Beiträge von flashfrog

    Ich lese Rezensionen möglichst erst nachdem ich das Buch gelesen habe, weil ich mich nicht beeinflussen lassen möchte und Angst habe, dass sie mir zu viel von dem Buch verraten, was ich selbst entdecken möchte. (Ausnahme: Sachbücher, bei denen es sinnvoll ist, sich vorher zu informieren, ob sie meinen Erwartungen entsprechen.)


    Amazon-Rezis sind oft sehr subjektiv. Ich lasse mich eher beeinflussen von Autoren oder Menschen, bei denen ich weiß, dass sie einen ähnlichen Lesegeschmack haben wie ich.


    Dauerwellenwickler mit Gürkchen? :gruebel

    Zitat

    Original von churchill
    Um erfolgreich zu tippen, ist Information nach meinen Erfahrungen kontraproduktiv. Die besten Tippergebnisse erzielen diejenigen, die sich von der Farbe der Trikots, der Schönheit der Stadien oder den Frisuren der Spieler inspirieren lassen ... ;-)


    Darf ich dich an gegebener Stelle zitieren? :rofl

    Wolke : Ich bekenne mich schuldig, auch schon durch "kreative" Betreffzeilen aufgefallen zu sein und dadurch, nicht recht gewusst zu haben, wie ich die Urlaubsvertretung anreden sollte, war aber sicher nicht böse gemeint... :rolleyes
    Stell deine Bitte doch einfach nochmal in den 1. Beitrag des Threads unter Einsendungsmodalitäten. :-)

    Dann sag ich auch mal was zu meinem Text.
    Alles nur geklaut. :-)
    Ich bedanke mich bei allen, die ich zitiert habe, für die Inspiration. (6 Monate Eulenwettbewerbskommentarthread hätten locker für eine 700-Wörter-Geschichte gereicht, da musste ich kräftig zusammenstreichen. :chen)
    Ich plädiere für ein Eulenkritikerphrasenschwein: Wer hier noch einmal sagt, Gedichte lese er grundsätzlich nicht, oder eine Geschichte sei "ganz nett" muss 1 Euro blechen. :lache



    Zu "Du und ich": Ich finde es schon kurios, wenn von einem Text nur die alleroberflächlichste Ebene wahrgenommen wird und dann dem Text vorgeworfen wird, er sei platt. :-)

    Zitat

    Original von Rita
    Der Fotograf:
    Wo ist das Schlüsselerlebnis? Dieses Gespräch werden sie doch wohl schon tausendmal geführt haben. Warum entscheidet er sich ausgerechnet jetzt so?


    .


    Ich glaube, der Schlüssel sind die Kinder. Ihm wird klar, dass er mit der Frau auch die Familie verliert. Und die Neue würde dann irgendwann blinde Klavierspieler aus Pools fischen und dann auch nicht mehr so prickelnd aussehen, worauf sich der Fotograf vom Leben enttäuscht aufs Land zurückzöge um Schafe zu vögeln.
    (So zumindest steht es im neuen Bestsellerroman von Klein-Lucie.)

    Das Thema scheint Moralk-Eulentexte geradezu heraufzubeschwören. Leider mag ich solche gar nicht. :rolleyes
    Trotzdem gab es, nachdem ich letzten Monat Schwierigkeiten hatte, meine Punkte loszuwerden, diesmal gleich mehrere richtig tolle Texte, die mich begeistert haben!



    Du und ich
    Gekonnt, sprachverspielt, ironisch, sensibel.
    Die zwei, denkt man, passen nicht zusammen, da ist eine Menge versteckte Aggression im Spiel. So fangen Familientragödien an. Denkt man.
    Und dann kommt das überraschende Ende.
    Das ist etwas, worüber man nachdenken muss. Diese Ambiguität. Und worüber ich noch immer nachdenke.
    Das hat schließlich Ausschlag gegeben für die 3 Punkte.



    Der Fotograf
    Dieser toll geschriebenen, psychologisch durchdachten, sprachlich fein gearbeiteten Geschichte hätte ich auch gern 3 Punkte gegeben. Einfach ein stimmiger Text, auch in den sprachlichen Einzelheiten.



    Von Männern und Schafen
    Nicht schlecht geschrieben.
    Allerdings habe ich einige Verständnisschwierigkeiten.
    Mit der Zeit z.B.: Wenn Charlotte 12 ist als ihre Mutter stirbt und sie 4 Jahre später den Hof übernimmt ist sie 16 und ihre Geschwister zwischen 5 und 17 Jahren alt. Kein Wunder, dass die 5-jährige den Hof nicht übernehmen will.
    Wenn der Vater das Hausverbot für Marie 10 Jahre aufrecht erhält, ist Charlotte 6 als Marie mit der Harley das letzte Mal aufkreuzt, das ist reichlich frühreif für die große Liebe.
    Oder hab ich da was falsch verstanden?


    Im 21. Jahrhundert sollte sich auch in den entlegensten Dörfern herumgesprochen haben, dass es Verhütungsmöglichkeiten und Krankenhäuer gibt.


    Einen neuen Stall bauen, neue Maschinen anschaffen und 98 rentable Hochleistungskühe, das ist durch den Verkauf von ein paar Schäfchen sicher nicht zu finanzieren (Milchwirtschaft ist ohnehin kaum rentabel derzeit).


    Schafe sind relativ kleine und niedrige Tiere. Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie die Szene im Stall rein technisch funktioniern soll. (Ich will es mir allerdings ehrlichgesagt auch gar nicht so genau vorstellen).


    Also eine Menge, was für mich logisch nicht zusammenpasst.
    Aber trotzdem 1 Punkt.



    Der Schlüssel
    Da liegt er nun, der arme Wicht,
    denn zum Wandern ganz alleine
    reicht der Kopf ihm leider nicht.
    Da fehlen ihm die Schlüsselbeine.


    Er liegt und rauft sich seinen Bart,
    da rollt ein Bürstenfahrzeug an,
    das ihn gleich auffegt bei der Fahrt
    noch eh er sich recht wundern kann.


    Da drinnen riecht es intressant:
    nach Rotze, Laub und Selbstgedrehten.
    Schon landet er auf einem Band,
    wird aussortiert flugs von Magneten,


    eingeschmolzen, ausgewalzt,
    abgekühlt, geformt, lackiert,
    transportiert, verschraubt, gefalzt,
    und zum Schluss noch festmontiert


    an dem neuen ICE.
    Und als Teil der Bahn aus Eisen
    glänzend neu und weiß wie Schnee
    kann er endlich richtig reisen!



    Konstruktive Kritik
    Da hat wohl einer das Eulenwettbewerbskommentarthreadphrasenschwein geschlachtet. Aber ein gewisses Talent... :grin



    Engelsgesicht
    Ohne die Moralkeule am Ende hätte mir der Text vielleicht gefallen.



    Coming in
    Ja, hm. Möglicherweise eine gute sensible Geschichte, aber ich kann mich mich da leider schlecht hineinversetzen.



    Schlüsselerlebnis
    Kann ich so gar nix mit anfangen.



    Die Gabe
    Muss das sein mit dem Rollstuhl?



    Geflüster
    Das erklärt zumindest die literarische Qualität vieler Bestseller... ;-)



    Dazugehören
    Wie gesagt mag ich keine Moralkeulengeschichten.



    Herr Streiber
    Schulaufsatzmäßig. Es wird nicht glaubhaft gemacht, wie der Sinneswandel vor sich gegangen ist. Das muss schon ein gewaltiges Erlebnis gewesen sein, wenn Herr Streiber dafür in den Tod geht. Das wird im Text leider nicht plausibel.

    Zitat

    Original von Voltaire
    Och, ich hab mit vielen Dingen so meine Probleme :grin.


    Ich meinte in dem Fall allerdings eher deinen philosophischen Namensgeber. ;-)
    Der Text beschreibt einen klassischen Konflikt zwischen natürlichen Bedürfnissen und anerzogenen gesellschaftlichen Tabus, wobei sich der triebhafte Teil des menschlichen Wesens hier auch sprachlich verselbständigt und ins Bewusstsein und den Sublimierungsversuchen des Ich entgegen tritt, so deutlich, dass der Autor mitunter zensierend eingreifen muss. (Darüber kann man dann lachen oder eben nicht.)
    Ich bin sicher, die Jury hat diesen philosophischen Hintergrund würdigen wollen, als sie mir den Preis zuerkannte. :-)

    Mit etwas Verspätung, aber dafür endlich mal richtig ausgeschlafen, mein Bericht vom Eulenbetriebsaus-Flug:


    Am späten Mittag kam ich in Spaichingen mit der Schwäbschen Eisenbahn an, höchst gespannt der Dinge harrend, die da kommen würden. Eigentlich wollte ich das Stückchen Weg zum Hotel ja laufen, wer noch keine schweren Bücher geschrieben hat reist mit leichtem Gepäck.
    Aber da flatterten gleich schwarmweise Gestalten auf ein freundlich wartendes Auto zu, deren Schnäbel mir irgendwie bekannt vorkamen. Kurzentschlossen gesellte ich mich zu der Truppe, und wir wurden dankenswerterweise bequem von Herrn keinkomma zu unserem Nistplatz im Kameralamt chauffiert. (Bis kurz vor der Ankunft beschlichen mich gewisse Zweifel, ob der netter Herr vom Hotel am Telefon die Reservierung richtig verstanden und notiert hatte, aber das erwies sich als völlig unbegründet und der nette Herr als äußerst zuverlässig und gewissenhaft. :-))
    Die Wände des Etablissements waren zum Glück nur in der Rezeption und im Treppenhaus urgemütlich mit tierischen Leichenteilen dekoriert.


    Und während die 42er noch damit beschäftigt waren, Geheimpläne für eine neue Weltrevolution anzuzetteln (nehme ich an), verlustierte sich das Eulenpräkariat bei herrlichem Spätsommerwetter und angenehmen Plaudereien im Kameralamtsgarten, besichtigte die Weltstadt Spaichingen, oder erholte sich bei rätoromanischem Fernsehn von der Anreise.


    Um kurz vor halb 7 wurden die Autoren dann zum Fototermin im Gewerbemuseum gescheucht, äh, gebeten.
    Und dann trudelten auch schon die ersten Zuhörer ein.
    Ich war bei der Lesung quasi zum Mikrophontester verdonnert worden und musste gleich als erste ran. Vorher kekam ich noch den Sonderpreis der Jury überreicht in Form einer schön gerahmten Urkunde und eines Blumenstraußes. Die koordinatorische Herausforderung beides entgegenzunehmen und gleichzeitig Hände zu schütteln, möglichst ohne dabei
    a) den Vorlesetext fallen zu lassen
    b) den Fotografen den hartnäckig den Rücken zuzudrehen und
    c) vom Podest zu fallen
    meisterte ich sogar auch irgendwie.
    Doch (@ Flederkatze), ich habe schon öffentlich gelesen (ist ja an sich auch nix Unanständiges), aber eben dieses Gedicht noch nicht, und dann musste ich auch noch berlinern, das kann ich in Schwaben normalerweise gar nicht. Zudem war mir auch bewusst, dass dieser Text ein bisschen speziell ist ... :grin
    Aber ich hab das Wettbewerbsthema schließlich nicht ausgesucht. ;-)


    Im Nachhinein war ich ganz froh, dass ich im ersten Block dran war und mir den Rest ganz entspannt anhören konnte, und die Autoren, die nach langer Anreise bis kurz vor Mitternacht warten mussten, taten mir ein bisschen leid.
    Ein bisschen schade fand ich z.B. dass Anja Beisiegel, die richtige Gewinnerin, so spät dran war, dass einige aus dem Publikum schon die Segel gestrichen hatten, als der Siegertext an die Reihe kam: eine herrliche Reise-nach-Jerusalem um eine Familiengruft, sicher einer der Texte, die mir in Erinnerung bleiben werden!
    Auf Toms neues Werk war ich natürlich besonders gespannt, er las eine witzige Szene aus dem Film, den er verbucht hat.
    Und unsere Nudelsuppe hat definitiv ein Herz für Tiere und Talent für Dialoge!
    Meine persönliche Neuentdeckung (euch kenn ich ja schon :-) ) war Achim Eisenlohr mit seinen zauberhaften lyrischen Texten und einer (wie ich finde) sehr angenehmen Vortragsweise.


    Das große Finale – der letzte Block dieser extraultramegagigalangen Lesenacht – war große Klasse. Leider konnte ich den 4 genialen Finalisten (Anja Beisiegel, Monde, Doc Hollywood, Luigi Brogna) nicht mehr so recht die Aufmerksamkeit widmen, die ihre tollen Texte verdient hätten. :rolleyes
    16 Autoren, von denen viele gleich mehrere Kurztexte vortrugen, bei denen man sich also ständig in neue Texte einfinden musste, das ist anstrengend. Dazu kam noch, dass der Mkrophonton nicht optimal eingestellt war, sodass man sich teilweise sehr konzentrieren musste, um die Texte zu verstehen, und suboptimale Belüftung des Raumes trug wahrscheinlich auch zu Ermüdungserscheinungen bei...


    Anschließend gings noch ein bisschen plauschen bei Schwäbischem Apfelkuchen mit Schwäbischem Wurstsalat. Und danach war an Einschlafen noch lange nicht zu denken, bei den ganzen Eindrücken, die mir da durch den Kopf schwirrten.
    Um kurz vor 9 Uhr morgens (also gefühlte 3 Stunden Schlaf später) war man dann aber schon wieder geschlossen beim Frühstück versammelt. Dazu gab es selbstgemachten Apfelsaft und schwäbisches Lokalradioprogramm. (Letzteres zum Glück nicht lange. :grin)
    Und von Jörg die Info, dass da seehr bald ein Zug fährt, und der nächste, den ich eigentlich nehmen wollte, erst geschlagene 2 Stunden später, sodass ich mich spontan entschloss, flux den Löffel und Schlüssel abzugeben und in Folge logistischer Unkoordiniertheit nicht einmal mehr reinkam in das Haus, um mich von euch zu verabschieden. :bonk


    Silke, vielen Dank für die tolle Organisation! Und schön, euch alle mal in 3D und Echtzeit erlebt zu haben! :wave


    Das Gedicht steht übrigens hier nochmal zu Nachlesen:
    Ein dringendes Bedürfnis

    Zitat

    Original von Voltaire
    Bißchen plump :wave


    Hey, das ist kein Plumpsklo, das ist Poesie! :fetch
    (Dass Hallervorden sich mit Rousseaus Zivilisationskritik befasst hat, ist mir neu. Dass du, Voltaire, damit Probleme hast, dagegen nur allzu verständlich. ;-))


    Hab dich in Spaichingen vermisst. :wave