Beiträge von parvati

    Ich bin in einem abgelegenen Dorf in Brandenburg, es ist Sommer und die Temperaturen zeigen über 30 Grad. Ich weiß nicht so recht, mit welchem Charakter ich mich identifizieren soll, da es eine große Fülle von denen gibt, die sich aber alle in dem Dorf herumtummeln.

    Ich hatte die Buchführung mit den Schrottelmamas und -kindern nicht entdeckt, danke für den Hinweis. Endlich hab ich ja meine Schrottelmama! :chen Vielen lieben Dank für das Paeckchen kuschelhundchen! Irgendwie hab ich die kuscheligen Grüße mit deinen Namen nicht in Verbindung gebracht und hab stattdessen auf irgendwelche Spuren im Thread gewartet.

    Heute bekommen und natürlich gleich angefangen:
    Dargestellt werden mehrere Charaktere in einem kleinen Dorf in Brandenburg, ca. 100 km von Berlin und ihre Wünsche um Grundbesitz. Ich habe erst nur 60 Seiten gelesen und jetzt schon wurden mehrere, aktuelle, hochbrisante gesellschaftliche Probleme angesprochen. Ich bin gespannt, was noch folgt, es sollte im Verlauf ein Thriller werden.

    Titel: Grieche sucht Griechin
    Autor: Friedrich Dürrenmatt
    Originalsprache: Deutsch



    Inhalt:
    Arnolph Archilochos führt ein ziemlich fades Leben: er ist ein Mann mittleren Alters, etwas dicklich, hat ein langweiliges und schlecht bezahltes Job als "Unterbuchhalter", lebt in einer heruntergekommenen Wohnung im Armenviertel, ist sehr religiös (gehört zu den "Altneupresbyteranern der Vorchristen"), vermeidet Alkohol, Rauchen und alles unmoralische Verhalten. Er führt ein strenges Leben nach seinen Moralvorstellungen und pflegt seine "sittliche Weltordnung", die von 10 Personen geherrscht werden, die seiner Meinung nach die sittliche Moral vertreten. Eines Tages gibt er eine Annonce in der Zeitung, "Grieche sucht Griechin", um seine Herzensdame kennenzulernen, und kurz darauf lernt er Chloé kennen, die sein Leben von Grund auf veraendert und seine "sittliche Weltordnung" katapultiert.



    Meine Meinung:


    Das ist die erste Prosa, die ich von Dürrenmatt gelesen habe, und ich muss dazu sagen, dass sie sich vom Stil her von seinen Theaterstücken nicht wesentlich unterscheidet, man kann sie sich sehr gut als Theaterstück vorstellen. Durch die Geschichte begleitet uns die typische Ironie und der Sarkasmus von Dürrenmatt, die einen immer wieder schmunzeln laesst.
    Diese Geschichte ist im Grunde eine heftige Gesellschaftskritik, die alle Gesellschaftsschichten und politische Parteien sowie die Kirche umfasst und die Heuchelei auf allen Ebenen aufdeckt. Nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die angepriesenen Moralvorstellungen stellt der Autor in Frage und laesst sie heftig wanken.


    Ich habe dieses Buch gerne gelesen, es hat aber bei mir nicht dieselbe Begeisterung hervorgerufen wie die Theaterstücke des Autors. Ich habe es sehr schnell gelesen und genauso schnell vergessen, es hat mich nicht nachhaltig beschaeftigt oder beeinflusst, vielleicht weil ich die hier behandelten Themen von dem Autor in seinen anderen Werken schon kenne, die meiner Meinung nach gelungener sind.

    Titel: 2150 A.D.
    Autorin: Thea Alexander
    Originalsprache: Englisch



    Inhalt:


    Dieses Buch ist eine Utopie, erschienen 1976, und handelt von der verbesserten Welt im Jahre 2150 durch die "Makrophilosophie". Unser Protagonist, Jon Lake, ein Psychologiedoktorand aus New York, wird in seinem Traum ins Jahr 2150 transportiert und bekommt die einmalige Chance, in dieser utopischen Welt zu bleiben, wenn er es schafft, innerhalb 3 Monaten über diese Philosophie so viel zu lernen und sich so weit zu entwickeln, dass er die Erkenntnisstufe 3 der Makrophilosophie erreicht. In diesen 3 Monaten pendelt Jon durch seine Traeume zwischen den Welten von 1976 und 2150, merkt dabei, dass seine Aufgabe gar nicht so einfach ist, wie es sich anhört, und dass er seine grundlegenden Glaubenssaetze und Prinizipien veraendern muss, um zur makrophilosophischen Erkenntnis zu gelangen.



    Meine Meinung:


    Es ist gar nicht so einfach, über dieses Buch eine Inhaltsangabe oder gar eine Rezension zu schreiben, weil dieser Roman im Grunde sehr viel predigt und versucht, eine bestimmte Weltanschauung, in dem Fall "die Makrophilosophie", für seine Leser schmackhaft zu machen. Ich fand das Buch hauptsaechlich deswegen interessant, weil es in den 70er Jahren geschrieben wurde, und es hat mich gereizt, zu lesen, was man sich damals unter einer utopischen Zukunft vorgestellt hat. Dieses Buch spiegelt tatsaechlich seine Epoche wieder, es fühlt sich gerade nostalgisch an, obwohl es ja eigentlich in der Zukunft spielt. Die damals brisanten Themen wie z.B. Umweltverschmutzung, sexuelle Freiheit (im Sinne von gleichgeschlechtlichen Beziehungen aber auch Polygamie), Parapsychologie, Esoterik, religiöse Renaissance, Drogenkonsum usw. spielen aus der Sicht der 70er Jahre eine gewaltige Rolle und lassen einen teilweise etwas schmunzeln.


    Es würde hier den Rahmen der Rezension sprengen, über die im Buch propagierte Makrophilosophie zu diskutieren, kurz gefasst kann man sagen, dass es eine zutiefst christlich fundierte Philosophie mit Einflüssen aus der östlichen Mystik (insbesondere Buddhismus und Taoismus) und Parapsychologie ist. Den stark predigenden Ton, der trotz der Science fiction Geschichte sehr aufdringlich ist, fand ich am Anfang sehr unangenehm und wollte das Buch fast abbrechen. Es ist mir richtig schwer gefallen, mich darauf einzulassen, vor allem weil es einige viele Aspekte beinhaltet, mit denen ich nicht einverstanden bin, bzw. die ich unmoralisch finde (z.B. dass die Menschen aeußerlich attraktiv sein müssen, um geliebt zu werden...). Wenn man sich aber überwindet und trotz all dem sich auf die Welt des Buches einlaesst, kann man wohl sagen, dass die Welt von 2150 gut konstruiert ist und dass die Autorin ihre Weltanschauung gut strukturiert darstellt. Sie erfindet den Rad nicht neu, man findet viele Parallelen zum Leben und Leiden von Jesus, aber sie bringt eine etwas neuartige Interpretation zur christlichen Philosophie.


    Trotz des philosophischen Ansatzes ist das Buch sehr einfach zu lesen und verstehen, war wohl in den 70er Jahren in den USA ein Bestseller. Man braucht keine Vorkenntnisse, es werden kaum Fachbegriffe aus der Philosophie eingesetzt, die Sprache ist sehr schlicht. Sogar etwas viel zu schlicht, die Autorin laesst den Protagonisten an unterschiedlichen Stellen sagen, dass es ihm die Worte fehlen, ich glaube, der Autorin geht es oft leider genauso...


    Noch eine Nebenbemerkung: ich fand es interessant, wie die Autorin die Verhaltenspsychologie der 70er Jahren kritisiert wegen ihrer stark einseitigen, fast maschinenartien Betrachtung der menschlichen Psyche und stattdessen die Praegungen aus früheren Leben betont. Wenn man vergleicht, wie viel Wert die dritte Welle der Psychologie heute auf die Praegungen oder Schemata (allerdings alles in diesem Leben :lache) legt, muss man zugeben, dass die Autorin doch ein bisschen Recht hatte mit ihrer Kritik.


    Alles in allem konnte mich die Autorin für ihre Makrophilosophie nicht gewinnen und ich bin mir gar nicht so sicher, ob sich ihre Utopie für mich nicht eher als ein Albtraum entpuppen würde. Trotzdem war es interessant, die Kritik an Gesellschaft und Politik aus der Perspektive der 70er Jahre zu lesen und zu sehen, wie wenig es sich in dieser Hinsicht bis heute überhaupt veraendert hat.

    Das ist ein sehr ironisch geschriebener Roman in dem typischen Stil von Dürrenmatt. Es handelt von einem armen, blassen Griechen mittleren Alters, der von einem Tag auf den anderen eine hübsche Griechin kennelernt, die ihn prompt heiraten will und in seinem Beruf unvorstellbar hoch befördert wird. Seine kleine Welt zwischen seinem grauen Büro (als Unterbuchhalter einer Maschinenfirma, in der Abteilung für Geburtszangen) und grauer, armseliger Wohnung und seinem sittlichen Weltgebilde (geprägt von seiner Religion; Altneupresbyterianer der vorletzten Christen) wird dadurch massiv erschüttert. Ich bin gespannt, was noch folgt! :grin

    Dieses Buch aus den 70er Jahren habe ich beim Stöbern in einem Antiquariat gefunden, es war mal eine ziemlich berühmte Utopie, ist nun seit langem in Vergessenheit geraten, ich glaube es gibt keine deutsche Übersetzung.


    Es geht um Jon, ein Veteran des Vietnamkrieges, der dort einen Bein verloren hat und nun in den USA eine Doktorarbeit in der Sozialpsychologie schreibt. Er wird in seinem Traum ins Jahr 2150 transportiert, in dem er eine utopische Makrogesellschaft findet, die über unsere immer noch allgegenwärtige Probleme wie Hass, Neid, Konkurrenz, Habsucht usw. hinaus gewachsen ist mithilfe des mystischen Wissens, dass das Universum eine perfekte Einheit bildet, und dass jedes Individuum diese Einheit in sich trägt bzw. dazu gehört.


    Ich habe nur wenige Seiten gelesen, das Buch hat einen unangenehmen, predigenden Ton aber ich bin gespannt, wie in den 70er Jahren eine zukünftige, utopische Welt gesehen wurde, deswegen lese ich erstmal weiter.

    Titel: Triyandafilis
    Autorin: Ayla Kutlu
    Originalsprache: Türkisch
    Originaltitel: Sen de Gitme Triyandafilis


    Inhalt:
    Es handelt sich hier um ein Erzählband mit 9 Kurzgeschichten, die alle in Antiochien (heute Antakya) stattfinden, in dem südöstlichen Zipfel der Türkei an der syrischen Grenze. Es gibt einen roten Faden, der sich durch alle Geschichten zieht, nämlich, dass sich alle mit Frauen beschäftigen, die ein schwerer Schicksalsschlag getroffen hat, Vergewaltigung, Vernachlässigung, Betrug, bittere Armut, Verlassenheit usw. Trotz der harschen Realität sind die Geschichten weder trist noch brutal, sie sind märchenhaft erzählt mit magischen, übernatürlichen Elementen drin. Diese Elemente nehmen ihren Ursprung von der antiochisch-mesopotamischen Kultur, sie sind orientalisch angehaucht. Die Geschichten finden hauptsächlich währenden den beiden Weltkriegen und in der Nachkriegszeit statt, unterstreichen den multikulturellen und multireligiösen Hintergrund der Region und erzählen von verlorenen Zeiten...


    Meine Meinung:


    Ich habe zum ersten Mal von dieser Autorin gelesen und bin hin und weg von ihrer schlichten aber stark bildhaften Sprache. Sie stammt selber von Antiochien und kann Ortsfremden ihre Heimat und Kultur fabelhaft nahebringen. Die Geschichten sind emotional sehr berührend, haben jeweils wenige Charaktere drin, die sehr gut ausgearbeitet sind und mit denen man richtig mitfühlen kann. Das Märchenhafte ist sehr gut eingebaut, harmoniert mit der bitteren und schonungslos erzählten Realität und macht die Erzählung ausgewogen. Für alle, die für eine Weile in eine fremde und magische Welt eintauchen wollen.

    Andrew McGahan; The White Earth; englisch; 3.0
    Juli Zeh; Nullzeit; 2.0
    Orhan Pamuk; Schnee; türkisch; 2.0
    Wole Soyinka; Isara: eine Reise rund um den Vater; englisch; 2.0
    Wole Soyinka; Ibadan: Die Streunerjahre; englisch; 4.0
    Max Frisch; Mein Name sei Gantenbein; 4.0
    Murathan Mungan; Yüksek Topuklar; türkisch; 4.0
    Harper Lee; Wer die Nachtigall stört; englisch; 1.0; Monatshighlight
    Sibylle Lewitscharoff; Apostoloff; 3.0
    Ayla Kutlu; Triyandafilis; türkisch; 2.0


    Insgesamt ein gelungener Lesemonat mit einem absolut tollen Highlight! :grin

    Das ist ein Erzählband mit 9 Kurzgeschichten, die alle in Antochien (südöstlicher Zipfel der Türkei in Richtung Syrien) spielen, die die dort einheimischen Menschen, ihren Alltag, ihre Gebräuche, ihr Glauben und ihre oft tragischen Schicksale uns näher bringen. Ich bin besonders gespannt darauf, weil Antochien eine seit Jahrtausenden multikulturelle und multireligiöse Gegend ist und auch daher interessante, zeitlose Geschichten anbietet.