Beiträge von Jacob Nomus

    Hallo Maikäfer,


    es ist unwahrscheinlich, dass ich unter einem anderen Namen veröffentlichen werde. Mein aktuelles Projekt ist die Fortsetzung des Romans "Das Amarna-Grab". Der Autorenname des zweiten Teils sollte schon mit dem des ersten Teils übereinstimmen, ansonsten erzeugt das neue Buch den Anschein von Fanfiction. : D


    Liebe Grüße,
    Jacob

    Ich möchte mich bei allen Teilnehmern dieser Leserunde recht herzlich bedanken. "Relictio" konnte hoffentlich, obwohl inhaltlich sicherlich keine Mainstream-Lektüre, trotzdem gefallen.


    Die Echtzeitkritiken der Leserundenteilnehmer sind sehr interessant für mich, vor allem bezüglich der aus ihnen ableitbaren Wahrnehmung von Innen- und Rahmenhandlung. Auf mein aktuelles Romanprojekt, ein "klassischer" Thriller, wird sich dieser Erkenntnisgewinn allerdings nicht auswirken, denn dort geht es von der ersten Seite geradewegs aufs Ende zu, ohne Netz und doppelten Boden.


    Es kann sich nur um Jahre handeln, aber vielleicht möchte die/der ein oder andere ja beim nächsten Buch wieder an einer Leserunde teilnehmen. : D


    Jacob

    Hallo Nightflower,


    in Relictio ist eigentlich nichts wirklich übersinnlich. Zwei Schüler durchleben, unterschiedlich motiviert, eine Phase des Schlafentzugs. Folge des Schlafmangels sind u.a. Wahrnehmungsstörungen. Philipp stirbt bei einem Verkehrsunfall (hier ist kein Auto beteiligt; die Flammen entstehen durch das Benzin-Öl-Gemisch, das in Vespas benutzt wird), Daniel durch eine Halluzination, möglicherweise in Verbindung mit Schlafwandeln. Vergile ist ein in Dante interessierter Spieler, Hippolite ein Literaturlehrer, der eine Hausaufgabe vergibt.


    Der Roman lässt bewusst diese rein rationale Interpretation der Handlung zu. Die zunehmend wahnwitzigen Ideen Philipps laden den Leser ein, aus den einzelnen Bausteinen Verschwörungstheorien zu erstellen. Das muss er aber nicht.


    Auch die Ähnlichkeiten zwischen Philipp und Bruno lassen sich je nach Vorliebe des Lesers interpretieren. Für einen Leser mögen sie metaphysischer Natur sein, für einen anderen zufällig. In beiden Fällen aber sind sie die Handlungsmotivation Smiddlethorpes.


    Bzgl. Philipps Herzproblemen und Atemstörungen hatte ich mich bereits an anderer Stelle geäußert. Es ist wohl die einfachste Lösung, dass Philipp an beidem leidet. Danke für den Hinweis, ich werde es bei der nächsten Auflage berücksichtigen.


    Jacob

    Ly, das war ja jetzt schon fast eine Serie. : )


    Der Name des Lehrers ist nicht zufällig gewählt, allerdings geht es hier in Richtung "Trivia", da das nun wirklich kein Leser erkennen kann. Brandon Hippolite leitet sich aus dem Geburtsnamen von Papst Clemens VIII ab, Ippolito Aldobrandini, unter dem Giordano Bruno zum Ketzer verurteilt wurde.


    Auch dein Gedanke, Philipp und Daniel in Forscher und Spötter einzuteilen, geht in die richtige Richtung. Allerdings lautet die Einteilung "Logiker" und "Schriftsteller", und sie haben nicht zwei Vorbilder, sondern nur einen: Giordano Bruno, Philosoph und Autor. Gemäß des veralteten Hemisphärenmodells kann Philipp als rationale/mathematische und Daniel als emotionale/künstlerische Hirnhälfte Brunos angesehen werden.

    Zitat

    Ich frage mich, ob es therotisch wirklich möglich ist, dass ein Neueinsteiger in ein Spiel so gegen eine Allianz erfahrener ewig lang spielender Gamer gewinnen kann. Die scheinen ja auch alle in dem Spiel ständig online zu sein.


    Das mag von Spiel zu Spiel variieren. Im Fall von Ogame (und somit Relictio) geht es, da die Logik des Spiels ausgehebelt wird.


    Ogame sieht als Ziel vor, dass ein Spieler in der Rangliste aufsteigt, in dem seine Besitztümer stärker wachsen als die der anderen. Dies bedeutet, dass 1.) auf allen Planeten eines Spielers Minen die höchstmögliche Eigenproduktion gewährleisten, 2.) auf allen Planeten die größtmögliche Verteidigungsanlage steht, um die Rohstoffe zu sichern, und 3.) Angriffe eine größtmögliche Kriegsbeute bringen.


    Daniels Taktik unterscheidet sich in der Zielsetzung. Er will nicht in der Rangliste steigen, sondern seine Gegner der Lächerlichkeit preisgeben. Tatsächlich würde ein Big Player in Ogame niemals einen Planeten als Joker für Angriffe benutzen, sondern ausschließlich den Sieg mit Hilfe einer riesigen Flotte herbeiführen. Und die kann, je nach Angriff, ziemlich groß sein. : )


    Die von Daniel angekündigte Niederlage der Thorg beruht nicht darauf, dass sie die Argoyl nicht besiegen; im Gegenteil, jeder Angriff ist ein Sieg. Sie schaffen es nur nicht, bei einem Angriff Rohstoffe zu rauben. Dies geht, wie im Roman beschrieben, in dem der angegriffene Spieler seine Flotte in Sicherheit bringt, bedarf aber andererseits, dass er ständig online sein muss.

    Also, um ehrlich zu sein, so teuer gekleidet sind hier in Italien die meisten Kiddies. Mein Nachbar hat seiner Tochter ein iPhone 6 zum 9. Geburtstag geschenkt. Man muss halt fein ausgestattet sein, um dazu zu gehören. Und genau das war das Bild, das ich in der Schulszene vor Augen hatte.


    Philipps und Daniels Handeln im Verlauf des Romans benötigen Zeit und Hartnäckigkeit. Ich zeichnete also das Bild zweier Außenseiter, wobei Daniels Andersartigkeit gewollt, Philipps hingegen ungewollt ist. Daniel sieht sich als Künstler, der sich mit Wahrem umgibt, nicht mit Oberflächlichem. Die Freundschaft zu Philipp ist für Daniel der Beweis seiner Wahrhaftigkeit. Philipp wiederum ist froh, überhaupt einen Freund zu haben. Dieses Abhängigkeitsverhältnis erklärt Philipps Unterwürfigkeit und Bereitschaft, auch Daniels Teil der Hausarbeit zu übernehmen.

    Ly, du liegst schon richtig mit Philipps Ende. Eine Leserin wies mich allerdings darauf hin, dass ich in der Unfallszene den Begriff "Asthma" nicht verwenden solle. Nitroglyzerin würde bei Angina Pectoris benutzt, im Rahmen der zu Beginn des Romans genannten Herzprobleme Philipps.


    Ich werde dies bei der nächsten Auflage ändern lassen.

    "Relictio" ist ein Spiel der Dimensionen. Daniels Handlungsstrang fächert sich auf in reale, virtuelle und fiktive Welt, Philipps hingegen in wahrgenommene, geistig erschlossene und immaginäre Welt; seien es Chips, Haare oder Holzwürmer, nur Philipps Umgebung ist belebt, ist er doch der Ursprung dieses Treibens. Nicht festgelegt ist die Anzahl der Welten der Kreaturen und Schöpfer, seien es drei (Daniel als Kreatur und Schöpfer von Cilers Universum), seien es fünf, sollte Philipp mit seinem Dimensionsmodell Recht haben und der Ursprung allen Seins in der 0. Dimension liegen.


    Dieses Gebilde aus Ebenen erlaubt es, Aussagen in verschiedenen Kombinationen durchzuspielen, wobei sich ihr Sinn je nach Bezugsobjekt ändert. Sei es eine Diskussion zweier Haare, ob sie Teil der Schöpfung oder der Evolution sind, oder Cilers Erkenntnis, es gäbe in Abhängigkeit des Betrachtungspunktes in derselben Welt einen oder mehrere Schöpfer. Der Gedanke, dass sich die Absurdität einer Frage nicht aus ihrem Inhalt, sondern aus dem Umstand der Betrachtung ergibt, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman.


    Es ist für mich sehr interessant zu sehen, dass Daniels und Philipps Tod, herbeigeführt durch Sucht, Übermüdung und Wahn, die Leser mehr erschüttert als das Ableben Midors. Der Sucht-Aspekt, auf dessen Phasen die in deutsch und lateinisch verfassten Kapitelüberschriften hinweisen, wurde von den Teilnehmern dieser Leserunde wunderbar herausgearbeitet.


    Die Beziehung zwischen realer und fiktiver Welt in "Relictio" ähnelt jener aus Michael Endes "Die unendliche Geschichte". In beiden Romanen existiert für die Protagonisten (Treaghus und Bux) die fiktive Welt neben der realen. Doch während Phantásien bereits vor Bux existierte, schafft und formt Treaghus seine fiktive Welt, in dem er die von Smiddlethorp gelieferten Elemente einbringt. Ebenfalls ist in beiden Büchern der fiktive Charakter stärker als der reale; dass Atréju Bux rettet, Ciler Treaghus hingegen ins Verderben stürzt, ist allein der individuellen Zielsetzung des fiktiven Charakters geschuldet. Thomas Gerwert hatte auf diesen Aspekt hingewiesen.


    Schließt man das Buch nach dem Kapitel "K", wird "Relictio" zur Abhandlung über die wechselseitige Beziehung zwischen Kreatur und Schöpfer und die zerstörerische Kraft der Leidenschaft, eingebettet in so gegensätzliche literarische Werke über Universum und Hölle wie die Giordano Brunos und Dante Alighieris.


    Was hat es nun mit dem Epilog auf sich?


    Mit den folgenden Ausführungen soll nicht der Eindruck erweckt werden, man könne "Relictio" nur mit Gebrauchsanleitung lesen. Vielmehr eröffnet sich dem Leser ein weiterer Blickwinkel.


    Der Spiegel nimmt in "Relictio" eine besondere Rolle ein; dessen Eigenschaft, ein dreidimensionales Objekt in eine zweidimensionale Fläche umzuwandeln, wird zum Tor zwischen Philipps geometriebasierten Welten. Cilers Ziel, der Quell O'it, konnte keinen anderen Namen haben, ergibt sich doch aus "O'it + Ciler" in Spiegelschrift "Relictio". Bereits der Titel des Romans kündigt also das Ende an: Gor wird dank Thys Karte den inneren Tetraeder Furogons betreten und seinem Schöpfer begegnen. Die Handlung des Romans scheint einem vorgegeben Plan zu folgen. Sehr interessant war an dieser Stelle für mich Thomas Gerwerts Überlegung, ob Philipp überlebte, würde Daniel Thy nicht sterben lassen.


    Der Epilog erzählt die Hinrichtung Giordano Brunos aus der Sicht eines Schülers, der einst bei Bruno die Kunst der Erinnerung erlernte. Mag es noch zufällig anmuten, dass der Unbekannte den letzten Gruß an seinen Mentor mit dem Begriff "Relictio" einleitet, die Anzahl der Schritte vom Gefängnis bis zum Scheiterhaufen ist es nicht: Die beschriebenen Teilstrecken, deren Namen inspiriert sind von tatsächlichen Orten in Rom, finden sich in Daniels Epos wieder. Aus Tor Sanguinea wird der Turm des Blutes, aus Tor di Nona die Wendeltreppe des neunten Turmes.


    Im Roman verstreute Informationen, die auf den ersten Blick als überflüssig erscheinen mögen, dienen dem Knüpfen eines engmaschigen Netzes im Spiel der Parallelen. Es ist kein Zufall, dass die Planetennamen des Epos Brunos Erinnerungsmodell folgen, so wie auch die Handlung des gesamten Romans in die Buchstaben B bis K eingeteilt ist. Vielmehr sind es Hnweise darauf, dass beide Handlungsstränge, Epos und Realität, Erinnerungen sind, die gemäß Brunos Ars Memoriae kodifiziert wurden. Ich empfand es als erfrischend, eine Hommage an Giordano Bruno zu schreiben, die gänzlich, in Inhalt und Form, von dessen Ideen durchdrungen ist, auch wenn der Bezug zur geometrieverliebten Renaissance zuweilen den Lesefluss lähmen mag.


    Jacob

    Hallo Maikäfer,


    ich folge aufmerksam dieser Leserunde und halte mich zurück, um ein unverfälschtes Bild eurer Eindrücke bzgl. des Romans zu bekommen.


    "Relictio" ist ein seltsames Buch. Ich werde mich später gern zu einigen Gedanken äußern, die in dieser Runde gefallen sind. : )


    Jacob

    Hallo Thomas,


    ich bin kein Mathematiker, aber zu Beginn meiner Laufbahn als Autor habe ich mir das Ziel gesetzt, willkürliche Handlungsabläufe wenn möglich zu unterlassen. "Der Mörder ist den linken Weg entlang geflohen. Frag mich nicht warum. Ich spüre es einfach." Solche Sätze hyperempathischer Protagonisten vermeide ich. Abläufe sollen bei mir in irgendeiner Form nachvollziehbar sein. Entscheidungen können hier auf logischen Schlussfolgerungen (z.B. Mathematik), den Eigenschaften des Charakters (z.B. Psychologie) oder der Situation (z.B. Kultur) beruhen.


    Wie im Vorwort von "Relictio" erwähnt, fußt "Nemesis" auf einer wahren Begebenheit. Sie ereignete sich 2005 auf einem Server des Online-Spiels "Ogame". Es erschien mir schlüssig, die Verbindung zwischen jenem Tetraeder und dem von Giordano Bruno aufgeführten Dreieck mathematisch herbeizuführen. Dadurch, dass Daniel Treaghus Philipps Gedanken ins Epos übernimmt, wird das Epos zur mathematischen Blaupause.


    Als weiteres Beispiel einer auf Mathematik basierten Handlung, anbei ein Artikel über die Kurzgeschichte "Der Tod und der Kompass" von Jorge Luis Borges: http://www.huffingtonpost.de/j…uis-borges_b_7106898.html


    Jacob

    Hallo Thomas,


    für mich ist der Name eine wesentliche Eigenschaft eines Objektes. Namensgeneratoren benutze ich nicht, eher Listen, z.B. wenn ich Namen aus einer bestimmten Region oder einer bestimmten Ära suche. Manchmal nehme ich eine Eigenschaft des zu benennenden Objektes, übersetze sie in eine andere Sprache, in Relictio z.B. ins Lateinische oder Griechische, und erzeuge mir aus dem gefundenen Wort heraus den Namen. Aber wie auch immer ich an einen Namen komme, stets wähle ich ihn nach Klang und Rhythmus.


    In Relictio hatte ich bzgl. der beiden Schüler Vorgaben. Der Name Daniel Treaghus entstand aus der Erfordernis, den Spielernamen "dan_t", sprich "Dante", zu generieren. Bei Philipp Smiddlethorp war nur der Vorname vorgegeben, eben durch Giordano Brunos Geburtsnamen "Filippo". Der Nachname, in welchem Philipps Seltsamkeit widerklingen sollte, ist - und hier möchhte ich dem Feingefühl der Büchereulen ein Riesenlob aussprechen - tatsächlich Evelyn Hamann geschuldet.


    Jacob

    Hallo Maikäfer,


    nun, Fantasy ist ein sehr weiter Begriff. Vampire und Elfen kommen in "Relictio" eben so wenig vor wie Steinbeißer oder Wasserspeier. Ein Holzwurm, der ja!


    Relictio spielt auf drei Ebenen: der realen, virtuellen und fiktiven Welt. Auf dieser dritten Ebene wird eine aus den anderen beiden Welten beeinflusste Geschichte erzählt, welche ohne Fabelwesen daherkommt. Es sind mittelalterliche Schlachten zwischen Völkern verschiedener Planeten.


    Wer am Ende die Fäden zieht ... ? Lies es selbst. : )


    Jacob

    Hallo an alle Büchereulen und vielen Dank, Ly, für die Einladung. : )


    Ich kenne den Inhalt des Romans "Relictio" recht gut und möchte kurz den Lesertyp umschreiben, der meines Erachtens bei der Lektüre dieses düsteren Machwerks einen höllischen Spaß haben wird:


    1.) Der Nerd
    Wer den Anglizismus "Nerd" kennt, hat ganz klar einen intrinsischen Vorteil. So wie jeder, der um die seltsamen Verhaltensweisen in Foren weiß und sich spitzbübig über jeden verdienten Shitstorm freut, der sich über jemand anderem ergießt.


    2.) Der Literat
    Kahlköpfige, die sich beim Lesen von Dan Browns "Inferno" eine Perücke aufgesetzt haben, um sich ob der dortigen verwurstelung von Dantes Göttlicher Komödie die Haare zu raufen, werden, vom stetig wechselnden Duktus berauscht, glückselig lächeln. Noch nie hat sich ein Roman seit Abschaffung des Limbus aka Vorhölle derart mit seinen Bewohnern auseinandergesetzt.


    3.) Der Philosoph
    Egal, was du bis eben glaubtest. Nach Abschluss dieses komplexen Werkes über die Beziehung zwischen Schöpfer und Kreatur brauchst du erst einmal einen Drink. Gut geschüttelt, nicht gerührt.


    4.) Der Fantasy-Leser
    Ein mystisches Rätsel, mathematisch, in einer mittelalterlich anmutenden Welt intergalaktischer Kämpfe, in der mit Ionenantrieb geflogen und mit Zweihändern gekämpft wird. Bist du neugierig, was es mit dem Rätsel auf sich hat, wirst du das Epos verschlingen. Interessiert dich, wer am Ende die Prinzessin heiratet, lies den Roman nicht, denn es kommt keine Prinzessin darin vor.


    Möge nun ein jeder für sich entscheiden, ob er zu einer der oben genannten vier Gruppen gehört und einen Blick in die tiefsten Abgründe wagen möchte, die sich seit dem 17. Februar 2015 aufgetan haben. : )


    Jacob