Beiträge von bartimaeus

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    Original von Maharet
    Bartimäus : ähnlich stelle ich mir die Echos auch vor, nur etwas elfenhafter - daher mein Vergleich mit den Chieri....
    ausserdem bin ich mir ja noch gar nicht sicher ob die wirklich so böse sind wie es den Anschein macht


    Ja, das Bild hats auch nicht perfekt getroffen, sie ist ja auch viel zu wenig wasserhaft, die Banshee (die es darstellen soll), Und wo tauchen die Chieri auf? Das würde mich interessieren.

    Archangel
    Sharon Shinn, 1996

    Meine Rezension bezieht sich auf die Ausgabe:
    Ace Books, ISBN: 978-0441004326


    Es gibt eine vergriffene deutsche Übersetzung unter dem Titel "Erzengel"
    Heyne, ISBN: 978-3453133471


    Vampire, Werwölfe und nochmals Vampire - ich kann sie nicht mehr sehen, diese begehrenswerten Monstergestalten. Zum Glück gibt es ja die Samaria-Romane von Sharon Shinn, die ich dank Suzann entdeckt habe.


    Und für ein romantisches Seelchen wie mich mit einer Vorliebe für theologische Fragestellungen ist solch ein Buch genau das Richtige. Archangel fesselt emotional, durch die amüsante Liebeswirrungen, durch Sympathien, durch Angst um die Protagonisten, die ausgestaltung der Welt Samaria, aber auch durch die religiösen Zusammenhänge. Es ist ein Buch, das gerne ein ruhiges Tempo einschlägt und sich Zeit lässt, auf den Leser zu wirken. Was nicht heißt, dass es nicht auch Überraschungen und spannende Szenen gibt...


    Die Welt, in der alles sich zuträgt und die Religion der Engel und Menschen trägt christliche Züge - allein schon der Gottesname Jovah/Yovah deutet darauf hin - wobei die Engel als Mittler zwischen Gott und Mensch fungieren und die Macht besitzen, tatsächliches Gotteseinwirken (z.B. in Bezug auf das Wetter) durch ihren Gesang zu veranlassen.
    Es gibt also eine Macht, die auf sie reagiert - ich mag die Vorstellung eines Gottes in diesem Fall, da sie zu dem Setting passt - vermute allerdings, dass aufgrund des aufgedruckten SciFi-Logos mir diese Vorstellung in den nächsten Bänden genommen wird (zumal es schon Hinweise auf einen doch etwas technischeren Ursprung gibt). Schade eigentlich. Wenigstens wird es hier noch nicht allzu deutlich. Und Suzanns Spoiler mag ich mir deswegen auch nicht antun.
    Interessant sind auf diese religiösen Aspekt bezogen vor allem die unterschiedlichen Auffassungen der Menschenstämme und gesellschaftskritische wie ethische Fragestellungen, die immer wieder auftauchen. So glauben zum Beispiel die Edori - ein Stamm, der liebend gern versklavt wird (es ist toll, wie viele Denkanreize Shinn gibt) und nicht besonders gut angesehen ist -, dass es keinen Mittler (sprich: keinen Engel) zwischen Mensch und Gott braucht, also eine direkte Gottesbeziehung möglich ist.


    Um jetzt aber endlich mal zur Handlung zu kommen: Ja, es ist eine Liebesbeziehung, die im Vordergrund steht. Ein etwas unwegsame zwischen dem Erzengel in spe, Gabriel, und seiner ihm von Jovah vorherbestimmten menschlichen Partnerin Rachel. Eine, die besonders viele Hindernisse überstehen muss, zum Beispiel die anfängliche Abneigung der beiden, die hinterlistigen Pläne von nicht ganz so netten Engeln - und die einen vom ersten Moment an gefangen nimmt, weil sie immer wieder voller Humor kommentiert wird und "einfach nur schön ist".
    Aber das ist ja nicht alles, da kommt ja noch eine mögliche Weltenrettung dazu, eine sozialkritische Komponente, die religiösen Gedanken, es ist keinesfalls ein reiner Liebesroman. Eher ein romantischer SciFi/Fantasy-Roman.


    Und Rachel und Gabriel sind fantastische Protagonisten. Auch wenn man ihnen gerne mal einen Schubs geben möchte, dass sie sich doch mal endlich aussprechen, da sie gar nicht so unterschiedlich sind, wie sie meinen. Rachels Störrigkeit, Gabriels anfänglicher Hochmut, und im Gegensatz dazu all ihre liebenswerten Eigenschaften.
    Auch die anderen Figuren mochte ich sehr. Sei es nun der eher nicht so sympathische Noch-Erzengel Raphael, der ein schöner Fiesling ist, die Edori-Menschen, mit denen Rachel aufgewachsen ist - es ist einfach so, als ob man vor einer tatsächlichen Welt steht. Da ist alles so ausgearbeitet und menschlich, ich war überwältigt von der Wirkung. Auch von der Wirkung der Musik, die in dieser auf Harmonie (im musikalischen wie im religiös-gesellschaftlichen Sinn) ausgerichteten Welt eine große Rolle spielt. Und dabei bin ich doch so unmusikalisch...


    Es ist schon länger her, dass ich das Buch gelesen habe, Dezember um genau zu sein, aber ich bin immer noch begeistert. Der zweite Teil wartet und wird bald gelesen. Vielleicht verbunden mit einem erneuten Lesen dieses Bandes. Und für mich steht fest: Flauschige Engelsflügel sind sehr viel anziehender als Vampirbeißerchen.


    Volle Punktzahl.


    Liebe Grüße,
    bartimaeus

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    Original von Nina
    Nein, nach wie vor keine Fortsetzung geplant. Aber vielleicht tröstet die Aussicht, dass ich gerade plane, Moira in einem Roman eine etwas größere Gastrolle zu geben?


    Mich tröstet das auf jeden Fall, für mich ist Moira eine bestimmte und kluge Person, ich hätte mir fast gewünscht in Faunblut noch mehr über sie zu erfahren. :-]

    Für mich sind die Echos immer blass durchscheinende blaue Gestalten in zerrissenen seidendünnen wehenden Gewändern - eine Mischung aus Banshees, Elben mit Nymphen und sonstigen Wassergeistern.


    Ich hab hier ein Bild, das in die grobe Richtung geht, aber viel zu aggressiv wirkt, im Internet gefunden:
    klick

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    Original von grottenolm
    "Faunblut" ist für mich defintiv kein Buch für eine Leserunde.


    Der Grund: die Geschichte ist so gut und hat mich so mitgerissen, daß ich nach dem ersten Abschnitt keine Lesepause mehr eingelegt und das Buch in einem Rutsch verschlungen habe.
    Das erschwert mir jetzt ein bißchen das Posten und Mitdiskutieren, denn ich möchte nicht spoilern, und den anderen damit den Lesepaß ruinieren.


    So gehts mir auch. Warum gibt es nur so etwas wie Schule, dass einen daran hindert, weiterzulesen? *seufz* Nun ja, es gibt ja Nächte - und leider Augenringe :rolleyes Naja, wenigstens war ich um Mitternacht schon durch.
    Ich glaub, ich muss jetzt zur Abwechslung mal ein Buch lesen, dass nicht so mitreißend ist. Diesen Monat ist das echt schlimm.
    7 Bücher auf 13 Tage verteilt :geist


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    Was für ein Buch - endlich mal innovative, neue Ideen außerhalb der ausgetretenen Fantasy-Pfade!


    Die Liebesgeschichte wirkt authentisch, dominiert aber nicht.


    Das hab ich ein wenig anders empfunden, ich fand, dass die Liebesgeschichte recht stark im Vordergrund stand, wenn auch nicht zu stark. Süß fand ich übrigens da Moiras Kommentar über den liebeskranken Faun bei den Käfigen :lache Da musst ich richtig schmunzeln. Überhaupt mochte ich Faun sehr gern als Charakter, auch oder besonders wegen der dunklen Facetten.
    In Jade hatte man meiner Meinung nach fast zu viele Einblicke. Aber die Überraschung mit der Verknüpfung zu den Echos ist eindeutig gelungen! Und das ging am Ende dann ja richtig schnell...


    Die Liebesbeziehung fand ich toll geschildert, ich mochte die Bilder, die du benutzt hast sehr, Nina :-). Den Vergleich zu Bis(s) kann ich nicht ziehen, ich hab die Bücher noch nicht gelesen. Ich bezweifle allerdings, dass sie eine Welt heraufbeschwören, die so stark in ihren Bann zieht. Ich mochte die Stadt und finde es schade, sie schon verlassen zu haben. Aber auch Jade und Faun begeben sich ja auf die Reise. Die russischen Einflüsse auf die Stadt hab ich schlicht ignoriert, ebenso wie der Winterpalast für mich automatisch ein wenig an einen Eispalast erinnerte - ich setze mich gerne mal über Autorenbeschreibungen hinweg :grin Auch bei den Charakteren.


    Was mich verärgert hat, richtig verärgert, war die Reaktion der Rebellen... Echos als Handlanger hinnehmen, aber nicht als gleichberechtigte Personen. Ich kann diese Art von Umgang und Intoleranz einfach nicht ertragen. Das Ende ist dementsprechend ein Balanceakt - Moira fiel mir da wieder durch ihre klugen Worte auf, ich halte sie für eine sehr wichtige Figur. Die mythologische Verbindung passt da ja... (das erste Mal ist mir der Name übrigens bei u.g. Fantasy-Trilogie, die im Original "La Moïra" heißt, begegnet, die muss ich auch noch unbedingt lesen)


    Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich den Titel "Echos", bzw. noch lieber "Echo" sogar schöner als Faunblut finde. Die Konstruktion erinnert mich sehr stark an "Tintenblut", klingt zwar schön, aber hat nicht ganz so viel Bezug zum Inhalt :-)


    Die Lady blieb für mich zu blass, warum das Eisen, nur weil es nicht glänzt? Warum die Maske, warum nicht das Schauergesicht? Sie wirkte auf mich nicht wirklich. Ich weiß nicht warum.


    Danke für das schöne Buch, es hat mir sehr viel besser gefallen, als die kurzen Bände von "Die Taverne am Rand der Welten", die ich von dir schon kannte. Die hetzten mir einfach zu schnell durch die Mythologie und die Geschichte :-) Ich werd mich wohl nach ein paar anderen, dickeren Büchern von dir umtun müssen. Die Sturmrufer reizen mich ja sehr :-)


    Liebe Grüße, barti

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    Original von Caia


    Dabei kommt er überhaupt nicht als handelnde Person vor, es wird immer nur über ihn berichtet. Das ist interessante Technik!


    Genauso ist es mir übrigens mit der Lady aufgefallen. Die bleibt auch immer nur im Hintergrund. Und hat doch so viel Macht. Ich find das interessant :-)


    Mich hat es dann doch etwas überrascht, wie schnell Jade und Faun zueinanderkamen... aber bei den Bedrohungen in der Stadt (hat die eigentlich einen Namen?), geht halt alles ein wenig schneller :-)

    Es ist wirklich eine Krux - warum stoße ich immer dann auf schöne Bücher, wenn meine Zeit zum Lesen so knapp bemessen ist. Erst das historische Adrian Mayfield, das mich halbe Nächte hat durchlesen lassen - und nun Faunblut, das mir auch nicht die Chance einräumen will, es früh aus der Hand zu legen.


    Ich bin schnell in die Geschichte hineingerutscht, und fühle mich in der Welt schon wohl, ich mag Wasser. :-] Wen ich weniger mag, sind die Fischer, sie kommen mir ein wenig wie eine Meute vor, die handelt bevor sie nachdenkt, ich weiß nicht... Ich habe auch die dumpfe Ahnung, das Martyn irgendwann für Probleme sorgen könnte.


    Ich trete übrigens der Fraktion bei, die die Echos für unverstandene Wesen hält. Einfach weil ich mir nicht vorstellen kann, dass in diesem Buch Schwarzweißmalerei betrieben wird, und weil sie in den Schilderungen so verletztlich schienen. Also müssten auch die Mordopfer, die es zu geben scheint, von etwas Anderem oder aus bestimmten Gründen getötet worden sein. :gruebel


    Faun finde ich interessant, ich mag ja solch seltsame Gestalten, und so wie es zwischen ihm und Jade knistert, seien es die Funken der bösen Blicke oder die freundlichen Momente, wird er wohl nicht ganz so schlimm sein :-]
    Nur die Bestien bereiten mir ein wenig Sorge.


    Wobei, vielleicht wär ein wenig Aufruhr in der Stadt gar nicht so schlimm, die Menschen scheinen dort von Jägern, Lords und vor allem der noch nicht aufgetretenen "Lady", ja sehr in Schach gehalten zu werden. Und dann diese Brandmale, wie bei Kühen oder anderen Tieren, die man besitzt. Wirklich frei sind sie nicht.


    Und dann ist da ja noch Jakub, dem ich Misstrauen entgegen bringe, er verschweigt etwas, und ich weiß nicht, ob er das aus redlichen Gründen tut. Um seine Tochter zu schützen? Oder um ein Geheimnis zu verbergen, wie im Keller? Seltsam.


    Zitat

    Original von Tess
    Außerdem scheint ja Wasser, bzw. der Fluss Wila eine besondere Bedeutung für die Bewohner zu haben, wenn sie den Styx und die Flussfee verehren. Im Kontrast stehen dazu aber die Echos, die zumindest mit dem Wasser in Verbindung zu stehen scheinen - ich bin gespannt, was man über diese Wesen noch erfährt.


    Das hab ich auch bemerkt, ich denke, dass die Echos früher vielleicht nicht zu Bestien erklärt worden waren, und dass diese Verbindung mit dem Wasser im Alltagsgespräch vielleicht eine Verbundenheit in Tradition, Geschichte, etc. zwischen Mensch und Echo darstellen könnte.


    Ansonsten bin ich sehr gespannt wie es weitergeht. Und nutze die Zeit, die jetzt mal frei habe natürlich zum Weiterlesen.


    :wave barti

    Seidenraupenträume
    "Silkeormdrømmer", Åsa Gan Schweder, 2006

    Übersetzung aus dem Norwegischen: Maike Dörries, 2008
    Mit Illustrationen der Autorin.
    Freies Geistesleben, ISBN: 978-3772520723
    Altersempfehlung laut amazon: ab 10 Jahren


    Als ich das Buch im letzten Jahr auf der Homepage des zu meinen erklärten Kinderbuchlieblingsverlagen zählenden Verlag Freies Geistesleben entdeckte, war ich sofort Feuer und Flamme. Chinesische Gedichte haben eine unglaubliche Anziehungskraft, viele zumindest. Und ein Kinderbuch über einen chinesischen Dichter – das musste ich unbedingt haben. Ich hab bei arvelle gleich zugreifen müssen.


    Wir befinden uns auf einer kleinen Insel hinter einem Hauptbahnhof, in einem Häuschen, aus dem man durch die Fenster auf vorbeifahrende Züge sehen kann. Dort lebt Josefin mit ihrer Mutter Anemone. Sie haben nicht viel Geld, dafür aber eine Vorliebe für Tomatensuppe mit Käsebrot und chinesische Literatur. Vor allem für den Dichter Li Po, der mir aus diesem Buch schon als Li Tai Po ein Begriff war, anscheinend aber unter dem Namen Li (Tai) Bai bekannt ist und neben Du Fu zu den wichtigsten Dichtern der Tang-Epoche zählt.


    Es ist eine eigene kleine Welt, in der die beiden leben, neben den Personen an Anemones Arbeitsplatz an der Hotelbar (unter der Josefin kurioserweise sich eine Höhle bauen und die Arbeitstage ihrer Mutter verbringen darf) kommt zu Beginn niemand vor, im ganzen Buch gibt es keine gleichaltrigen Freunde. Aber die beiden haben sich, den Stapel Bücher aus der Stadtbücherei und bilden eine vollkommen harmonische, zurückgezogene, glückliche Einheit.


    Doch dann verwandelt sich der Garten, dicke Fäden bilden sich an den Büschen, Seidenraupenfäden, und eines Tages hockt Li Po, auf den Bildern entzückend alt und verschrumpelt, auf der Veranda. Josefin erkennt ihn sofort. Die Annäherung erfolgt langsam, doch schon bald ist der schweigsame Dichter ins Haus gezogen und bringt Josefin nebenbei ein wenig traditionell-chinesische Gelassenheit und Lebensart bei. Seine Vorliebe für Alkohol (die ihm schon zu seiner Zeit zugesprochen wurde) übernimmt sie dabei glücklicherweise nicht.


    Mit diesem Frühling nimmt ein wundervolles Jahr seinen Lauf. Li Po und Josefin treffen auf Scheu-Vogel, lustig struppig-rot, der sein Nest auf einem Sessel gebaut hat, und erkunden auf einem Holzkahn die Kanäle der Stadt. Li Po, woher er auch gekommen sein mag, hat keinerlei Probleme, sich zurechtzufinden, spricht Norwegisch – und er schreibt weiterhin Gedichte. Auf Josefins Zeichenblättern finden sie sich – aber auch auf Brückenmauern in der Stadt tauchen graffitiähnliche chinesische Zeichen auf. Es werden Feste gefeiert, Li Po wird ständiger Begleiter.


    Doch schon im alten China war er viel auf Wanderschaft, und so kommt mit dem Ende des Jahres die Zeit der Trauer, wenn alles ein Ende nimmt. Das Haus wurde ihnen gekündigt, die romantische Atmosphäre macht Bürotürmen Platz, Li Po ist verschwunden und hinterlässt ein gebrochenes Herz. Doch wie die Jahreszeiten ein ständiger Kreislauf sind, ist auch das Ende ein Neuanfang.


    Thematisch und atmosphärisch schwingt in diesem ungewöhnlichen Kinderbuch immer die melancholische Gelassenheit, die ich in chinesischen Gedichten so schätze, mit, obwohl es in der modernen Zeit spielt und auch Laptops und Graffitisprayer ihre Gastauftritte haben. Beides, die Hektik der modernen Zeit, aber auch wie unpassend Teezeremonien in einem Hotel wirken, bilden leise, ganz versteckte Kritiktöne, die aber nicht unbedingt dem kindlichen Leser sofort auffallen. Es ist ruhig, auch die Illustrationen, die vom runden Schönheitsideal von Kinderbuchbildern abweichen, und buntstiftkindlich ausdrucksstark wirken, unterstreichen die sonderbare Atmosphäre.


    Sprachlich ist das Buch schlicht, aber schön und fällt besonders durch gelungene Vergleiche und Überlegungen von Josefin auf. Die sporadisch auftauchenden Gedichte Li Pos stechen sehr hervor, geben den letzten Schliff und machen das Buch zu einem ungewöhnlichen, nachdrücklichen Leseerlebnis.


    Und so möchte ich meine Rezension mit einem Gedicht Li Pos schließen:


    10/10 Punkten


    :wave barti


    Edits: Korrekturen; Namensschreibweise angepasst,

    Die souveräne Leserin
    “The Uncommon Reader”, Alan Bennett, 2007

    Übersetzung aus dem Englischen: Ingo Herzke, 2008
    Wagenbach, ISBN: 978-3803112545


    Das erste Attribut, das mir zu diesem Buch in den Sinn kommt ist "lovely". Es ist ein entzückendes Buch mit ebenso entzückenden Persönchen und vor allem einer entzückenden Queen. Und entzückend an der Realität vorbei geschrieben.


    Denn die Queen Elizabeth aus dem Buch ist nicht die Queen, die wir kennen, es gelingt nur schwer, die beiden Persönlichkeiten in Einklang zu bringen – wenn man es allerdings unterlässt, sich diesen Überlegungen hinzugeben, versinkt man in einer Liebeserklärung an das Lesen, die mit einer Prise schwarzem, britischen Humor immer wieder zum Schmunzeln anregt.


    Denn eigentlich beginnt alles ganz ungewollt. Als die Queen dank ihrer Hündchen den Bücherbus entdeckt, leiht sie, die persönliche Interessen immer hinter ihre Funktion als Königin gestellt hat, nur aus Pflichtgefühl ein Buch aus, ohne wirklich zu wissen, was sie erwartet. Ein Fehlgriff – erst das zweite Buch weckt die Leidenschaft in ihr.


    Eine Leidenschaft mit Konsequenzen, die äußerst misstrauisch von ihrem Umfeld zuerst beäugt und später sogar sabotiert wird, eine Leidenschaft, die sich über Konventionen und starre Regeln hinwegsetzt. Norman, ein Küchenjunge mit Vorliebe für Bücher homosexueller Autoren, den sie im Bücherbus trifft, wird kurzerhand von ihr zu ihrem Leseberater befördert, Staatsgäste müssen sich plötzlich auf Fragen über Skandal- und Lieblingsautoren einstellen und auch den Premierminister bombardiert sie mit Lesevorschlägen. Und das sorgt immer wieder für lustige Situationen und leichte Unterhaltung.


    Doch auch Anderes wird in diesem Buch deutlich: wie wichtig es ist, selbst zu denken, und welche Bereicherung Bücher in einem solchen Prozess der Reflektion darstellen können, aber auch, wie ungern das manchmal gesehen wird. Es ist für die Mächtigen viel leichter eine Queen ohne Meinungen als lächelnde Repräsentantin und Jasagerin zu ertragen, als eine, die ein Lesetagebuch führt und sich durch ihre Lektüre, so sie denn nicht zufällig 'auf dem Transport verloren gegangen ist', eine dezidierte Meinung, die sich gerne über Konviktionen hinweg setzt, bildet.


    Leider wurde mir unsere souveräne Leserin von Herrn Bennett ein wenig zu sehr mit Glacéhandschuhen angefasst. Kritik an ihr ist praktisch nicht existent in diesem Buch, negatives Verhalten sofort und doppelt und dreifach gerechtfertigt, nun ja, man will die Queen ja nicht verärgern, sollte sie tatsächlich dieses Büchlein in die Hand bekommen.


    Eigentlich sollte man ihr da die deutsche Ausgabe in die Hand drücken. Edler roter Einband mit silberner Prägeschrift, ein schelmisches Bild der Queen – das Buch ist wie die anderen Bücher der SALTO-Reihe des Wagenbach-Verlags ein edler Blickfang, der sich besonders auch als Geschenkbuch eignet. Schade, dass das wohl nicht passieren wird. Eigentlich würde man es ihr ja als begeisterter Leser ja wünschen.


    Was mich noch ein wenig beschäftigen wird, sind die zahlreichen literarischen Anspielungen in dem Buch, ich werde es wohl noch einmal gezielt durchblättern und einige interessante Lesetipps heraussuchen, eine Literaturliste im Anhang wäre ein wahres Schmankerl gewesen, und hätte das Buch komplett abgerundet, aber man kann nicht alles haben.


    Ich gebe diesem leichten, entzückenden Büchlein über die Freuden und Tücken des Lesens
    8/10 Punkten


    :wave bartimaeus

    Ich hab ja schon, als ich vor Ewigkeiten das Buch in einem Interview mit einem Klett-Cotta-Verleger gesehen hab, gedacht, dass das was für dich und noch ein paar andere wäre, und dir in der Suchtklinik sogar einen dezenten Tipp mal gegeben :lache


    Wenn sich mein Portemonnaie nicht noch mehr Käufen verweigern würde und ich etwas mehr Zeit hätte, dann würde die englische Ausgabe garantiert schon zu mir unterwegs sein :-(