Gestern Nacht habe ich zwar Abschnitt Nummer eins zwar noch geschafft, aber mein Kommentar dazu folgt erst heute.
Im Prolog wird uns geschildert, warum Angiola später Sängerin werden will, denn gemeinsam mit ihren Eltern Lucia und Antonio besucht sie im Alter von 6 Jahren ein Theater und ist fasziniert von dieser Welt. Als sie die Sängerin und Komödiantin Zanetta singen hört, da weiß sie, dass auch sie später so etwas gern können möchte. Und hier im Theater begegnet sie zum ersten Mal Giacomos, der Sohn der zauberhaften Sängerin Zanetta, die mit Casanova verheiratet ist.
Die eigentliche Handlung setzt 7 Jahre später ein, sie wohnen in Bologna, ihr Vater ist bereits gestorben und ihre Mutter versucht halbwegs über die Runden zu kommen, indem sie Kleidung ihres verstorbenen Mannes versetzt, sich Untermieter hält und eilends versucht einen Gönner für sich und ihre Tochter zu finden.
Gut geschildert fand ich hier, dass sie ihre Tochter nur heimlich zum jüdischen Pfandleiher schickt, damit niemand schlecht über sie reden kann. Auch diese Zeit war wohl alles andere als einfach für die jüdische Bevölkerung.
Die Begegnung mit dem Kastraten Appianino, der als Untermieter bei ihnen einzieht, fasziniert Angiola so sehr, dass sie sich ihm regelrecht aufdrängt. Er fühlt sich an sich selbst erinnert und gibt ihr kurzerhand Gesangsunterricht, auch wenn das wenig nützen wird, da Frauen im Kirchenstaat auf keiner Bühne auftreten dürfen. Weibliche Rollen werden von jungen Kastraten gespielt. Und dennoch arbeitet sie hart an ihrer Stimme und hält an ihrem Ziel fest.
Hier muss ich ehrlich gesagt Unwissenheit gestehen. Klar ist einem, dass Frauen nicht viel zu melden hatten, aber dass man ihnen das Singen verwehrt hat, weil es als unschicklich galt und sich die Frau ausschließlich dem Kindergebären widmen soll. Ebenso hart hat mich getroffen, dass Angiola wohl mehrere Geschwister gehabt hätte, wenn ihre Mutter nicht so viele Fehlgeburten gehabt hätte.
Richtig geschockt war ich als Mutter Lucia möchte, dass ihre Tochter ihren Liebhaber Professore Falier heiratet, nur damit beide abgesichert sind. Was Frauen doch so alles auf sich nehmen mussten… Es hätte ja auch funktionieren können, wenn Falier die Mutter heiratet, aber da die Herren der Schöpfung die Welt bestimmten, konnte er sich ja auch beide Frauen zu eigen machen, wer wollte es ihm verwehren? Grausam, aber wahr…
Angiola bleibt nichts weiter als Flucht und so macht sie sich mit ihrem berühmten Kastraten aus dem Staub und wird selber zum Kastraten Bellino, da zwar zwei Kastraten zusammen leben dürfen, jedoch keine Frau zusammen mit einem solchen. Um ihre Rolle glaubhaft zu gestalten, klebt sie sich sogar einen falschen Penis in den Schritt, da Kastraten oft von ihren Gönnern sexuell belästigt werden. Um nicht sofort aufzufliegen, kommt sie erst einmal bei Familie Lanti unter, nicht dass ihr Zukünftiger Falier Späher nach ihr ausschickt, um sie zurück zu holen. Hier erfährt sie, dass die Mutter aus Not ihre Kinder verkauft, damit sie überleben können. Das fand ich doch sehr hart und machte mich traurig…
Offensichtlich war es zu der Zeit Gang und Gäbe, dass die Welt an sich dauerhaft sexuell angehaucht war und sich die Reichen herausnehmen konnten, was sie wollten. Ich erinnere mich da an die Theaterszene, wo man sich verkleidet in der Loge fallustiert.
Richtig traurig war ich als der Brief kam, dass ihr liebster Appianino verstorben ist und sie nun doch nicht mehr zueinander kommen werden, geschweige denn ihr Traum vom gemeinsamen Singen erfüllt wird. Aber sie hat seit 2 Jahren einen neuen Maestro, denn ihr Liebster für sie ausgesucht hatte. Mit Härte (Schläge dürfen da nicht fehlen) bringt er ihr alles bei, was sie können muss, ohne dabei zu merken, dass er eigentlich eine Frau unterrichtet. Ihr Maestro Melani merkt an, dass sie besser werden kann als ihr Vorbild Appianino.
Interessant fand ich den Kommentar, dass sie ihren heranwachsenden Busen nicht verstecken muss, da auch Kastraten einen Busen entwickeln. Ist das wirklich möglich? Hat mich zumindest etwas verwundert.
Dies ist mein erstes Buch von Tanja Kinkel und ich habe mich echt in die Geschichte verliebt. Hier kann man so richtig schön eintauchen, in eine andere Zeit reisen und den Alltag vergessen. Mir sind beide Hauptcharaktere schon sehr lieb geworden.
Nach Abschnitt eins stellen sich dem Leser ja doch einige Fragen. Was macht Angiola nun ohne ihren Gönner? Kann sie allein durchkommen? Muss sie sich eventuell auch bald prostituieren, um ihr Ziel zu erreichen?
Dass die Kapitel so lang sind, stört mich rein gar nicht, denn auch wenn man zwischendurch pausiert, findet man schnell wieder in die Geschichte. Gespannt werde ich weiter lesen. 