Beiträge von KarinS

    Ich meine, gelesen zu haben, Helene sei 21... klar steckt sie ihre Füße noch unter Vaters Tisch, doch ist sie wirklich noch nicht volljährig? Kann ihr Vater eine Hochzeit verhindern/ muss er noch einwilligen?

    Damals brauchte man in der Schweiz trotz Volljährigkeit, die Einwilligung des Vaters oder eines anderen männlichen Verwandten - und - der Kantonsregierung. Es gab in der Schweiz auch deshalb viele uneheliche Kinder, weil viele Paare nicht heiraten durften. Gründe: Zu wenig Geld, irgendwann mal von der Fürsorge abehängig gewesen, "liederlicher" Lebenswandel.


    Zitat

    Arme Johanna und andere ledige Mütter. Wie erniedrigend, im Moment der Geburt zum Vater von "Amtsherren" befragt zu werden. Das erinnert mich daran, dass im englischen Königshaus lange üblich war, dass bei Geburten ein Mitglied der Regierung mit im Geburtszimmer anwesend war um Geburt zu bezeugen. Wie furchtbar, Johanna ihren zwei Wochen alten Säugling wegzunehmen.

    Von den "Genießverhören" habe ich auch erst während der Recherche erfahren. In einer meiner Quellen stand, dass uneheliche Geburten "hart sanktioniert" wurden und da habe ich nachgeforscht und bin auf dieses hier gestoßen:

    Man solle mir die Kerzen nur anzünden" :Vaterschaftsklagen und Unzuchtsfälle im

    Kanton Uri des 19. Jahrnhunderts"


    https://www.e-periodica.ch/cnt…-001%3A1998%3A89%3A%3A133


    Das ist doch sehr erschütternd, wie mit den Frauen umgegangen wurde

    Ich meine, ich kann Helene und Piero verstehen, aber sie sollten doch Matteos und Johannas Schicksal als Beispiel nehmen. Natürlich wünsche ich ihnen ihre Liebe leben zu können. Aber ihre Eltern haben den Heiratsantrag Pieros nicht akzeptiert, werden es vermutlich auch nicht tun.

    Man wundert sich, dass dieser Tunnel überhaupt fertig geworden ist, bei den Bedingungen. Es gibt doch nicht endlos Mineure und andere Arbeiter, die fachlich qualifiziert sind. Sicher, die Schotterer sind leichter zu ersetzen aber die anderen? Auch diejenigen, die sprengen sollten sich doch auskennen.

    Tja, wenn allen Liebenden immer vernünftig wären ...

    Es gab sehr viele Mineure, in Göschenen waren es zweitweise ca. 1400, in Airolo 1800. Bei einem Drei-Schicht-Betrieb waren ca 500 Arbeiter im Stollen.

    insgesamt schätzt man, dass um 6000 Arbeiter in diesen zehn Jahren in Airolo und Göschenen waren, die Fluktuation war recht hoch.

    Helene und Piero werden sich verlieben. Wie wird Peter das aufnehmen? Bekommt er es mit? Ich gehe davon aus, dass ihr Verlieben heimlich stattfindet, weil Anna und Franz die Verbindung nicht gutheißen werden. Wird Piero verletzt und Helene besucht ihn im Spital, erfährt dort auch seine Geschichte - sie haben ja Zeit - und sie verlieben sich?...

    Ich sage nichts ...

    Ich bin sehr gut in das Buch hineingekommen. Mitte der Woche habe ich Kapitel 1 - 5 in einem Rutsch durchgelesen. Das ist bemerkenswert, da ich a) eigentlich gar keine Zeit dafür hatte und b) sowieso ein "Stückchen-Leser" bin. Von daher ist das ein Zeichen, dass mich das Buch von Anfang an sehr gefesselt und mitgenommen hat. :thumbup:


    Mir gefällt Helene und die Beschreibung der anderen Personen (auch wenn es ganz schön viele auf einmal sind),

    Hach, danke, das freut mich. Und ja, es ist ziemlich viel "Personal" im Buch. Meine Personenliste ist drei Seiten lang. ^^

    Mir wäre es auf Dauer auch zu eng und im Winter zu dunkel. Wir hatten letztes Jahr großes Glück, 5 Tage Sonne, 1 Tag bewölkt und 1 Tag Regen. Normalerweise regnet es in Göschenen viel, hat man uns erzählt.

    Die Sache mit dem Dynamit ist schon heftig. Mir war auch nicht bewusst, dass es bei Kälte instabil wird. Da hat Helene auch gut mit Favre verhandelt, das hat mir gefallen.

    Das wusste ich auch nicht, bevor ich den Film gesehen habe, da wird das auch thematisiert.

    Was ich bei wiki gelesen habe, über die Häuser, die Wohnverhältnisse dort und auch der Behandlung der Arbeiter, wirft wirklich kein gutes Licht auf ihn, im Gegenteil.

    Das wird im Buch aber auch sehr gut rüber gebracht, wenn bis jetzt auch nicht in der Deutlichkeit wie bei wiki. Vielleicht kommt es ja noch.

    Ja, da kommt nocht ein bisschen was. Es gibt aber einige Details, die ich dann doch keinem zumuten wollte. Nach dem Streik der Arbeiter wurde Oberst Hans Hold vom Bundesrat nach Göschenen geschickt, um die Hintergründe zu untersuchen. Er hat das auch getan und einen offiziellen Bericht an den Bundesrat geschickt, der aber nicht so ausfiel, wie der Rat sich das gewünscht hat. ( Verkürzt gesagt: Die Italiener sind schuld) Hold kritisierte besonders die Wohnbedinungen der Arbeiter: "Das Elend übersteigt in der That alle Begriffe".

    Es gab in den Wohnhäusern keine Toiletten und auch außerhalb nicht genug Aborte. Man kann sich vorstellen, wie es in den Straßen ausgesehen hat. Manche Arbeiter haben dann halt den Hintern aus dem Fenster gehängt - woraufhin die Hausbesitzer die Fenster vernagelt haben. - Kommt im Roman nicht vor.

    Ich steige ja jetzt erst ein, möchte meinen Leserunde-Eulen und allen voran Karin jetzt schon einmal großen Dank und Kompliment aussprechen, wie umfangreich, lebendig und informativ dieser erste kommentierte Abschnitt ist. Wow!

    Vielen Dank. :-) Mir machen die Leserunden bei den Büchereulen auch großen Spaß, weil es hier so lebendig ist und die Teilnehmer wirklich interessiert.


    Zitat

    Zum Gotthard habe ich keinen Bezug, habe ihn möglicherweise als Kind mal auf dem Weg in den Urlaub nach Italien passiert. Auch von der Schweiz weiss ich nicht viel, denn Hannover ist zum einen ein gutes Stück entfernt und ich weiß noch, wie blass meine Eltern 1983 wurden beim Urlaub in Villars u.a beim Bezahlen an der Kasse von Geschäften. Es war daher nur einmal Urlaubsziel. Gut war, dass zumindest für Kinder der Eintritt bei vielem wegfiel.

    Wir waren letztes Jahr auch erschrocken über die Preise. Die Schweiz ist schon sehr teuer für Deutsche.



    Die Kapitel sind weiterhin unterschiedlich lang. Das hat sich aus der Handlung und den Perspektivewechseln ziwschen Helene und Piero so ergeben.

    Dass Favre die Leute zum einen gefährliches Dynamit befördern lässt ohne sie zu warnen und dann die Sprengungen dilettantisch durch führt, was auch noch viele Verletzte fordert, wirft ein neues Licht auf den charismatische Konstrukteur.

    Favre ist jahrelang als "Freund" der Arbeiter, "einer von uns" hochgelobt worden, weil er aus einfachen Verhältnissen stammte. Als Sohn eines Zimmermanns hat er den Aufstieg vom einfachen Handwerker zum Steinbruch- und Bau-Unternehmer geschafft. Er hat nicht studiert, sondern sich sein Wissen selbst bei gebracht. Er hatte sicher viel Charisma und war angeblich bei "seinen" Arbeitern sehr beliebt. In neueren Quellen wird das kritischer gesehen. ich denke, er war ihnen ( den Arbeitern) ziemlich egal, die hatten ja kaum mit ihm zu tun, die durften sich mit den Vorarbeitern und Akkordanten rumstreiten.


    Zitat

    Ruedi ist auf Piero und alle andern italienischen Arbeiter nicht gut zu sprechen, weil sie die Göschener Mädchen einfach mehr faszinieren, als die Burschen, mit denen diejenigen die ganzen Zeit zufrieden waren.


    Das ging nicht nur Ruedi so. Da gab es richtig viel Ärger in Göschenen. Natürlich fanden viele Mädchen die jungen Italiener zum Teil interessanter als die jungen Männer, mit denen sie aufgewachsen waren.

    So im Buch geht es gerade so, aber wenn ich es mir bildlich vorstelle, was ich meistens tu, wird mir trotzdem schwindlig.

    Mein Mann hat seit ca. 11 Jahren auch Höhenangst. Deshalb habe ich den Weg von Andermatt nach Göschenen übere die Teufelsbrücke und durch die Schöllenen erstmal alleine gemacht. Der Weg durch die Schöllenen ist aber gar nicht mehr so "schlimm", der verläuft teilweise oberhalb der neuen Passstraße. Den sind wir dann nochmal zusammen gegangen, nur den Rundgang bei der Teufelsbrücke hat er nicht mitgemacht.

    Den Zweiteiler hab ich zumindest in Teilen gesehen.

    Ich kenne ihn auswendig :D Was ich interessant finde: Sie haben, außer Escher und Favre, alle am Bau beteiligten Ingenieure und auch andere Figuren fiktionalisiert, also die Namen geändert und auch die Charaktere "gemischt". Die erfundene Hauptfigur Max macht ein paar Dinge, die in Wirklichkeit Ernest von Stockalper getan hat. Für mich war es total spannend, herauszufinden, wer die echte "Vorlage" für die jeweilige Filmfigur war.

    Urs Einwände sind schon berechtigt, aber eben auch weltfremd und rückständig.

    Irgendwie scheint es auch darum zu gehen, wer das Sagen hat. Urs will auch die Kontrolle über seine Kinder behalten und sich nicht von seinem Sohn belehren lassen.

    Er verennt sich leider total - und ist auch ein Fanatiker. Den Widerstand der Fuhrhalter gab es, sie haben auf der Südseite auch Anschläge auf die Wasserleitungen verübt und einen jungen Fuhrhalter, der für die Gotthardbahngesellschaft gefahren ist, erschlagen.

    Eine Anmerkung dazu, warum ich einige Kneipen- und Hotelnamen erfunden habe:

    Als wir letztes Jahr in Göschenen waren und ich beim Gemeindeamt zwei Bücher über Göschenen gekauft habe, habe ich erzählt, dass ich für ein Buch über den Tunnelbau recherchiere und die netten Damen wurden dann deutlich zurückhaltender. In einem der Bücher habe ich dann den Grund gefunden: Ein anderes Buch mit dem Titel "Hinter den sieben Bergen". Das hat eine Anna Josephine Fischer geschrieben. Eine deutsche Kommunistin, die vor den Nazis geflohen ist und einige Jahre in Göschenen gelebt hat.


    Zitat

    Winter 1945, Zürich. Im Verlag «Büchergilde Gutenberg» erscheint «Hinter den sieben Bergen». Die Autorin des Werks, Anna Josephine Fischer, behauptet, alle darin beschriebenen Personen und Handlungen seien frei erfunden. Das ist – ironischerweise - aber das Einzige, das wirklich frei erfunden ist. Denn Personen, Orte und Handlungen werden sehr schnell erkannt.



    Zitat

    Ihr Buch über Göschenen sorgte 1945 für einen Skandal. Zwar hat die Autorin alle Namen verfremdet, doch den Göschenern war sofort klar, wer und was gemeint war. Zum Beispiel die italienische Wirtefamilie im Restaurant, das im Buch «Felsenkeller» heisst, in Wahrheit aber «Schöllenen-Bahn». Im Buch erfährt die Familie von den Einheimischen Verachtung, Ausbeutung und Ausländerhass und wird letztlich zum Verlassen des Dorfes gezwungen.

    Also die Göschener kamen in ihrem Buch nicht gut weg, und das hallt im Dorf tatsächlich noch nach.

    Meine Personen sind aber wirklich alle erfunden, bis auf die historischen, die hinten in der Liste aufgeführt sind. Da kommen allerdings einige auch nicht gut weg.


    Hier ist ein Zeitungsartikel dazu: https://www.aargauerzeitung.ch…liengeschichte-ld.1207916

    I

    Der Tourismus scheint in dieser Gegend auch schon seit einiger Zeit eingezogen zu sein. Es gibt mehrere Gasthäuser und Hotels. Also ganz fremd sind ihnen die Fremden nicht. Wie viele Arbeiter es tatsächlich werden können, haben sich aber wahrscheinlich die wenigsten vorstellen können.


    Interessant fand ich, dass gleich Schule und Krankenhaus mit eingeplant wurden. Da konnten wohl die Organisatoren wie Louis Favre aus ihrer Erfahrung mit anderen Großprojekten schöpfen.

    Wie viele Gasthäuser es vor Baubeginn gab, weiß ich gar nicht. Das "Schäfli" ist belegt. das "Trögli" habe ich erfunden, dazu schreibe ich gleich mal was. Es gab nur ein Hotel: Zum weissen Rössli. Da hat angeblich Goethe schon Station gemacht.

    Über den Tunnelbau weiß ich fast gar nichts. Immerhin bin ich schon mal vor ein paar Jahren durch den Tunnel und das ist schon was besonderes. Der ist ja soooo lang. Man meint, das endet nie.

    Das war aber sicher der Straßentunnel. Der wurde von 1970 - 1980 gebaut. Davor konnte mann mit dem Auto entweder über den Pass, oder man ist in Göschenen mit dem Auto auf den Zug gefahren, dann durch den Tunnel und in Airolo wieder runter vom Zug. Habe ich mit meinen Eltern in den 1970ern noch erlebt.


    Zitat

    Eine Leistung, dass da von zwei Enden gebaut wurde und es klappte. Bin mal gespannt, ob das wirklich problemlos ging. Spannend sind für mich auch die technischen und logistischen Feinheiten. Das mag ich, dass da einiges zur Sprache kommt. Ich denke ja schon, das wäre doch ein toller Filmstoff.



    Es gibt einen Film von 2016 ( anlässlich der Einweihung des Gotthardbasistunnels gedreht) der sehr gut und spannend ist. Vor allem die Szenen im Tunnel sind sehr beeindruckend. Historisch ist er nicht ganz korrekt, die Reihenfolge der Ereingisse stimmt nicht ( der Streik war viel früher und hatte auch andere Ursachen), aber sehenswert ist er: https://www.3sat.de/film/fernsehfilm/gotthard-1-100.html


    Der Film war auch der Grund, dass ich mich erst nicht an den Stoff gewagt habe. Meine Lektorin hat mir dann gesagt, dass es unzählige Bücher und einige Filme über den Untergang der Titanic gibt, die sich trotzdem alle unterscheiden.

    KarinS , sag Bescheid, wenn ich da helfen kann / soll! Wäre kein Problem.

    Wenn du möchtest, gerne. :-)

    Das Braune sind alles Installations und Verwaltungsgebäude. Die Nummer 3 ist das Kompressorenhaus, da wurde die Druckluft für die Bohrmaschinen "hergestellt". (Foto 3 + 4) Ansonsten Werkstätten für Maschinen, Pulvermagazine, Häuser für ca. 300 Arbeiter und ihre Familien. Das letzte Foto zeigt das Nordportal um 1875.