Ohne zuviel zu verraten, kann ich hier sagen, dass Paula gegen Ende der Geschichte ein wenig "Schicksal" spielt.
Ich mag ihren Lebenshunger, gepaart mit Pragmatismus.
Ohne zuviel zu verraten, kann ich hier sagen, dass Paula gegen Ende der Geschichte ein wenig "Schicksal" spielt.
Ich mag ihren Lebenshunger, gepaart mit Pragmatismus.
Damit einher geht, daß ich von der Geographie der Schweiz nur sehr wenig Ahnung habe und mich mit der geographischen Einordnung sehr schwer tue. Ich werde mir erst mal Kartenmaterial zusammensuchen (einer der zahlreichen im Haushalt vorhandenen Atlanten sollte das hergeben), um eine genauere Vorstellung zu bekommen. Insofern fehlt für meine Begriffe dem Buch eine Karte. Dieses Bild hat mir weiter geholfen.
Ja, ich hätte auch sehr gerne eine Karte im Buch gehabt. Weiter vorne habe ich zwei alte Postkarten von Göschenen und Umgebung hochgeladen, die helfen auch bei der geographischen Einordnung, und einen Paln von der Baustelle in Göschenen.
Ich hab gestern auch angefangen zu lesen und bin recht gut rein gekommen. Spannend finde ich, dass der Prolog in der Zukunft der eigentlichen Geschichte liegt, ohne zuviel zu verraten. Wir erfahren, dass Urs und Helenes Vater zerstritten sind und früher beste Freunde waren, dass Helene verheiratet ist und Kinder hat und dass der Bau einige Todesopfer gefordert hat.
Das lässt einen schonmal sehr gespannt in die Geschichte eintauchen.
Helene ist mir seit Beginn der Geschichte sehr sympathisch und ich finde es bewundernswert, wie sie sich in die Arbeit mit einbringt. Peter gefällt mir auch, ich denke auch, dass er Gefühle für Helene hat.
Mir gefällt vor allem die sehr atmosphärische Landschaftsbeschreibung und was so alles bei so einem Projekt benötigt wird. Der Transport vom Dynamit: Ich finde es krass, wie wenig früher auf die Sicherheit der Arbeiter geachtet wurde. Anstatt für einen sicheren Transport zu sorgen, wird quasi in Kauf genommen, dass die ganze Ware inklusive Lieferanten in die Luft fliegt, frei nach dem Motto „Shit Happens“.Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es weitergeht.
Der Prolog verrät eigentlich nichts, was nicht schon bekannt ist.
Und wer Helenes Mann ist, wird natürlich absichtlich nicht gesagt.
Arbeitssicherheit war damals fast überall ein Fremdwort. Die Gotthardbahngesellschaft hat bei Unfällen im Tunnel oder mit Dynamit immer den Arbeitern die Schuld gegeben. Sie wären zu unachtsam, zu ungeschickt usw.
...hast Du Dich denn gleich auf den schönen Familiennamen festgelegt😉?
Ja. Das ist aber abe ein typischer Name aus der Gegend.
Teresa, die Italienerin ist ja auch verschrien, weil sie ihre Meinung sagt und nicht nur brav zu Boden kuckt, wenn jemand ihr doof kommt.
Teresia Chiodo gab es wirklich. Sie galt in Göschenen als ein "gefürchtetes und berüchtigtes Weib". Sie hat sich in der sehr männlich geprägten Welt des Tunneldorfs behauptet, wohl auch mal zugeschlagen, wenn ihr jemand blöd kam. Es gab ein Gerücht, dass sie einmal am Barbara-Tag an der Spitze von 20 Mann einen Italiener aus der Haft befreit hat. Die Göschener haben ihr so ziemlich alles zugetraut - was ihr dann zum Verhängnis wurde, als sie und ihr Mann 1876 in einen Mordfall verwickelt wurden. Sie muss eine sehr interessante Frau gewesen sein. Leider habe ich nicht rausbekommen, was aus ihr nach dem Mordprozess geworden ist, deshalb habe ich diesen Teil ihrer Geschichte im Buch auch nicht erzählt.
Wenn ich jetzt so nachdenke, hätte ich locker einen Zweiteiler aus dem Gotthard machen können, es gibt so unglaublich viel Stoff.
ZitatAlles anzeigenTeresia Chiodo, 28 Jahre, genannt Citta
Wie auch ihr Ehemann, die Geschwister Cat Genova und einige der Zeugen
stammte Teresia Chiodo aus Corio. Mit den Verhältnissen in Göschenen war
sie zum Zeitpunkt der Untersuchung gut vertraut, denn sie war gemeinsam
mit ihrem Mann schon im August 1873, also kurz nach Baubeginn, ins
Eisenbahnerdorf gezogen. Im August 1875 reiste das Ehepaar Chiodo in die
Heimat und kam dann nach dieser Pause im April 1876 wieder zurück, um
im Tunneldorf zu arbeiten. Ausgedehnte Solidaritätsnetze unter Leuten aus
demselben Herkunftsort sowie zwischen Mitgliedern desselben Arbeiterpostens
boten Rückhalt und waren Indikatoren für das soziale Prestige
einer Person: Je angesehener die Männer, auf deren Unterstützung man im
Notfall zählen konnte, und je grösser die Anzahl der mobilisierbaren Freunde,
desto höher der eigene Stellenwert im gesellschaftlichen Gefüge.21' Das
Ehepaar Chiodo gehörte zur dörflichen Mittelschicht und war in ein solches
Solidaritätsnetz eingebunden, das ihm an diesem Abend zunächst zugute
kam.
Teresia Chiodo war zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung weder den Landjägern
noch den Leuten im Dorf eine Unbekannte. Das Gerücht ging, sie habe
einmal an einem St.-Barbara-Fest, also am 4. Dezember, an der Spitze von
zwanzig Mann einen Italiener aus der Haft befreit. Andere munkelten, sie
habe bereits einmal einen Menschen erstochen und sei deshalb nach
Göschenen geflohen. Diese Gerüchte bildeten sich auch in ihrem Namen ab:
Weil man ihren Mann im Dorf «Cit» nannte, war sie für die italienischen
Freunde folgerichtig «la Citta». Einigen Göschenern schien jedoch der Name
«Fiddlätätscherä» angebrachter.
Es spielt für meine Lektüre der Protokolle keine Rolle, ob diese Geschichten
oder Gerüchte auf Tatsachen beruhten. Was sich aber mit Sicherheit sagen
lässt, ist, dass ihr Name in Göschenen im Zusammenhang mit Gewalt
genannt wurde und damit Gefahr und Unberechenbarkeit signalisierte. Der
Name «Fiddlätätscherä» spielt auch auf Sexualität an. Geschlecht war in
diesem Prozess ein implizites Thema. Diese Hypothek wirkte sich auch auf
die Verhöre aus.
Quelle: Alexandra Binnenkade "
Ein gefürchtetes und berüchtigtes Weib : zur
fiktionalen Qualität von Gerichtsquellen"
Ich dachte, sie wäre streng calvinistisch gewesen, aber die waren auch nicht nachsichtiger als die Katholiken.
Dann waren es vielleicht nur die Urner, die katholisch waren.
KarinS Hast du Piero und Peter eigentlich absichtlich so benannt? Die Namen bedeuten ja im Prinzip beide das Selbe... Und apropos Namen. Meine Töchter haben sowohl Mädchen mit den Namen Helene, Johanna und auch Paula im Jahrgang. Anna kennen wir auch eine.... Sprich die alten Namen sind grad wieder arg in Mode
Zunächst nicht. Piero hieß im ersten Entwurf noch Francesco.
Peter war immer Peter ( er ist einem sehr netten Peter nachempfunden, den ich mal kannte - vor 40 Jahren). Ursprünglich sollte Enzo Piero heißen, und dann ist es mir immer wieder passiert, dass ich statt Francesco Piero geschrieben habe und das fühlte sich für die Figur viel passender an. Also habe ich umbenannt. Später ist mir dann aufgefallen, dass die beiden Männer damit quasi den gleichen Namen haben, fand ich aber gut.
Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich auch ein Faible für Elfriede Bissig - ich liebe die Szenen mit ihr.
Die hat mir beim Schreiben richtig Spaß gemacht.
Jedenfalls finde ich, dass gerade auch die Mentalität der Bergler auf den Punkt getroffen ist. Ich kann die Diskussionen in der "Beiz" richtiggehend hören wie da gewettert und geschimpft wird und wie die Beführworter versuchen, die Sturköpfe zu besänftigen. Denn stur sind sie, die Bergler - bin ja selbst so.
Das freut mich total ![]()
Oh, sorry... bin jetzt etwas ins erzählen geraten.
Aber das Buch und das Thema fesseln mich gerade so sehr.
Erzähle gerne mehr, ich finde das total spannend. Und deinen "schweizer" Blick auf die Geschichte auch. (Ein bisschen mulmig war mir schon, ob der Roman auch den Schweizern gefällt.)
Wir sind mit den Fahrrädern von Andermatt links der Reuss in Richtung Realp gefahren, das ist ja in Richtung Furkapass.
Ah, wie gut, dass wir dich in der Leserunde dabei haben. Diese Infos sind mehr als interessant und erhellend.
Lässt du so was raus, weil es zu umfangreich geworden wäre, darüber zu berichten?
Zum einen, weil es wirklich zu umfangreich geworden wäre, zum anderen, weil mir die Beschreibung der Exkremente, die an den Hauswänden herunterlaufen, ( so steht es in Holds Bericht) dann doch zu eklig war und auch meine Lektorin meinte, so genau würde man das nicht wissen wollen. Ich habe dann lieber die Beschreibung, wie es im Tunnel zuging, reingenommen.
Darüber hatte ich mir vorher auch keine Gedanken gemacht: Der Tunnel wurde ja täglich länger. Bei 5 Kiilometer dauerte der Weg zur Tunnelbrust gut eine Stunde, die Männer war bis zu zwölf Stunden im Tunnel.
Da geht niemand raus, wenn er mal muss. Toiletten gab es aber im Tunnel nicht. Das Ganze bei über 30°C und 90% Luftfeuchtigkeit. Eigentlich verwunderlich, dass da nicht jede Menge Seuchen ausgebrochen sind. Kleine Ausbrüche von Cholera gab es - und dann später den "Tunnelwurm".
Gegenüber unserer Ferienwohnung in Göschenen war der alte Friedhof. Dort steht ein Denkmal für die Arbeiter des Tunnels. Das muss man dazu schreiben, denn es sieht aus wie ein Denkmal für Louis Favre. Er auf dem Sockel und unten ein Mineur (mit der typischen Öllampe) der andächtig zu seinem "Patron" aufblickt.
Später wurde das Schild mit den Namen der 199 bekannten Toten noch aufgestellt.
Wesentlich angemesser für die Opfer des Tunnelbaus finde ich das Denkmal von Vincenzo Vela in Airolo . Er hat es 1883 entworfen, aber erst 1932 in auf dem Bahnhosvorplatz in Airolo aufgestellt.
Das Foto stammt vom Bau des Lötschbergtunnels, aber so kann man sich das vorstellen.
Hier kommen nochmal ein paar Fotos:
So sahen die Bohrmaschinen aus. Auf dem 2. Foto ist der "Bohrposten" dabei, da sieht man dann auch, wie groß die waren.
Ein Bohrposten bestand aus einem Vorarbeiter, vier Mineuren, zwei Mechanikern, acht Handlangern und einem Laufburschen. Für den Betrieb im Richtstollen waren zwei Bohrmaschinenposten von je 16 Mann und zwei Schutterposten von je 22 Mann notwendig.
Das 3. Foto zeigt die Druckluftlokomotive.
Es war ja auch immer die Frau dafür verantwortlich, dass der Mann übergriffig wurde. Das ist sicher den verschrobenen Ansichten der Kirche zuzuschreiben. Da wetterten die Priester ja immer gegen die Frauen, die den Männern so gefährlich wurden, weshalb auch immer. Gründe gab es genug.
Aber gerade in Johannas Fall fand ich es von den Eltern, die es sich durchaus hätten leisten können, unglaublich hart und gefühllos. Erfährt man eigentlich noch von ihrem Schicksal? Ich bin im letzten Abschnitt und sie wurde nicht mehr erwähnt.
Die Schweiz war ja streng katholisch und in dem Bericht sieht man ja, wie nachsichtig die Männer beurteilt wurden.
Johanna kommt noch mal vor.
Leider kann ich den link nicht öffnen. Mein Laptop weigert sich da seit einiger Zeit und sagt immer, Fehler bei der Uhrzeit. Die ich mehrmals aktualisiert habe. Auch kopieren und in die Adresszeile einfügen geht nicht, da sagt er das gleiche. Ich weiß nicht, woran das liegt.
Das ist ein PDF, vielleicht liegt es daran.
Das war wirklich ein großes Aufkommen an Arbeitern. Die Fluktuation lag wohl hauptsächlich an Krankheiten und Unfällen, oder wie bei Piero, wenn einer nicht spurt, wird er entlassen.
Und auch daran, dass die Arbeit sehr anstrengend war. Je tiefer es in den Berg ging, um so heißer war es. Dazu kam extrem hohe Luftfeuchtigkeit.
Auf Seite 124 ist mir aufgefallen, dass Piero sich einen Schal über Mund und Nase zieht, auf Seite 120 war es noch ein Halstuch.
Nur eine Kleinigkeit, aber irgendwie ist mir das sofort ins Auge gesprungen.
Das mein Fehler, sollte ein Halstuch sein.
Alles anzeigenDie Fehler werfen kein gutes Licht auf die Arbeit im Aufbau Verlag:
Seite 203, zweite Zeile: statt "zahl" - zahlt sich ...
Seite 215, 12. Zeile von unten:
Er hatte ihm den Armen gehalten, seinen...
ihn in den...
Ich sammle. Ich habe meiner Lektorin letzte Woche schon geschrieben und gefragt, was da schief gegangen ist. Denn das kann es echt nicht sein. Wozu gibt es ein Korrektorat, wenn solche Fehler durchrutschen. Ich selbser sehe meine Fehler nicht (mehr) , nachdem ich das Manuskript ca. 10 Mal gelesen habe. Mein Hirn weiß, was da stehen soll und liest es dann auch.
Die Geschichte ist wirklich faszinierend erzählt, wir sind echt verwöhnt mit der Autorin. Ein großes Kompliment, aber schon nach den Albatrossen wusste ich, das hat Potential. Da muss ich dran bleiben.
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