Beiträge von Nadja Quint

    Ihr Lieben,


    die Leserunde ist zwar noch voll im Gange, aber es haben sich schon einige für meines Begleitung bedankt. Deswegen gebe ich mal eine Rückmeldung:


    Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich finde es toll, dass wir allein in den vier LR-Abschnitten innerhalb von drei Tagen schon über 1500 Klicks und 170 Beiträge haben.


    Ich bedanke mich für Eure interessanten und oft lustigen Anmerkungen und Ergänzungen sowie die konstruktive und faire Kritik.


    Es freut mich, dass mein Buch offenbar nicht als Erstlingswerk auffällt. Natürlich finde ich es auch toll, dass Ihr es lest von der Waterkant bis zum Alpenrand, von Luxemburg bis Görlitz, und hier keiner schreibt: "Das Buch ist wohl nur interessant, wenn man Düsseldorf kennt."


    Ganz besonders aber freut mich, dass auch diejenigen unter Euch, die das Buch eher kritisch sehen, offenbar ein Potenzial in meiner Schreibe erkennen und gern noch mehr von mir lesen mögen.


    :kissDanke! :wave

    @ schnatterinchen: Naja, so abwegig ist es für die Kripo ja nicht, dass Jäde jemanden angeheuert haben könnte, zumal er eine auffällige Persönlichkeit ist.
    Und sein Alibi ist auch nicht völlig wasserdicht, einfach weil die exakte Todeszeit nicht ganz eindeutig ist. Es liegt ja eine Vergiftung vor, bei der der Tod nicht unmittelbar nach Verabreichung des Gifts eingetreten ist.


    Vielleicht springt der Funke ja noch über. Falls nicht, kann man wohl nichts machen. Bücher kommen eben höchst unterschiedlich an. Mir geht es mit Fantasy-Literatur so. Ich habe mich erst mit 20 und später mit 35 Jahren redlich bemüht, den Zugang zu bekommen - leider vergeblich. Vermutlich liegt es daran, dass ich mich so intensiv mit den Lebensgeschichten meiner Mitmenschen beschäftige und da auf so viel Spannendes stoße, dass ich immer denke: Das kann sowieso keine Phantasie toppen.


    Alisha : Naürlich hätte Brecht sich im Fall von Rolf Dahl auf seine ärztliche Schweigepflich berufen können. Aber da standen gerade zwei Polizisten in seiner Praxis, die wegen des Verdachts einer vorsätzlich falsch ausgestellten Todesbescheinigung gegen ihn ermittelten. Da war es sicherlich klug von ihm zu zeigen, dass er auch in seiner Behandlung anderer Patienten nichts zu verbergen hat. In so einem Fall gilt für ihn die ärztliche Offenbarungsbefugnis aufgrund des Schutzes eines höherwertigen Rechtsguts. Auch die Beweisführung der eigenen Unschuld gegenüber der Polizei ist in so einem Fall wohl als höherwertiges Rechtsgut zu werten.

    Hallo Xania,


    ich finde, das ist eine spannende Frage, die Du stellst. Ich bin mal davon ausgegangen, dass Irene ihre angebliche Offenheit als Versuch nutzt, jeden Verdacht von sich zu weisen. Gerade weil sie weiß, dass Evelyn sich ständig im benachbarten Hospiz aufhält.


    Aber Deine Frage finde ich berechtigt.

    @ Alisha: Es ist ja geade erst festgestellt worden, dass Bettina eines nicht natürlichen Todes gestorben ist, und zwar in ihrem Krankenzimmer.
    Dadurch entsteht natürlich ein dringender Handlungsbedarf für die Spusi. Die Wohnung gilt nun als Tatort.


    Euch allen hier: Macht gar nichts, dass Ihr erst später/ langsamer lest.
    Da kommt noch viel Schönes auf Euch zu - im Buch, aber auch in unserer LR...


    :wave

    Ich bin's gleich noch mal zum Thema:


    Der absurde Roman


    In der geschlossenen Psychiatrie habe ich mal den Fall erlebt, dass eine 75-jährige Patientin eingewiesen wurde, die fast eine Woche lang neben ihrem toten Mann im Ehebett geschlafen hat.


    Auf meine Frage, ob er nicht sehr gerochen habe, hat sie geantwortet:


    "Nein, wieso? Ich habe ihn doch jeden Tag gewaschen."

    Gronik : Ganz lieben Dank für den Hinweis. Gebe ich sofort weiter. Und nochmal: Sorry!







    Clare, ich stimme Dir natürlich zu.


    Lesebiene, da muss irgendwie ein Missverständnis vorliegen. Nguyen führt keine Obduktionen durch. Und er ist als Figur ein wenig überkonturiert, wie Clare schon meinte. Aber um interessante Figuren zu schaffen, ist das manchmal nötig. Nicht nur, weil es unterhaltsam ist, sondern auch, damit man sich die vielen Mitspieler in einem Roman besser merken kann.

    Schön guten Morgen,


    na, das geht hier ja lustig zu.


    beowulf : Super, wie Du hier schon juristisch weiterdenkst und die Strafmaße entwirfst. Ich finde, das ergänzt das Ende noch mal so richtig schön...
    Und Deine Geschichte zum Thema Suspensorium hat mir natürlich auch gut gefallen. Wie lebensklug doch Deine Mutter reagiert hat...


    Clare : Doch, doch! Bitte Geschichten aus der Urologie! Wir erzählen allen, dass sei Deine Stoffsammlung für eine Komödie!


    Frettchen : Dass Du das Ende als grotesk und unrealistisch empfindest, ist selbstverständlich völlig in Ordnung. Und bestimmt geht es Anderen auch so, denn die Szesibel sind teilweise ja wirklich provokant. Was allerdings die
    Figur der Tanja angeht, denke ich, dass sie psychologisch plausibel handelt.
    Irgendwann wird der Stress so groß, dass sie sozusagen in einen Modus des bloßen Funktionierens schaltet und die Gefühle von Verlust und Trauer abspaltet. Sie flieht aus der Situtuation und gleichzeitig vor ihren Gefühlen.


    JaneDoe : Schön, dass Du meine Komödiem lesen möchtest. Nur leider überschätzt Du mich, was meine Phantasie angeht. :kiss Denn der Sprung aus der medizinischen Realität zu meinen Ideen im Roman ist klein:


    Inzwischen ist es ja zum Glück so, dass Eltern ihre totgeborenen Kinder unabhängig vom Gewicht in jedem Fall bestatten dürfen, somit würdevoll Abschied nehmen können und einen Ort zum Trauern haben.


    Das war vor 30 Jahren noch nicht so, da hatten totgeborene Kinder unter 1000 Gramm kein Recht auf eine eigene Bestattung. Um sie aber nicht zu "entsorgen", hat man Folgendes gemacht: Man hat sie zu einer männlichen Leiche in den Sarg gelegt. Explizit zu einer männlichen, damit bei einer evtl. Exhumierung kein Missverständnis aufkommen kann.
    Denn das Phänomen der postmortalen Geburt gibt es ja tatsächlich.

    Ach, Ihr Lieben,


    ich finde Eure Diskussion so spannend, da mach ich doch noch mal kurz mit:


    Clare: Soweit ich weiß, ist es verboten, das Kinn eines Toten vor der ärztlichen Leichenschau durchzuführen (weil der Mensch ja noch atmen könnte). Danach ist es aber nach wie vor erlaubt, wobei in sensibleren Einrichtungen (und dazu gehört offenbar die, in der Du arbeitest), ein eingerolltes Handtuch unters Kinn geklemmt wird. Das Kinn hochzubinden, wird meines Wissens aber immer noch praktiziert. Und Thanatopraktiker nähen es sogar oft zu. (Edit: Sie nähen natürlich nich das Kinn zu, sondern den Mund, bzw. sie verdrahten Ober- und Unterkiefer miteinender.)


    Und Du hast natürlich recht: Ein handelsübliches Suspensorium wäre völlig ungeeignet. Aber den Punkt hast Du ja inzwischen selbst geklärt. Und Clare -
    wir alle überlesen mal was, das finde ich überhaupt nicht schlimmt, und letztlich gilt immer der Satz: Der Kopf ist rund, damit man beim Denken die Richtung ändern kann. :knuddel


    Ob man mag, dass ein Polizist unter den Tätern ist, ist natürlich Geschmackssache. Und ja, es stimmt: Leonie wurde in Dahls Körper beerdiigt. Denn ihre Mörder wollten sie ja gerade nicht irgendwo verscharren. Dass die Lösung provokant ist, war mir beim Schreiben klar. Aber ich habe es mal drauf ankommen lassen.


    Für JaneDoe: Ich fände es prima, wenn Du später auch mal meine Krimikomödien liest.
    Und auch da stelle ich mich natürlich gern Deiner Kritik.

    Huch, nein! Wahrschienlich ist die Sache mit den Kochplatten tatsächlich nicht richtig klar rausgearbeitet:


    Die Ehe von Tanja und Darius ist ja schon lange an Ende. Nun sind sie aber in ihrer Wohnung zusammen gepfercht und dürfen nicht raus. Sie haben sich gestritten und wollen keine gemeinsame Küche mehr.


    @ JaneDoe: Selbstverständlich hast Du recht. Wieso sollte Jäde von Leonie wissen? Aber Du bist sicherlich eine geübte Leserin, die diese Zusammenhänge sofort durchschaut bzw. die richtigen Fragen stellt.


    Das ist das Dilemma von Krimi-Autoren: Man darf die Leser nicht unterfordern (dann sind sie gelangweilt und im schlimmsten Fall sogar gekränkt), aber eben auch nicht überfordern, deswegen ist es manchmal sinnvoll, durch die Fragen der Ermittler die Zusammenhänge (bzw. Nichtzusammenhänge) nochmal klar zu machen.

    Ja, Frettchen. Ich bin von vielen angesprochen worden, ob dieses Kapitel so sein musste. Es ist aber ja nicht das absolute Ende der Geschichte, denn danach wird es (hoffe ich zumindest) ja noch einmal sanft und versöhnlich.


    Wie gefällt Dir denn der Verlauf von Saskias Leben? Sollen wir ihr Deinem Vorschlag entsprechend bei lebendigen Leib das Hirn zerschneiden? Oder ihr doch lieber an der Seite eines 35 Jahre älteren Mannes das ruhige Leben einer gewöhnlichen Opportunistenschlampe gönnen?


    Nein, ernsthaft: Ich weiß noch nicht, ob ich für Evelyn und Co. eine Fortsetzung geben wird. Dabei stößt "Verachte nicht den Tod" gemessen an einem Regionalkrimi-Erstling von einem kleinen Verlag ja auf erstaunliche Resonanz.


    Jetzt erscheint erstmal "Das Mädchengrab", ein historischer Eifelkrimi. Und das ist in jeder Hinsicht eine Premiere. Denn obwohl es so viele Eifelkrimis gibt und mein Verlag ja höchst erfolgreich damit ist, gab es bisher noch nichts Historisches. Und auch, dass das Buch in Anlehnung an die Sprache um 1850 geschrieben ist, ist wohl sehr ungewöhnlich.


    Ich denke aber, dass meine wirkliche Stärke in der Krimikomödie liegt. Und da wird wohl bald schon etwas Hübsches von mir erscheinen. Ohne viel Blut, aber mit jeder Menge Schwarzem Humor. Mehr darf ich noch nicht verraten...

    Zitat

    Original von Alisha



    Die Schreibweise gefällt mir insgesamt sehr gut, alles liest sich sehr schön flüssig. Toll!!!!



    Danke, Alisha. Über das Kompliment freue ich mich besonders, weil es ja mein erstes Buch ist. Die unlektorierte Fassung ist schon fast zwei Jahre alt, und ich wage mal zu behaupten, dass mein Schreibstil in der Zwischenzeit nochmal deutlich besser geworden ist.


    An dieser Stelle noch was zu Sakia: Ich habe natürlich auch überlegt, ob die Szene mit dem Deo in der Straßenbahn nicht übertrieben ist. Vor sechs
    Wochen haben mein Mann und ich dann aber das erlebt:


    Samstagsmorgens in einer voll besetzten Straßenbahn fängt mein Mann auf einmal furchbar an zu grinsen. Ich frage, was los ist, und er deutet mir an, dass er es mir später erzählt.


    Er hatte Folgendes beobachtet (und ich finde es sehr schade, dass ich es nicht selbst gesehen habe, weil ich mit dem Rücken zu diesem Ereignis stand):


    Eine Frau hat sich mit einem Spiegel in der einen und einer Nagelschere in der anderen Hand die Nasenhaare geschnitten.

    Ja - das ist leider auch schief gelaufen. Ich kann mich nur dafür entschuldigen (obwohl es nicht allein in meiner Verantwortung liegt), und es wird in der nächsten Auflage behoben. Zum Ende des Buches kommen übrigens noch zwei Unstimmigkeiten. Alles keine großen Sachen, die den kompletten Plot stürzen würden. Aber ärgerlich ist es natürlich trotzdem.


    Ich habe ja gerade das Manuskript meines zweiten Buchs beim Lektor eingereicht. Das konnte ich schon ganz anders schreiben: Nämlich systematisch von vorne nach hinten, ohne eine einzige Szene umzustellen. D.h. diese Art von Unstimmigkeiten kann darin nicht mehr vorkommen. Was natürlich die unbemerkten Fehler in "Verachte nicht den Tod" nicht entschuldigt.

    Über Eure konstruktiv-kritische und dabei vielschichtige Diskussion freue ich mich sehr.


    Ich fange mal mit JaneDoes letztem Beitrag an:


    Saskia ist in der Tat eine schreckliche Person, und ich kann Clare gut verstehen, dass sie nicht mit ihr befreundet sein möchte. Morten bietet Saskia sicher eine Menge dessen, was sie sich wünscht. (Ob sie sich damit wirklich einen Gefallen tut, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Es ist die alte Geschichte von der Diskrepanz zwischen dem "want" und "need" einer Figur.)


    Den Katzenmord habe ich versucht (ob es mir gelungen ist, muss natürlich jede/r selbst beurteilen) in die Handlung einzubetten. Es ist ja eine Erinnerung, die Evelyn ihr Leben lang mit sich trägt und die sie in ihrer Berufswahl beeinflusst hat. Allen Katzenfreunden sei an dieser Stelle verraten: Ganz am Ende gibt es noch eine sehr versöhnliche Szene.


    JaneDoe, ich kann Dir nur zustimmen: Für den Umgang mit Tod und Sterben
    gibt es - über basale rechtliche und humane Grundsätze hinaus - keine allgemeingültigen Regeln. Auch das sollte das Buch aufzeigen


    Und Beowulf: Ich finde es bewundernswert, dass Du schon morgens um fünf solch wichtige Überlegungen anstellst: Tränen bedeuten nicht automatisch gelebte Trauer.


    Es war mir ein Anliegen, Evelyn in ihrer Depression zu zeigen. Am Anfang des Buchs kann sie den bevorstehenden Tod ihres Vaters noch nicht betrauern, sondern stürzt sich in Arbeit.