Beiträge von buchregal123

    Jeder hat wohl schon einmal von Cambridge gehört. Doch meist verbindet man Cambridge mit der Universität, Dem King’s College oder dem Trinity College. Wer es bisher aber noch nicht wusste, weiß es spätestens nach dem Lesen des Buches, dass Cambridge auch ein Ort der Spione ist.
    Die Autorin und Historikerin Hannah Coler (Pseudonym) entführt uns in diesem Buch in die Welt der Geheimdienst und Spione. Dabei verknüpft sie geschickt Fiktives mit realen Ereignissen. Der historisch belegte Teil um die Cambridge 5 wechselt mit dem Geschehen in der jetzigen Zeit ab. Zwischendurch gibt es noch Einschübe über die Studentenproteste vor dem Garden House Hotel in den Siebziger Jahren, als Hunt, Jenny, Phelbs, Georgina und Stef Studenten in Cambridge waren, und über die Gedankengänge einer unbekannten Spionin.
    Professor Hunt erwartet viel von seinen Doktoranden David, Jasper und Wera. David, der Sohn von Steph, scheint ihm besonders ans Herz gewachsen zu sein. Der Amerikaner Jasper nimmt das Leben leicht, ist aber überzeugt, dass er alles schaffen kann. Die Deutsche Wera ist von dem Spion Jim Philby fasziniert und will ihre Doktorarbeit über ihn schreiben. Hunt ist charismatisch, fordert viel und hat keine besonders gute Meinung über andere Menschen. Obwohl es sein unangenehmen Seiten hat, mochte ich ihn, denn er hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.
    So lernen wir den Part um Jim Philby und die Cambridge 5 aus Weras Arbeit kennen. Es ist interessant, wie er alle genarrt hat und sowohl für den MI6 als auch für die Russen tätig war. Er und seine Freunde waren unzufrieden mit den Verhältnissen und ließen sich daher in den dreißiger Jahren vom russischen Geheimdienst anwerben.
    Nicht nur in den siebziger Jahren sind die Geheimdienste in Cambridge präsent, um Studenten anzuwerben, auch in der jetzigen Zeit ist Cambridge ein Ort der Spione. Dann gibt es einen Mord und Professor Hunt scheint in die Sache verwickelt, denn er und der Tote waren schon lange keine Freunde mehr.
    Das Buch ist als Roman herausgegeben worden, doch es ist spannend wie ein Thriller.
    Ich kann diesen Roman nur empfehlen.


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    Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass Harry Hole noch einmal aktiv wird, denn er lebt nun ein ruhigeres Leben mit Familie und als Dozent an der Polizeihochschule. Aber nun ist er wieder da, wenn auch nicht ganz freiwillig.
    Dies ist bereits der 11. Band um den Ermittler Harry Hole, von denen ich allerdings nicht alle gelesen habe.
    Ein Serienmörder nutzt die Dating App Tinder, um seine Opfer zu finden und sie dann sehr grausam zu töten. Die Ermittlungen laufen unter Zeitdruck, denn es steht zu befürchten, dass es bald wieder ein Opfer geben wird. Sehr bald bemerken Hole und sein Team, dass sie es mit einem alten Bekannten zu tun haben. Ein Katz und Maus-Spiel beginnt.
    Ich mag skandinavische Thriller und der Schreibstil von Jo Nesbø gefällt mir besonders. Er lässt sich gut lesen und schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Die Charaktere sind sehr gut und authentisch beschrieben, so dass man sie sich gut vorstellen kann. Außerdem gibt es eine Reihe, die man schon aus den Vorgängerbänden kennt. Mir ist Harry Hole sehr sympathisch. Er hat ein ganz besonderes kriminalistisches Gespür und das ist in diesem Fall auch gefragt. Da hat er nun mit diesem schwierigen Fall zu tun und auch privat gibt es Probleme.
    Aber auch die Sichtweisen des Täters sind sehr gut dargestellt. Auch wenn es recht früh klar zu sein scheint, um wen es sich handelt, bleibt es dennoch spannend und am Ende gibt es noch eine handfeste Überraschung.
    Eine klare Empfehlung für diesen spannenden Thriller.


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    Targa Hendricks ist verdammt gut in ihrem Job als Undercover-Ermittlerin des BKA. Nun soll sie den Hochschuldozenten Falk Sandmann überführen, der im Verdacht steht, mehrere junge Frauen ermordet zu haben. Da man ihm aber nichts nachweisen kann, kommt Targa ins Spiel – in ein tödliches Spiel.
    Der Schreibstil des Buches ist einfach und flüssig zu lesen.
    Targa hat eine traumatische Kindheit hinter sich, daher ist sie eine Einzelgängerin . Sie kennt keine Angst, was dafür sorgt, dass sie so erfolgreich in ihrem Job ist. Ihr Gegenspieler ist eine charismatische und intelligente Persönlichkeit mit einer dunklen Seite. Er ist besessen von den letzten Worten Sterbender und er sorgt dafür, dass es ist immer wieder erleben kann. Als er Targa begegnet, ist er fasziniert von ihr und ihrer Gefühllosigkeit. Sie soll ihm beweisen, dass er Vertrauen zu ihr haben kann. Wir sie tun, was er verlangt?
    Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, so dass ich mir ein Bild von ihnen machen konnte. Auch wenn mir Targa und Sandmann als Persönlichkeiten zu extrem sind und ich mich daher mit beiden nicht identifizieren kann, sind sie gleichwertige Gegner in einem grausamen Spiel. Dagegen war es mir manchmal unverständlich, wie sich die Opfer von einer starken Persönlichkeit blenden ließen und somit in die Falle tappten.
    Es geht sehr, sehr spannend zu, allerdings auch ziemlich grausam. Man darf also nicht allzu zartbesaitet sein, wenn man dieses Buch liest. Wer lieber mitermittelt, ist bei diesem Buch falsch, denn der Täter steht von Anfang an fest. Trotzdem konnte sich die Spannung bis zum schlüssigen Ende halten.
    Ein spannender Thriller.


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    Gunnar Barbarotti wacht morgens auf und stellt fest, dass seine Frau Marianne durch ein Aneurysma gestorben ist. Obwohl die beiden damit gerechnet hatten, dass so etwas passieren könnte, verliert er den Boden unter den Füßen.
    Als er dann nach einigen Wochen wieder arbeiten muss, wird ihm von seinem Vorgesetzten Asunander, der bald in Rente geht, ein Fall aufgedrückt, den er alleine bearbeiten soll. Barbarotti befürchtet, dass dies als Beschäftigungstherapie gedacht ist, denn der Fall liegt Jahre zurück. Trotzdem macht er sich an die Arbeit, obwohl seine Trauer ihn immer wieder überfällt.
    Der Elektriker Arnold Morinder ist verschwunden. Verdächtigt wurde seine Frau, die viele Jahre zuvor bereits schon einmal einen Ehemann umgebracht hat. Sie hat diesen Mord gestanden und die Gefängnisstrafe abgesessen. Je mehr sich Barbarotti mit dem Fall beschäftigt, umso mehr kommen Zweifel bei ihm auf. Hat Ellen Bjarnebo den Mord gestanden, um ihren Sohn zu schützen?
    Nesser erzählt die Geschichte einmal in der Gegenwart aus Barbarottis Sicht und dann in der Vergangenheit aus der Sicht von Ellen Bjarnebo, der „Schlächterin von Klein Burma“. Während der sich dahin schleppenden Ermittlung hadert Barbarotti mit seinem Schicksal, mit Gott und dem Glauben und wartet auf ein Zeichen von Marianne. Dieses Zeichen erhält er nach einem Monat durch einen Brief von ihr.
    Währenddessen ermittelt Eva Backman, Barbarottis Kollegin und Freundin, in einem anderen Mordfall. Bei einer Befragung erfährt sie Fakten, die Barbarotti in seinem Fall weiterhelfen.
    Zum Schluss klärt sich alles, auch dass Asunander persönliche Gründe hatte, diesen alten Fall noch einmal aufrollen zu lassen.
    Barbarotti ist in der Zeit der Ermittlungen mit seinen persönlichen Problemen besser fertig geworden und weiß, wie sein Leben weiter verlaufen soll. Ein perfekter Abgang für den sympathischen Barbarotti.

    Ein toter SA-Mann wird 1934 unter einer Eisenbahnbrücke in Berlin aufgefunden. Es sieht aus, als sei er erschlagen worden. Als Gereon Rath am Tatort ankommt, muss er feststellen, dass auch die Geheime Staatspolizei an dem Fall interessiert ist. So muss er wieder mit seinem früheren Kollegen Reinhold Gräf zusammenarbeiten, der ihm inzwischen rangmäßig gleichgestellt ist. Während Gräf felsenfest überzeugt ist, dass es sich um einen politischen Mord handelt, den die Roten verübt haben, hat Gereon da seine Zweifel. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Tote in Wirklichkeit an einem Glasauge erstickt ist. Rath beginnt zu ermitteln ohne die Staatspolizei zu informieren und findet Spuren, die in die Vergangenheit weisen.
    In Berlin ändert sich vieles, aber Gereon bleibt wie er ist. Er verdrängt die Situation und hofft, dass alles schon nicht so schlimm wird und der Spuk bald eine Ende hat. Noch kommt er mit seiner höchst eigenen Version des Hitler-Grußes durch. Wir wissen natürlich, wie alles wirklich weiterging. Es ist sehr bedrückend zu lesen, wie die Menschen drangsaliert wurden und wie die Angst umgeht. Man flüchtet von der Straße sobald schwarze Uniformen auftauchen, denn man weiß nicht, ob man solch eine Begegnung heil übersteht. Wer verhaftet wird, den erwarten harte Verhöre und Folterung, und wer allzu widerspenstig ist, der landet auch schon mal im Konzentrationslager.
    Auch in der Familie Rath macht sich die politische Situation unangenehm bemerkbar. Charly geht offenen Auges durch die Welt und sieht die drohende Gefahr. Gereons mangelndes politisches Interesse regt sie auf und der Haussegen hängt öfter mal schief. Dass ihr Pflegesohn Fritze dann auch noch der HJ beitreten will, macht sie nur noch wütender. Diese Unzufriedenheit bringt sie dazu, leichtsinnig zu handeln und einer jungen Frau zu helfen. Fritze dagegen fühlt sich in der Gruppe anderer Jungen wohl und nimmt begierig auf, was ihm dort vermittelt wird.
    Gräf hat die Zeichen der Zeit für seine Karriere zu nutzen gewusst. Er weiß, dass ihm alle Wege offen stehen. Mich hat aber überrascht, wie kaltblütig er die Chance nutzt, dunkle Flecken in seinem Leben verschwinden zu lassen.
    Es gibt weitere tote SA-Männer und Gereon hat schon bald einen Verdacht, wer hinter den Morden steckt. Er will den Täter natürlich festnehmen, aber Dr. Marlow hat auch ein Interesse daran, dass dieser von der Bildfläche verschwindet – aber das bitte tot. Gereon spürt nun sehr heftig, dass die Nähe zu dem Gangsterboss für ihn gefährlich ist. Da er Charly aber immer aus solchen Geschichten rausgehalten hat, kann er nun auch nicht offen mit ihr reden. Er verhält sich wieder einmal wie immer, wenn’s schwierig wird: Er duckt sich weg. Aber das Problem ist da und muss gelöst werden.
    Wieder einmal gelingt es Volker Kutscher perfekt, uns diese bedrückende Zeit nahe zu bringen. Von Buch zu Buch wird es bedrückender und mit dem Wissen von heute geht es einem beim Lesen besonders nah. Trotzdem fesselt diese Geschichte und versetzt einen in ein Wechselbad der Gefühle. Dennoch bin ich schon sehr auf den nächsten Band gespannt.
    Ein packender Krimi in einer dunklen Zeit.


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    In Boston werden grausame Morde verübt. Als man die Leiche einer junge Frau findet, hält diese ihre Augäpfel in den Händen. Kurz darauf wird einer toter junger Mann aufgefunden, in dessen Brustkorb Pfeile stecken. Doch in beiden Todesfällen wurden diese Verletzungen erst post mortem zugefügt. Die Gerichtsmedizinerin Maura Isles ist überzeugt, dass es sich um denselben Täter handelt, obwohl die Todesursache nicht erkennbar ist. Kein einfacher Fall für Detective Jane Rizzoli und ihr Team. Es gibt scheinbar keine Verbindung zwischen den Opfern und so steht zu vermuten, dass es weitere Tote geben wird. Die Zeit drängt also. Doch dann ergibt sich eine Spur, die weit in die Vergangenheit zurückführt.
    Dies ist bereits der Zwölfte Band um Jane Rizzoli und Maura Isles, aber er lässt sich auch problemlos lesen, wenn man die Vorgänger nicht kennt.
    Der Schreibstil ist gut zu lesen und sehr fesselnd. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass man als Leser unterschiedliche Sichtweisen kennenlernt. Aber Erinnerungen können täuschen. Was also ist die Wahrheit? Was ist mit der geheimnisvollen Holly?
    Rizzoli und Isles sind sympathische und starke Frauen. Sie sind befreundet. Ihre Fähigkeiten im Job müssen sie immer wieder unter Beweis stellen.
    Sie Spur in die Vergangenheit führt in ein katholisches Kinderheim, in dem es wie so oft zu Misshandlungen und Missbrauch kommt und dann verschwindet ein kleines Mädchen…
    Es ist schwer, das Buch aus der Hand zu legen, denn die Spannung ist von Anfang an da und steigert sich im Laufe der Geschichte noch. Daher ist man gepackt und will unbedingt vor den Ermittlern das Rätsel lösen. Aber es gibt Wendungen, die das gar nicht so leicht machen.
    Die Brutalitäten, die hinter den Mauern begangen werden, sind manchmal schwer zu ertragen. Aber es ist auch interessant sich in die dunkle Psyche des Täters zu begeben.
    Ich kann diesen sehr spannenden Thriller nur empfehlen.


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    Steve Mitchell hat seine Ausbildung zum Chirurgen fast beendet und eine Festanstellung wurde ihm zugesagt. Dann aber unterlaufen ihm Fehler. Es gibt ein weiteres Problem: Jemand im Krankenhaus tötet sein Patienten. Steve kennt den Täter und weiß doch nicht, wie er sich aus dieser Situation herausbringen kann.
    Steve ist ein intelligenter Mensch, der es besser wissen müsste und doch genau falsch reagiert. Er befürchtet, dass die Sache auf ihn zurückfällt und weil er nicht entschieden dagegen angeht, bringt er weitere Patienten in Gefahr. Obwohl er glücklich verheiratet und sein Frau mit dem dritten Kind schwanger ist, lässt er sich auf eine Affäre mit Gigi ein. Sie ist ein Psychopatin und verhöhnt ihn, indem sie ihm den Mord an seinem Patienten gesteht. Seiner Frau will sich Steve nicht anvertrauen, doch mit seinem Kollegen Luis spricht er darüber und zusammen versuchen sie, Gigi zu überführen. Doch die ist intelligent und lässt sich nicht so leicht in die Falle locken.
    Die Geschichte ist gut geschrieben und spannend. Leider gibt es auch einige Längen, wenn die medizinischen Aspekte zu detailliert beschrieben werden. Außerdem ist mir das oft zu drastisch geschildert.
    Steve ist sehr gut dargestellt. Man kann seine Verhaltensweisen nachvollziehen, auch wenn man sie nicht verstehen muss. Gigi ist ihrer Rolle gemäß unsympathisch. Die anderen Figuren sind sehr viel blasser dargestellt.
    Es ist schrecklich zu erleben, wie Steve die Hoffnungslosigkeit der Situation erleben muss. Man will einfach wissen, wie es weitergeht, deshalb fällt es schwer, das Buch zur Seite zu legen. Es ist eine interessante und bedrückende Geschichte.

    Sechs Jugendliche in den 80er Jahren ziehen zusammen in das Auerhaus, ein Bauernhaus, welches Frieders Eltern zur Verfügung stellen. Vorgeblich wollen sie sich um Frieder kümmern, der einen Selbstmordversuch unternommen hat. Aber sie wollen auch ihren Platz im Leben finden und sich eine Welt schaffen, die nicht viel mit dem zu tun hat, was um sie herum Realität ist. Diese Wohngemeinschaft wird von der Dorfbewohnern natürlich skeptisch beäugt.
    Die Geschichte ist aus der Sicht Höppners erzählt. Egal ob Frieder, Harry, Pauline, Vera, Cäcilia oder Höppner, jeder von ihnen ist recht speziell. Im Wesentlich jedoch geht es um Frieder und Höppner. Die Jugendlichen haben ein recht distanziertes Verhältnis zu ihren Eltern. Sie haben ihre Träume und Vorstellungen vom Leben und hoffen, dass sich diese erfüllen.
    Der Schreibstil ist knapp und direkt und konnte mich nicht ansprechen. Die ganze Geschichte wird ziemlich emotionslos beschrieben und steckt doch voller Melancholie. Die Charaktere sind authentisch geschildert und doch konnte ich ihre Beweggründe nicht nachvollziehen.
    Das Ende passt zu dieser Geschichte, denn ein Happy End wäre fehl am Platze gewesen.
    Ein ungewöhnlicher und authentischer Roman, mit dem ich dennoch nicht warm wurde.

    Leila und Samira haben Probleme mit Ihrer Mutter Sarah. Ihr Vater ist Muslim, stammt aus Tunesien und sieht da Thema Religion aber locker. Er ist Busfahrer und lebt von seiner Frau getrennt, weil er mit der Einstellung seiner Frau, die zum Islam konvertierte, nicht zurechtkommt. Sarah hat den Koran gelesen und nun lebt sie nach seinen Regeln. Die legt sie sehr streng aus, verbannt den Fernseher aus der Wohnung und verbietet Fotos. Samira zieht kurz nach ihrem 18. Geburtstag aus.
    Nun muss Leila alleine klarzukommen. Dann wird schwer verletzt am Fuß einer Treppe gefunden. Leila will wissen, was geschehen ist.
    Dieser Roman erzählt die Geschichte eines Mädchen, dass nicht nur ohne Unterstützung mit der Pubertät fertig werden muss, sondern auch noch mit zerrütteten Familienverhältnissen und einer fanatischen Muslimin als Mutter. Die Probleme wurden von der Autorin sehr gut geschildert. Es ist ein aktuelles Thema, das hier aufgegriffen wurde. Trotzdem ist für mich vieles nicht nachvollziehbar.
    Die Geschichte wird in kurzen Kapitel aus verschiedenen Perspektiven erzählt, auch gibt es Zeitsprünge. Trotz des ernsten Themas gibt es durchaus humorvolle Passagen.
    Die Protagonisten kamen mir nie wirklich nah, die Motivation für ihr Handeln war mir nicht verständlich.
    Das Buch ist durchaus lesenswert, wenn man sich mit dem Thema näher beschäftigen möchte.

    Saffy arbeitet in einer Werbeagentur und ist seit 6 Jahren mit einem Mann liiert, der anders ist als andere Männer. Erhalten andere Frauen am Valentinstag Rosensträuße, gibt es für Saffy einen blühenden Kaktus oder eine Venusfliegenfalle oder niedliche Kohlköpfe.
    Als Greg dann am Valentinstag auch noch im Büro anruft, Saffy zum Essen einlädt und eine Frage ankündigt, sieht sich Saffy endlich vorm Traualtar. Aber Greg ist kein Typ wie alle anderen. Als Saffy merkt, dass Greg gar kein Interesse daran hat, sie zu heiraten, ist sie stinksauer und trennt sich von ihm.
    Aber auch bei Greg, dem Schauspieler läuft nicht alles glatt. Er muss in seiner Serie sterben und eine weitere Rolle ist noch nicht wirklich in Sicht. Um seine Chancen auf neue Rollen zu vergrößern, macht er Saffy einen Heiratsantrag und organisiert die Hochzeit als großen Medienrummel.
    Jess und Connor, Freunde von Saffy und Greg, leben mit ihren Zwillingen in ganz anderen Verhältnissen. Jess ist Journalistin und arbeitet wegen der Kinder freiberuflich und Connor hat auch keine feste Anstellung. Er schreibt in seiner Freizeit ein Buch, was Jess gewaltig gegen den Strich geht. Die große Liebe bekommt den ersten Knacks.
    Saffy muss am Abend vor der Hochzeit Greg versetzen, weil die Kollegen einen Junggesellenabschied organisiert haben. Greg ist sauer und lässt sich auf Tanya ein. Weil er zuviel trinkt und mit Tanya Drogen nimmt und dann auch noch bei ihr die Trauringe verliert, kommt es vor der Hochzeit zu allerlei Schwierigkeiten. Nach der Trauung erfährt Saffy dann auch noch von Tanya. Sie lässt Hochzeitsreise Hochzeitsreise sein und flüchtet zu ihrer Mutter Jill. Aber die hat auch ihre Probleme, denn es wurde Brustkrebs diagnostiziert.
    Zu beschreiben wie alle ihre Schwierigkeiten bewältigen müssen und manchmal nicht wissen, wie es weitergehen soll, würde diesen Rahmen sprengen.
    Obwohl es viele ernste Probleme in diesem Buch gibt, ist es auch immer wieder sehr witzig. Es ist sehr unterhaltsam geschrieben und man fühlt mit den Protagonisten. Eine perfekte Lektüre für die Urlaubszeit.

    Da Angie Wallace sehr um ihren Mann trauert, wollen ihre Freundinnen sie ablenken. Sie machen einen Ausflug nach Millbrooke, ein ehemaliges Goldgräberdorf. Angie verliebt sich in ein altes und heruntergekommenes Pfarrhaus und mietet es kurzerhand. Weder ihre Kinder noch ihre Freundinnen haben dafür Verständnis. Aber das Leben in Millbrooke tut Angie gut. Sie beginnt wieder zu malen und will Malkurse geben. Die Treffen find zwar regelmäßig statt, aber es wird mehr geredet als gemalt und ist sowie fast eine Psycho-Therapie.
    Eine Bergbaugesellschaft will sich in Millbrooke ansiedeln. Die Bewohner des Ortes sind sehr unterschiedlicher Meinung über diese Pläne. Ein Angestellter der Gesellschaft mietet sich bei Angie ein und die beiden haben ein Verhältnis. Davon ist Angies Vermieter nicht begeistert. Er gibt Angie eine Kiste mit einigen Habseligkeiten, die er im alten Pfarrhaus gefunden hat. Dies veranlasst Angie sich näher mit der ehemaligen Besitzerin Amy Duncan und der Geschichte von Millbrooke zu beschäftigen. Es wird fast zu einer Obsession.
    Amy Duncan musste seinerzeit ihre Tante in Sydney verlassen und zu ihren Eltern in Millbrooke reisen, weil ihre Mutter unter ihrer Schwangerschaft litt. Sie kümmerte sich um Haushalt und unterrichtete ihre Brüder. Der Vater war ein engstirniger Pfarrer, der Vergnügen als Sünde ansah. Deshalb musste Amy selbst ihre Bücher verstecken. Die Bibel war das einzige Buch, dass der Vater tolerierte. In der kleinen Stadt lernt Amy Charles Chen kennen und lieben. Da Amy’s Vater eine Heiratet ablehnt – für ihn sind die Chinesen nicht vollwertig -, fliehen die beiden und heiraten mit Hilfe von Amy’s Tante in Sydney. Damit ist Amy für ihren Vater gestorben, selbst die Brüder dürfen nicht mehr mit ihr reden.
    Zwei sehr unterschiedliche Zeiten, zwei Frauen, die ihr Schicksal meistern müssen – ein Ort der sie verbindet. Alles kommt in diesem Buch vor: Abneigung gegenüber Fremden, Frauenrollen, Geschichte und Umweltprobleme. Aber alles bleibt an der Oberfläche.
    Dieses Buch hat mich nicht wirklich überzeugt, es ist zwar ganz nett zu lesen, aber nach der Leseprobe und der Buchbeschreibung hatte ich mir mehr davon versprochen.

    Als der dienstunfähige Kommissar Landgräf Ruhe im Kölner Dom sucht, bleibt ihm die verwehrt, denn ein Mann mit Sprengstoffgürtel kommt herein und droht mit Sprengung falls seine Forderungen nicht erfüllt werden. Außerdem habe er seine Stieftochter vergraben, um seinen Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
    Es ist eine rasante Geschichte, die uns da erzählt wird. Mich hat sie so gefesselt, dass ich das Buch nicht weglegen konnte.
    Landgräf ist zwar eigentlich gesund, doch nach dem Herzinfarkt akzeptiert sein Kopf das nicht. Erst als er vor die Herausforderung gestellt wird, kann er wie gewohnt professionell agieren.
    Nero ist ein Psychopath, dem Menschenleben nichts bedeuten. Aufgrund seiner Erziehung hat er ein Problem mit Frauen, obwohl er eher schwach muss er Frauen dominieren.
    Ines ist durch Zufall an Nero geraten, als sie in einer ziemlich ausweglosen Situation war. Erst imponierte ihr das Materielle, doch bald schon muss sie erleben, was für ein Mensch Nero ist. Sie erduldet seine Misshandlungen und gibt sich selbst die Schuld. Nun aber ist der Punkt gekommen, an dem sie das alles abschütteln kann.
    Die Story gefällt mir, die Charaktere sind gut gezeichnet und die Handlung sehr spannend. Gut fand ich auch die Umsetzung, wie Gedankengänge der Protagonisten die Vergangenheiten erzählten.
    Ein empfehlenswerter rasanter und spannender Krimi!

    Das Buch "Am Horizont das rote Land" bietet Historie, Krimi, Liebesroman und ein wenig Sachkunde.
    Rhia Mahoney verschreckt ihren Verlobten mit ihrem etwas vorlauten Mundwerk, so dass dieser die Verlobung löst. Das führt zu einem Streit mit ihrem Vater, der danach das Haus verlässt. Nachts kommt die Nachricht, dass das Lagerhaus ihres Vaters am Hafen brennt. Sie begibt sich dorthin und muss mit ansehen, wie ihr Vater schwerverletzt geborgen wird. Kurz darauf erfährt sie, dass der Besitz nicht versichert war, weil es um die Firma nicht so gut bestellt war. Die Industrialisierung beginnt im Weberbereich und ihr halsstarriger Vater kann sich nicht mit diesen Neuerungen anfreunden. Dadurch hat die Familie jetzt alles verloren.
    Rhia zieht auf Vorschlag ihres Onkels nach London und wohnt dort bei einer Quäkerswitwe. Kurze Zeit später stirbt ihr Onkel unter mysteriösen Umständen. Mr. Dillon, ein Journalist, ist genau so skeptisch wie Rhia. Als Rhia beginnt Fragen zu stellen, wird sie als Diebin verhaftet, ohne Anwalt, der einfach nicht erscheint, zu 7 Jahren verurteilt und nach Australien deportiert. An Bord wird wieder gemordet, und Rhia versucht herauszufinden, was hinter der Geschichte steckt. Es geht um Opiumhandel und Falschmünzerei.
    Im Laufe der Geschichte erfährt man einiges über das Quäkertum, über die Entwicklung der Fotografie. Die umfassende Information über die verschiedensten Stoffarten interessieren wohl nicht jeden.
    Es ist ein wunderschönes und spannendes Buch, welches ich nicht aus der Hand legen konnte.

    Gunnar Barbarotti wacht morgens auf und stellt fest, dass seine Frau Marianne durch ein Aneurysma gestorben ist. Obwohl die beiden damit gerechnet hatten, dass so etwas passieren könnte, verliert er den Boden unter den Füßen.
    Als er dann nach einigen Wochen wieder arbeiten muss, wird ihm von seinem Vorgesetzten Asunander, der bald in Rente geht, ein Fall aufgedrückt, den er alleine bearbeiten soll. Barbarotti befürchtet, dass dies als Beschäftigungstherapie gedacht ist, denn der Fall liegt Jahre zurück. Trotzdem macht er sich an die Arbeit, obwohl seine Trauer ihn immer wieder überfällt.
    Der Elektriker Arnold Morinder ist verschwunden. Verdächtigt wurde seine Frau, die viele Jahre zuvor bereits schon einmal einen Ehemann umgebracht hat. Sie hat diesen Mord gestanden und die Gefängnisstrafe abgesessen. Je mehr sich Barbarotti mit dem Fall beschäftigt, umso mehr kommen Zweifel bei ihm auf. Hat Ellen Bjarnebo den Mord gestanden, um ihren Sohn zu schützen?
    Nesser erzählt die Geschichte einmal in der Gegenwart aus Barbarottis Sicht und dann in der Vergangenheit aus der Sicht von Ellen Bjarnebo, der „Schlächterin von Klein Burma“. Während der sich dahin schleppenden Ermittlung hadert Barbarotti mit seinem Schicksal, mit Gott und dem Glauben und wartet auf ein Zeichen von Marianne. Dieses Zeichen erhält er nach einem Monat durch einen Brief von ihr.
    Währenddessen ermittelt Eva Backman, Barbarottis Kollegin und Freundin, in einem anderen Mordfall. Bei einer Befragung erfährt sie Fakten, die Barbarotti in seinem Fall weiterhelfen.
    Zum Schluss klärt sich alles, auch dass Asunander persönliche Gründe hatte, diesen alten Fall noch einmal aufrollen zu lassen.
    Barbarotti ist in der Zeit der Ermittlungen mit seinen persönlichen Problemen besser fertig geworden und weiß, wie sein Leben weiter verlaufen soll. Ein perfekter Abgang für den sympathischen Barbarotti.

    Elenas Ehe verläuft ziemlich langweilig. Als sie entdeckt, dass ihr Mann eine Affäre mit der Sekretärin hat, packt sie ihre Sachen und fährt mit dem Sohn Ben nach Italien zu Onkel Gigi. Onkel Gigis Palazzo ist allerdings nur bedingt bewohnbar.
    Michele Rizzo erfährt nach dem Tod seiner Mutter durch eine alte Postkarte, dass seine Mutter viele Jahre ein Geheimnis mit sich herum trug. Auch er macht sich auf nach Lecce in Apulien, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
    So treffen Elena und Michele in Onkel Antonios Trattoria aufeinander. Antonio will das Geheimnis aber auch nicht lüften. Er scheint Angst zu haben. Deshalb versuchen Elena und Michele gemeinsam dieses Geheimnis zu ergründen und stoßen dabei auf einige kriminelle Machenschaften.
    Das Buch ist leicht zu lesen und zeigt uns einige originelle Charaktere. Onkel Gigi ist schon ganz besonders und auch die alte Hure Cosima hat so ihre schwierigen Seiten, ist aber durchaus sympathisch. Ich hatte anhand der Buchbeschreibung einen Liebesroman erwartet, aber es wurde ein humorvoller Krimi mit Liebesgeschichte.

    Trixi Gellert lebt so in den Tag hinein und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die Eltern haben den Geldhahn zugedreht und ihre Schwester hat sie rausgeworfen. Nachdem sie die Verlagschronik für das den Reiseverlag Bellersens geschrieben hat, will sie jetzt eigentlich Urlaub machen. Da sie aber eine Idee ihrer Nichte Rahel als eigene Idee dem Verlag untergeschoben hat, soll sie jetzt zusammen mit Robert van Gendt ein Geheimprojekt nach Rahels Idee auf Norderney übernehmen.
    Sie soll viermal dorthin reisen und im unterschiedlichen Umfeld recherchieren. Da Arbeit aber nun mal nicht ihr Ding ist, gerät sie von einer wenig richtungsweisenden Situation in die nächste. Eine davon ist das Auffinden der Leiche einer jungen Frau. Gut das Rahel sie immer wieder unterstützt wie auch die anderen Menschen, mit denen sie zu tun hat.
    Das Ganze ist ganz nett zu lesen, manchmal amüsant. Ein Krimi ist es aber ganz und gar nicht, eher eine seichte Urlaubslektüre der Kategorie „Humor“. Auch geht einem Trixi Gellert gehörig auf die Nerven. Sie hat Verhaltensweisen, die man einer Pubertierenden nicht nachsehen würde, geschweige einer Frau Anfang 30.

    Myriam Bellinger wurde entführt. Sie war der Star einer Internet-Serie namens "Missing" und wollte eine große Schauspielkarriere. Bald danach kann man auf dem Blog zur Serie Videos sehen, die Myriam in ihrer Gefangenschaft zeigen. Immer neue und bedrohlich wirkende Filme werden dort gezeigt und von den Fans kommentiert. Eine Lösegeldforderung von zwei Millionen geht ein. Der Filmproduzent Holm will dieses Geld per Crowdfunding beschaffen. Die Klickzahlen gehen hoch und die Serie mit Myriam ist nun in allen Medien. Bessere Publicity kann man sich nicht wünschen.
    Kein leichter Fall für die Kommissarin Amelie Fröhlich und ihrem Kollegen Hans-Jürgen Dürr.
    Ein aktueller Roman, der sich mit Internet und sozialen Netzwerken ebenso befasst wie mit modernen Finanzierungsmethoden.
    Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven mit mehreren Handlungssträngen. Zunächst tat ich mich etwas schwer mit der Geschichte, denn es gab viele Stränge, die nicht so recht zur Geschichte passen wollten. Doch mit der Zeit schaffte genau dies die Spannung, so dass man bis zuletzt nicht wusste, wo man den Täter wirklich suchen sollte. Für einen Thriller hätte ich mir etwas mehr Thrill gewünscht.
    Die Protagonisten sind mir durch die Bank nicht sonderlich sympathisch. Den Blick auf Myriam hat man nur in den Videos. Jo, ein erfolgloser Drehbuchautor und Myriams Freund, ist ein Trinker und Konsument von anderen Drogen., der sich zwar immer wieder vornimmt, damit aufzuhören, aber zu schwach ist. Seine notorische Geldnot versucht er mit Drogenhandel zu beseitigen. Myriams Freundin Lily zeigt ein permanent zickiges Verhalten. Holm ist ein erfolgloser Unternehmer, dem jedes Mittel recht ist, um sein Projekt erfolgreicher zu machen. Seine Sekretärin und Freundin Kathrin Binder ist ein eher unscheinbares Mädchen für alles. Amelie Fröhlich kommt mir nicht so recht erwachsen vor, denn ihre Beschwerden erkennt sie nicht als das was sie sind, nämlich eine Schwangerschaft, und dann versucht sie durch Ignorieren die Tatsachen zu leugnen. Am besten gefiel mir noch Dürr, der recht erfolglos auf der Suche nach der Frau seines Leben ist.
    Die immer widerkehrenden Beschreibungen der Schwangerschaftsprobleme nervten mich mit der Zeit etwas. Während des Lesens wurde mein Augenmerk auf immer neue Verdächtige gelenkt. Zum Schluss aber stellt sich doch manches anders dar, als gedacht.
    Ein spannender und unterhaltsamer Jugendkrimi!

    Tooly Zylberberg hat ein ungewöhnliches Leben, dass sie zu einer seltsamen jungen Frau gemacht hat. Sie besitzt die Buchhandlung „The World's End“, die statt etwas einzubringen nur Kosten verursacht.
    Sie wurde durch die Welt geschleppt, von einem Land zum anderen. Sie wurde von einem Menschen, der sich mehr oder weniger um sie kümmerte, zum anderen weitergereicht. Dabei wurde sie manipuliert und ausgenutzt. Einzig Humphrey hat sich selbstlos um sie gekümmert. Er ist auch der Grund für ihre Liebe zu Büchern. Venn taucht nach Belieben in ihrem Leben auf und verschwindet genauso schnell wieder. Sarah, ihre Mutter, ist auch keine beständige Bezugsperson. Paul, der mit ihr eine Zeit herumzieht, kann keine Empathie empfinden; sein Leben sind die Computer.
    Tooly kam mir hartherzig vor. Ihre Art spricht mich nicht an. Ich finde zwar Bedauern darüber, dass ihr Leben so verlaufen ist, kann aber keine Sympathie für sie empfinden. Nie hatte ich den Eindruck, dass sie sich aufmacht und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Irgendwann stellt sie fest, dass ihre Erinnerungen nicht immer mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
    Der Schreibstil ist etwas Besonderes und interessant, oft aber auch ziemlich langatmig. Die Geschichte lässt mich ratlos zurück. Was wollte uns der Autor erzählen? Ich habe mich immer wieder aufraffen müssen, um weiterzulesen, da ich die Geschichte ziemlich chaotisch und die Protagonisten skurril und nicht sympathisch fand. Das Ende hat mich dann ein wenig überrascht.
    Ein Buch, das bestimmt nicht jeden anspricht!

    Die junge Künstlerin Ida Martens besucht im Jahr 1912 ihre Freundin Grace Gifford in Dublin. Dublin nimmt sie von Anfang an gefangen und sie beschließt dort zu bleiben. Ida findet schnell Freunde, sie sucht sich ein Zimmer und eine Arbeitsstelle um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Viele ihrer Freunde und Bekannten engagieren sich für die irische Bewegung. Immer wieder unternimmt Ida Streifzüge durch die Stadt, um Eindrücke für ihre Bilder zu gewinnen. Als sie dabei in eine Straße gerät, wo die Armut und Not in jedem Winkel zu erkennen ist, trifft sie den Arzt Cian O’Connor.
    Ida stammt aus einer angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Für die Eltern zählt nur das Ansehen in der Hamburger Gesellschaft. Gegen den Willen ihrer Eltern handelt Ida mit ihrer Entscheidung, in Dublin zu bleiben. Ida ist ein mitfühlender und sympathischer Mensch, der mit sehr wachen Augen durchs Leben geht. Ihre Malerei bedeutet ihr sehr viel, in ihr kann sie ausdrücken, was sie beschäftigt.
    Cian kümmert sich sehr engagiert um die Armen. Er weiß, dass die Patienten in seiner Praxis ihm das Geld einbringen, das er für die Armen einsetzt. Aber ihm sind die Patienten, die ihre Leiden nur aus Langeweile pflegen, zuwider. Cian hat in der Vergangenheit etwas Furchtbares erlebt, das ihn abweisend und schroff seinen Mitmenschen gegenüber werden ließ. Auch Ida gegenüber kann er sich nicht öffnen.
    Daneben gibt es eine Reihe sympathischer Charaktere, welche sich in der „Bewegung“ zusammen geschlossen haben. Sie wollen die Armut in Irland bekämpfen und sich von den Engländern unabhängig machen. Es beginnt mit dem Kampf der Gewerkschaften, die ein Recht auf Arbeit erkämpfen wollen und endet mit dem dramatischen Osteraufstand 1916. Idas Zeichnungen helfen auf die Armut und die Missstände in Irland aufmerksam zu machen. Als dann der erste Weltkrieg ausbricht, muss sich Ida entscheiden. Wo will sie in Zukunft leben? Will sie wirklich Stellung beziehen? Aber sie wäre nicht Ida, wenn sie nicht längst tief in ihrem Herzen längst ein Entscheidung getroffen hätte.
    Der Autorin ist es wunderbar gelungen, historischer Persönlichkeiten und fiktive Personen in dieser Geschichte zu vereinen. Alle diese Personen sind sehr authentisch mit ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen beschrieben, so dass man mit ihnen fühlen kann. Es ist eine sehr tiefgründige und dramatische Geschichte, die bewegt und einen total in den Bann zieht. Der dunkle Weg, den die Iren beschreiten, ist schwierig zu gehen und ziemlich blutig, und was wir in diesem Buch erleben ist erst der Anfang des irischen Freiheitskampfes.
    Ein sehr überzeugendes Buch, das mich bestimmt noch eine Weile beschäftigt.


    5/5