaturen, die uns nach kurzer Verschnaufpause ja ab Donnerstag schon wieder ins Haus stehen sollen, ist das Buch doch zumindest der passende Lesestoff.


    Eine Fortsetzung zu Fine wird es übrigens aller Wahrscheinlichkeit nicht geben. Ich bleibe zumindest mit den nächsten drei Büchern im 21. Jahrhundert. :write

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    Original von magali


    Andererseits muß man bei der Schreibbegleitung auch aufpassen, daß man sich nicht verunsichern läßt. Wer schreibt, hat in dem Moment eine eher dünne Haut, ist durchaus unsicher. Plötzlich kommt da jemand und hat eine Menge Vorschläge, die verlockend klingen. Das kann ablenken und sogar verwirren.
    Man darf sich überdies nicht überrumpeln lassen als Schreibende.


    Ja, das sind sicherlich ganz wesentliche Aspekte. Und es macht m.E. einmal mehr klar, was Schreibratgeber immer wieder predigen: Vorm eigentlichen Schreiben sollte ein durchdachter, in sich stimmiger Plot stehen. Ich finde, dies ist auch ein schlagendes Argument für die "Schneeflockenmethode".


    :wave

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    Original von Sonnschein


    Das hatte ich tatsächlich nicht gelesen! Sonst hätte ich es ja nicht angemerkt, dass für mich die Verwandtschaft zu plötzlich aufgetaucht sind! Da war ich wirklich nicht sehr aufmerksam, Sorry.



    Alles gut, Sonnschein. Es geht ja auch nicht darum, Dir Deine Meinung zu verbieten. Selbst, wenn Dir das Buch absolut nicht gefallen hätte und Du das hier klar geäußert hättest, wäre das selbstverständlich in Ordnung gewesen.


    Mich hat nur gewundert, dass Du mehrfach betont hast, im Buch stehe, die Kinder haben keine Verwandte. Aber das steht da einfach nicht.


    Aber inzwischen ist das ja geklärt: Du hattest bloß die entscheidende Stelle dazu nicht gelesen und Dich nun dafür entschuldigt. :knuddel1


    Bei "Autoren unter sich" habe ich gestern noch einen kleinen Thread zum Thema Lektorat eröffnet.


    :wave Nadja

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    Original von magali


    Dann steht man vor der Entscheidung, sozusagen halb so gut zu Ende zu schreiben oder ca. 200 Seiten in die Tonne zu treten und ganz neu anzufangen.
    Auch nicht leicht.


    Und in keinem Fall eine Erfahrung, die ich machen möchte... :rolleyes

    Ja, magali, da kann ich natürlich nur zustimmen. Gute Arbeit sollte selbstverständlich gut bezahlt werden.


    Was die AutorInnen betrifft: Möglicherweise ist es für einige ein wesentlicher Teil des kreativen Prozesses, vor dem Schlusspunkt das Manuskript nicht lektorieren zu lassen. Aus persönlicher Sicht finde ich es hilfreich, beim Schreiben von kundiger Seite begleitet zu werden.



    :winkt

    Ihr Lieben,


    weil immer wieder über die Qualität von Verlags-Lektoraten diskutiert wird, möchte ich an dieser Stelle beschreiben, wie die Lektorin des Verlags vorgeht, in dem voraussichtlich im Frühjahr 2015 mein erstes Buch einer neuen Reihe erscheinen wird.


    Die Lektorin hat zunächst das 100-seitige Teilmanuskript redigiert, mit dem ich mich beworben hatte, und ich habe die entsprechenden Änderungen vorgenommen. Bis zum Ende dieses Jahres will ich insgesamt 200 Seiten fertig stellen, die dann wieder redigiert werden. Und für nächstes Frühjahr ist geplant, dass ich das vollständige Manuskript (ca. 330 Seiten) einreiche und es dann vollständig lektoriert wird.


    Ich finde diese Arbeitsweise gerade für Autoren-Anfänger gut, denn
    so können m.E. eventuelle Missverständnisse rasch geklärt und Logikfehler entdeckt werden.


    Darum glaube ich auch, dass diese Methode für den Verlag nicht einmal sehr viel zeitaufwändiger ist als ausschließlich ein "großes" Lektorat nach Abgabe des Gesamtmanuskripts. Und der Qualität eines Buchs dient dieses Vorgehen allemal.


    :wave Nadja

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    Original von Sonnschein


    Stattdessen wird einfach nur gesagt, dass sie keine Verwandten mehr haben und später weiß aber plötzlich jeder von dem Onkel aus Amerika.



    Nein, Sonnschein, hier irrst du ganz eindeutig! Und ich wundere mich darüber, dass Du Deine Kritik ausgerechnet in direkter Folge bringst auf mein Posting, das die Sache mit dem Onkel nochmals klären sollte.


    Nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich so deutlich darauf hinweise, aber an dieser Stelle ist es sehr klar, dass Du vor Deiner Kritik den Text nicht gelesen hast!


    Auf Seite 17 im ersten Abschnitt sagt der Oberlandbauern den Kindern: "Denn in der Gegend hier habt ihr ja keine Verwandten mehr, und eure letzten beiden Paten sind schon vor Jahren nach Amerika ausgewandert."


    Liebe Sonnschein, ich ertrage deine Kritik gut und danke Dir auch für Deine Anmerkungen zu den kleineren Logikfehlern im Text (größere gibt es ja wohl nicht). Ich verstehe selbstverständlich auch, dass Du Dich als routinierte Krimileserin darüber ärgerst. Aber wenn Du in m.E. recht deutlicher Weise und mehrfach und nach einem klärenden Posting meinerseits eine Kritik anbringst, die inhaltlich nicht haltbar ist, wehre ich mich dagegen.


    Darum bitte ich Dich um Deine Stellungnahme, und zwar nicht per pn, sondern hier, für alle lesbar.

    Zitat

    Original von Lesehest
    Ja, stimmt. Fragt sich nur, vor was ich mich dann mehr grause :lache


    Dann passt ja das Gedicht von Robert Gernhardt:


    Horch - ein Schrank geht durch die Nacht,
    voll mit rosa nassen Hemden...,
    den habe ich mir ausgedacht,
    um euch zu entfremden.