Beiträge von Brigitte H. H.

    Ich finde interessant, wie Peter manchmal richtig unsympatisch beschrieben wird. Also, ich glaube, er soll bei den Lesern keine Sympatiepunkte gewinnen, habe ich manchmal den Eindruck. Geistig oder interllektuell kommt er positiv rüber. Aber wenn sein Verhalten beschrieben wird, denke ich manchmal, ...naja...



    Ich denke, er möchte verschiedene Menschentypen darstellen und die Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, ohne Beschönigung oder Übertreibung, so wie er sie an den Menschen in seiner Umgebung beobachtet hat.



    Ich mag das Buch auch deshalb so sehr, weil die Charaktere wie aus dem Leben gegriffen scheinen. Alle Menschen haben Schwächen. Keiner ist frei davon. Die einen sind uns sympathisch, vielleicht weil wir ihre Schwäche oder ihr Handeln in bestimmten Situationen nachvollziehen können oder weil wir uns wünschten, wie sie in einer bestimmten Situation zu handeln. Andere mögen wir nicht, aus was für Gründen auch immer.


    Da der Roman sehr dick ist, begleiten wir die Hauptcharaktere einen großen Abschnitt ihres Lebens. Dazu kommt dieser furchtbare Krieg, der Menschen notgedrungen verändert. Bei manchen treten angesichts des Grauens und der Ohnmacht die besten Eigenschaften hervor, bei anderen die schlechtesten. Diesen Wandel darzustellen, denke ich, liegt Tolstoi besonders am Herzen. Wir erleben ihn vor allen anderen bei Pierre, aber auch bei André, Natascha, Marja und Nikolai.


    Ich bin sehr gespannt, wie Du, Sasaornifee, Pierres Charakter am Ende des Buches berurteilen wirst. :-]

    Es ist immer wieder für mich erstaunlich, welche unterschiedlichen Assoziationen, Empfindungen und Beobachtungen in jedem von uns geweckt werden, obwohl wir dasselbe Buch lesen. Ich finde es spannend, durch die jeweilige "Brille", mit der Ihr das Buch lest, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick zu sehen.


    So war meine erste Reaktion des Vergleichs mit Stolz und Vorurteil von Dir, Salonlöwin, (nebenbei ein spitzer Nickname) Unverständnis. Dabei hattest Du ja geschrieben, dass es Dich mehr an SuV erinnert, als Du dachtest. Das setzt eine Erwartungshaltung von Dir voraus.


    Die "Brille", die ich dagegen anhabe, achtet auf die Wiedererkennung und den Vergleich mit der Verfilmung. Ich habe mir den Film bewusst nicht mehr angeschaut, nachdem ich mir das Buch vor einem Jahr gekauft habe. Und auch davor habe ich den Film schon länger nicht mehr gesehen. So interessierte mich bei der Einführung von Mrs. Kirkpatrick, ob mir die Dame im Buch genauso unsympathisch wie im Film ist. Ich finde, ihr Charakter wird durch die wenigen Begebenheiten (Der Verzehr von Mollys Essen, ohne dies später richtigzustellen; das Nichteinhalten ihres Versprechens, Molly zu wecken; und schließlich das Vorführen derselben in der Gesellschaft.) sehr deutlich gezeichnet. Dass Molly mit zwölf Jahren überaus kindlich reagiert, worauf Du, Tante Li, uns hingewiesen hast, war mir völlig entgangen. Ich hatte das junge Kind im Film in Erinnerung.


    Dabei ist es wirklich erstaunlich, dass ein zwölfjähriges Mädchen, das zudem im Alter von drei Jahren seine Mutter verlor, sich so kindlich verhält. Es zeigt, wie behütet Molly unter der Aufsicht von Miss Eyre :grin (gleiche Assoziation) aufgewachsen ist.


    Seltsam wie peinlich die tieferen Gefühle, die der Doktor zu seiner verstorbenen Frau und dann zu seinem einzigen Kind hat, von ihm verborgen oder nahezu verleugnet werden. Glaubt er, es würde seinem Ansehen als Arzt schaden, wenn er sie zugibt? :gruebel


    Ich denke, Tante Li, das zu verstehen, sind wir von dieser Zeit zu weit entfernt. Ein Vater sollte seine Gefühle offenbaren? Für einen Gentleman jener Tage wohl eine kuriose Vorstellung.

    Das gleiche gilt für die Brisanz, ein junges Mädchen in einem Haus mit zwei ledigen jungen Männern ohne eine greifbare Anstandsdame zu haben. Auch dieser in der Gesellschaft jener Zeit untragbare Zustand ist für uns heute schwer nachzuvollziehen.



    Köstlich fand ich die Beschreibung, wie die Gäste nacheinander mit einer Kutsche abgeholt werden! Ja, besitzt die Familie Cumnor denn nur eine Kutsche? :chen Wie beruhigend, dass zur Heimfahrt des Besuches doch mehrere Kutschen gleichzeitig ausschwärmen konnten.


    :lacht Gelacht habe ich bei:


    "... daß man ihn [Mr. Gibson] damals, ehe das Muskulöse im Christentum Mode wurde, als «sehr elegante Erscheinung» beschreiben konnte," (Ott, S.38)


    "... Lesen und Schreiben ... verwässert nur den Mutterwitz." (Ott, S.43)


    Mr. Hamley nach seiner Hochzeit zu sagen pflegte: "... er habe nun aus dem Häuserhaufen namens London alles rausgeholt, was der Rede wert sei;" (Ott, S.54)

    Hallo alle zusammen! :wave


    Mein Buch liegt auch bereit! :)


    Ich habe den Film Wives and Daughters schon länger als DVD und schaue ihn immer wieder gern.

    Wenn das genügt, um hier zu zaungasten, könnte ich evtl. auch einige Kommentare zur Story abgeben :gruebel


    Den Film habe ich auch schon lange. Dennoch kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Deshalb bin ich voller Erwartung auf das Buch. So dick, wie es ist, werden wir bestimmt mehr über die Charaktere erfahren. Ich bin gespannt, ob der Film dem Buch gerecht wird. Und inwieweit Du, Tante Li, dies empfindest, nachdem Du die Kommentare hier gelesen hast.