Beiträge von Bernard

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    Original von MagnaMater
    Der Katholische Katechismus. Schlechtestes buch, um es jemandem zu empfehlen. Ich hab es gelesen - von der ersten bis zur letzten zeile. Danach bin ich ausgetreten.


    Das ist ein Grund, meine Empfehlung zu bestätigen: Offensichtlich ist der Katechismus ein Buch, aus dem man sich fundiert informieren kann, um dann eine informierte Entscheidung zu treffen. Für diesen Thread ist die grobe Kenntnis einiger Inhalte darüber hinaus wesentlich, denn nur vor dem Hintergrund dieser Inhalte wird deutlich, warum die Rede von Kardinal Meisner, die ja der Auslöser dieses Threads ist, in der Tradition seiner Glaubensgemeinschaft folgerichtig ist.
    Ich empfehle die Lektüre des Katechismus aber auch ganz allgemein, weil man dabei lernt, dass der katholische Glaube wenig mit dem Bild von blümchenbetrachtenden heiti-teiti-wir-haben-uns-alle-lieb Möchtegern-Gutmenschen zu tun hat, das die modernen Märchen so gern zeichnen.

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    Original von Tom


    Es gibt kein "ungeborenes Kind". Es gibt eine Zygote, einen Haufen Zellen, der sich teilt. Es gibt in der Organese etwas komplexere Strukturen, aber kein Kind. Nach Deiner Definition wäre sogar Masturbation Mord.


    Ich halte nach wie vor "Kind" für die richtige Bezeichnung. Bei der "Masturbation" werden jedoch keine Kinder getötet, da es hier nur um Samenzellen geht - ein Auszug des Erbgutes des Mannes. Die Verschmelzung mit der Eizelle hat nicht stattgefunden, kein einmaliger Gencode ist entstanden.


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    Original von Tom


    Um es nett auszudrücken: Who the fuck cares? Dieser "Code" ist kein Instanz, kein Wesen, sondern bestenfalls gegenständlich. Es gibt das Potential einer Person, aber diese paar Eiweißmoleküle "Kind" zu nennen käme dem gleich, eine leeres Blatt Papier "Roman" zu taufen.


    I Care.
    Weil dies ein sinnvolles und eindeutiges Kriterium ist, das Menschen von anderen Lebensformen abgrenzt. Das Vorhandensein von Organen zum Beispiel tut das nicht. Es gibt Menschen, die beide Nieren verlieren - deswegen verlieren sie aber nicht das Recht auf Leben.


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    Original von Tom
    Und "besonders schwere Todsünden" gibt es nicht. Todsünden sind bereits "besonders schwere Sünden" und kategorisch nicht mehr zu steigern. Um beim Thema zu bleiben: Ein wenig oder besonders schwanger gibt es auch nicht.


    In der katholischen Lehrmeinung schon (für Interessierte verlinke ich mal den Katechismus). Da gibt es die Erbsünde, es gibt Hauptsünden, Wundsünden, Todsünden, "Himmelschreiende Sünden" (das ist tatsächlich ein Fachterminus). Innerhalb der Todsünden hat die Abtreibung die mehrfach geschilderte Sonderstellung. Sie ist nicht "irgendeine Todsünde", sondern eine besonders schwere.

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    Original von Tom
    Ich frage mich, was eine "besonders schwere Todsünde" sein soll. :wow


    Eine Todsünde zerstört das Verhältnis zwischen dem Menschen und Gott, hat aber nicht die Exkommunikation zur Folge. Dies ist m.W. tatsächlich nur bei der Abtreibung und beim Bruch des Beichtgeheimnisses durch den Priester der Fall.
    Ferner ist eine Sünde nach katholischem Verständnis nicht die Tat als solches, sondern eher eine Geisteshaltung. Die Motivation hat eine mindestens gleichrangige Bedeutung. Bei der Abtreibung ist jedoch keine Geisteshaltung denkbar, die eine solche Tat ohne Todsünde möglich machen würde (von der genannten medizinischen Indikation abgesehen), was dieser Tat eine Sonderstellung verleiht. Ich fürchte aber, dass die Definition des Begriffs "Sünde" (und seine Überlagerung durch diverse moderne Mythen und Märchen) uns hier weit abbringen würde. Wesentlich scheint mir nur, dass die Abtreibung in der katholischen Kirche eine absolute Sonderstellung einnimmt.


    Der Begriff "Mord" bezeichnet die bewusste Tötung eines Menschen, wobei die Tat ein "Mordmerkmal" erfüllen muss. Die Ermordung eines ungeborenen Kindes erfüllt mehrere dieser Merkmale:
    - Wehrlosigkeit des Opfers
    - Heimtücke
    - Verschwörung (zwischen Arzt und Mutter und ggf. weiteren)
    "Niedere Beweggründe" wird man bei der Mutter wohl selten finden, beim Arzt darf man allerdings davon ausgehen, dass er den Mord aus Gewinnerzielungsabsicht begeht.


    Die Tatsache, dass die Mutter nach einer Abtreibung noch einmal schwanger werden könnte, bedeutet nicht, dass die Tat reversibel sei, denn es wird niemals das gleiche Kind entstehen - nach der Verschmelzung von Ei und Samenzelle liegt ein eindeutiger und einmaliger genetischer Code vor, der nicht reproduzierbar ist. Die Abtreibung ermordet also einen Menschen ebenso endgültig und unwiederbringlich wie jeder andere Mord auch. Wenn man diesen Abtreibungsmord legitimiert, stellt sich sofort die Frage, ob auch andere Morde legitim sind:
    - Alte Menschen, die keinen produktiven Beitrag mehr leisten
    - Geisteskranke
    - Kinder, die sich nicht selbst versorgen können
    - Langzeitarbeitslose und sonstige Nicht-Produktive
    - Straftäter
    - Menschen, die keiner will (wie oben als Begründung angeführt wurde)
    - (beliebig fortsetzbar)


    Ich halte es für keineswegs mystizierend, sondern im Gegenteil für modern, einen einmaligen und dem menschlichen Bauplan entsprechenden Gen-Datensatz als definierendes Merkmal für die Existenz eines eigenständigen Individuums heranzuziehen, mit allen Konsequenzen.

    Für mich geht es in diesem Fall primär um den Komplex Verantwortung.
    Es ist verantwortungslos, volltrunken Auto zu fahren, keine Frage.
    Andererseits hat Frau Käßmann mit dem Ratsvorsitz ja auch eine Verantwortung für ihre Organisation übernommen. Sie hat vor gar nicht allzu langer Zeit gesagt, dass sie sich das Amt zutraut und die Mehrheit hat gesagt, sie sei die Beste dafür. Sie hat die Wahl angenommen und damit die Verantwortung dieses Amtes übernommen, die sie nun zugleich mit den Privilegien ablegt. Ich finde, das sollte man nicht leichtfertig tun, deswegen ist es für mich lobenswert, dass sie ein paarmal über diesen Schritt geschlafen hat.
    Ob der Schritt an sich richtig ist, kann ich nicht beurteilen, ich bin kein Mitglied einer evangelischen Kirchengemeinschaft. Nachvollziehen kann ich ihn nicht. Sie hat gegen ein Gesetz und vermutlich gegen die Regeln ihrer Glaubensgemeinschaft verstoßen. Na und? Jede und jeder macht solche Fehler, selbst alle Päpste sind bekennende Sünder und bleiben dennoch Papst. Wenn die Tatsache, Fehler zu machen, jemanden für das Amt der Ratsvorsitzenden disqualifiziert, dann wird der Posten wohl vakant bleiben.
    Soweit ich mitbekommen habe, begründet Frau Käßmann ihren Rücktritt damit, dass sie nach diesem Vorfall nicht mehr die nötige Autorität hätte. Falls das zutrifft, halte ich die Erwartungshaltung der Gläubigen für bedenklich. Jemand, der einen Fehler eingesteht, sich zu bessern versucht und wo angebracht Wiedergutmachung leistet (wobei in diesem Fall ja noch nicht einmal ein Schaden entstanden ist) wäre für mich Vorbild genug.
    Nicht weniger Respekt als dieser Rücktritt hätte es mir abgenötigt, wenn Frau Käßmann sich entschieden hätte, der Verantwortung ihrer Ämter weiterhin nachzukommen, dort dann natürlich konstruktiv mit ihrer Verfehlung umzugehen. Eher mehr.

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    Original von beowulf
    Das schlimme ist nämlich, dass über die Männer, die eigentlich bestraft werden müssten, weil diese "Not- oder Konfliktsituation" nicht entstehen würde, liessen sie die Frau nicht im Stich oder wären sie auch nur bereit einen Funken Verantwortung zu tragen auch niemand spricht. Vorallem nicht die katholische Kirche.


    Das kann ich aus meinem Umfeld nicht bestätigen. Im Gegenteil werden diese Männer nach meiner Erfahrung von der katholischen Kirche aufs Schärfste verurteilt.

    Für diejenigen, die an den Dimensionen interessiert sind, hier ein Auszug aus den Zahlen des statistischen Bundesamtes für 2008:


    Insgesamt 114.484 Schwangeschaftsabbrüche in Deutschland
    Davon:
    21 (oder 0,00018 %) mit kriminologischer Indikation (= Die Schwangerschaft war auf ein Sexualdelikt zurückzuführen, bspw. eine Vergewaltigung)
    2.989 mit medizinischer Indikation (z.B. gesundheitliche Gefährdung der Mutter)


    [URL=http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/Content75/RechtlicheBegruendung,templateId=renderPrint.psml]Quelle: Statistisches Bundesamt[/URL]


    Für das Thema dieses Threads muss man die 2.989 mit medizinischer Indikation herausrechnen, weil diese auch nach Lehrmeinung der Kirchen legitimiert sind.
    Die anderen gelten nach Lehrmeinung als besonders schwere Todsünde. Eine Abtreibung ist eine der ganz wenigen Taten (mir fällt momentan nur eine einzige weitere ein, der Bruch des Beichtgeheimnisses), die in der katholischen Kirche die sofortige Exkommunikation der Täter (vor allem der Arzt, in zweiter Linie die Frau, zudem die an der Operation Beteiligten) zur Folge hat.


    :write

    Ich erinnere mich, dass ich früher schön ordentlich ein Kapitel nach dem anderen gelesen habe, zwischen den Kapiteln immer eine kleine Pause.
    Dann kam Winnetou I und ich las, so lange es irgendwie ging, bis die Mutter zum Essen rief oder mir die Augen zu fielen, und wenn es mitten auf der Seite war ...
    Natürlich gibt es auch von mir zehn Punkte!

    Klappentext:
    Die Wahl eines amerikanischen Präsidenten mit afrikanischen Wurzeln und pazifischer Heimat ist Sinnbild eines tiefgreifenden Wandels, der weit über die USA hinausweist. Der fünfhundertjährige Siegeszug des "weißen Mannes" ist Geschichte. Die ehemals koloniale Welt ist im Aufbruch begriffen. Dabei wendet sie sich vom Westen ab, besinnt sich auf eigene Stärken und Traditionen. Mit dem ihm eigenen Gespür für welthistorische Veränderungen schildert Peter Scholl-Latour seine jüngsten Reiseeindrücke vor dem Hintergrund seiner sechzigjährigen Erfahrung als Chronist des Weltgeschehens.


    Inhalt:
    Die von der persönlichen Sicht des Autors dominierten Essays gliedern sich in Kapitel zu folgenden Ländern bzw. Regionen:
    - Ost-Timor
    - Bali
    - Ozeanien
    - Java
    - Philippinen
    - China
    - Kasachstan
    - Kirgistan
    Diese Gliederung wird allerdings nicht strikt eingehalten, da der Autor seine aktuellen Reiseeindrücke vergleicht mit den Eindrücken früherer Reisen in diesen Regionen, aber auch mit passenden Eindrücken von Reisen in anderen Regionen. Zum Beispiel vergleicht er das Erstarken des Islams in Kasachstan mit seinen Erfahrungen in Afghanistan.


    Meine Meinung:
    Im Grunde bin ich ein Freund der Bücher von Peter Scholl-Latour, weil er recht erfrischend Positionen vertritt, die man sonst nicht zu hören bekommt. Das ist auch in diesem Buch wieder der Fall, wenn er etwa das Eingreifen der chinesischen Militärs auf dem Platz des Himmlischen Friedens als kleineres Übel (zur Alternative, nämlich dem Zerfalls des chinesischen Riesen-Reiches) bewertet und auch zu einem positiven Resümee der chinesischen Okkupation Tibets kommt, die der Bevölkerung einen deutlich höheren Lebensstandard verschafft habe. Natürlich bedingen diese exotischen Ansichten auch bei mir ab und zu ein befremdetes Stirnrunzeln, etwa wenn Scholl-Latour mit schöner Regelmäßigkeit rassische Merkmale verschiedener Völker diagnostiziert. So attestiert er den Han-Chinesen durchwegs merkantiles Geschick und Fleiß, während er recht unverblümt einen Reisebegleiter zitiert, der in den australischen Aborigines den "Missing Link" in der menschlichen Evolution zu erkennen glaubt.
    Unterstützt werden diese provokanten Analysen durch eine patzige, man könnte auch sagen: pampige Sprache, die schmunzeln lässt. Vielleicht kommt so etwas mit dem Alter, auch Reich-Ranicki ist ja für solche Ausbrüche bekannt. Mir jedenfalls gefallen solche Abweichungen von der Political Correctness recht gut.
    Das Buch "Die Angst des weißen Mannes" kann mich allerdings nicht überzeugen. Letztlich wird zu viel hin und her gesprungen, es bleibt der Eindruck flirrender Schlaglichter. Besser hätte mir gefallen, wenn er ein Kapitel genommen und dieses dann gründlicher analysiert, sprich: ein eigenes Buch daraus gemacht hätte. Auch leitet der Titel fehl. Es geht eigentlich nicht um die Bedrohung des Abendlandes, sondern um den Aufbruch der ehemals abhängigen Nationen in eine unabhängige Entwicklung. Natürlich verliert die Kultur "der Weißen" damit an geostrategischem Einfluss; inwieweit dies den Alltag in Europa, Nordamerika oder Australien verändern wird, ist jedoch nicht Thema des Buches.
    Im Fazit hat dieses Buch mich in meiner Überzeugung bestätigt, dass Peter Scholl-Latour ein kundiger Mensch ist. Allerdings konnte er mir sein Wissen nicht vermitteln - ich bin nicht viel schlauer als vor der Lektüre des Buches.

    Die Hyperion-Gesänge von Dan Simmons sind Science Fiction mit Horror-Elementen. Der erste Teil setzt sich aus Episoden zusammen, die jeweils aus der Sicht einer Hauptfigur erzählt werden. Eine dieser Figuren ist ein katholischer Priester, allerdings in einer fernen Zukunft.

    Mir hat auch die zweite Folge gut gefallen. Vor allem kommt mir entgegen, dass mit dem Bruder mal ein wirklich böser (eigentlich ja für seine Rasse "normaler") Vampir "bei der Arbeit" gezeigt wird.

    Ich mag das sehr, wenn der Autor etwas vom Drumherum erzählt. Das kann zum Hintergrund der Geschichte sein oder auch einfach der ein oder andere Schwank aus seinem Schriftstellerleben.
    Frank Schätzing mit seiner "Schwarm"-Tour habe ich in sehr guter Erinnerung. Die professionelle Show eines Marketing-Manns inklusive Tonband-Einspielungen und allem Drum und Dran. Grandiose Unterhaltung.
    Auch klasse ist André Wiesler, der einen mehrstündigen Vortrag über Vampire, Werwölfe, Hexen und die Inquisition hält, dabei mit einer ganzen Wagenladung von Vorurteilen aufräumt und die kurzen Leseabschnitte aus seinen Büchern als bewusste Höhepunkte setzt. Da hat man hinterher das Gefühl, deutlich schlauer zu sein als vorher. :grin
    Michael Crichton hat bei "Welt in Angst" keine einzige Zeile aus seinem Roman gelesen, nur von der Recherche berichtet. Man fühlte sich vom Intellekt dieses Mannes geradezu plattgewalzt, hat den Zuhörern auch angesehen, wie sie in ihre Stühle gedrückt wurden. Ich war begeistert und nachdenklich zugleich und empfinde Crichtons Tod als noch größeren Verlust, als es wohl der Fall gewesen wäre, wenn ich die Lesung nicht besucht hätte.

    Zitat

    Original von Goldbeere
    Ich hab eigentlich so gut wie immer ein Buch mit und les auch jeden Tag wenigstens ein paar Seiten.


    Das halte ich auch so. Spätestens abends im Bett sind ein paar Seiten fällig.

    Bibliografische Angaben:
    Titel: Der Fluch des dunklen Mondes
    Autor: Lars Maria Maly
    Textform: Horror-Novelle (+ Essay über den Autor)
    Seiten: 135
    Verlag: Eloy Edictions (www.eloyed.com)
    ISBN: 978-3-938411-19-3


    Klappentext:
    Seit jeher war die Göttin Lilith als dunkler Mond am Himmel zu sehen, doch als sie eines Tages plötzlich verschwand, stellte die Kirche auch ihre Anbetung unter Strafe. Nur eine Handvoll Menschen setzten sich über das Verbot hinweg und arbeiteten im verborgenen auf die Rückkehr der Göttin hin. Chiron war einer von ihnen - vertrieben aus einem geheimen Tempel machte er sich auf die Suche nach einem Weg, seiner Göttin die Rückkehr an den Himmel zu ermöglichen.
    In der Novelle »Der Fluch des dunklen Mondes« schickt der Autor Lars Maria Maly den Leser tief in eine bilderhafte Welt aus Schmerz und Leid, aus Wahn und aus Tod, die von Anfang an unter einem Fluch zu stehen schien...


    Inhalt:
    Obwohl es sich um eine Horror-Novelle mit einem fantastischen Element handelt (ein dunkel-dämonisches Wesen), wird die Novelle vom Flair einer historischen Erzählung getragen, die ich im 18. Jahrhundert verorten würde. In einem entlegenen Gebiet herrscht ein Graf, der aus zunächst unbekannten Gründen die Anhänger der Mondgöttin Lilith brutal verfolgen lässt ("brutal" trifft hier auch auf die ein oder andere Szene zu). Chiron überlebt einen Überfall gräflicher Schergen, gerät in Gefangenschaft auf einem abgelegenen Schloss und kann Einiges über seine Göttin und auch den Grafen herausfinden, bis die Novelle zu einem eher düsteren Schluss kommt.
    Über den Text hinaus bietet das Büchlein ein Gedicht, das stimmungsvoll auf die Geschichte hinführt, sechs ganzseitige Schwarzweiß-Zeichnungen und ein nachgestelltes Essay, in dem Uwe Voehl den Autor Lars Maria Maly vorstellt, der mit dieser Novelle sein Erstlingswerk vorlegt.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist außergewöhnlich liebevoll gestaltet. Jedes der in einer Miniauflage von 111 Stück erschienenen Exemplare ist nummeriert und signiert, Titelbild und Zeichnungen (beide vom Autor der Novelle angefertigt) machen den Band zu einem liebevollen Gesamtkunstwerk.
    Die Geschichte bietet trotz der Kürze die ein oder andere überraschende Wendung und wird den Freunden stimmungsvollen Horrors gefallen. Wenn auch mitunter mit der Darstellung von Brutalitäten aufgewartet wird, liegt der Fokus doch auf dem inneren Erleben der Hauptfigur Chiron, dessen Verzweiflung greifbar vermittelt wird. Maly weiß durch eine Sprache zu gefallen, die das Flair eines vergangenen Jahrhunderts gut transportiert.
    Neben dem recht hohen Preis von zwölf Euro (bei der kleinen Auflage verständlich) liegt eine Schwäche der Novelle im handwerklichen Bereich. Die Kommasetzung scheint kaum an Regeln gebunden und auch grammatisch hat sich die ein oder andere Unschärfe eingeschlichen. Orthografisch wurde sauberer gearbeitet und vor allem Wortwahl und Sprachmelodie können überzeugen, sie tragen die Geschichte und verraten eine starke, individuelle Stimme dieses Autors.
    In der Gesamtbeurteilung ist "Der Fluch des dunklen Mondes" ein Liebhaberstück, an dem ich meine Freude hatte.


    Hinweis:
    "Der Fluch des dunklen Mondes" ist bei Eloy Edictions erschienen, einem Kleinverlag, was erklären mag, warum ich es bei den gängigen Online-Großhändlern nicht gefunden habe. Daher auch die eingangs genannten bibliografischen Daten. Auf der Verlagshomepage scheint man das Buch noch bestellen zu können.