Beiträge von flashfrog

    Die "Quellwolken" haben mich auch zuerst stutzig gemacht. Gemeint sind wohl Cumulus- oder Schönwetterwolken. Hätte man sie als "Schäfchenwolken" bezeichnet, dann wäre es wirklich Kitsch und Klischee gewesen, aber ich denke, Emi verwendet hier ganz bewusst den aus dem Wetterbericht bekannten "kalten" meteorologischen Begriff, nicht den emotionsgeladenen. Das ist z.B. so eine sprachliche Feinheit, die mich für den Text einnimmt.
    Der Himmel, in den die Figur am Ende hineinfällt, ist ein naturwissenschaftlicher, kein göttlich verklärter.

    Es färben sich der Bäume Blätter,
    die zittern nächstens schon vor Frösten.
    Ach ja, man könnt bei solchem Wetter
    mal wieder Schnecken rösten.


    Das kann mich auch nicht wirklich trösten!
    Das macht das Wetter auch nicht netter,
    als sich bei wildem Sturmgebretter
    am Baume auch die allergrößten
    Blätter von dem Ästen lösten.


    Beim Rösten aber (von den Schnecken)
    kannst du das Wetter schnell vergessen,
    und knoblauchfrisch den Kick entdecken:
    Erst Schnecken rösten und dann essen!


    Ihr Eulen, ungeachtet dessen
    dass Schnecken wirklich prima schmecken,
    rate ich euch zu erwecken
    ein paar andre Interessen
    als dauernd arme Schnecken fressen!


    Drum nimm stattdessen lieber doch,
    (statt einem weitren Schneckgericht)
    ein Buch zur Hand, du eifrig Koch,
    da dieses sehr viel mehr verspricht.


    Ernähr von Worten dich und Sätzen,
    die man einst aufgeschrieben hat.
    Du bleibst schön schlank bei solchen Schätzen.
    Von Schnecken aber wirst du satt ...


    Doch geistig Nahrung ist das Ziel
    und nur nach diesem sollst du streben.
    Drum kümmre dich nicht allzuviel
    um Schneckenfraß im Leben.


    Doch auch beim Lesen rat ich dir
    die Auswahl gut zu hinterfragen,
    denn so manches Schreibwerk hier
    liegt manchem ziemlich schwer im Magen.

    Ok, na dann will ich es mal versuchen.
    Formal ist das Gedicht sicher gut gemacht.
    Mit dem Inhalt bin ich aus philosophischen Gründen nicht einverstanden.
    Als gäbe es da die eine reine offensichtliche wahre Wahrheit! Als hätte nicht jede Wahrheit ihre verborgenen Hintergedanken ... :-)



    PS: Was ist "erlischen"?


    Ich habe doch klar uand deutlich geschrieben, was mir an dem Text gefällt:

    Zitat

    Original von flashfrog
    hier wird nämlich wunderbar erzählt, was die Figur spürt, riecht, sieht, hört, fühlt und denkt. Besser ist das in dieser Knappheit kaum darzustellen!


    Emi : Ich finde den Stil sehr klar und prägnant und gleichzeitig sensibel und poetisch ohne in Kitsch umzuschlagen. Das zu erreichen ist, glaube ich, eine extrem schwierige Aufgabe bei solch einem Thema


    Das:

    Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Und ich dachte, du hättest mehr Gesäß in der Hose.


    hat dagegen gar nichts mit Literaturkritik zu tun.


    Waldlaeufer wird dich vermutlich gleich furchbar auslachen, weil du den Namen der Autorin falsch geschrieben hast.

    @ Waldlaeufer: Auch wenn das anscheinend nicht in dein Hirn geht - es geht hier nicht immer und ausschließlich um DICH.
    Es geht hier um einen Text. Einen sinnlich und klar erzählten Text.
    Wenn ich mich beim Autorennamen vertippt habe, weil der zufällig dem Namen einer anderen Person ähnelt, die auch gelegentlich hier schreibt, ist es nur gebührender Respekt vor der Autorin, den Tippfehler zu korrigieren, oder? Da magst du so arrogant lachen wie du willst. Das kratzt mich nicht.
    (Und über "anmaßende Kritik" unterhalten wir uns einandermal.)

    Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Du musst die Dinge erzählen, beschreiben - nicht einfach benennen.


    Auch wenn du diesen Satz toll aus Hobby-Schreib-Lehrbüchern abgeschrieben hast, hier ist er fehl am Platze, hier wird nämlich wunderbar erzählt, was die Figur spürt, riecht, sieht, hört, fühlt und denkt. Besser ist das in dieser Knappheit kaum darzustellen!


    Emi : Ich finde den Stil sehr klar und prägnant und gleichzeitig sensibel und poetisch ohne in Kitsch umzuschlagen. Das zu erreichen ist, glaube ich, eine extrem schwierige Aufgabe bei solch einem Thema. :anbet
    (Den letzten Satz ("Glück durchströmte ihn, er war frei.") würde ich streichen, weil er nichts wirklich Neues bringt, der vorletzte gefällt mir da als Abschluss viel besser.)

    Das schöne Frauenbild zum Beispiel:
    "Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am Weibe hat Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft.
    Der Mann ist für das Weib ein Mittel: der Zweck ist immer das Kind. (...)
    Zweierlei will der ächte Mann: Gefahr und Spiel. Desshalb will er das Weib, als das gefährlichste Spielzeug. (...)
    Ein Spielzeug sei das Weib, rein und fein (...)
    Der Mann fürchte sich vor dem Weibe, wenn es hasst: denn der Mann ist im Grunde der Seele nur böse, das Weib aber ist dort schlecht. (...)
    Das Glück des Mannes heisst: ich will. Das Glück des Weibes heisst: er will. (...)
    gehorchen muss das Weib (...) Oberfläche ist des Weibes Gemüth (...) Des Mannes Gemüth aber ist tief, (...)
    »Seltsam ist's, Zarathustra kennt wenig die Weiber, und doch hat er über sie Recht! (...)
    »Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!« "


    Nur Phantasien eines Männchens, das lebenslang von Frauen dominiert wurde?
    (Wiki sagt: "1882 lernte er durch Vermittlung von Meysenbug und Rée in Rom Lou von Salomé kennen. Den Sommer 1882 verbrachten die beiden gemeinsam in Tautenburg, mit der Schwester Elisabeth Nietzsche als Anstandsdame. Nietzsche sah Salomé bei aller Wertschätzung weniger als gleichwertige Partnerin denn als begabte Schülerin an. Er verliebte sich in sie und hielt über den gemeinsamen Freund Rée um ihre Hand an; Salomé lehnte ab. Unter anderem aufgrund von Intrigen der Schwester zerbrach die Beziehung zu Rée und Salomé im Winter 1882/1883; der angesichts neuer Krankheitsschübe und beinahe vollständiger Isolation – mit Mutter und Schwester hatte er sich der Salomé wegen überworfen – von Suizidgedanken geplagte Nietzsche flüchtete nach Rapallo, wo er in nur zehn Tagen den ersten Teil von Also sprach Zarathustra zu Papier brachte.")



    PS: Nein der oben zitierte Text stammt nicht von Eva Herman, also bitte nicht verwechseln. ;-)

    Zitat

    Original von Nudelsuppe
    Warum habe ich nur das Gefühl, dass deine Antwort schon vor dem Posting von Cookie feststand, flashfrog :lache


    Keine Ahnung, wer weiß das schon so genau, Gefühle sind eine äußerst diffuse Angelegenheit, im Schwammigen lässt es sich so schön spekulieren, wer braucht schon Wissen, wenn er fühlen kann. ;-)


    In diesem Fall liegst du mit deinem Gefühl übrigens falsch.

    Ich finde es immer hilfreich, wenn man über einen Begriff redet, zu wissen, was genau man mit dem Begriff meint und ob man damit tatsächlich dasselbe meint wie derjenige, mit dem man redet oder vielleicht etwas ganz anderes.
    Für mich hat Magie mit etwas Übernatürlichem zu tun.
    Schreiben und Lesen sind für mich nichts Übernatürliches. Auch, wenn wir nicht alle Vorgänge erklären können, die da im Gehirn ablaufen, und oft staunen und uns wundern über die Verknüpfungen, die das Gehirn schafft im kreativen Prozess. Übernatürlich oder esoterisch ist daran für mich nichts. Was in unserem Bewusstsein fassbar wird, ist eben nur ein kleiner Teil der Vorgänge, die in unserem Gehirn ablaufen. Durch Drogen, Träume oder trance-artige Zustände wie im Schreibflow hat man zu den unbewusstsen Teilen eventuell einen offeneren Zugang als im normalen Alltagsbewusstsein. Aber das als "Magie" zu bezeichnen, halte ich tatsächlich für eine Mythisierung.


    Rationale Grüße. :-)

    Ich bin erstaunt, dass es noch keinen Rezi-Thread zu diesem Buch gibt.
    Dies ist mein 2. Anlauf, das Buch zu lesen. Beim ersten Mal bin ich über den 1. Teil nicht hinausgekommen und auch diesmal finde ich es nur ein kleinen Portionen verdaubar, weil ich über jeden Abschnitt erstmal gründlich nachdenken muss, und versuchen, ihn einigermaßen zu verstehen. Vieles verstehe ich noch immer nicht. Ich finde es aber extrem spannend, wie aktuell und frisch und geradezu schockierend viele Gedanken sind, die Nietzsche hier ausbreitet und fordert. Wenn man das Buch z.B. in Hinblick auf Terrorismus, neue Fundamentalismen und Globalisierung hin liest.
    Es würde mich darum sehr interessieren, wie ihr das Buch gelesen habt, falls ihr es gelesen habt, und was ihr davon haltet.


    Amazon sagt auch ein paar kluge Dinge: "In Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen fasst Friedrich Nietzsche die drei zentralen Formeln seiner Philosophie zusammen: der Wille zur Macht, die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Übermensch.
    Inhalt: Das Buch entstand vor dem Hintergrund der Umbrüche in Philosophie und Wissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die zum Verlust des Glaubens an Gott führten. Nietzsche bezieht sich im Titel auf den persischen Religionsstifter aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., und deutet damit auf die Funktion seines Zarathustra hin: Ausgehend vom Diktum »Gott ist tot« soll dieser den aufgekommenen Nihilismus (Stichwort R S. 818) besiegen, indem er einen neuen Glauben stiftet.
    Das Werk besteht aus einer Vorrede und den Reden des Titelhelden. Der Prophet Zarathustra, der den Tod Gottes diagnostiziert und den Grund dafür im christlich-griechischen Denken sieht, leidet an den nihilistischen Folgen dieser Entwicklung. Mit 30 Jahren zieht er sich auf eine einsame Berghöhle zurück und entwirft dort seine Lehre vom Übermenschen, der den lähmenden Nihilismus überwindenden soll. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er durch seinen Willen zur Macht befähigt ist, die Umwertung der tradierten moralischen Werte zu vollziehen, um in vollkommener Freiheit seine eigenen Wertvorstellungen wie Selbsterhaltung und Vermehrung von Lebensgefühl zu schaffen. Während die schwachen Menschen sich noch den Geboten eines toten Gottes unterordnen, sucht der Übermensch in seiner Ausrichtung auf die Erde Macht, Vitalität und Stärke zu erlangen, um der Welt einen neuen Sinn zu verleihen.
    Aufbau: In den ersten beiden Teilen entwickelt und verkündet Zarathustra die Lehre vom Übermenschen.
    Im dritten Teil entwirft er den Kerngedanken seiner Philosophie: Grund aller Dinge ist die ewige Wiederkehr des Gleichen mit ihrer Sinnlosigkeit. Damit wendet sich Zarathustra gegen den Glauben an einen übergeordneten Sinn als auch gegen ein zielgerichtetes Geschichtsbild. Hierin manifestiert sich einerseits die extremste Form des Nihilismus, andererseits verrät der Gedanke, dass es der schaffende Wille des Menschen ist, der Götter und Sinn erzeugt. Die Erkenntnis, dass das Hässliche, der Schmerz und das Leiden ewig wiederkehren, führt Zarathustra nicht zur Verzweiflung; vielmehr erkennt er das Leben als Ganzes an und bejaht es. So setzt er dem passiven Nihilismus seinen schaffenden, schöpferischen, sich am Leben und der Natur orientierten Willen entgegen.
    Als Zarathustra im vierten Teil von den am Tode Gottes leidenden »höheren Menschen« in seiner Berghöhle besucht wird, damit er ihnen aus ihrer Verzweiflung heraushelfe, empfindet er zunächst Mitleid mit ihnen, schließlich gelingt es ihm, dieses mit seinem Glauben an die ewige Wiederkehr des Gleichen zu überwinden. Indem Zarathustra somit allen Versuchungen der christlichen Wertüberzeugungen widersteht, wird er seinem hohen Ideal des Übermenschen gerecht.
    Wirkung: Also sprach Zarathustra fand vor allem am Anfang des 20. Jahrhunderts weltweite Resonanz. Das Werk hinterließ nicht nur in der deutschen Literatur (u. a. Robert R Musil, Heinrich und Thomas R Mann), sondern auch in der Weltliteratur (u. a. André R Gide, André R Malraux) tiefe Spuren. Kulturhistorische Strömungen wie Jugendstil, Expressionismus, Kubismus, Futurismus und Realismus standen unter dessen Einfluss. Eine Umdeutung erfuhr das Werk während des Nationalsozialismus, der Nietzsches Lehren für seine menschenverachtende Ideologie missbrauchte. K. K. "

    Es färben sich der Bäume Blätter,
    die zittern nächstens schon vor Frösten.
    Ach ja, man könnt bei solchem Wetter
    mal wieder Schnecken rösten.


    Das kann mich auch nicht wirklich trösten!
    Das macht das Wetter auch nicht netter,
    als sich bei wildem Sturmgebretter
    am Baume auch die allergrößten
    Blätter von dem Ästen lösten.


    Beim Rösten aber (von den Schnecken)
    kannst du das Wetter schnell vergessen,
    und knoblauchfrisch den Kick entdecken:
    Erst Schnecken rösten und dann essen!


    Ihr Eulen, ungeachtet dessen
    dass Schnecken wirklich prima schmecken,
    rate ich euch zu erwecken
    ein paar andre Interessen
    als dauernd arme Schnecken fressen! :rolleyes

    ES FÄRBEN SICH DER BÄUME BLÄTTER.
    DIE ZITTERN NÄCHTENS SCHON VOR FRÖSTEN
    Ach ja, man könnt bei solchem Wetter
    mal wieder Schnecken rösten.


    Das kann mich auch nicht wirklich trösten!
    Das macht das Wetter auch nicht netter,
    als sich bei wildem Sturmgebretter
    am Baume auch die allergrößten
    Blätter von dem Ästen lösten.


    (Schuldigung, freestyle :-) )

    Zitat

    Original von Tom
    Manchmal ist es, als würde man sich selbst beobachten, wie bei einer Nahtoderfahrung (vermutlich jedenfalls, ich hatte noch keine). Irgendwas schreibt, natürlich gibt es leitende Aspekte, Zielführung, Idee und Plot, Notizen und vieles mehr. Aber zwischendrin, während man einen Absatz baut, eine Formulierung findet, etwas geschehen läßt, manchmal über mehrere Seiten hinweg, ist es, als hätte man überhaupt nicht darüber nachgedacht, was man gerade tut, als hätte ein Teil der Person gehandelt, über den man eben nur wenig Kontrolle hat.


    Ja, ja, ja, genau das ist der Zustand, den ich damals im "Schreibflow-Thread" versucht habe zu beschreiben:

    Zitat


    das ist bei mir ein tranceartiger Zustand, bei dem ich manchmal das Gefühl habe, meinen Körper von außen/oben zu betrachten, bei dem ich auf mehreren Ebenen gleichzeitig denke, bei dem ich die Figuren reden höre und die Szenen vor mir sehe wie einen Film und eigentlich nur noch mitzuschreiben brauche.


    Du kennst ihn also doch, den Flow! Als "Nahtod-Erfahrung" würde ich das nicht bezeichnen, aber ich glaube ich weiß, was du damit meinst.


    Als Magie würde ich das nicht bezeichnen. Unerklärlich und faszinierend ist es aber allemal, was der unbewusste und unterbewusste Teil unseres Gehirns da beim Schreiben für Verknüpfungen schafft.