Beiträge von flashfrog

    Sibylle Bergs Roman "Sex II" ist in seiner Radikalität eins meiner absoluten Lieblingsbücher. Sowas kann ein Autor aber wohl nur 1mal im Leben schreiben. Auch, wenn das Thema bei ihr meist das gleiche in Variation ist.
    "Ende gut" beschreibt konkreter als ihre älteren Bücher all die Dinge, die in unserer Welt derzeit so schieflaufen. Stilistisch reifer als etwa "Sex II" oder "Ein paar Leute suchen das Glück", ist "Ende gut" mal wieder ein echter sprachlicher Hochgenuss!


    Nur das Ende gefällt mir nicht:
    Zu gut. :lache
    Ist das ernst gemeint? Ironisch? Wie habt ihr das verstanden?

    Oh ja, bin auch ein großer Gernhardt-Fan! (Wird wohl kaum jemanden hier überraschen ;-) )
    Ein bisschen schade, dass er erst sterben musste, bevor er so richtig literarisch gewürdigt wurde. Gedichte, Satiren, Zeichnungen, Erzählungen, Hörspiele, Essays, der Mann war ja auch unheimlich vielseitig. Aber wer was reimt und auch noch witzig ist, macht sich halt sehr schnell verdächtig...

    Heine lebte von 1797 bis 1856, hatte also grad 150. Todestag. Die Loreley ist 1824 erschienen.


    Mir leuchtet auch nicht recht ein, warum man hier kein Gedicht (selbstverständlich mit korrekter Quellenangabe, gängige literaturwissenschaftliche Praxis) zitieren darf, um neue Leser "anzufüttern", die Heine vielleicht nur aus der Schule kennen und eine gewisse Scheu vor Klassikern haben, die gar nicht wissen, wie gut die manchmal zui lesen sind. ;-)




    Schiller : Ähm, bitte mal kurz weglesen, jetzt wirds fies... :grin


    Lorelei
    (Das ist meine, frei nach Heine.)


    Weil am Rhein die Lore leiert
    und ihre fake Extensions bürstet,
    wonach der Schiffer geifernd geiert,
    und es ihn sehnsuchtsvolle dürstet
    nach ihrem prallen Dekolleté,
    getuned durch plastische OP,
    ersäuft er in dem Strom so blau.
    Selber schuld, die alte Sau.

    Zitat

    Original von churchill
    Sehr schön, flashfrog :-)


    Kleine (ernstgemeinte) Nachfrage:


    Gedichte lese ich gerne laut. Das fällt mir hier in einer Zeile ziemlich schwer. Ist es also ein Gedicht, dass sich nur stumm lesen lässt?


    Diese Leerstelle finde ich gerade gut. (Ich hab sie allerdings auch ein wenig "umgeschrieben", weil sie für mich eher mit 2 Ausrufezeichen als mit einem Fragezeichen zu enden scheint.)
    Füg einfach eine beliebige Stelle aus dem Papst-Reden-Thread da ein... :grin


    Vielleicht könnte man die Stelle beim Vorlesen pantominisch darstellen?

    Zitat

    Original von churchill
    *wie wild such* :lache


    churchill : Gemach. Nur nicht gleich explodieren... :lache



    Raziel : Ich hab mal versucht, die Rechtschreibung, Zeichensetzung und Reime an ein paar Stellen ein bisschen zu glätten, weil mir dein Gedicht nämlich nach mehrmaligem Lesen immer besser gefällt. Nur ein Vorschlag. Ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, dass ich so frech bin, mir herauszunehmen, in deinem Text herumzupfuschen?



    Und da sitzt er nun und liest,
    wie ein anderer beschließt
    Seine Meinung kund zu tun,
    Denn nicht länger konnt er’s halten.
    Doch hier muss Recht vor Gnade walten!


    Und er zetert, schimpft, zitiert.
    (Wie doch die Dummheit inspiriert!)
    Nein, nicht länger will er ruh’n!
    Das Herz ihm laut im Ohre pocht,
    Das Blut in seinen Adern kocht.


    Doch der Volkesmund befiehlt,
    aufdass man and’rer Zeit nicht stiehlt,
    Weile in des Denkens Eile.
    Und was der Mund des Volkes sagt
    Wird nicht lange hinterfragt.


    Da sitzt mit stolz geschwellter Brust
    der Mann vor seinem Werk aus Frust.
    Prüft nochmal die Einzelteile.
    Und auf Enter schnell gedrückt
    wird das Machwerk abgeschickt.


    Und es liest sich gar gewichtig:
    „..§,.!.?!,.,%.;.?..!,%.!.€,,,!!“ – richtig?
    Nein!, sagt der andre ungeniert,
    das scheint mir doch mehr Schein als Sein!
    Der Autor: Tod und Teufel! Nein??
    Und dann ist er explodiert.


    …und der Rest ist Schweigen!

    Mir gefällts, solche Leute kenne ich nämlich auch zu genüge. :grin
    Ganz besonders schön finde ich die Zeile: "Wie doch die Dummheit inspiriert". Bei hitzigen Diskussionen in manchen Internetforen ist dieses Phänomen ja sehr schön zu beobachten (natürlich nicht in diesem :-) )


    Mir ist allerdings an manchen Stellen nicht ganz klar, wann bei den Personen von dem einen und wann von dem anderen die Rede ist. Ich weiß z.B. nicht, wem ich die 3. Strophe zuordnen soll, die widerspricht ja eigentlich den Tiraden, in die sich der Diskutierer hineinsteigert, oder?
    Soll keine Kritik sein, ich möchte nur das Gedicht richtig verstehen.



    (An den Reimen, dem Versmaß und der Rechtschreibung ließe sich sicher noch ein bisschen feilen, aber
    churchill : Nicht alles, was sich nicht gleich perfekt reimt, ist kein Gedicht. ;-) )

    Lese-Rienchen, mit Englisch-Leistungskurs solltest du einigrmaßen gut gerüstet sein. Am besten mit einem nicht zu dicken Buch anfangen, das dich wirklich interessiert, was wirklich Spannendes, dann bleibt man auch bei der Stange.
    Ich lese englischsprachige Autoren wenn immer möglich im Original, weil bei der Übersetzung oft viel an Sprachkunst verloren geht. Man muss nicht jedes Wort verstehen, ich hab 2 Jahre in Amerika gewohnt und verstehe trotzdem nicht jedes Wort. Das meiste erschließt sich aber über den Zusammenhang, da muss man nur ab und zu ein paar Wörter nachschlagen, die besonders wichtig sind. Und man verbessert dabei ganz nebenbei sein Englisch, weil man ein besseres Sprachgefühl kriegt durch das lesen.


    Also nur Mut! :-)


    Achja: Threat = Drohung, Thread = (Gesprächs-)Faden. Das konnte ich mir jetzt doch nicht verkneifen. :grin

    Schöne Idee!
    Auch wenn meine absoluten Favoriten bei zweikommaetwas Prozent rumdümpeln. :grin
    Ich würd so ziemlich alles davon lesen. Wenn ich Zeit hab.


    Noch ein Vorteil: Klassiker gibt es ja oft für nen Appel und nen Ei bei Ebay (zumindest, wenn wir uns nicht alle gleichzeitig drauf stürzen :lache )

    Ich habe den ersten Band "Felidae" zu Weihnachten geschenkt bekommen, und möchte auch einen kleinen Review beisteuern (für diejenigen Dosenöffner, die das Buch noch nicht gelesen haben).


    Kater Francis zieht mit seinem Herrchen, einem leicht vertrottelten Autor von schlimmen Frauenromanen ;-) in ein heruntergekommenes geheimnisumwittertes Haus. Francis wird von der alteingesessenen Katzennachbarschaft gleich als Klugscheißer identifiziert. (Der Autor Pirincci entpuppt sich leider als ebensolcher, indem er den Leser nebenbei über artgerechte Katzenhaltung aufzuklären sucht und zuweilen arg heftig mit dem moralischen Zeigefinger wedelt. Das ist ein bisschen schade, die Message des Buches hätten wir auch so verstanden.)
    Francis also versucht, nachdem er einen toten Artgenossen im Garten entdeckt, als Detektiv dessen Mörder aufzuspüren, wobei ihm unbezähmbare Neugier, Logik und Instinkt zu HIlfe kommen, ein neunmalkluges Vieh eben, dass, wie alle Katzen, natürlich auch jedes Wort in Menschensprache versteht (was eine Katze natürlich niemals zugeben würde!). Raffiniert legt der Autor eine falsche Fährte...


    Es geht um kätzerische Dinge wie Revierverteidigung, Paarung, Fellpflege und Rivalitäten. Aber das ist nur die Oberfläche, in Wirklichkeit ist Francis' Welt eine allzu Menschliche, und das ist schon fellsträubend, was da geschieht: Er stößt auf eine rätselhafte Katzensekte und schauerliche Dosenöffner (aka Menschen), es entschleiert sich ein regelrechter Katzenholocaust. Das ist harter Stoff und sicher nicht jedes Katzenliebhabers Sache... :-(
    Auch ist die Fabel (so sollte man die Geschichte wohl am besten bezeichnen) teilweise recht arg an den Schnurrhaaren herbeigezogen. Aber höchst spannend, sprachlich frisch und mit sensibler Einsicht in die Katzenseele erzählt.




    PS: Achja, falls ihr wieder mal unerklärliche Online-Kosten auf der Telefonrechnung entdeckt, passt doch mal auf, was euer Stubentiger nachts so mit eurem Computer anstellt... ;-)

    Hm.
    Also laut Wikipedia zeichnet sich eine handelsübliche Kurzgeschichte durch folgende Punkte aus:
    - starke Komprimierung des Inhaltes - also ge-dichtet sozusagen ;-)
    - kurzer Text - stimmt.
    - kurze Exposition - hab ich.
    - wenige Hauptpersonen - jau, 3.
    - konfliktreiche Situation, geprägt von vielen Emotionen - aber sowas von!
    - Ein entscheidender Einschnitt aus dem Leben der handelnden Person/Figur wird erzählt - so könnte mans auch sagen...
    - chronologisches Erzählen - ich hätts nicht besser formulieren können.
    - einsträngige Handlung - völlig, völlig!
    - Metaphern und Leitmotive - wie könnte ich ohne?
    - Themen sind Probleme der Zeit - in deutlich mehr als einer Hinsicht :grin
    - Wendepunkt, Pointe - aber klar doch!


    Von Reimverbot oder Zeilengestaltung steht da nix. :grin

    Marlen Haushofer: Die Wand (Hat mich sehr beeindruckt. Wie wäre das Leben, wenn es keine Menschen mehr gäbe? Das Buch ist sehr präzise geschrieben und wider Erwarten sehr spannend, und das Ende ist so folgerichtig wie tragisch.)


    Günter Wallraff: Ganz unten. (Hat erstaunlicherweise nichts an Aktualität verloren.)


    Holm Friebe/Sascha Lobo: Wir nennen es Arbeit (eine Anleitung zum Leben und Arbeiten in der digitalen Boheme, ich hoffe, sie hilft... :grin)


    Noch nicht gelesen:
    J.R.R. Tolkien: The Hobbit
    Neal Stephenson: Zodiac
    Akif Pirincci: Felidae - Der Katzenkrimi

    Ich komme erst jetzt dazu, das alles in Ruhe nachzulesen.


    churchill : Wunderschönes Gedicht! Hab ich mir gleich schonmal für nächste Weihnachten ausgedruckt. :-)
    (Aber lass dich nicht von Corinnas Engeln erwischen... :lache )



    Corinna : Sprachlich sehr schön und phantasievoll! Meine Sympathie gehört allerdings eindeutig nicht den Engeln sondern den tannenbäumigen Schuppentieren. :grin



    polli : Sehr schöne lustige Idee für eine Geschichte zum ... äh -- Dings!



    Heike :
    "Schneefall hatte eingesetzt und setzte sich mit dicken, weichen Flocken auf Jacke und Mütze, während er auf den Weg zum Bahnhof machte."


    Das ist jetz aber unanständig... :-]



    Und danke Tom fürs Zuckerguss abkratzen.... ;-)