Beiträge von bartimaeus

    Okay, Wolke hat mir ne Mail geschrieben - die Einteilungstitel sind zu lang.
    Welche Ausgaben habt ihr?


    Dann könnte ich evtl. eine Einteilung nach Seitenzahlen abschicken.


    (Einteilung nach Titeln:)
    1-5: The Shared Patio - The Sister
    6-10: This Person - The Boy from Lam Kien
    11-13: Making Love in 2003 - The Moves
    14-16: Mon Plaisir - How to Tell Stories to Children

    Wir bräuchten dann wohl noch ne Titelübersicht dt/en


    Ich fange mal mit den englischen an, wie ich sie zusammenfassen würde, ich denke drei-vier Geschichten (~30 Seiten) sind doch besser. Oder findet ihr so, dass es zu viele Abschnitte werden? Oder zu viele Geschichten in einem? Wir würden dann ja eh über die einzelnen Geschichten nur reden können :-)


    The Shared Patio
    The Swim Team
    Majesty


    The Man on the Stairs
    The Sister
    This Person
    It was Romance


    Something That Needs Nothing
    I Kiss A Door
    The Boy from Lam Kien
    Making Love in 2003


    Ten True Things
    The Moves


    Mon Plaisir
    Birthmark
    How to Tell Stories to Children

    Ach ja, und dieses hier, klingt auf jeden Fall spannend.


    Ansonsten würde ich gerne auch etwas von Honoré de Balzac lesen. Ich hab hier dank meiner Mutter die komplette Menschliche Komödie stehen :-]


    Oder "Die göttliche Komödie" von Dante, das hat delphin ja so empfohlen.

    Mal was Japanisches vielleicht?


    Zitat

    amazon.de
    Das Kopfkissenbuch der Dame Sei Shonagon ist eines der bedeutendsten literarischen Werke Japans, das noch heute fast 1000 Jahre später den Leser zu bezaubern vermag! Es ist eine Art Tagebuch und enthält Aufzeichnungen, die Sei Shonagon während ihrer Musestunden als Hofdame am Heian-Hofe niederschrieb. Sie berichtet darin Klatsch vom Kaiserhof, der viel zum Verständnis der Kultur jener Zeit beiträgt, und schildert das intime Leben und Treiben hinter den Bambusläden und Seidenvorhängen, mit all den lockeren erotischen Formen, die sich in der Hofwelt jener Zeit herausgebildet hatten. Die Heian-Zeit wird in köstlichen, farbenfrohen Miniaturen lebendig!

    Das Zimmermädchen
    Markus Orths, 2008

    Schöffling, ISBN: 978-3895610998


    Zitat

    »... und dort, unterm Bett, da ist es hart und dadurch behaglich,
    dort unterm Bett, da ist es eng und dadurch weit,
    dort, unterm Bett, da siehst du Dinge, die du nie gesehen hast,
    dort, unterm Bett, da öffnet sich die Kehrseite der Welt ...«


    So steht wunderbar arrangiert auf dem Umschlag mit den unterschiedlich weit heruntergelassenen Jalousien - und zeigt, schon wenn man das Buch in die Hand nimmt, dass es keine gewöhnliche Lektüre werden wird. Und das ist es wirklich nicht unbedingt.


    Eigentlich ist "Das Zimmermädchen" ein unangenehmes Buch. Lynn Zapatek, das titelgebende Zimmermädchen und die um sie gescharten Nebenfiguren sind nicht angenehm. Ihre Geschichte ist es auch nicht, weder am Anfang noch am Ende. Und auch die Sprache des Autors stößt den Leser immer wieder unangenehm aus dem Lesefluss, sie ist meist hart, arm an Pronomen und Artikeln. Arm an Verbindungen zwischen den Sätzen.


    Ebenso wie die Personen keine Bindungen eingehen können. Hauptfigur Lynn steht zu Beginn der Handlung vor einem desaströsen Neuanfang, sie ist pleite, verstört und gerade aus einer Klinik entlassen - hat Angst vor Rückfällen und muss mit einem beständig nickenden Psychiater zurechtkommen. Weshalb ist unklar. Kleptomanie vielleicht, es gibt Andeutungen. Oder ihr Umgang mit anderen Menschen, das Verhältnis zur Mutter ist eine Katastrophe.
    Ein Mann, Heinz, mit dem sie jeden Montag schläft - eine strukturierte Woche ist ihr wichtig, sie klammert sich ein wenig an der Routine fest - verschafft ihr einen Job als Zimmermädchen im Hotel - Konfrontation, Ablenkung, Arbeit würde ihr gut tun. Jaja.


    Tatsächlich geht Lynn in der Arbeit auf. Putzt ausgiebig, ausgiebiger als ausgiebig, bleibt länger als nötig. Sie putzt die unbelegten Zimmer (täglich!), putzt hinter den Schränken, unter der Stehlampe, hinter der Heizung. Überall. Manisch. Und sie beginnt die Menschen zu kategorisieren, zu beobachten, hinterherzuschnüffeln, in ihre Kleidung und schließlich unter ihre Betten zu schlüpfen. Dienstags.
    Montags Heinz, Dienstags Bett, Mittwoch freier Tag und Langeweile, Donnerstag Mutter anrufen, Freitag Therapeut, Samstag Chiara. Ein wenig wie der Aufzählreim von Paul Maars Sams.


    Mit Chiara kommen wir zu einer Komponente des Buches, bei der ich sehr zwiegespalten bin. Denn durch sie wird Lynns Obsession sexuell konnotiert. Lynn erlebt, wie der Gast von Zimmer 304 sich mit Chiara vergnügt, fast scheint es nun, als hätte sie nur auf so etwas gewartet. All das Naive, das ihr Verhalten prägt, das Teilhabenwollem am Leben, die Illusion, nicht alleine zu sein - eben das, was sich aus der kantigen, im Präsenz formulierten Wirklichkeit löst und in den seltenen herausragenden Sätzen des Romans, in der Figur Lynn deutlich wird, bekommt einen Dämpfer des Vulgären verpasst.


    Aber es gibt auch den Teil der passt: Durch Chiara kommt auch Sehnsucht, der Traum von Zweisamkeit in Lynns Leben. Heinz hat sich längst schon von ihr losgesagt, war für sie aber auch nur Routine.
    Nun will Lynn, erst vom bevorstehenden Urlaub verängstigt, verreisen. In die Karibik. Chiara mitnehmen, zwei Wochen bezahlte Zuneigung erleben. Es ist ihre unsichere, trugbildhafte Hoffnung, dass das Schicksal es doch einmal gut meinen könnte. Es kommt alles anders, natürlich. Und es endet anders. Unter einem Bett. Wo auch sonst.


    "Das Zimmermädchen" wirkt mit seinen einsamen und in der Welt verlorenen Charakteren – auch wenn es mit den wenigen Seiten nur drei wichtige zusätzlich zu Lynn gibt – und seinen kleinen Wahrheiten erschreckend real. Ob es nun die Kurzauftritte der trostlosen Gäste, Lynns Versuch zu leben und eine Persönlichkeit zu finden sind, es wirkt nah. Das machen das verhasste Präsens, das die Aktualität der Figuren hervorhebt und die durchaus verständnisvolle Art, wie die Sätze Lynns Schicksals mal in weiche Traumgespinste decken und mal erbarmungslos zuschlagen.


    Es ist ein Buch, das mir nicht überwiegend gefallen hat, sprachlich wie inhaltlich, bei dem ich aber keine Minute des Lesens bereue. Denn zurück bleibt der Nachhall einer zumeist traurigen, aber auch nachdenklich machenden Geschichte, einer dieser Geschichten, die die Hoffnung langsam, mit zuerst unscheinbaren Tritten tottrampeln und dennoch das Leben nicht verneinen. Es gibt sie ja - die, die mit dem Leben zurechtkommen. Die Chiaras. Lynn zählt nur nicht dazu.


    7/10 Punkten


    :wave bartimaeus